PM-Stahl oder 440C
PM-Stahl oder 440C
5. September 2018 um 19:42
Hallo allerseits,
ich bin neu hier: Gelernter Chemiker mit inzwischen über 20 Jahren Erfahrung in Materialwissenschaften. Trotzdem nicht die die Weisheit mit Löffeln gefressen.
Zur Zeit habe ich vor ein „Jagdtaschenmesser“ zu kaufen, das in zwei Versionen angeboten wird. Entweder mit einer Klinge aus 440C oder einem offenbar pulvermetallurgischen Stahl, Handelsname „CPM Cru-Wear“. Letzterer soll besonders hart (61-63 HRC) und verschleißfest sein. Mehrpreis 20€, also nicht besonders viel gemessen am Preis des aufwendigen Messers. Ich kenne mich mit Walzstahl und gesinterter technischer Keramik aus, PM-Stahl scheint die Eigenschaften (Vor- und Nachteile) beider Werkstoffe zu vereinen. Was ich nicht möchte, sind Poren. Deshalb wäre mir ein gewalzter Stahl lieber. Andererseits reizt der mich der technologische Aspekt des PM-Stahls.
Die Frage ist, ob man die möglichen Vorteile eines solchen Stahls überhaupt nutzen kann. Das Messer wird Fleisch und Sehnen schneiden sowie ab und an einen Knochen berühren. Die ggf. geringere Rostträgheit des PM-Stahls ist für mich nicht relevant.
ich bin neu hier: Gelernter Chemiker mit inzwischen über 20 Jahren Erfahrung in Materialwissenschaften. Trotzdem nicht die die Weisheit mit Löffeln gefressen.
Zur Zeit habe ich vor ein „Jagdtaschenmesser“ zu kaufen, das in zwei Versionen angeboten wird. Entweder mit einer Klinge aus 440C oder einem offenbar pulvermetallurgischen Stahl, Handelsname „CPM Cru-Wear“. Letzterer soll besonders hart (61-63 HRC) und verschleißfest sein. Mehrpreis 20€, also nicht besonders viel gemessen am Preis des aufwendigen Messers. Ich kenne mich mit Walzstahl und gesinterter technischer Keramik aus, PM-Stahl scheint die Eigenschaften (Vor- und Nachteile) beider Werkstoffe zu vereinen. Was ich nicht möchte, sind Poren. Deshalb wäre mir ein gewalzter Stahl lieber. Andererseits reizt der mich der technologische Aspekt des PM-Stahls.
Die Frage ist, ob man die möglichen Vorteile eines solchen Stahls überhaupt nutzen kann. Das Messer wird Fleisch und Sehnen schneiden sowie ab und an einen Knochen berühren. Die ggf. geringere Rostträgheit des PM-Stahls ist für mich nicht relevant.
7. September 2018 um 06:26
Die Frage ist, ob man die möglichen Vorteile eines solchen Stahls überhaupt nutzen kann.
Wohl eher nicht. Ich breche meine Stücken mit einem San Mai aus Baustahl und alter Feile auf. Für mich bisher die beste Kombination. 440C ist rostträge und härtbar, daher wird er gern für Messer hergenommen. PM hat im Stahl selbst und daher auch in der Schneidkante eine super gleichmäßige Struktur. Aber es wird daher trotzdem nicht besser schneiden. Das ist eher von Bedeutung für Maschinen im Dauereinsatz. Hört sich eben gut an "Klinge aus pulvermetallurgischem Stahl". Und wenn man dann noch 20€ mehr damit verdienen kann... Aber brauchen wird das eher keine normalsterblicher Mensch. Ist wie mit den Hämmern aus "Panzerstahl".
7. September 2018 um 06:47
440C ist rostträge und härtbar, daher wird er gern für Messer hergenommen. PM hat im Stahl selbst und daher auch in der Schneidkante eine super gleichmäßige Struktur. Aber es wird daher trotzdem nicht besser schneiden
Das kann ich nicht so stehen lassen.
Je feiner das Korn eines Stahls, desto schärfer kann er geschliffen werden.
Die üblichen rostträgen Messerstähle wie der 440C haben ein gröberes Korn durch die großen Chromcarbide.
Bein schleifen gibt es Mikroausbrüche an der Schneidkante durch die sich lösenden Carbidkörner, das Messer wird eine Mikrosäge, gut für den Zugschnitt.
Chromcarbide sind hart, die Schärfe bleibt recht lang.
Bei feinerem Korn (allgemein Carbonstähle, PM Stähle oder Niolox) kann die Klinge schärfer geschliffen werden, das ist gut für den Druckschnitt.
Daher ist für ein Scharfes Messer ein Stahl mit feinem Korn zu bevorzugen,
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung
11. September 2018 um 05:07
Tja gute Frage, was besser geeignet ist.
Da ja bei der Klingenkänge keine schlagende Belastung vorliegt sind erst mal beide Stähle grundsätzlich geeignet.
Natürlich werden beide Stählen nicht die Feinkörnigkeit oder Zähigkeit eines reinen C-Stahls erreichen können,
und somit muss man halt mit einem etwas großen Schneidenwinkel leben. (Den die Manufakturen jedoch leider meist eh schon so dranschleifen...)
Beide Stähle spielen Ihre Vorteile jedoch beim Zugschnitt und in der Verschleißfestigkeit aus.
440C war mal unter den "Rostfreien" zu recht ein absoluter Trendseter und wird auch heute noch z.B. von Böhler als leicht modifizierte Variante N695 (feinkörniger) speziell unter Jagdmesserstahl geführt. (Ist aber wohl kein Böhler sonst würde bei Böker N695 draufstehen ;)
CRU-WEAR ist ein Pulvermetallurgischer modifizierter D2 von Crucible Industries.
"Normaler D2" wurde als Werkzeugstahl speziell für Schneidwerkzeuge im Werkzeugbau mit 90° Winkeln entwickelt.
Er ist aufgrund seiner Sprödigkeit und seiner normalerweise relativ großen Carbide nicht grade einer meiner Lieblingsstähle.
Die Vorteile sind seine mördermäßig guten Verschleißfestigkeit und die sehr gute Maßhaltigkeit nach der (sehr speziellen) WB.
Crucible Industries ist nun ein amerikanischer Hersteller, der bekannt für die Weiterentwicklung und Vermarktung seiner PM Stähle ist. Die Weiterentwicklung besteht im wesentlichen darin, die Carbide zu verkleinern und die Zähigkeit zu erhöhen. Zudem erreicht man durch das recht teure (C)PM-Verfahren eine gleichmäßige Verteilung der Carbide. Dies kommt dann auch dem CRU-Wear deutlich zugute. Zum Hebeln oder als Machete würde ich Ihn aber trozdem nicht einsetzten. ;)
Ich würde, obwohl nicht wirklich "Rostfrei" aufgrund seiner besseren Verschleißfestigkeit in diesem speziellen Fall den CRU-Wear bevorzugen. Das dieser aufgrund seiner Verschleißfestigkeit schwieriger nachzuschärfen ist sollte klar sein...
P.S. Poren oder Einschlüsse sind eigentlich bei beiden Stählen nicht zu erwarten und auch nicht zulässig. ;)
Da ja bei der Klingenkänge keine schlagende Belastung vorliegt sind erst mal beide Stähle grundsätzlich geeignet.
Natürlich werden beide Stählen nicht die Feinkörnigkeit oder Zähigkeit eines reinen C-Stahls erreichen können,
und somit muss man halt mit einem etwas großen Schneidenwinkel leben. (Den die Manufakturen jedoch leider meist eh schon so dranschleifen...)
Beide Stähle spielen Ihre Vorteile jedoch beim Zugschnitt und in der Verschleißfestigkeit aus.
440C war mal unter den "Rostfreien" zu recht ein absoluter Trendseter und wird auch heute noch z.B. von Böhler als leicht modifizierte Variante N695 (feinkörniger) speziell unter Jagdmesserstahl geführt. (Ist aber wohl kein Böhler sonst würde bei Böker N695 draufstehen ;)
CRU-WEAR ist ein Pulvermetallurgischer modifizierter D2 von Crucible Industries.
"Normaler D2" wurde als Werkzeugstahl speziell für Schneidwerkzeuge im Werkzeugbau mit 90° Winkeln entwickelt.
Er ist aufgrund seiner Sprödigkeit und seiner normalerweise relativ großen Carbide nicht grade einer meiner Lieblingsstähle.
Die Vorteile sind seine mördermäßig guten Verschleißfestigkeit und die sehr gute Maßhaltigkeit nach der (sehr speziellen) WB.
Crucible Industries ist nun ein amerikanischer Hersteller, der bekannt für die Weiterentwicklung und Vermarktung seiner PM Stähle ist. Die Weiterentwicklung besteht im wesentlichen darin, die Carbide zu verkleinern und die Zähigkeit zu erhöhen. Zudem erreicht man durch das recht teure (C)PM-Verfahren eine gleichmäßige Verteilung der Carbide. Dies kommt dann auch dem CRU-Wear deutlich zugute. Zum Hebeln oder als Machete würde ich Ihn aber trozdem nicht einsetzten. ;)
Ich würde, obwohl nicht wirklich "Rostfrei" aufgrund seiner besseren Verschleißfestigkeit in diesem speziellen Fall den CRU-Wear bevorzugen. Das dieser aufgrund seiner Verschleißfestigkeit schwieriger nachzuschärfen ist sollte klar sein...
P.S. Poren oder Einschlüsse sind eigentlich bei beiden Stählen nicht zu erwarten und auch nicht zulässig. ;)
Viele Grüße aus dem Ennepetal - Stefan (uuups)
Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.
[Offenbarung 21,6]
Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.
[Offenbarung 21,6]
Zuletzt bearbeitet: 11. September 2018 um 05:21,
Stefan Bernecker
11. September 2018 um 19:53
Danke für Eure Meinungen. Aufgrund meiner Erfahrungen mit C-Stahl Klingen mag ich rostträge Stähle nicht so sehr. Ich erkenne aber an, dass sowohl z.B. Victorinox oder Opinel auf diesem Gebiet ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis bieten. Tatsächlich ist die erreichbare Schärfe bei guten Cr-Stählen für alle normalen Anwendungen ausreichend und die Schnitthaltigkeit auch OK.
Wenn der PM-Stahl tatsächlich ein feineres Korn bietet als rostträge Cr-Stähle, warum muss man dann den Schneidenwinkel groß halten? Neigen auch solche PM-Stähle stark zum Ausbrechen an der Wate?
Ich habe das Messer übrigens mit PM-Stahl Klinge bestellt und werde sie genau unter die Lupe nehmen. „Manufakturqualität“ ist ja ein interpretierbarer Begriff .
Wenn der PM-Stahl tatsächlich ein feineres Korn bietet als rostträge Cr-Stähle, warum muss man dann den Schneidenwinkel groß halten? Neigen auch solche PM-Stähle stark zum Ausbrechen an der Wate?
Ich habe das Messer übrigens mit PM-Stahl Klinge bestellt und werde sie genau unter die Lupe nehmen. „Manufakturqualität“ ist ja ein interpretierbarer Begriff .
Zuletzt bearbeitet: 11. September 2018 um 19:56,
Frank
13. September 2018 um 13:55
Cru-Wear hat nichts mit D2 zu tun.
PM-Stahl hat generell feinere und gleichmäßiger verteilte Karbide als Walzstahl, genauer gesagt feinere Primärkarbide.
Chrom bildet allgemein große Karbide, je mehr Kohlenstoff und Chrom desto höher das (Chrom-)Karbidvolumen. Die Dicke der Fase muss dann in etwa der Größe der Chromkarbide entsprechen (d.h. größerer Klingenwinkel) und sie kann nicht sonderlich fein ausgeschliffen werden (unter Grit 1000), sonst werden die besagten Ausbrüche stark begünstigt.
Das ist nicht zwangsläufig bei allen rostträgen Stählen der Fall. AEB-L z.B. bildet durch geringeren C und Cr-Gehalt einen anderen Typ des Chromkarbids aus, welcher kleiner und obendrein härter ist.
PM-Stahl hat generell feinere und gleichmäßiger verteilte Karbide als Walzstahl, genauer gesagt feinere Primärkarbide.
Chrom bildet allgemein große Karbide, je mehr Kohlenstoff und Chrom desto höher das (Chrom-)Karbidvolumen. Die Dicke der Fase muss dann in etwa der Größe der Chromkarbide entsprechen (d.h. größerer Klingenwinkel) und sie kann nicht sonderlich fein ausgeschliffen werden (unter Grit 1000), sonst werden die besagten Ausbrüche stark begünstigt.
Das ist nicht zwangsläufig bei allen rostträgen Stählen der Fall. AEB-L z.B. bildet durch geringeren C und Cr-Gehalt einen anderen Typ des Chromkarbids aus, welcher kleiner und obendrein härter ist.
14. September 2018 um 16:09
Ups, da habe ich wohl einfach ungeprüft die Angeben des Herstellers Crucible übernommen.
Die Bezeichnung "D2 Mod" fällt dann wohl unter die bereits von mir erwähnte Produktvermarktung...
Die Bezeichnung "D2 Mod" fällt dann wohl unter die bereits von mir erwähnte Produktvermarktung...
Viele Grüße aus dem Ennepetal - Stefan (uuups)
Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.
[Offenbarung 21,6]
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[Offenbarung 21,6]
Zuletzt bearbeitet: 14. September 2018 um 16:19,
Stefan Bernecker