19. August 2013 um 11:44
Daher dieser Thread.

Das stimmt, da bin ich etwas vom Thema abgewichen, sorry

Viel Erfolg bein Weitersuchen bzw. selber bauen

Gruß,

DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
20. August 2013 um 22:00

Hallo Philippe,

ich komme noch mal auf die Sache mit der Exenterpresse.

Der Begriff Fließkurve ist dir ja sicherlich aus dem Studium bekannt.

Für alle anderen will ich kurz erläutern, worum es geht.

 

Der Kraftaufwand zum Verformen eines Werkstückes hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Die da wären:

 

Art des Materials ( Knetgummi ist leichter verformbar als Stahl)

Materialquerschnitt ( Eine dünne Stange lässt sich leichter verbiegen als eine dicke Stange)

Temperatur des Materials ( Sowohl das Knetgummi als auch der Stahl lässt sich bei höherer Temperatur leichter verformen)

 

Stellen wir uns nun folgenden Versuchsaufbau vor.

 

Wir nehmen eine Presse, die mit konstanter Geschwindigkeit gefahren werden kann.

Nun stellen wir eine Probe mit einer bestimmten Geometrie in die Presse.

Wir fahren die Presse um einen definierten Weg zusammen – also, wir stauchen die Probe.

Dabei messen wir die dazu erforderliche Kraft.

 

Weil das Material dabei über den elastischen Bereich hinaus verformt wird, also ein Fließen

des Materials stattfindet, nennt man die entstehende Kurve „Fließkurve“.

 

Hier ein Beispiel

kl_20_Quadrat.gif

 

Weil wir ja aus der Vorüberlegung wissen, das sowohl das Material als auch die Dimension und die Temperatur eine Rolle spielen, finden wir diese Werte natürlich auch alle wieder.

 

Wir sehen hier eine quadratische Probe aus C45 mit einem Querschnitt von 20 x 20 mm und einer Anfangslänge von 60mm.

Diese Probe wurde bei einer Temperatur von 1000°C um 20 mm gestaucht.

Dazu war eine Kraft von ca. 8 t notwendig.

 

Nun das nächste Bild

kl_20_x40Rechteck.gif

 

Wir sehen, doppelter Querschnitt = ungefähr doppelte Kraft, die benötigt wird.

 

Und so weiter.

kl_40_Quadrat.gif

Vierfacher Querschnitt = ungefähr vierfacher Kraftaufwand.

 

Diese Fließkurven sind für viele Materialien dem Fließkurvenatlas zu entnehmen.

Oder man rechnet sie so wie hier geschehen mit einem speziellen Programm aus.

 

@ Philippe leider ist der 1.2714 nicht im Fließkurvenatlas verzeichnet.

Deshalb habe ich statt dessen eine Kurve für den 1.2765 und eine Kurve für den 1.3505 erstellt.

Aber Achtung !

Hierbei beträgt der Probenquerschnitt 40 x40 mm, die Probenausgangslänge 100mm und der Stauchweg 50mm.

Deshalb bitte genau hinsehen, um vergleichen zu können.

 

1.2765  (54 NiCrMoW 4)

kl_Fliesskurve12765.gif

1.3505

kl_Fliesskurve13505.gif

Auf jeden Fall, denke ich, mit 12 t kommst du nicht ganz weit.

Aber wie du aus den Bildern sehen kannst, ist mit ca. 20- bis 30t  bei "normalen Stählen" (C45) schon eine recht gute Umformung möglich.

Der  1.2765   54 NiCrMoW 4  ist da aber schon ein Brocken.

Wichtig ist bei der ganzen Betrachtung natürlich auch die Temperatur.

Ausgegangen bin ich hier von 1000°C.

Bei weniger Temperatur ist entsprechend mehr Kraft nötig.

 

Ich hoffe euch nicht erschlagen zu haben.

Kann ja sein, das der ein oder andere bei der Planung seiner Presse damit etwas anfangen kann.

Gruß Heinz

 

21. August 2013 um 12:02
Hey Heinz
Danke für deine Erläuterung, das hat mich bei meiner Presse nochmal darin bestärkt eher über 30 Tonen zu gehen.
Aeglos, ich bin gerade dabei eine Hydraulik-Presse zu planen (natürlich mit Hilfe ).
Meine Überlegungen gehen zu einer ~ 30 Tonnen Hydraulikpresse mit elektronischer Regelung, so "handlich" wie möglich ("Tisch-Presse"), Hydraulikrohre statt Schläuche (wegen der Hitze) und möglichst bezahlbar.

Momentan gehen die Überlegungen aus kostengründen dahin eine gebrauchte Presse umzubauen doch bis jetzt habe ich noch keine passende gefunden.

Über eine Excenterpresse habe ich auch erst nachgedacht jedoch glaube ich, dass ich mit einer Hydrauikpresse einfach mehr Möglichkeiten habe.

Gruß Jonas

22. August 2013 um 20:18
Hallo,

@ Aeglos
ich habe den Verkäufer der Exenterpresse angeschrieben und den Preis erfragt.
Leider habe ich keine Antwort bekommen.

@ Jonas

Über eine Excenterpresse habe ich auch erst nachgedacht jedoch glaube ich, dass ich mit einer Hydrauikpresse einfach mehr Möglichkeiten habe.

geht mir auch so.

Deine Überlegung

- "möglichst handlich"
- "Rohr statt Schlauch"
- " ca. 30t "

finde ich genau richtig.

Genau so werd ich meine Presse bauen.

@ Moderatoren
Ich finde das Thema interessant.
Vielleicht wäre es ja möglich, meinen vorherigen Beitrag mit den Fließkurven abzutrennen
und damit als Grundüberlegeung einen Thread " Pressenbau" zu eröffnen.
Dieser könnte dann mit eigenen Erfahrungen, Beispielen und weiteren Berechnungen erweitert werden.

Gruß Heinz
23. August 2013 um 16:46
Den Pressenbau Thread finde ich auch gut! Ich habe ja schon mal einen Thread erstellt in dem auch einige gute Überlegungen zusammengekommen sind aber eine Plattform zu haben wo man sich eventuell auch über Händler und Preise unterhalten kann ist bestimmt nützlich.
 Habt ihr Ideen wie man an günstige Teile kommen kann? Immerhin kann man ja nicht auf den Schrottplatz gehen und sich irgendwelche Hydraulik-komponenten kaufen... Oder?
24. August 2013 um 09:01
Immerhin kann man ja nicht auf den Schrottplatz gehen und sich irgendwelche Hydraulik-komponenten kaufen... Oder?

Doch schon,würde dafür von gebrauchten unbekannten Sachen aber die Finger lassen,hatte auch schon mal vermeintlich neu aussehende Schläuche auf dem Flohmarkt für 1€/Stück gekauft,hatten aber alle soo nicht zu sehende Löcher.

Gruß Maik
Homepage
28. August 2013 um 19:02
So nun habe ich Antwort bekommen.

Der Verkäufer möchte für die Presse 2250 €.

Ich finde, das ist schon ne menge Geld.

Soll nicht heißen, das die Presse das nicht wert ist.

Aber da überlegt man dann doch schon, ob man sowas nicht selber bauen kann.

Gruß Heinz