Exzenterpresse Selbstbau?

14. August 2013 um 20:52
Hallo Schmiedefreunde,

ich überleg immer noch, wie ich ein bisschen mehr Umformleistung in meine Werkstatt holen kann. Leider sind große Hämmer mit Fundamenten und der doch starken Lärmbelastung (noch) nicht machbar. Daher liebäugel ich jetzt mit Exzenterpressen.

Im blauen lese ich immer vom Exzenterpressen Selbstbau und frage mich, ob nicht auch ein Industriefabrikat gute Dienste leisten kann. Ich traue mir nämlich den Selbstbau eigentlich im Moment nicht wirklich zu, da ich bei der Dimensionierung vor lauter Fragezeichen gar nicht weiter weiß. Und eine Drehbank für die Welle ist auch nicht vorhanden :(. Wie wäre es denn mit folgendem Modell beispielsweise link bzw. welche Gesenke könnten dort noch welche Querschnitte sinnvoll bearbeiten?

Über anregung freu ich mich...
Zuletzt bearbeitet: 17. August 2013 um 08:06
15. August 2013 um 07:38
Link einfachPresse

Ob die 12 Tonnen reichen(Berechnungsgrundlage ? ) ?,von der Geschwindigkeit auch abhängig,dazu sind ja keine Angaben ?.

Gruß Maik

PS. Übersehen( noch zu Früh ):Stoßkraft, 200 Hub/min.,
Homepage
Zuletzt bearbeitet: 15. August 2013 um 07:40, Maik Schnitzer
15. August 2013 um 11:46
Exzenterpressen sind zum Freiformschmieden eher ungeeignet, da sie mit einem fest eingestelltem (jedoch verstellbaren) Hub laufen, z. B. 60 mm. Da drückst Du einmal platt und das wars.
Man findet sie in Gesenkschmieden zum Vorstauchen, Abgraten etc.

Gruß,

DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
15. August 2013 um 12:08
Exzenterpressen sind zum Freiformschmieden eher ungeeignet,

Sehe ich auch so.

Besser hydraulisch.

Gruß Heinz
15. August 2013 um 13:45
Es kommt darauf an...
Was willst damit machen?

Notfalls musst Du Dir Werkzeugreihen auf den Pressentisch bauen... P1020341.jpgAber ob das für den Spaß sinnvoll ist? bei Serienproduktion kann man über Pressen reden... Aber sonst...

Hydraulisch ist nicht verkehrt... Aber mechanisch, als Spindelpresse ist auch ne feine Sache. Habe mir für gerademal 250€ ne Handspindelpresse zugelegt. Die schafft ca. 30 Tonnen Presskraft und der Hub ist varialbel von Anfang bis Ende. auch die Kraft lässt sich prima dosieren...

Die Teile waren mal das Hilfsmittel in fast allen Kleinschmieden. Lochen, Richten, Prägen, Lagermontage und und und! Tolle Sache. und der Spindelhub ist schneller als bei Hydropressen... Allerdings strengt die Bedienung auch an!

Gruß

Oli
15. August 2013 um 21:48
Ich habe eigentlich mit der Presse nur vor zu Recken, also große Querschnitte schnell kleinzuschmieden. Beispielsweise für "größere" damastpackete (so 2kg+). Hab das im Eingangspost leider nicht so klargestellt. Über die Funktionsweise einer Exzemterpresse bin ich jedoch größtenteils aufgeklärt :). Nur ob und wenn ja wie ein Überlastschutz bei so einer Presse aussieht kann ich nicht sagen. Ich frage mich halt nur, warum die Exzenterpressennutzer (die mir "bekannt" sind) alle den Selbstbau bevorzugen.

Ich kenne leider auch keine verlässliche berechnungsgrundlage für Förmänderungswiderstande von Werkzeugstahl bei den entsprechenden Temperaturen, sonst könnte man die Presskraft mit der Gesenkfläche ziemlich einfach zur Dimensionierung heranziehen. Jedoch sind zumindest hydraulische Pressen mit 12 to Presskraft für ordentliche Gesenkflächen schon unterdimensioniert, was mir etwas sorge bereitet.

Eine Spindelpresse macht für mich also keinen Sinn. Eine hydraulische Presse wäre natürlich nicht schlecht, jedoch ist mir noch nicht das passende Aggregat samt Zylinder über den Weg gelaufen (gebraucht natürlich) bzw. ein gutes Angebot für eine funktionierende/handhabbare Presse. Wenn einer von euch also was rumliegen hat, meldet euch :).
16. August 2013 um 06:51
Bei den Exzenterpressen ist der Überlastschutz meist ein Bolzen oder eine Platte, die zwischen Pleul und Werzeukplatte sitz und die Kraft überträgt. Sollte es einmal zuviel wiederstand haben, so brechen die Platte oder der Bolzen und die Welle kann ganz durchdrehen.
Problem bei den Exzenterpressen ist der Druck/Kraftbereich, man kann sehr viel Arbeitsweg haben aber meißt nur einen sehr gringen Kraftweg. Bei meiner Presse sind das nur 25° vor dem unteren Todtpunkt und das sind maximal 45mm.
  Habe aber die Presse noch nicht zum Recken versucht da sie keinen Dauerlauf hat.
Reiner


Man sagte, ein Schlosser habe erst dann ausgelernt, wenn alle 10 Finger gleich lang seien.

Grenzlandschmiede, meine Arbeit
16. August 2013 um 06:54
Ich frage mich halt nur, warum die Exzenterpressennutzer (die mir "bekannt" sind) alle den Selbstbau bevorzugen.

Aus Kostengründen ?

Ich kenne leider auch keine verlässliche berechnungsgrundlage für Förmänderungswiderstande von Werkzeugstahl

Eine Leistungsermittlung ist möglich, unter Berücksichtigung von

"Temperatur, Fließkuve und Verformungsgrad"

Da aber nun jeder Stahl eine eigene spezielle Fließkurve hat, wäre es nötig,
Werkzeugstahl

das zu präzisieren.


Ich habe mich vor einer Weile mal damit beschäftigt, wobei ich von S235  und C45 ausgegangen bin.
( A 1600 mm², φ 50% , 1000°C - Da reichen 12 t theoretisch aus.)

Ich such die Bilder dazu mal raus und stell sie hier ein.

Um auf der sicheren Seite zu sein denke ich,
sollte eine Presse 20 - 30 t machen.

Gruß Heinz
16. August 2013 um 07:38
Kann man bei der aus dem Link überhaupt eine "Durchreiche" schaffen ?

Gruß Maik
Homepage
16. August 2013 um 09:56
Bei Kostengründne würde ich ein großes Fragezeichen dahintersetzen. Welle Drehen, ordentliche Lager, Zahnkränze, Riemenscheiben, Motor und stabiles Gehäuse dürften schon einiges verschlingen. Zumindest für mich, da ich alles kaufen müsste.

Nehmen wir bei Werkzeugstahl einfach denjenigen, der am meisten Widerstand hat. In meinem Fall dürfte das 1.2714 sein, was zäheres habe ich noch nicht bearbeitet, bzw. habe auch nicht vor zu bearbeiten. Aber es ist natürlich auch nicht verkehrt, etwas leistungsreserve zu haben...

Bei der verlinkten Presse ginge eine Druchreiche von links nach rechts. Wenn ich das richtig sehe, ist da nur ein Kunststoffgehäuse zum Schutz drüber.
16. August 2013 um 10:57
Wer die Möglichkeit hat selber zu bauen ist wahrscheinlich kostengünstiger, weil er seine Stunden nicht in Rechnung stellt.
Wie teuer soll denn das verlinkte Gerät sein?
Nächste Woche schau ich mal, ob ich Fließkurven für den 1.2714 bekommen kann.

Gruß Heinz
16. August 2013 um 11:30
Freiformschmieden mit der Excenterpresse kannst du vergessen, ich habe insgesamt 8Stück gebaut ein Prototyp ohne rücksicht auf dimensionierung halt aus dem was so rumlag und 7 mit Statik und Berechnungen in diversen CAD und ähnlichen Programmen machen lassen, alle sind nur zum ausrecken von Damastpaketen ausgelegt oder zum Runterecken von Material bis etwa 50mm rund oder Quadrsatischer Querschnitt ist dabei wurscht. Mehr wird dann zur Qual.

Alle Maschinen laufen regelmäßig zum Teil täglich und bis auf ein Problem  mit Taperbuchsen in den Schwungmassen problemlos.

Man kann also auch billig bauen mit rotzigen chinastehlagern es wird halte.

Alle Maschinen wurden anfangs so eingestellt das die Druckdose am Umkehrpunkt 75t anzeigt dann Blockiert die Hauptwelle und der Keiliemen rutscht durch.


Ideal sind die Maschinen definitiv zum recken absetze einer Kante, bei entsprechender Bedienung lässt sich eine absolut gleichmäßige stärke der Schiene erziehlen und für Prägegeschichten mit speziellen Gesenken.       


In diesen Punkten sind sie meinem Lufthammer (Kuhn 38kg) um Welten überlegen, allerdings gibts auch wieder Arbeitsvorgänge wofür sie überhaupt nicht geeignet sind das kann dann jeder Hammer oder Hydraulikpresse besser, weshalb sich auch diese bei mir finden.


Tschau Torsten


PS: bitte richtig werten alles was ich so baue und nutze inkl. meiner Meinung dazu bezieht sich ausschließlich aufs Klingen und Damast schmieden, von Kunstschmieden hab ich keine Ahnung.  
Zuletzt bearbeitet: 16. August 2013 um 11:33, Torsten Pohl
16. August 2013 um 20:39
Hallo Torsten,

mehr als Recken erwarte ich von den Maschinenchen auch nicht :). Gibt es irgendwo detailliertere Beschreibungen deiner Pressen?

@Metallo: Ich kann dir den Preis nicht sagen, aber ich nehme an, so viel wie kleiner gebrachter Federhammer wirds schon sein. Ich schätze einfach mal grob 600-1000€ je nach Maschine und Anbieter. Ich hab jetzt auch noch nicht angefragt, wollte mich erst mal schlau machen.
18. August 2013 um 12:02
so viel wie kleiner gebrachter Federhammer wirds schon sein. Ich schätze einfach mal grob 600-1000€ je nach Maschine und

dann besorg Dir für das Geld lieber einen Federhammer. Der wird Dir bessere Dienste leisten als eine Exzenterpresse


Gruß,

DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
18. August 2013 um 14:42
Hey Schlosser,

die Gelegenheit war da, aber ich war zu feige den Hammer zu kaufen. Ich bin bei einem Kollegen in der Scheune untergebracht und die Oma wohnt nebenan. Und obwohl ich sicher bin, dass mit einem guten Fundament so ein Hammer leiser wird hab ich mich einfach nicht getraut. Ich gebe dir aber absolut recht, am liebsten hätte ich einen Federhammer.

Wegen des Lärms sehe ich also nur eine Presse als Lösung. Am liebsten hydraulisch, aber ich wollte eben auch den Fall der Exzenterpresse für mich beleuchten. Einfach mal rechnen und rumspinnen, was so ein Selbstbau bzw. Anschaffung kosten würde. Daher dieser Thread.