Evolution meiner Messer

26. November 2019 um 20:22
Hallo Schmiedinnen und Schmiede,
da ich neu im Forum bin, möchte ich an dieser Stelle gerne eine kleine chronologische Serie zur Vorstellung meiner "Messer" machen. Ich plane das so, dass ich etwa einmal pro Woche 1 oder 2 von maximal 10 Arbeiten kurz vorstelle, je nach Interesse. Natürlich würde mich über eine Beteiligung durch euch freuen, egal ob Kritik, Lob oder einfaches schmunzeln
Viel Spass!
Los geht's:
Die Nummer 1:

Mein erstes "Messer" und es ist wirklich kein Biest. Entstanden ist das gute Stück 2016 zwischen einem Doppel-T-Träger und einer selbstgebauten Minikohlenesse mit einem Fön als Gebläse. Als Ausgangsmaterial habe ich einen ausrangierten Ringschlüssel genutzt. Die Enden habe ich abgeschrotet, etwas flach geschmiedet und gespitzt. Anschließend habe ich recht viel gefeilt und geschmirgelt. Ein Härtungsversuch schlug natürlich aufgrund des Stahls fehl, was mich allerdings nicht von dieser grandiosen Griffkonstruktion abhielt Im Bild nicht zu sehen, ist die Passung der Griffabschlussplatte: ein rundes Loch Also habe ich alles mit sehr sehr viel Epoidharz geklebt.
Klingenlänge. ca. 10 cm
Klingenbreite ca. 1 cm
Es schneidet und pickst, aber eben sehr schlecht. Ein wirklich lustiges Teil finde ich. Genutzt habe ich es eigentlich nie, also schnell zurück in die Schublade.
1.jpg
Hier kommt die Nummer 2:
Ein wirklich einfaches Küchenmesser. Die Klinge ist aus einem Stück Blattfeder (wahrscheinlich Trabi) vom Schrottplatz. Die Griffabschlussplatte (Hat die einen speziellen Namen?) ist aus Baustahl. Als Griffholz habe ich Flieder aus dem Garten genutzt und den Spitzerl eingebrannt. Ein wirklich regionales Produkt
Nach dem Härten in Wasser (...aua...) traten allerdings kleine Risse im Klingenrücken auf. Die Funktion wird dadurch allerdings nicht beeinflusst. Angelassen habe ich über dem Feuer auf Goldgelb. Ich nutze dieses Messer immer noch gerne in meiner Küche, auch wenn die Schnitthaltigkeit wirklich schlecht ist. Ich vermute, das der Stahl einfach zu wenig Kohlenstoff enthält um eine wirklich stabile und feine Schneide auszubilden. Hinzu kommt der extreme Schneidenwinkel.
Für weiches Schnittgut allerdings ein ganz passsables Werkzeug.
Klingenlänge: 10 cm
Klingenbreite: ca. 4,5 cm.
1_Kuechenmesser_2_Custom.jpg
Ich hoffe der erste Teil hat euch gefallen und wünsche euch noch einen schönen Abend,
Noxy.
P.S. Ich übernehme für die Richtigkeit der Rechtschreibung keine Garantie.
26. November 2019 um 21:56

Hallo Noxy,

zu Nummer 1 pflichte ich dir bei: In der Schublade ist es gut aufgehoben. Hol es raus, wenn du am verzweifeln bist und vergleiche, wie du angefangen hast und wo du jetzt stehst. Wenn Fortschritte erkennbar sind, ist alles gut.

Zu Nummer 2: Eigentlich sollte Federstahl, auch der vom Trabi, genug Härte bringen, um ein Messer mit guter Schnitthaltigkeit herzustellen. Ich vermute, dass die Wärmebehandlung nicht richtig durchgeführt wurde. Ein Hinweis darauf sind die von dir angesprochenen Risse. Die deuten auf zu hohe Spannungen im Stahl hin. Ich empfehle nach dem Schmieden, gerade wenn es im Hochtemperaturbereich erfolgt, immer eine komplette Wärmebehadlung (Spannungsarm glühen, normalisieren etc). Anleitungen zur Wärmebehandlung findest du sicher hier im Forum oder im Internet.

Übrigens härte ich alle meine Messer ausschließlich in Öl.

Gruß Thomas

 

27. November 2019 um 18:40
Nach dem Härten in Wasser (...aua...) traten allerdings kleine Risse im Klingenrücken auf.

Eine komplette Wärmebehandlung, wie Conni sagt, ist nie verkehrt.  Ich beschränke mich aber meißtens aufs weichglühen. Blattfederstahl ist eigentlich gutmütig. Ich hab damit schon viel gemacht, allerdings nicht mit Trabbifedern. Hab nur Erfahrung mit " Westware"
Die Risse bei Dir deuten evtl. auf Überhitzung des Stahles hin. Hab mir so auchmal Risse eingefangen. Der Stahl zu warm und das Wasser (ich nehme lieber Öl) zu kalt, das gibt Risse.
850 Grad nach Glühfarbe zum härten und ca. 190 grad zum anlassen müßte gehen.
Viel Spass beim weiterexperimentieren
VM
29. November 2019 um 11:23

Servus Noxy.

Federstähle würde ich generel Öl- härten.

Härtetemp. 830-860 Grad.

Niemand weiß welchen (Feder) Stahl du verwendet hasd, ebenso schwer ist es Fehler zu suchen und finden.

Definierte Stähle kosten in den Mengen auch kein Vermögen, Federstahl ist nicht gleich Federstahl.

Federstähle haben meissd 0,75 C, mehr als genug um ordentliche Klingen zu ermöglichen.

Pass mit der gesprungenen Klinge auf, ergibt beim Bruch schöne scharfkantige Verletzungsmöglichkeiten.

 

LG

 

Walter

Zuletzt bearbeitet: 29. November 2019 um 11:25, walter dorfer
4. Dezember 2019 um 18:43
Hallo Schmiedinnen und Schmiede,
ich freue mich über eure Beteiligung mit Beiträgen und natürlich auch über die stillen Leser .
Kurz zu euren Anregungen und Tips:
Mittlerweile bin ich zu einer Wärmebehandlung übergegangen die einfaches oder zweifaches Normalisieren beinhaltet. Gehärtet wird bei Messern danach in Pflanzenöl oder in altem Fett vom letzten Weihnachtsbraten, je nachdem ob das Messer für Vegetarier/Veganer oder für Carnivore ist. Laut Aussage eines Bekannten sollte es sich bei der Feder um irgendwas Chromhaltiges handeln also vielleicht 51CrV4. Überzeugt bin ich davon nicht, aber es spielt für mich auch keine wirkliche Rolle, da ich keine Hochleistungsschneidwaren erzeugen will/muss. Mir gefällt allerdings der Gedanke Material zu recyceln und da ich sowieso noch viel übe, werde ich vorerst bei Schrott als Materialquelle bleiben.
Es geht weiter mit der Serie:


Nummer 3:

Angefangen habe ich hier mit einem Reststück einer Blattfeder. Daraus wurde ein kleines Rasiermesser mit recht einfachem Design. Orientiert habe ich mich etwas an japanischen als auch an europäischen Rasiermessern. Den Hohlschliff habe ich eher unbefriedigend ausgeführt, aber ich hatte auch nur einen Discounterdoppelschleifer zu Verfügung.Gehärtet habe ich in altem Bratenfett und angelassen über der Esse. Meine Esse hatte sich kurz davor in eine mit selbstgebautem Tisch und selbstgebauter Feuerschale verwandelt (Vielleicht mache ich dazu mal einen Beitrag), was das Arbeiten ungemein entspannt. Geschärft habe ich auf Wassersteinen mit 220/400 Körnung und abschließend auf einem blauen Belgischen Brocken.
Durch den etwas schlechten Schliff oder mein mangelndes Können beim Abziehen ist die Rasur mit dem Messer möglich aber nicht das schönste Erlebnis. Vielleicht habe ich auch weitgenug angelassen (Weißgelb). Es harkt und ziept doch hin und wieder etwas. Geschnitten habe ich mich bei 3 Rasuren nur ein einziges Mal, worauf ich doch schon recht stolz bin .
Klingenlänge: etwa 8 cm
Klingendicke am Rücken: 2 mm
3.jpg

Nummer 4:

Einige Zeit später habe ich etwas über laminierte Klingen gesehen/gelesen und beschloss einen Versuch durchzuführen. Ausgangsmaterial war ein Rest Winkeleisen und Federstahl. Als Flussmittel habe ich Sand genutzt. Die Klinge hat recht viele Schweißfehler doch die Schweißung hält und das Messer ist benutzbar. Gehärtet habe ich in Wasser und endete mit einem Riss in der Klinge, welcher allerdings auch aufgrund einer Überhitzung des Stahl zustandegekommen sein kann. Den Schliff habe ich an einem einfachen Bandschleifer durchgeführt. Wie vielleicht auf dem Bild nicht erkennbar , ist dieser stark konvex mit einer hohen Tendenz zum Solinger Dickschliff . Als Griffholz habe ich Hasel aus dem Garten genutzt, wobei ich auf die Idee kam mithilfe von etwas schwargefärbtem Epoxy Zwischenlagen zu immitieren. Etwas Pfusch muss auch mal sein
Für meinen ersten Versuch ein Laminat herzustellen und das ohne Borax, war ich schon relativ zufrieden
Das Arbeiten mit dem Messer gestaltet sich als relativ angenehm, solange das Schnittgut weich ist. Harteres Schnittgut z.B. Möhren neigen aufgrund des Schliffs stark zum Brechen und der Kraftaufwand ist recht hoch.
Klingenlänge: ca. 9,5 cm
Klingendicke am Rücken: 3 mm


4.jpg
So das war der zweite Teil und ich hoffe er gefällt euch. Ich wünsche euch einen schönen Abend,
Noxy.
P.S. Ich übernehme für die Richtigkeit der Rechtschreibung keine Garantie.
4. Dezember 2019 um 20:08
Hi Noxy,
ich finde es gut, wie Du die Sache angehst: mit einfachsten Mitteln und Schrott etwas brauchbares zu machen. Auch Deine Berichte machst Du gut. Sowas könnte hier mehr vorkommen finde ich.
Wie ich das sehe bist du auf einen guten Weg. Halte uns auf dem Laufenden.
Ps.: don't worry about Rechtschreibung, hier kommt es auf das Ergebnis an
VM
12. Dezember 2019 um 21:33
Die herangehensweise ist meiner ganz ähnlich simple Mittel und Spaß dabei, pass auf, wenn du häufiger Leuten erzählst was du alles aus Schrott machst sitzt du irgendwann auf einem monströsen Schrotthaufen, der Höhepunkt bei mir war dass mir jemand mehrere Kilo Ikea- Imbusschlüssel (alle die gleiche Größe) geschenkt hat, "zum einschmelzen"
Vielleicht schweiße ich daraus irgendwann mal eine abstrakte Skulptur...
12. Dezember 2019 um 23:05
Hallo Volker,
freut mich, dass es du Spass hast und soviel Intresse zeigst. Also 3 dicke Daumen nach oben
Hallo Edgar,
bisher habe ich noch nicht soviel geschenkt bekommen. Ich sage aber auch immer dazu, dass es Vollmaterial oder altes Werkzeug sein sollte. Ich habe aber auch keinen Schrotti als Nachbarn .
13. Dezember 2019 um 00:15
Hallo Schmiedinnen und Schmiede,
endlich finde ich mal wieder Zeit. Eine Woche ist mal wieder um bzw. fast um und es soll weiter gehen mit meiner Serie.
Nummer 5:
 
Da ich zu dieser Zeit laminierte Klingen sehr faszinierend fand, habe ich ein bisschen zu japanischen Klingen gelesen und entschieden: Ich brauche unbedingt ein "Yanagi-Ba" (dt.: Fischzerschneidemesser ). Bisher hat es zwar noch nie Fisch gekostet, aber Fleisch. Gestartet habe ich mit Moniereisen (etwa 15 mm Durchmesser glaube ich). Dazu kam dann ein Stück Kreissägeblatt mit recht vielversprechendem Funkenbild. Irgendwas zwischen Blattfeder und Feile, also vielleicht 0,7 - 1% C. Als Flussmittel habe ich mir von meinem Fastschwiegervater etwas Borax besorgt. Geschweißt in meiner Kohlenesse und dann am Bandschleifer (endlich ) fertiggestellt. Beim Härten in Wasser hat sich das Laminat nicht gelöst, aber es gabt eine wunderschöne Biegung, was für 2-lagige Laminate recht normal ist. Also habe ich den Härtvorgang mehrmals wiederholt und jedesmal die Klinge etwas weiter in die Gegenrichtung gebogen. Irgendwann war ich in einer akzeptablen Toleranz und konnte das Messer nach dem Anlassen (180°C 1h) kalt richten. Als Griffholz habe ich Esche aus dem Garten genutzt und als Abschlussplatte aka Zwinge ein Stück altes Schlagzeugbecken. Die Passung dafür habe ich gemeißelt und gefeilt. Geschärft habe ich dann auf Nasssteinen bis 3000. Leider habe ich beim Schärfen etwas zu lange im hinteren Bereich geschliffen und dabei die Schneide etwas zu hoch gezogen. Ich habe es aber so gelassen, weil es sowieso nur für mich sein sollte. Mit dem Schnittverhalt und der Schnitthaltigkeit bin ich sehr zufrieden, wobei es doch irgendwie komisch ist mit einer 1-seitigen bzw. asymetrischen Klinge zu schneiden. Leider ist die Esche sehr schnell dreckig geworden, aber ich war schon recht zufrieden.

 
  Klingenlänge: 14 cm
Klingenbreite: 2 cm
Klingendicke: 2,5 mm
5_Klein.jpg


Nummer 6:
Schon wieder ein Laminat. Diesmal 3 lagig und eher nordeuropäisch. Ausgangsmaterial war wieder Kreissägenblatt und ein Reststück Winkeleisen. Ich wollte gerne ein Messer zum Schnitzen und für Outdooraktivitäten (dt.: Draußensachen machen ) haben. Den Erl habe ich als eine Mischung zwischen Flach- und Steckerl geschmiedet und in den Griffschalen entsprechende Vertiefungen gestemmt. Gehärt in Wasser und auf 220°C im Backofen angelassen. Dann gebohrt und Alurohr als Griffpins genutzt, nicht weil ich besonders taktisch bin (bin ich sowieso ) oder weil ich Angst bezüglich des immensen Gewichts hatte, sondern weil gerade ein Reststück angefallen ist. Das Griffholz ist Flieder, der natürlich ordentlich gerissen ist, da mein Holz leider im Schuppen lagert und es doch erhebliche Luftfeuchtigkeitsunterschiede zur Wohnung gibt. Abschlussplatte wieder Schlagzeugmessing. Zum Schnitzen habe ich es ein paar mal genutzt, aber habe recht schnell festgestellt, dass ein Messer im Vergleich zu einem Hammer doch ein recht primitives Werkzeug ist .
Insgesamt bin ich mit dem Messer recht zufrieden, das Griffdesign ist sicherlich etwas ungewöhnlich, liegt aber ganz gut in der Hand. An meinen Schleifkünsten muss ich auf jeden Fall noch arbeiten, aber Übung macht ja vielleicht den Meister. Ich schleife übrigens immer Freihand.
Klingenlänge: 10 cm
Klingendicke: 2,5 mm
Klingenbreite: 3 cm
6_Mittel_Klein.jpg
Dritter Teil check. Ich hoffe er gefällt und wünsche euch ein schönes Wochenende,
Noxy
Zuletzt bearbeitet: 18. Dezember 2019 um 17:54, Jonas Peters
1. März 2020 um 17:37
Hallo Volker,

federstahl härten ist einfach. ich härte aus dem holzkohlenfeuer. Geht prima, auf rotglut , zwischen 800 und 850grd, reicht vollkommen.
Dann in warmen Öl abhärten , bei 200grd anlassen. Voila fertig.
noch nie ist etwas gerissen.
Gruss fritz
16. März 2020 um 21:11
Hallo Schmiedinnen und Schmiede,
leider komme ich erst jetzt wieder dazu an meinem Beitrag weiter zu schreiben, da bei den letzten beiden Versuchen mein Computer abgestürzt ist und dadurch meine Motivation etwas gelitten hat . Danach kam noch eine sehr anstrengende Prüfungsphase an der Uni dazu, die jetzt allerdings ein vorläufiges Ende gefunden hat. Also besser spät als nie:
Teil 3
Nummer 7:

Zu erst: Ja das Bild ist schlecht. Meine grandiose Beschreibung wird diesen Mangel aber beheben. Vielleicht ....

Das Messer war als Geschenk "geplant", was es auch geworden ist. Allerdings kann ich daher kein besseres Bild mehr machen. Ich wollte gerne eine europäische Klinge mit mäßig großem Griff bauen, damit das Messer für verschiedene Hände angenehm zu nutzen ist. Angefangen habe ich mit etwas Flacheisen 40x10 mm und einer alte Feile (gleiches Maß). Also habe ich ein Laminat mit 3 Lagen vorbereitet und die Feile mit 2 Schweißpunkten. Geschweißt und gereckt. Beim anschließenden Form schmieden zeigte sich eine Stelle am Ende der Klinge die nicht verschweißt war und eine Blase bildete. Ein Versuch diesen Fehler durch Öffnen der Blase und neues Verschweißen zu beheben, war nur mäßig erfolgreich. Es kann ja nicht immer alles gut gehen Den Übergang zwischen Klinge und Griff habe ich auf dem Vierkanthorn abgesetzt und die Löcher für die Griffpins gelocht. Nach dem Schlichten war ich bei einer Dicke etwas 4 mm angekommen, also habe ich gleich in Wasser gehärtet, angelassen (180°C) und geschliffen. Nach dem Schleifen zeigte sich, dass die Blase nun eher ein Schlitz war und ich entschied damit zufrieden bin. Als Griffholz habe ich Eiche gewählt. (Sieht dunkler aus, als sie ist) Da der Griff für meinen Geschmack dann doch zu klein war, habe ich 2 Platten aus rostfreiem Stahl mit versenkten Nieten aufgesetzt.

Klingendicke: 3 mm
Klingenbreite: etwa 5 cm
Klingenlänge: etwa 17 cm

Aufgrund der Probleme beim Schweißen entschiede ich mich später keine oder weniger laminierte Klingen zu machen. Außerdem viel mit auf das eine bessere Planung notwendig ist um genau zu erreichen, was ich will. Seitdem baue aus meinen Zeichnungen meisten maßstabsgetreue Modelle aus Pappe, bevor ich mit der eigentlichen Arbeit beginne.


7_Klein.jpg
Nummer 8:
Nachdem ich in der Küche meiner Mutter ein altes Messer einer bekannten deutschen Firma für auch nicht-rostfreie Schnittwerkzeuge gefunden habe, war ich von der Einfachheit fasziniert. Ich habe also eine Kleinserie geplant mit etwa 8 Messern. Als Material habe ich 4 identische kleine Radlager genutzt. Ich wollte die Messer gerne ohne Kleber herstellen. Die Kugellager habe ich alle mit einem Winkelschleifer geöffnet und aus den Innenringen Messer des Typs wie auf dem Bild zu sehen geschmiedet. Aus den Außenringen habe ich etwas längere Klingen als Droppoint gefertigt. Aufgrund der geringen Klingendicke nach dem Schmieden von etwa 2,5 mm, habe ich sofort in altem Pflanzenöl gehärtet und im Backofen auf 220°C angelassen. Leider hatte ich vergessen die Löcher für die Griffpins zu bohren und musste daher etwa jede 2. Klingen weichglühen und neu härten. Für die Pins habe ich alte Nägel genutzt. Das Schleifen ging sehr schnell und deutlich einfacher als gewohnt, da die Klingen doch recht klein waren. Die Griffkonstruktion ist sehr simpel, erfordert aber einen passgenauen Schnitt, da das Holz sonst, beim Einsetzen der Klinge brechen kann. Meine ersten Versuche die Passung mittels Kreissäge herzustellen, waren nicht erfolgreich. Also habe ich Rohlinge gefertigt die etwas zu groß waren und diese per Hand eingesägt. Nach dem ersten Schnitt habe ich das Holz um 90° versetzt eingespannt und den Schnitt erneut nachgesägt um die Breite zu vergrößern. Die Passung darf allerdings auch nicht zu locker sein, da sich sonst Schnittgutreste am Kopfende des Griffs zwischen Griff und Klinge setzen können. Als Griffholz habe ich Flieder, Pflaume und Weißdorn genutzt. Als Formen habe ich oval, rund und 8 eckig gewählt. Beim Nieten habe ich natürlich den ersten Griff gespalten. Man muss also sehr vorsichtig sein mit dünnem Holz und Stahlnieten. Hätte mir ja auch mal jemand sagen können
Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die Messer ging alle sehr schnell als kleine Geschenke weg, sodass ich nur noch dieses habe.
Was ich gelernt habe: Erst bohren, dann härten.
8_Klein.jpg
Zuletzt bearbeitet: 16. März 2020 um 21:12, Jonas Peters
16. März 2020 um 22:04
Hier gleich im Anschluss der letzte Teil.
Nummer 9:
Irgendwann kam ich durch ein Video bei Youtube (Der Letzte seines Standes) auf die Idee mal ein Klappmesser zu bauen. Also habe ich ein Zeichnung gefertig für ein Modell mit manueller Verriegelung über eine Wippe im Rücken. Da ich durch meine bisherigen großen Taschenmesser die Erfahrung gemacht habe, dass sich diese schlecht in der Hosentasche transportieren, habe ich ein eher kleines Messer geplant. Was es können sollte: Äpfel, Wurst und Käse schneiden, Briefe öffnen, einen kleinen Stock anspitzen. Mit meiner Zeichnung in der Werkstatt viel mit als erstes auf, dass ich über kein korrosionsbeständiges Blech (rostfreier Stahl, Aluminium etc.) verfügte. Egal, auch Baustahl geht Die Platine habe ich aus einem Reststück 3mm Stahlblech geschnitten und die Form mit Bandschleifer und Feilen hergestellt. Für die Klinge habe ich den Innenring eines alten Ostkugellager (sehr spezialisierter Spezialstahl made in UDSSR ) genutzt. Das Loch habe ich diesmal vor dem Härten gebohrt. Die Nut für die Verriegelungswanze (oder wie nennt man das bei einem Klappmesser?!) habe ich gefeilt und anschließend in Öl gehärtet und bei 220°C angelassen. Die Wippe für die Verriegelung habe ich aus Federstahl (Spiralfeder) geschmiedet. Anschließend mit der Feile etwas nachgearbeit und die Seiten blankgeschliffen und das Loch für die Achse gebohrt.
Zwischen die Platinen habe am hinteren Ende einen Abstandhalter gesetzt und diesen aufgrund des geringen Platzes nicht genietet sondern per MAG geschweißt. Zuletzt habe ich die Löcher in die Platinen gebohrt und alles probeweise zusammengebaut. Alles passte einigermaßen und ich war doch etwas überrascht, doch ich hätte misstrauisch sein sollen. Es stellt sich heraus, dass die Wippe nicht ganz in die Nut passen wollte und etwas zu lang erschien. Einige Feilehübe später schien alles zu passen. Also noch schnell die Paltinen und die Wippe schwarzgebrannt und fast fertig.
Also wieter mit den Schalen. Pflaumenholz aus der Region. Na der Kreissäge aufgesägt und per Hand auf Dicke gehobelt und gebohrt. Es schien alles zu passen, also Schalen und Platinen verkleben und zusammenbauen. Die Klinge und die Wippe werden druch Pins, die ganz leicht angenietet sind gehalten. Im hinteren Teil ist ein weiterer Pin um den Griffschalen mehr Stabilität zu geben.
Nach dem Trocknen des Klebers und die finalen Schlff zeigte sich das Problem: Die Verriegelung funktioniert zwar, allerdings hat die Klinge etwas Spiel, was sich erst durch sehr teifes Eindrücken der Wippe beseitigen lässt.
Die Aufgaben für die das Messer geplant war, meistert es. Ich habe es einige Wochen als meinen täglichen Begleiter in der Hosentasche genutzt, wofür es sich hervorragend eignet. Auch das manuelle Aufklappen und Verriegeln stört nicht. Ich bin mit dem Ergebnis echt zufrieden.

An Silverster habe ich es meinem Bruder gezeigt, der ganz begeistert war und da entscheid ich mich: it's time to say good bye . Er hat sich sehr gefreut und ich mich auch, obwohl es mir auch nicht ganz leicht viel mein erster Klappmesser wegzugeben.
So das war's mit der Serie. Ich hoffe ihr habt an den letzten beiden Teilen Spaß.
Achso hier Bilder und Daten:
(Inzwischen habe ich mal wieder eins gebaut, das viel viel cooler und noch viel viel besser ist. Beitrag folgt.... irgendwann )


Klingenlänge: 6,5 cm
Klingendicke: 3 mm
Gesamtlänge: 14,5 cm (aufgeklappt)
IMG_0490_Klein.jpg
IMG_0471_Klein.jpgIMG_0474_Klein.jpg
17. März 2020 um 11:23
Jonas Peters, 16. März 2020 um 21:04
Hallo Jonas sieht alles gut gelungen aus. Erst bohren und dann härten macht schon Sinn. Griffholz aufnieten ist immer problematisch, es platzt leider zu oft. Bei weichen Nieten, Kupfer, kann man im Schraubstock drücken, das ist schonender als  hämmern. Man kann sich auch ganz dünne Hülsen drehen und die über die Niete stecken.
VM
Hier gleich im Anschluss der letzte Teil.
 
Nummer 9:
 
Irgendwann kam ich durch ein Video bei Youtube (Der Letzte seines Standes) auf die Idee mal ein Klappmesser zu bauen. Also habe ich ein Zeichnung gefertig für ein Modell mit manueller Verriegelung über eine Wippe im Rücken. Da ich durch meine bisherigen großen Taschenmesser die Erfahrung gemacht habe, dass sich diese schlecht in der Hosentasche transportieren, habe ich ein eher kleines Messer geplant. Was es können sollte: Äpfel, Wurst und Käse schneiden, Briefe öffnen, einen kleinen Stock anspitzen. Mit meiner Zeichnung in der Werkstatt viel mit als erstes auf, dass ich über kein korrosionsbeständiges Blech (rostfreier Stahl, Aluminium etc.) verfügte. Egal, auch Baustahl geht Die Platine habe ich aus einem Reststück 3mm Stahlblech geschnitten und die Form mit Bandschleifer und Feilen hergestellt. Für die Klinge habe ich den Innenring eines alten Ostkugellager (sehr spezialisierter Spezialstahl made in UDSSR ) genutzt. Das Loch habe ich diesmal vor dem Härten gebohrt. Die Nut für die Verriegelungswanze (oder wie nennt man das bei einem Klappmesser?!) habe ich gefeilt und anschließend in Öl gehärtet und bei 220°C angelassen. Die Wippe für die Verriegelung habe ich aus Federstahl (Spiralfeder) geschmiedet. Anschließend mit der Feile etwas nachgearbeit und die Seiten blankgeschliffen und das Loch für die Achse gebohrt.
 
Zwischen die Platinen habe am hinteren Ende einen Abstandhalter gesetzt und diesen aufgrund des geringen Platzes nicht genietet sondern per MAG geschweißt. Zuletzt habe ich die Löcher in die Platinen gebohrt und alles probeweise zusammengebaut. Alles passte einigermaßen und ich war doch etwas überrascht, doch ich hätte misstrauisch sein sollen. Es stellt sich heraus, dass die Wippe nicht ganz in die Nut passen wollte und etwas zu lang erschien. Einige Feilehübe später schien alles zu passen. Also noch schnell die Paltinen und die Wippe schwarzgebrannt und fast fertig.
 
Also wieter mit den Schalen. Pflaumenholz aus der Region. Na der Kreissäge aufgesägt und per Hand auf Dicke gehobelt und gebohrt. Es schien alles zu passen, also Schalen und Platinen verkleben und zusammenbauen. Die Klinge und die Wippe werden druch Pins, die ganz leicht angenietet sind gehalten. Im hinteren Teil ist ein weiterer Pin um den Griffschalen mehr Stabilität zu geben.
 
Nach dem Trocknen des Klebers und die finalen Schlff zeigte sich das Problem: Die Verriegelung funktioniert zwar, allerdings hat die Klinge etwas Spiel, was sich erst durch sehr teifes Eindrücken der Wippe beseitigen lässt.
 
Die Aufgaben für die das Messer geplant war, meistert es. Ich habe es einige Wochen als meinen täglichen Begleiter in der Hosentasche genutzt, wofür es sich hervorragend eignet. Auch das manuelle Aufklappen und Verriegeln stört nicht. Ich bin mit dem Ergebnis echt zufrieden.
 

An Silverster habe ich es meinem Bruder gezeigt, der ganz begeistert war und da entscheid ich mich: it's time to say good bye . Er hat sich sehr gefreut und ich mich auch, obwohl es mir auch nicht ganz leicht viel mein erster Klappmesser wegzugeben.
 
So das war's mit der Serie. Ich hoffe ihr habt an den letzten beiden Teilen Spaß.
 
Achso hier Bilder und Daten:
 
(Inzwischen habe ich mal wieder eins gebaut, das viel viel cooler und noch viel viel besser ist. Beitrag folgt.... irgendwann )


Klingenlänge: 6,5 cm
Klingendicke: 3 mm
Gesamtlänge: 14,5 cm (aufgeklappt)
 
IMG_0490_Klein.jpg
IMG_0471_Klein.jpgIMG_0474_Klein.jpg

 

18. März 2020 um 09:10
Na, endlich: wieder mal Fotos und Konstruktionsbeschreibungen (mit Problemen!) von Eigenkreationen ohne teure Materialien: eine Anregung, auf die eigenen Ausreden zu verzichten und auch mal loszulegen. 
Danke, und bitte weiter so. 
Meinhard
23. März 2020 um 18:08
Gefällt mir! Beim europäischen Küchenmesser häte ich den Übergang weniger kantig gemacht.
Ich hab noch nie nen Integralmesser gemacht, bzw es ist halbintegral oder?
Ich habe zur Zeit lauter Projekte in der Warteschleife aber mein Propanhandel hat zu und zu der Jahreszeit hats keine Holzkohle im Supermarkt
Komm generell kaum in die Werkstatt zur Zeit. Gartenarbeit kann nicht warten, ich will dieses Frühjahr nen großes Insektenhotel bauen (ich hab vor ein paar Tagen eine blaue Holzbiene beobachtet, total schön )
Nieten ist tatsächlich bei Holz oft schwierig. Ich nutze inzwischen wenn dann Kupferdraht aus nem Kabel, wenn man nie alte Kabel wegwirft sammelt sich da schnell was an.