Warum sind Amboss und Hammer selektiv gehärtet?
Warum sind Amboss und Hammer selektiv gehärtet?
September 15, 2011 at 5:14 PM
Wollte ich schon immer Wissen, aber nie wirklich verstanden. Warum taugt ein Amboss aus Gusseisen nicht? Warum wird ein Hammer nur an Finne und Bahn gehärtet?
Ich vermute mal dass an einem Gusseisernen Amboss die Kanten leichter absplittern oder der Amboss überhaupt reissen kann. Aber angenommen ich kaufe einen einfachen Amboss ohne Hörner, quasi nen Quaderförmigen Klotz bei dem die Kanten etwas gerundet sind. Den müsste ich schon vergewaltigen um den kaputt zu machen.
Aber warum härtet man einen Schmiedehammer nicht komplett durch und lässt diesen dann komplett im Ofen an? Auch hier würde ich vermuten dass der Kern bei großen Werkstücken einfach zäher bleibt, aber in der Industrie stecken Werkzeuge noch ganz andere Belastungen weg, bei größeren Werkstücken. Was macht den entscheidenden Unterschied ob ein Hammer gut zieht oder nicht?
Ich vermute mal dass an einem Gusseisernen Amboss die Kanten leichter absplittern oder der Amboss überhaupt reissen kann. Aber angenommen ich kaufe einen einfachen Amboss ohne Hörner, quasi nen Quaderförmigen Klotz bei dem die Kanten etwas gerundet sind. Den müsste ich schon vergewaltigen um den kaputt zu machen.
Aber warum härtet man einen Schmiedehammer nicht komplett durch und lässt diesen dann komplett im Ofen an? Auch hier würde ich vermuten dass der Kern bei großen Werkstücken einfach zäher bleibt, aber in der Industrie stecken Werkzeuge noch ganz andere Belastungen weg, bei größeren Werkstücken. Was macht den entscheidenden Unterschied ob ein Hammer gut zieht oder nicht?
September 15, 2011 at 9:41 PM
Ich schätze, dass ein Aboss nicht aus Guss sein sollte, da Guss spröder ist und daher die Kanten schneller brechen, ob das jetzt genau der Grund ist kann ich nicht sagen.
Wäre ein Hammer komplett durchgehärtet (soweit dies überhaupt immer möglich wäre: je größer ein Bauteil, umso schwerer auch das Innere schnell genug abzuschrecken um es zu härten. Ab einer bestimmten Größe ist es daher einfach nicht mehr möglich ein Bauteil komlett durchzuhärten) wäre er einfach spröder und würde schneller brechen. Durch das Oberflächenhärten hat man eine harte, verschleißfeste Oberfläche und die nötige Zähigkeit im Kern um nicht zu brechen. Das hält das Ganze sozusagen bei Belastung zusammen
Achja, und eine gewisse Zähigkeit ist auch von Vorteil um Stöße abzudämpfen! "Hart auf Hart" schlägt auch kräftig zurück
Wäre ein Hammer komplett durchgehärtet (soweit dies überhaupt immer möglich wäre: je größer ein Bauteil, umso schwerer auch das Innere schnell genug abzuschrecken um es zu härten. Ab einer bestimmten Größe ist es daher einfach nicht mehr möglich ein Bauteil komlett durchzuhärten) wäre er einfach spröder und würde schneller brechen. Durch das Oberflächenhärten hat man eine harte, verschleißfeste Oberfläche und die nötige Zähigkeit im Kern um nicht zu brechen. Das hält das Ganze sozusagen bei Belastung zusammen
Achja, und eine gewisse Zähigkeit ist auch von Vorteil um Stöße abzudämpfen! "Hart auf Hart" schlägt auch kräftig zurück
Last edit: September 15, 2011 at 9:46 PM,
Ines
September 15, 2011 at 11:18 PM
Dann wäre C45 als Schalenhärter voll gehärtet und angelassen doch ideal, oder? Kann es sein dass ein trationeller Hammer, also selektiv gehärtet weniger prellt, also weniger Schockbelastung auf den Schmied wirken? Auch könnte ich mir vorstellen dass das Auge, wenn voll gehärtet eine Schwachstelle bietet.
Dass früher C-reicher Stahl teuer war und daran gespart wurde ist mir schon klar, aber es hat sicher noch einen anderen Grund warum Ambosse früher so hergestellt wurden.
Dass früher C-reicher Stahl teuer war und daran gespart wurde ist mir schon klar, aber es hat sicher noch einen anderen Grund warum Ambosse früher so hergestellt wurden.
September 16, 2011 at 11:38 AM
Hallo Kläus,
zum Thema Ambosse guckst Du hier:Ambosse
Zum Thema Hämmer mach ich mich mal schlau.
Viele Schmiedegrüße,
DerSchlosser
zum Thema Ambosse guckst Du hier:Ambosse
Zum Thema Hämmer mach ich mich mal schlau.
Viele Schmiedegrüße,
DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
September 16, 2011 at 2:14 PM
Rom hat eine super Antwort auf meine Frage gegeben und zwar Hier
Heisst das aber im Umkehrschluss dass ein schwerer theoretisch durchgehärteter Hammer zwar weniger Umformleistung als ein selektiv gehärteter Hammer hätte aber kraftsparender zu schmieden wäre?
Heisst das aber im Umkehrschluss dass ein schwerer theoretisch durchgehärteter Hammer zwar weniger Umformleistung als ein selektiv gehärteter Hammer hätte aber kraftsparender zu schmieden wäre?
September 16, 2011 at 4:21 PM
Ich möchte noch hinzufügen, dass der Begriff "Durchhärtbarkeit" relativ ist, da Sie von vielen Faktoren abhängig ist, Legierung, Maße, Härtetemperatur etc.
Ich werfe mal den Vorgang des Stirnabschreckversuchs in die Runde. Siehe hier Kurze Beschreibung, ein 25mm Rundstahl aus dem zu prüfendem Material wird komplett auf die gewünschte Härtetemperatur gebracht und anschliessend an der Unterseite mit Wasser bespritzt. Dieser Rundstahl wird nun repräsentativ für ein gesamtes Werkstück der Länge nach in 2mm Abständen auf seine Härte geprüft.
Unter Punkt 3.2 dieser Pdf-Datei findet ihr 2 Diagramme (das 2. und 3. Diagramm) mit Versuchsdaten zu C45. Ihr seht, bei einer Tiefe von 1cm ins Material hinein liegen nurnoch ca. 25 Roquefort vor. Ich traue diesen Diagrammen nicht so ganz, der Abfall der Kurve scheint mir etwas stark, aber ihr wisst worauf ich hinaus möchte.
Daher vermute ich, dass zusätzlich zu Roms Aussage auch ökonomische Faktoren eine Rolle spielen, wieso unnötig Energie verschwenden und den Hammer komplett durcherhitzen, wenn ich die Mitte eh nicht hart bekomme.
Mfg Pascal
Ich werfe mal den Vorgang des Stirnabschreckversuchs in die Runde. Siehe hier Kurze Beschreibung, ein 25mm Rundstahl aus dem zu prüfendem Material wird komplett auf die gewünschte Härtetemperatur gebracht und anschliessend an der Unterseite mit Wasser bespritzt. Dieser Rundstahl wird nun repräsentativ für ein gesamtes Werkstück der Länge nach in 2mm Abständen auf seine Härte geprüft.
Unter Punkt 3.2 dieser Pdf-Datei findet ihr 2 Diagramme (das 2. und 3. Diagramm) mit Versuchsdaten zu C45. Ihr seht, bei einer Tiefe von 1cm ins Material hinein liegen nurnoch ca. 25 Roquefort vor. Ich traue diesen Diagrammen nicht so ganz, der Abfall der Kurve scheint mir etwas stark, aber ihr wisst worauf ich hinaus möchte.
Daher vermute ich, dass zusätzlich zu Roms Aussage auch ökonomische Faktoren eine Rolle spielen, wieso unnötig Energie verschwenden und den Hammer komplett durcherhitzen, wenn ich die Mitte eh nicht hart bekomme.
Mfg Pascal
Last edit: September 16, 2011 at 4:22 PM,
Buchsenklopper
September 16, 2011 at 6:38 PM
Hallo ihr Hammerfreunde,
Ergänzung zu Buchsis Ausführungen:
Hämmer müssen laut DIN-Norm 1193 aus Vergütungsstahl mindestens der Güte C45 hergestellt werden. Die Hämmer müssen gehärtet und angelassen sein. Die Härte von Pinne und Bahn muß mind. 50 HRC und darf höchstens 58 HRC betragen. Die Einhärtungstiefe dort muß mindestens 3 mm betragen, die Härte im Bereich des Auges max. 30HRC.
Wie dies allerdings bei industriellen Herstellungsprozessen erreicht wird, kann ich nicht sagen.
Und Ambosse werden sicherlich nicht aus C45 hergestellt!
Viele Schmiedegrüße,
DerSchlosser
PS: ich habe die Angaben aus einem alten DIN-Taschenbuch "Handwerkszeuge", welches mir ein Bekannter geliehen hat!
Ergänzung zu Buchsis Ausführungen:
Hämmer müssen laut DIN-Norm 1193 aus Vergütungsstahl mindestens der Güte C45 hergestellt werden. Die Hämmer müssen gehärtet und angelassen sein. Die Härte von Pinne und Bahn muß mind. 50 HRC und darf höchstens 58 HRC betragen. Die Einhärtungstiefe dort muß mindestens 3 mm betragen, die Härte im Bereich des Auges max. 30HRC.
Wie dies allerdings bei industriellen Herstellungsprozessen erreicht wird, kann ich nicht sagen.
Und Ambosse werden sicherlich nicht aus C45 hergestellt!
Viele Schmiedegrüße,
DerSchlosser
PS: ich habe die Angaben aus einem alten DIN-Taschenbuch "Handwerkszeuge", welches mir ein Bekannter geliehen hat!
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
September 16, 2011 at 7:33 PM
Hm, ich hab jetzt mal meine eigenen Beiträge durchgelesen und bemerkt dass ich schon wieder sehr viel mehr gedacht als geschrieben habe.
Fasse ich mal zusammen.
Hämmer und Ambosse sollen an der "Arbeitsstelle" hart und im Kern weich sein. Aus Rom´s Ausführungen ist das so dass der Hammer und Amboss dann besser zieht und aus "Der Schlosser"´s DIN schließe ich dass das ganze auch Sicherheitstechnische Gründe hat sonst wäre das Auge des Hammers doch einiges Härter.
"Buchsi" gibt Beispiele für C45 was soweit ich weis auch ein sehr gängiges Material für Schmiedehämmer ist und dann ja auch perfekte Materialwahl ist (da Schalenhärter), vor allem wenn man Induktiv härtet. Auch bei der trationellen Methode kommt man zu gleichen Ergebnissen.
Damit ist eigendlich alles klar.
Was meine Frage mit dem Durchgehärteten Hammer angeht mag das vielleicht theoretisch Sinn machen, aber Praktisch entweder gefährlich sein, oder wenn ich die Härte wieder etwas rausnehme keinen großen spürbaren Unterschied machen.
Wieder ein Fall gelöst.
Worüber ich mich wirklich freue ist dass wenn man eine Fachliche Frage hier im Forum stellt, so viele Kompetente User so viel Engagement zur Lösung der Frage zeigen. Das zeigt dass ihr euch hier auch so wohl wie ich mich fühle fühlt und euch sowas auch Spaß macht.
Vielen herzlichen Dank
Fasse ich mal zusammen.
Hämmer und Ambosse sollen an der "Arbeitsstelle" hart und im Kern weich sein. Aus Rom´s Ausführungen ist das so dass der Hammer und Amboss dann besser zieht und aus "Der Schlosser"´s DIN schließe ich dass das ganze auch Sicherheitstechnische Gründe hat sonst wäre das Auge des Hammers doch einiges Härter.
"Buchsi" gibt Beispiele für C45 was soweit ich weis auch ein sehr gängiges Material für Schmiedehämmer ist und dann ja auch perfekte Materialwahl ist (da Schalenhärter), vor allem wenn man Induktiv härtet. Auch bei der trationellen Methode kommt man zu gleichen Ergebnissen.
Damit ist eigendlich alles klar.
Was meine Frage mit dem Durchgehärteten Hammer angeht mag das vielleicht theoretisch Sinn machen, aber Praktisch entweder gefährlich sein, oder wenn ich die Härte wieder etwas rausnehme keinen großen spürbaren Unterschied machen.
Wieder ein Fall gelöst.
Worüber ich mich wirklich freue ist dass wenn man eine Fachliche Frage hier im Forum stellt, so viele Kompetente User so viel Engagement zur Lösung der Frage zeigen. Das zeigt dass ihr euch hier auch so wohl wie ich mich fühle fühlt und euch sowas auch Spaß macht.
Vielen herzlichen Dank
September 29, 2011 at 7:50 PM
Hallöchen
Im Winter ist endlich mein Damasthämmerchen an der Reihe,nichts großes nur zwischen 1,5-2 Kg,den werde ich "Durchhärten" und bis auf 200 °C Anlassen und danach mit dem Brenner vom Auge her auf Grau Anlassen (nur ums Auge herum).
Im Winter ist endlich mein Damasthämmerchen an der Reihe,nichts großes nur zwischen 1,5-2 Kg,den werde ich "Durchhärten" und bis auf 200 °C Anlassen und danach mit dem Brenner vom Auge her auf Grau Anlassen (nur ums Auge herum).
Mein Amboss (200 Kg) ist aus Mn-Stahl,Denke aber nicht das der Gesenkgeschmiedet ist ?,die Bahn kann sich nicht ablösen und nimmt mit jedem Schlag an Festigkeit zu.
Gruß Maik
September 30, 2011 at 6:35 PM
@Damastschmied: Bitte erläutere doch mal Dein Projekt "Damasthammer". Ich kann mir zwar denken, daß so etwas schön aussieht- aber eine einwandfreie Funktion als Hammer kann ich mir nicht vorstellen.
Viele Schmiedegrüße,
DerSchlosser
Viele Schmiedegrüße,
DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
September 30, 2011 at 8:22 PM
Hallo,
doch doch, Damasthämmer funktionieren!
Entweder verstählen wir die an der Finne und Bahn oder eben nicht, wenn die Lagen im Damast alle gleiche Härte haben.
Demnächst wird übrigens unser Exklusivhammer aus Damaststahl im Handel angeboten.
Diese Hämmer werden ebenfalls alle selektiv gehärtet, damit das "Haus" weich bleibt. Wenn solche Hämmer durchgehärtet werden, brechen sie in der Regel früher oder später im Bereich der Stiellochung im Gebrauch.
Den ersten Damasthammer aus unserer Schmiede hatte glaube ich 1993 ein schachtfreireisender Wandergeselle(Ulf) aus Brandenburg in Gebrauch.
MfG
Markus Balbach
doch doch, Damasthämmer funktionieren!
Entweder verstählen wir die an der Finne und Bahn oder eben nicht, wenn die Lagen im Damast alle gleiche Härte haben.
Demnächst wird übrigens unser Exklusivhammer aus Damaststahl im Handel angeboten.
Diese Hämmer werden ebenfalls alle selektiv gehärtet, damit das "Haus" weich bleibt. Wenn solche Hämmer durchgehärtet werden, brechen sie in der Regel früher oder später im Bereich der Stiellochung im Gebrauch.
Den ersten Damasthammer aus unserer Schmiede hatte glaube ich 1993 ein schachtfreireisender Wandergeselle(Ulf) aus Brandenburg in Gebrauch.
MfG
Markus Balbach