Frisch registriert

28. November 2012 um 10:42
Guten Tag allesamt !

Da ich mich eben frisch registriert habe, möchte ich auch "Hallo" sagen und mich kurz vorstellen.

Die 50 rücken immer näher, das ständige Sitzen erfordert dringend Ausgleich und arbeiten mit heißem Metall soll daher mein neues Hobby werden. E-Schweißen habe ich in einem Dreiwochenkurs gelernt und das Schmieden will ich mir - bis ich entsprechende Kontakte geknüpft habe - in Eigenregie beibringen. Die Grundausrüstung ist beinahe beisammen, heizen werde ich mit Propan, und ich hoffe, dass die Nachbarn bei der Benutzung von Hammer und Amboss (90kg) mitspielen werden.

Zu Beginn will ich Praktisches bauen: Haken zum Aufhängen von Werkzeugen, zur Lagerung von Meterware, Gesenke schmieden und sowas. Anschließend will ich erst mal Metall behauen und biegen und schauen, was geht, und was Spaß macht. Dann sehen wir weiter.

Meine Fragen, von denen mir allerhand im Kopf rumschwirren, will ich aber zunächst auf die Auswahl geigneten Materials beschränken und hoffe, bei Euch Gehör zu finden.

Für Baustahl habe ich eine Quelle. Doch:
Welches Material nehme ich für Schmiedewerkzeuge wie Zangen, Meißel, Gesenke, etc. und wo bekomme ich das auch in kleinen Mengen her?
Und mit welchem Material macht das Schmieden am meisten Laune und wo bekomme ich auch das in kleinen Mengen her?
Für gute Tipps bin ich immer dankbar! Jetzt aber erste einmal viele Grüße an alle hier Anwesenden!
Ludwig
28. November 2012 um 11:38
Hallo Ludwig,

für die meisten Gesenke und Zangen kann man Federstahl verwenden. Wenn du Glück hast, bekommst du sowas beim Autoverwerter deines Vertrauens für wenig Geld. Sonst gehen auch 1.2767 oder 1.2714 als Warmarbeitsstähle ganz gut. Ich habe mir meinen 1.2767 damals bei Markus Balbach bestellt, da gibts auch etwas dickere Querschnitte (20x70mm). Standartstähle hat vielleicht auch ein Stahlhändler in deiner Nähe, dann musst du halt Schnittkosten zahlen oder Mindestmengenzuschlag. C45 geht auch noch ganz gut für Zangen, für wirklich gute Gesenke oder Meißel sind echte Warmarbeitsstähle aber denke ich besser.

Viel Spass beim Hobby
28. November 2012 um 12:30
Na dann mal ein Habedieehre aus Bayern

Schön das zu uns gefunden hast.


Zu deinen Fragen:

Zangen, würd ich aus Baustahl machen. Warum? Weil sie evtl mal bis Rotglugt mit erwärmt werden und dann beim unbedachten abkühlen evlt. "aushärten" könnten und bei Belastung brechen würden. Wenn du willst kannst du ja die vom Schrotplatz sehr günstig zu erstehenden Federn auch dafür hernehmen, musst aber dann aufpassen das du sie nicht ungewollt härtest. Wenn du private Autoschrauber kennst, fahr regelmäßig zu den Kollegen rüber, da fallen nämlich immer wieder Federn an. Auch in Autowerkstätten wirst du da fündig. Wenn du Glück hast, kommt dann der Spruch :"..... nimm die paar Federn mit, das passt schon...." - und schon hats nix gekostet.

Für Hämmer und Gesenke, würd ich nen Stahl bis C60 empfehlen. Schau mal in den Drehereien vorbei, da gibts immer Abfallstückchen, die der Stangenlader der CNC-Maschinen nicht mehr handhaben kann, in C45 und C60, zwar Rundstahl, da ja Dreherei, aber Dank der breiten Dichte solcher Betriebe, eigentlich immer verfügbar.

Du kannst dir natürlich auch die Stähle bestellen bei:

Marks-Normalien.de (bekommst du in Wunschzuschnitten, aber es kostet! Wenns dann doch mal Werkzeugstahl sein soll)
Schmiedeglut.de (Wenn du mal Messer machen möchtest, im Stock-Removal Bereich. Für Anfänger zu empfehlen, der C70/75)

Meissel und Dorne, kannst du dir für den Anfang ja aus Spiralfedern machen. Das geht einigermaßen vernünftig, musst halt die Meissel während der heissen Arbeit, regelmäßig kühlen. Lieber einmal mehr als zuwenig.
Was noch sehr zu empfhelen währe, "Die Kunst des Schmiedens" von Havard Bergland. Gibts z.B. bei Amazon.de. Da wird sehr viel erklärt, auch die Wärmebehandlung, die zur Herstellung von gehärtetem Werkzeug sehr wichtig ist.



Ingo







 
http://naabtal-klinge.de/

........ Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe! oder trags mit Ruh - Bist du Amboss, sei geduldig. Bist du  Hammer schlage zu!..........

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Es sind die Fantasten, die die Welt in Atem halten und nicht die Erbsenzähler!
28. November 2012 um 16:49
Moin ,auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum und einen regen Gedankenaustausch.
Gruß von der Grenze



Jörg



Und immer schön das Feuer schüren
28. November 2012 um 19:55
Vielen Dank für Eure Hilfe.

Den guten Bergland habe ich bereits um ein Buch reicher gemacht.
Mit Federn vom Schrottplatz - sind damit Spiralfedern oder Blattfedern gemeint?

Was ein wenig unter gegangen ist, ist das Thema "Schnuckelstahl". Ich hab mal flüchtig was von Reineisen gelesen und der Vogel aus dem hiesigen Stahlladen wollte mir S235 als solches verkaufen. S235 ist aber doch Baustahl, oder? Ich hatte das aber so verstanden, dass Reineisen unlegierter Stahl nahezu ohne Carbon-Anteil ist.
Der soll zwar nicht so stabil sein, aber toll zum schmieden - ich könnte mir vorstellen, dass ein solches Eisen für Anfänger wie mich ein dankbares Material zum Einstieg ist. Schließlich will ich es mir vom Material her ja einfach und nicht unnötig schwer machen.

Vielleicht noch eine Frage zur Herstellung von Gesenken (nennt man Konstruktionen zum Einspannen in den Schraubstock eigentlich auch so?): Ich möchte, wenn ich schon mal dran bin, direkt eine Serie von Gesenken schmieden. Allerdings nur die Basen zum Versenken in den Amboss. Die Spitzen will ich dann später bei Bedarf maßschmieden und drauf schweißen.
Spricht was dagegen, mit S235 die Basen zu bauen und später die Arbeitsstücke in C45 (o.ä.) per E-Schweißen drauf zu setzen?

Viele Grüße und schönen Abend!

28. November 2012 um 20:04
Hallo Ludwig,

also ich bin nicht so der stahl Experte aber wenn Du die Basen aus einem "weicheren" Stahl machst wird das ganze irgendwann ziemlich platt aussehen und außerdem wie ist mit dem Härten die Gesenke müssen doch gehärtet werden sonst sind die ja gleich hin und weg ,abe rich denke die Experten werden DIR dazu noch einiges schreiben .

Warum willst DU nicht mit baustahl schmieden ist doch sehr günstig und leicht zu bekommen und rein Eisen denke ich ist gar nicht so leicht zu bekommen und wahrscheilich auch noch sehr teuer weil es nur wenig verkauft wird. Bitte verbessert mich falls ich mich irre. 
Gruß von der Grenze



Jörg



Und immer schön das Feuer schüren
Zuletzt bearbeitet: 28. November 2012 um 20:06, Jörg Bluhm
28. November 2012 um 20:13
Hey Ludwig,

solange du keine Werkzeuge schmieden willst, würde ich stinknormalen Baustahl nehmen. Das ist bis jetzt das weicheste, was mir unter die Finger gekommen ist. Ich habe selber noch rein Reineisen benutzt, ist mir persöhnlich einfach zu teuer und ich sehe keinen Sinn dahinter. Wenn du dann mal beim Feuerschweißen bist, kann das unter umständen interessant werden oder wenn du Eisen kalt umformen/treiben willst.

Du kannst sowohl Blatt als auch Spiralfedern benutzem, je nachdem, welches gerade von Querschnitt für dich interessant ist. Ich finde nur Spiralfedern doof abzuwickeln und öfter sind die mit einem richtig fies stinkendem Kunststoff ummantelt, daher bevorzuge ich Blattfedern.

Du kannst natürlich die Gesenke so wie du beschrieben hast fertigen. Mit der richtigen Schweißelektrode mag das auch einigermaßen halten (je nach Gesenkgeometrie bzw. auch Schweißnahtgeometrie).

Ich finde Gesenke zu schmieden schon fortgeschritten. Fang doch lieber erst mal mit ein paar Basics an und lern die korrekte Feuerführung. Mach dich also mal warm mit dem heißen Eisen ;)
28. November 2012 um 22:06
Hallo Ludwig,

Wilkommen im Forum.
Ich stimme aeglos und Hobbyschmiede zu. Nimm einfachen Baustahl. Den bekommst du billig in verschiedenen Querschnitten und daraus kannst du erstmal deine anfänglichen Versuche shcmieden.
Wie bereits gesagt wurde ist reineisen vielleicht interessant wenns ums Feuerschweißen geht, aber es ist keinesfalls notwendig.

Zu den Federn:
Ich verwende auch beides. Was ich an den Spiralfedern nett finde dass man wenn man sie erstmal komplett abgewickelt hat rund 3m Stahl zur Verfügung hat. Die kleinen runden Querschnitte lassen sich dann prima zu verschmiedenen Meißeln ausschmieden, während man bei einer Blattfeder erstmal eine Weile beschäfitigt ist.

Zu den Gesenken:
Grundsätzlich ist ein Gesenk eine Form in die der Schmied das Werkstück schlägt. Bei Gesenken mit Oberteil wird auf das obere Gesenk geschlagen und das Werkstück liegt zwischen den Formen.
Der Schmied kann dadurch z.B. einen sehr genauen und gleichmäßigen Rund-Durchmesser erhalten.

Teilweise werden auch Dinge wie Abschroter und Biegegabeln als Gesenke bezeichnet (wieder so nen nicht Begriff der keine ganz klare Beteudung hat).
Deine Gesenke kannst du erstmal so herstellen. In diesem Zusammenhang würde ich jedoch vom Schaft sprechen den du anschweißt.
Find ich nicht die feine Art und die Werkzeuge wirken schnell so zusammengewurschtelt Is deine Sache.

Ich würde dir empfehlen erstmal mit ein paar einfachen Dingen anzufangen. Schmiede dir meinetwegen ein paar einfache Meißel aus einer Spiralfeder und übe die Wärmebehandlung.
Mit einer kleinen Platte aus Baustahl um den Amboss zu schützen kannst du dann auch erstmal mit den Meißeln abtrennen etc.

Später wenn du die Feuerführung, die Hammerführung und die Wärmebehandlung einigermaßen drin hat kannst du mit großeren Projekten beginnen und dir deine Gesenke schmieden.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
29. November 2012 um 08:24
Guten Morgen.

Verstehe. Gesenke schmieden erfordern schon etwas Übung. Das Abwickeln der Spiralfedern erfolgt durch erhitzen und strecken, richtig?

An Aeglos und Willi: Danke für Eure ausführliche Hilfe. Doch ist "Feuerführung" bei einem Gasofen überhaupt ein Thema?

Ich werde heute erst mal Flach-, Rund- und Vierkantware aus S235er Baustahl kaufen, denn mein Ofen kommt hoffentlich noch vor dem Wochenende. Dann wird angeglüht. Wenn ich das technisch hier hinbekomme, kann ich ja ein paar Fotos meiner ersten Stücke hochladen und wir lästern und lachen gemeinsam drüber.

Schönen Tag Euch allen!
Ludwig
29. November 2012 um 20:36
Nee bei Gas hast du keinen Stress. Wenn dein Ofen/Brenner gut ist und du die richtigen Temperaturen erreichst, dann ist es ziemlich entspannt mit Gas zu schmieden. Nur wenn du punktuell erhitzen willst, kommst du um ein Kohlefeuer schwer drum rum. Eine Abhilfe kann sein, die umliegenden Bereiche dann einfach zu kühlen. Baustahl verzeiht eine so rauhe Behandlung auch.

Ne Spiralfeder kalt abzuwickeln wird nichts. Deshalb heißen die Dinger ja auch Federn . Was ganz praktisch für so eine Arbeit ist, sind Biegegabeln. http://www.youtube.com/watch?v=puA5vpDp4oQ Hier ein Video. Kannst du natürlich ziemlich einfach selber herstellen und was dort im Video passiert geht auch genau andersrum. Also aus krumm mach gerade.

Viel Erfolg dabei
30. November 2012 um 11:48
Hi Ludwig.

Darf dir auch a herzliches "Griaß di" im Forum sagen.
Zu deinen Materialfragen: Versuch bei einem Schrotti deines Vertrauens oder beim Altstoffsammelzentrum an "altes Eisen" zu kommen. (Radreifen, Schlittenkufen Fenstergitter etc.) Die sind mind. 50 Jahre alt und recht reines Material, was Baustahl ja nimmer ist.
Für Zangen etc.  würde ich dir für den Anfang Rippentorstahl, ist mind. St 52, (Betonbewährung) empfehlen. 14, od. 16mm, da kannst schon stabile Zangen draus formen, und ist sehr günstig zu bekommen. Geht bedingt auch noch für Biegegabeln.

viel Spaß beim warmumformen

Walter

P.S Vielleicht hast a Möglichkeit jemandem über die Schulter zu schauen, verringert die Anzahl der Fehlversuche wesentlich...
Zuletzt bearbeitet: 30. November 2012 um 11:52, walter dorfer
1. Dezember 2012 um 08:14
Hallo Walter,
Schönes Wochenende und danke für die guten Tipps.
Ludwig