Setzstöckel aus Spitzhacke, wie Wärmebehandeln?

9. September 2015 um 20:04
Hallo :)

Ich habe hier eine alte Spitzhacke geopfert, nachdem ich in diesem thread gelesen habe, dass der Stahl geeignet ist. Das Ding also in der ausgehenden Esse weichgeglüht und heute in einer befreundeten Firma an der Bandsäge die beiden spitzen vom Haus getrennt. Das Zeug ist erschreckend weich geworden, ging wie durch Butter.

Ich habe aus dem einen Teil einen Abschroter geschmiedet und den anderen per Schleifband und Feile zu einem Absetzding mit ordentlichen Kanten gemacht (wie nennt man so ein Teil?), da die an meinem Amboss abgeplatzt oder rund mit relativ großem Radius sind.

Jetzt zu meiner eigentlichen Frage:
Wie müssen die Dinger hitzebehandelt werden? Der Stahl sollte ja härtbar sein, wie hart muss aber so ein Werkzeug sein bzw. darf, soll ja nicht splittern...

Würde mich freuen wenn Jemand Hilfe zum Thema leisten kann :)

Schönen Abend
Zuletzt bearbeitet: 9. September 2015 um 20:04, lukas s
10. September 2015 um 10:32
jelöscht
Zuletzt bearbeitet: 10. September 2015 um 14:02, Lennart G
10. September 2015 um 11:22
Danke erstmal!

Wie das Härten an sich gemacht wird, ist mir bekannt. Was mich interessieren würde ist, ob jemand hier Pi*Daumen sagen kann in was ich solchen Stahl gut abschrecken kann (Öl, Wasser, Luft?) und wie hoch so Dinger in etwa angelassen werden sollten, damit sie nicht splittern bzw. lohnt eine Wärmebehandlung überhaupt, wenn die Stöckel danach mit heißen Teilen in Berührung kommen?

 
10. September 2015 um 11:35
Also eine Spitzhacke sollte aus nem Stahl im Bereich C45 - C60, eventuell mit nem spritzer Mangan bestehen,
so zumindest nen Thread aus dem Blauen Forum, dementsprechend würde Ich mal behaupten Härten bei 830 - 860 Grad laut Datenblatt.

Ich schrecke C45 in Wasser ab, bei C60 würde Ich Öl nehmen. Da es bei der Spitzhacke etwas unklar ist empfehle Ich mit Öl zu testen, falls es nicht hart (genug) wird kann man immernoch riskieren Wasser zu testen.

Anlassen ist auch empfehlenswert, Ich nutze die Restwärme-Methode für meine Werkzeuge, also nur den "vorderen" Bereich abschrecken, danach sofort blank schleifen. Ich nutze die Flex dafür. Dann bis es leicht golden wird anlaufen lassen und sofort komplett abschrecken.

Ob eine Wärmebehandlung lohnt oder nicht, muss man selbst entscheiden.  Schließlich kann man auch Werkzeuge aus Baustahl benutzen um warmen Stahl zu meißeln, aber die Standzeit ist dabei nicht die beste.

Wärmebehandelte Werkzeugstähle sind haltbarer!
Zuletzt bearbeitet: 10. September 2015 um 11:36, Kai Bernhardt
10. September 2015 um 12:25
Vorm Härten bitte normalisieren. D.h. auf Kirschrot (780°C=~AC3 für C45, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Normalglühen) erhitzen, dann abkühlen lassen (auf den Kohlen, nicht auf irgendwas kaltem wie z.B. dem Boden), dass noch zweimal, jeweils dunkelkirsch bzw. dunkelrot wiederholen.

10. September 2015 um 16:06
super! Genau sowas habe ich gesucht.

Werde mich demnächst mal ranwagen.

Vielen Dank :) 
11. September 2015 um 08:28
Hallöchen

Seit dem ich ein Thermometer habe,glaube ich den Farbmustern erst recht nicht,hatte schon vorher durch den Magnettest meine Zweifel,danach hätte ich immer unterhärtet bzw. überhitzt.
Zweifel hatten auch Andere,hat einer vom anderen angeschrieben ?😉
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11. September 2015 um 11:41
Vorm Härten bitte normalisieren

Also ich glaube das dies bei so einfachen Stählen wie C45 oder C60 nicht erforderlich ist. (Kann natürlich nicht schaden).
Bei einem Damastmesser mit dutzenden von Lagen schon eher! 

Gruß DerSchlosser 
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
11. September 2015 um 22:07
Auch bei Werkzeugen aus Werkzeugstahl bzw. diesen beiden un/niedrig legierten Stählen würde ich ein Normalisieren absolut empfehlen. Vordererst ist es kein sehr zeitraubender Arbeitsgang, und der effekt, bzw. die Güte des nachfolgenden Werkstücks wird dadurch nur erhöht, solange man den Prozess richtig durchführt.

Wer mal wissen möchte was ohne Normalisieren mit einem Schlichthammer passieren kann, sollte sich mal an unseren Paulooo wenden...

Grüße,
Alex
13. September 2015 um 19:39
Nur der Vollständigkeit halber: laut DIN 6436 sollen Spitzhacken, aus Stahl mind. der Güte St60-1 bestehen.

Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
15. September 2015 um 11:41

Ich würde gerade bei stumpf belasteten Werkzeugen (Hammer, Setzstock, Gesenke) lieber einmal mehr normalisieren als einmal zu wenig, vor allem, wenn man nicht genau weiß, was man da hat. Auch wenn es einem erstmal albern vorkommt, einen "besseren Baustahl" achtmal zu normalisieren. Ein Splitter im Auge macht nicht so´n Spass .

Das Anlassen muss man bei thermisch belasteten Werkzeugen vielleicht nicht so ganz genau nehmen, aber ich würde das aus den selben Gründen trotzdem tun.

Das Ganze wird natürlich mit zunehmender Sensibilität des Werkstücks (eben beim Damast) immer wichtiger. Aber auch einfache Stahlsorten können einen immer wieder überraschen, wenn man sie nett behandelt und ihnen eine ordentliche Wellnessbehandlung zukommen läßt .

C45 würde ich auch in Wasser härten, evtl vorher aufwärmen, bei C60 würde ich entweder in Salzwasser, Urin oder Öl / Fett härten. Kommt ganz darauf an, was für einen Einsatzzweck das Ganze hat.

Unser kazakhischer Altschmied hatte da einen Tipp zum Härten von Baustahl, der hat immer Hornspäne verascht und das Werkstück dadrin in der Esse eine Stunde geglüht (in einem Rohr), und dann nach dem laaaangsamen Abkühlen nochmal auf Kirschrot gebracht und in Wasser gehärtet. Hab ich aber selbst noch nicht gemacht, kann da also nix zu sagen. Ist aber vielleicht ein Plan B, falls die Hacke aus sowas Weichem war. Kaltverfestigen ginge eventuell auch... 

 

20. September 2015 um 13:42
Vielen Dank nochmal für die Antworten :)

Hab die beiden Teile heute normalisiert und dann gehärtet, in Wasser. So unglaublich hart scheinen sie mir jetzt nicht geworden zu sein. Die Feile greift zwar nicht so voll, wie vor dem Härten, allerdings rutscht sie auch nicht so schön ab, wie es bei meinem letzten (und ersten) Messer der Fall war, nach dem Härten.

Angelassen habe ich beide noch nicht. Aus ein paar Threads hier im Forum habe ich gelesen, dass ~C45 recht schnell an Härte verliert bei 200+ bis 300 Grad.

Lohnt es sich wohl die Dinger überhaupt noch anzulassen bei irgendwie knapp 200, vielleicht so 180 Grad oder kann ichs auch einfach lassen?

Danke und schönes Wochenende!