Spezialgesenk für Zangen

7. Januar 2012 um 22:49
Hallo Leute,

heut Nachmittag hatte ich ein paar freie Stunden und hab diese genutzt um noch ein letztes Mal in den Feirien zu schmieden.
An Ideen mangelts nich, ich hab einfach auf meine Merk-Liste geguckt
Hier also meine Idee und wie ich darauf gekommen bin:

Ich hatte mir kürzlich ein bisschen zu viel Geld und habe mir 40x40 C45 gekauft...6m: 145 Euro oder so.
Ich will das Zeug nutzen um verschiedenstes Werkzeug herzustellen. Um damit arbeiten zu können braucht man aber natürlich ne Zange die den Scheiß festhält.
Ich hab schon viele Zangen gesehen die Vierkantmaterial längs und quer halten können. Aber ich hab noch nie davon gehört dass sich so jemand eine solche Zange selber geschmiedet hat.
Zur Veranschaulichung, so eine Zange is gemeint (Bild ausm Internet):

V-Zange.jpg

Also hab ich mir überlegt wie man so eine Zange am besten schmieden könnte. Mit einem einfachen V-Gensenk auf jeden Fall nicht möglich.

Das is rausgekommen, Ausgangsmaterial 40x40....sorry das Bild is nich das Beste:

CIMG9441.jpg

CIMG9443.jpg

Ich denke damit kann man mit dem entsprechenden Oberteil schöne Zangen machen. Das Obeteil herzustellen sollte eigentlich kein Problem darstellen.

Ich hab mir vorher überlegt dass ich die an den Ecken die Kanten breche damit sich das Material, das in die Form geschlagen wird, nich an den Ecken aufreißt und auch der Formungswiederstand nicht so groß is wenn dort etwas mehr Platz is.
Ausprobiert habe ichs noch nich aber ich denke wenn man eine Zange nach normalem Muster schmiedet und und das Maul breit und flach schmiedet kann man anschließend das Maul mit Hilfe Gesenks in die Form wie oben gezeit schmieden.

Also was haltet ihr davon?

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Zuletzt bearbeitet: 7. Januar 2012 um 23:10, Wilhelm Weyer
23. Januar 2012 um 16:34
Soo,

nachdem ich am Wochenende endlich Zeit hatte habe ich mir noch ein entsprechendes Oberteil gemacht und die erste Zange geschmiedet.
Für das Oberteil habe ich einfach eine Stange auf Dreikantprofil geschmiedet und drei teile davon zu einem Kreuz zusammengeschweißt.

Das Gesenk funktioniert super und ich bin überrascht wie leicht sich solch praktische Zangen nun herstellen lassen.
Wer also vorhat sich in Zukunft nicht immer eine Zange zum quer halten und eine zum längs halten zu schmieden der is mit so einem Gesenk gut bedient. Das Gesenk lässt sich auch auf viele verschiedene Größen anwenden.
Auf Wuns stell ich auch nochmal ne genauere Anleitung zu dem ganzen rein.

Nun noch die Zange: Ausgangsmaterial war nen 20ger rund. Im Bild greift sie 25ger Vierkant, dazu habe ich das Maul auf ca. 50mm Breite gearbeitet und dann ins Gesenk geschlagen.

CIMG9459.jpg

CIMG9462.jpg

CIMG9460.jpg

CIMG9461.jpg


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Zuletzt bearbeitet: 23. Januar 2012 um 16:44, Wilhelm Weyer
23. Januar 2012 um 16:46
Sauber sauber!
Spitzen Gesenk Willi!

Grüße Peter
23. Januar 2012 um 16:57

Ich habe Interesse    als Ausgangsmaterial für die Zange.... 20ér Rund, war das ein Federstahl (habe da noch ein paar Autofedern die weg müssen)  oder war das was anderes.? 

"Hammer und Schw*** benutzt man ganz"... sagte ein alter Schmied der mich damit darauf hinwies, das ich den Hammer anders halten soll.  
23. Januar 2012 um 20:33
Baustahl tut es auch.

Tolle Idee! Zeig doch mal Ober und Untergesenk.

Gruß 

Was man nicht tut, geschieht auch nicht
24. Januar 2012 um 13:51

Klasses gemacht !!!

Mich würde auch das Ober- und Untergesenk interessieren und wenn möglich eine
Anleitung wie du das gemacht hast.


Gruß

24. Januar 2012 um 15:06
..Da hat der Willi nur was "zweckentfremdet" -
z.B. für Spiesskantlochungen ist sowas ein Muss .
Aber toll, das für ein modifiziertes Wolfsmaul zu
nutzen - das ist kreativ !!!
gruss ,thomas
24. Januar 2012 um 18:03
Hallo!
Vielen Dank für das Lob und die Begeisterung!

@Kauz:
Wie Scheunenschmied schon gesagt hat Baustahl tuts auch. Ich denke dass eine Disskusion welches Material für eine Zange verwendet werden sollte etwas vom Thema abweicht. Meine Erfahrungen mit Baustahl sind gut. Auch im Vergleich zu C45  macht es nich viel aus und ich verwende daher fast ausschließlich Baustahl.

@Irontom:
Wenn du jetz noch sagst was eine Spießkantlochung is ...nie vorher gehört.
Ich hab mich schon längere Zeit gefragt wie man solche Zangen herstellt da ich sie unheimlich praktisch finde. Also hab ich mir was überlegt. Ein ähnliches Gesenk habe ich vorher noch nirgentwo gesehn.

Ich kann leider grade keine Bilder reinstellen da mir meine Kamera entlaufen is (mein Bruder hat sie ), aber ich hab sowieso nicht viel Zeit.
Anleitung, und Bilder von Ober- und Untergesenk folgen die nächsten Tage.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
24. Januar 2012 um 18:17
Hi Willi,
eine Spieskantlochung geht durch einen Vierkannt
über die Diagonale.
Weiter so ,
Gruss thomas
26. Januar 2012 um 20:41
Hallo zusamm,

@Irontom: sowas stell ich mir kompliziert vor. Danke!

Nun zur Anleitung Unterteil:

Ich habe mit dem Untergesenk angefangen. Generell beim herstellen von Gesenken denke ich dass man sich sehr gut an diesem Video orientieren kann. Es ist zu empfehlen ausreichend schwere Hämmer beim Abreiten mit solchen Durchmessern zu beutzen. Ich habe einen 2kg Handhammer und einen 5kg Vorschlaghammer benutzt.

Ich habe also wie im Video ein Gesenkrohling geschmiedet, der in meine Lochplatte passt. Dann habe ich einen sehr massiven Spalthammer einmal längs und dann quer ca. 15mm tief eingetrieben um die Grundform des Gesenks zu schaffen. Anschließend wurden die Kerben mit einem 25ger Vierkant in die gewünschte V-Form geschlagen. An dem Vierkant habe ich vorher in einem normalen V-Gesenk eine Kante abgeflacht damit ich eine Fläche hatte wo ich mit dem Hammer draufschlagen konnte.
Nun exisierte ein eingeschlagenes Kreuz. In dessen Ecken existierten aber noch scharfe Kanten, was auch vorrauszusehen war. Diese Kanten hab ich mit einem kleinen Setzhammer gebrochen.


Anleitung Oberteil:

Das Oberteil ist so wie ich es jetzt gemacht habe relativ einfach herzustellen, ist allerdings auch noch verbesserungswürdig.

Ich habe mit einem alten Stemmmeißel in 6-Kant angefangen. Daraus hab ich mir mehrere Dreiecksteile schmiedet. Erst ein bisschen flach geschlagen und dann in einem V-Gesenk in Form geschlagen.

Gesenk-Oberteil.jpg

Diese Dreiecksteile habe ich dann einfach rechtwinklig zusammen geschweißt.
Hier liegt leider auch die Schwachstelle. Beim draufschlagen haben sich die seitlich angeschweißten Teile schon leicht hochgebogen. Ich denke ich werde das ganze wieder richten müssen und zur Stabilisierung eine kleine Platte von oben draufschweißen müssen.
Auf Dauer werd ich mir etwas überlegen um ein Oberteil in stabilierer Form und evtl. aus einem Stück herzustellen.

CIMG9486.jpg

CIMG9489.jpg

Um das in die Form geschlagene Maul noch nacharbeiten zu können habe ich mir noch ein einzelnes Dreicksgesenk geschmiedet:

CIMG9491.jpg

Beim Herstellen des Mauls wird das flach und dünn ausgetriebene Maul über das Gesenk gelegt und mit dem ersten Oberteil in Form geschlagen. Dannach wird das Ganze mit dem zweiten etwas scharfkantigerem Oberteil nochmal überarbeitet.
Auf den Bildern ist ein Anschauungsbeispiel aus Blei zu sehen.

CIMG9494.jpg

CIMG9499.jpg

CIMG9500.jpg



Wenn noch Fragen offen sind, ich geb mein bestes.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
26. Januar 2012 um 20:52
Hi Willi,

wenn du einen alten Setz- oder Schlichthammer auftreiben kannst, könntest du den an dein gekreuztes Obergesenk schweißen. Ist stabieler und lässt sich besser führen/halten.
Ansonsten super Arbeit!
Mfg
T.H.
"Tradition ist Bewahrung des Feuers und nicht Anbetung der Asche" Gustav Mahler
27. Januar 2012 um 10:34
Schweißen ist schon eine Idee. Wenn man zuerst ein Kreuz herstellt und in das Gesenk schmiedet, hat man die Negativ-Form. Dann könnte man ein Oberteil, zB einen Quader, mit dem Kreuz verschweißen. Ist das Praktikabel?

Gruß natto

3. Februar 2012 um 17:12
Hallo zusammen,

ich hab mein Gesenk nun ein bisschen benutzt und lerne langsam die Tricks.

Noch ein paar Zangen:

1. Hält einen 15er Vierkant, Ausgangsmaterial auch 15er Vierkant
2. Die kennt ihr schon, hält nen 25er Vierkant, Ausgangsmaterial 20er Rund
3. Hält nen 40er Vierkant, Ausgangsmaterial 20er Rund

Mit allen Zangen lassen sich auch Rundmaterialien in den verschiedenen Durchmessern halten, auch beim Arbeiten sind die Teile sehr praktisch!!


Guckt´s euch an:

CIMG9520.jpg

CIMG9519.jpg

CIMG9521.jpg


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
3. Februar 2012 um 17:40
Mensch Willi, einfach klasse! Du solltest 'ne Zangenmanufaktur aufmachen

Was meinst Du mit "auch beim Arbeiten sind die Teile sehr praktisch"????

Viele Grüße,

DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 3. Februar 2012 um 17:42, Martin Hartung / DerSchlosser
4. Februar 2012 um 06:31
Schauen echt gut aus die Zangen.
Weiter so.
Bernd