Ü-60 Walz, eine total verrückte Idee?

13 April 2016 at 22:43
Hallo,

lange habe ich überlegt, ob ich das überhaupt hier fragen soll, aber hier sind soviel bodenständige Leute, die eine solche Frage nicht sofort als Spinnerei betrachten......
Kurz zu mir, bin halt "Ü-60", hab in der Lehre u.a. 3/4 Jahr Werkstoffbearbeitung gemacht, U- Eisen, Schwalbenschwanzpassung, Schraubendreher, Meißel, Hammer, usw., und halte das heute noch für das sinnvollste meiner Ausbildung. Mittlerweile haben sich auch schon 2 Flaschenschraubstöcke, Amboß, Feldschmiede, Drehbank (naja, noch einiges älter wie ich), usw , angesammelt. Handwerklich halte ich mich für einigermaßen geschickt, schweißen, löten, mal gerade ein Scharnier dengeln, so alles für den Hausgebrauch ist kein Problem.
Nur, mir fehlt die richtige Praxis und viiiiel Wissen!
Meine Idee, nein, besser mein Traum, ich gehe auf meine persönliche Walz. Ich weiß, ich bin über 30 Jahre zu spät, habe nicht die nötigen Vorraussetzungen und will auch den richtigen Gesellen keine "Konkurrenz" machen. Es soll halt meine persönliche Walz sein. Ich möchte gern in einigen Schmieden mithelfen und dabei etwas lernen. Natürlich komme ich für meine Unterkunft und Verpflegung selbst auf und möchte natürlich auch keinen Lohn. Da ich zwischen Frühjahr und Herbst ziemlich wenig Zeit habe, ginge das nur vom späten Herbst bis zum zeitigen Frühjahr.
Mir ist leider nicht bekannt, ob das "versicherungstechnisch" so einfach machbar ist. Vielleicht könnte man das als Praktikum werten, zur Not müßte ich mich dann arbeitslos melden, da sind (glaube ich) Praktiiken versichert.

......aber, wäre so etwas überhaupt möglich und gäbe es Schmiede, die mich mal einige Tage mitarbeiten lassen?

Gruß Dieter,




13 April 2016 at 23:25
Hallo Dieter, ja die Idee ist total verrückt und gerade das finde ich toll.
Es gibt bestimmt Schmiede die sich darauf einalassen würden und für die  Anmeldung und Versicherung kann man bestimmt eine Lösung finden. Ich denke da z.B. an eine ehrenamtliche Tätigkeit oder die Anmeldung eines Gewerbes.
Sicher ist das bei uns in Deutschland nicht ganz so einfach, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Gebüsch

Bitte halte uns auf dem laufenden wie sich die Idee entwickelt.
Schmieden lernt man am Amboß

14 April 2016 at 05:42
Hallo Dieter,

ich halte die Idee nicht für verrückt.. warum auch? Es gibt Leute die mit 70 noch ein Studium anfangen.. warum auch nicht, das Leben ist ein ständiger Lernprozess, und wer das erkannt hat, und noch lernwillig ist soll doch diesem Willen nachgeben.

Wie man das versicherungstechnisch lösen kann, da bin ich überfragt. Allerdings gibt es ja auch so etwas wie Bildungsurlaub.. Wenn man deine persönliche Walz als Bildungsurlaub nehmen würde wäre das vielleicht möglich.. oder als außerhäusische Weiterbildung o.ä. Die Idee mit dem "Arbeitslos melden" halte ich dagegen für sehr gewagt... das kann einiges nach sich ziehen. Das würde ich lassen aber vielleicht ist die Adresse Arbeitsagentur nicht ganz verkehrt um mal mit denen ggf. über Dein Vorhaben zu sprechen.

Wie geschrieben, ich würds mal über die Schiene "Weiterbildung, berufliche Bildung, Bildungsurlaub" versuchen.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
14 April 2016 at 08:33
Hallo,

freut mich, daß ihr das nicht so ganz als verrückt abtut.

Das mit der Versicherung, ich meine damit keine Versicherung für mich, sondern möchte keinen Schmied/ Betrieb in Schwierigkeiten bringen, falls ein (Arbeits) Unfall oder ähnliches eintritt. Da viele Schmiede als "Einzelkämpfer" arbeiten, müßten Hilfen/ Aushilfen extra bei der HWK/ Gewerbeaufsicht/ Betriebshaftpflicht usw. angemeldet werden. Das ist nicht nur mit Aufwand, sondern wahrscheinlich auch mit Kosten verbunden. Natürlich möchte ich das Keinem zumuten. Ich kenne das von meiner Microbrauerei, die ich die letzten Jahre betrieben habe.
Hier in Deutschland läuft man leider mit einem Fuß immer Richtung Knast.......

Gruß Dieter
14 April 2016 at 11:12
und gäbe es Schmiede, die mich mal einige Tage mitarbeiten lassen?

so wie ich einige Leute hier kennengelernt habe gehe ich mal ganz stark davon aus...

Tolle Idee...wünsche Dir viel Erfolg!

Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
14 April 2016 at 19:56
Also ich finde die Idee gut, besser als sich mit nem Rentnerbus zu irgendwelchen Kaffeefahrten karren zu lassen.
Wenn Du einen Schmied überzeugen kannst, daß er dich braucht, könnte es ja vielleicht auf 400€ Basis klappen.
Viel Glück, halte uns auf dem Laufenden
VM
14 April 2016 at 20:51
Ich finde das garnicht so verrückt! Ich habe ja schließlich als 33 jähriger nochmal eine Lehre gemacht.

Von Schulpraktikanten weiß ich, dass sie über die Schule versichert sind. Aber wie es bei Dir aussehen soll ist mir noch ein Rätsel. Wenn Du in einer Werkstatt mitarbeiten möchtest ist das erstmal ne versicherungsrechtliche Frage und es taucht am Rande die Sache mit der "Schwarzarbeit" auf würde ich mal behaupten. Aber ich denke es müsste eine Lösung für Dein Problem geben wie z. B. einen "Dauerschmiedekurs" oder ähnliches.

Hört sich aber spannend an!

Viel Erfolg!

Gruß

Oli

14 April 2016 at 21:11
Hallo,

ich habe eben mal die emails gelesen, da war ein Hinweis, mich als ehrenamtlicher Herlfer zur Verfügung zu stellen. Die Idee gefällt mir richtig gut. Ich glaube, das ist der richtige Weg. Hab eh' schon 3 Jahre keinen Urlaub mehr gemacht, warum nicht die alte Gummikuh gesattelt (für schlechtes Wetter geht auch ein Auto) und ein wenig beim Aufbau, Durchführung, Abbau geholfen und dem Gegenüber dafür Löcher in den Bauch gefragt.
.....und vieleicht darf ich auch mal einen Nagel schmieden......
Bücher kann man viele lesen, rein theoretisch eine Schmiede einrichten ist auch kein Problem, aber es ist wahrscheinlich wie beim Hausbau, ....beim nächsten Haus mach ich alles gaaaanz anders.....


Mein Opa hatte schon recht, stehlen kann man am Besten mit den Augen, und das geht nur, wo das Eisen glüht. Würde mich freuen, wenn ich irgendwo helfen könnte. Sollte vielleicht nicht unheimlich weit vom Westerwald weg sein.

Gruß Dieter

15 April 2016 at 06:18
Moin!

Also von mitte Westerwald bis zu mir sinds etwa 150 km... Kannst mir gerne mal ein paar Samstage ab Spätherbst "auf den Keks" gehen. Ich habe ab dem Spätsommer einen Lehrling und der kriegt dann Samstags immer "Grundbildung handwerkliche Fertigkeiten Metall".

Gruß

Oli
15 April 2016 at 08:59
Hallo,

Da bahnt sich eine Bildungsreise durch Rheinland Pfalz an..
Stationen:

Oli in Zell an der Mosel
Bei mir in Nussbach
Historische Schmiede Friedelsheim
Huber Schmiede Trippstadt
DIESCHMIEDIN.DE Winnweiler
......

die verrückte Idee gefällt mir immer besser,  da könnte man glatt zum Nachahmer werden.
Schmieden lernt man am Amboß

Last edit: 15 April 2016 at 09:08
15 April 2016 at 09:20
Jetzt mal ne dumme Frage: wie ist das eigentlich bei einer "normalen" Walz geregelt?

Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
15 April 2016 at 13:58
Hi Martin,

die Gesellen werden angemeldet.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
15 April 2016 at 16:57
Ich finde die Idee einfach nur klasse, wenn ich nicht so eingebunden wäre, würde ich glatt mitgehen. Ich hoffe Du bekommst Deine bürokratischen Probleme gelöst und wünsch Dir viel Spaß dabei.

Mfg
Manni
6 October 2016 at 15:58
Was ist denn aus dem Vorhaben geworden? Gab es eine Lösung für das "Versicherungsproblem"?
Schwabe durch Gottes Gnade
5 November 2016 at 19:40
Hallo Leute,

lange hab ich mich nicht mehr gemeldet. Das lag aber nich daran, daß ich die Lust am Schmieden verloren hätte, sondern, meine Knochen sind total im Eimer. Es knirscht und knackt im Gebälk und dauernd nach schon leichten Arbeiten immer wieder Schmerzen in den Gelenken.
Ich habe seit dem Schmiedetreffen im Technikmuseum in Freudenberg nur 3 solche "aufklappbare Kreuze" aus einem Vierkantstahl gemacht. Hab ich in Freudnberg gesehen und hat mich fasziniert, mußte ich auch mal probieren. Dann kamen noch 2 Scharniere und die Verriegelung für meine Klotzbeute (mittelalterliche Bienenwohnung im Baumstamm) und, weil der Klotz einen mit Schindeln gedeckten Unterstand haben sollte, ein Schindelmesser. ........aber alles im Zeitlupentempo.
Ich hatte mir soviel vorgenommen, aber lt. Doktor, der altersbedingte Verschleiß. Kann man natürlich mit Schmerzmitteln bekämpfen, doch ich kenn mich ja, tuts nicht weh, dann weiter wie vorher..... Außerdem steh ich nicht so auf die ganze Chemie, wo man dann noch eine Tablette hinterher schieben muß, damit der Magen das überlebt.

Also, das wars erstmal mit dem Schmieden. Ich werd mich mal noch ein wenig an ein paar Nägeln oder so Kleinteilen versuchen oder umsatteln auf Goldschmied, aber da wird die Kasse wohl nicht reichen

Erstmal vielen Dank für die vielen Angebote die ich erhalten habe!

......und weiterhin frohes "Eisenverhauen"!

Gruß Dieter
Last edit: 5 November 2016 at 19:43, Dieter