Abschrot mit Schulter

20 August 2014 at 19:47
Hallo Schmiedekollegen,
Heut hab ich mir für meinen "Neusten" ein Abschrot geschmiedet. Und frei nach dem Motto: "Gutes Werkzeug für gutes Werkzeug" habe ich den Abschrot möglichst passgenau und mit der für mich am besten scheinenden Form geschmiedet.

Geschmiedet ist dieser aus 30ger Rund C60. Zuerst habe ich einen langen Vierkant ausgezogen, der in das Ambossloch passt (möglichst wenig Spiel). Ein langer Schaft ist meiner Meinung nach sehr wichtig bei Gesenken, da dadurch das Gesenk weniger im Loch wackeln kann und deshalb sicherer und einfacherer damit zu Arbeiten ist.

Anschließend habe ich abgeschätzt wie viel Material ich für den Schrot benötige und habe das ganze warm Abgeschrotet. Danach in dem bestmöglich passendem Gesenkloch der Lochplatte aufgestaucht, das gestauchte Vierkantig geschmiedet, erneut gestaucht, grob die Form des Abschrotes herausgearbeitet und den Schaft auf das Ambossloch angepasst und darin nochmals gestaucht sowie eine Markierung angebracht, damit der Schrot immer richtig eingesetzt wird. Anschließend in der Gesenkplatte mit einem Ballhammer die Wangen ausgezogen und nochmals im Ambossloch auf den Amboss angepasst.

Schließlich den Schroter auf Endform geschmiedet, in Wasser gehärtet (nur den Klingenbereich) und Angelassen. Schlussendlich folgt noch der Anschlif der Schneide, alle anderen Flächen bleiben Schmiederauh.

Hier mal einige Fotos nach diesem Herstellungsroman






Noch ein paar Worte zur Formgebung:
Wir hatten ja bereits einmal eine Diskussion über Gesenkschäfte (konisch/gerade/etc.). Sicherlich hat jede Form ihre Berechtigung. Mir gefällt diese hier allerdings am besten, da:

- Erstens keine Keilwirkung auf das Gesenkloch ausgeübt wird, wodurch das Gesenk feststecken kann oder im schlimmsten Fall solche Geschichten wie abgebrochene Hörner passieren

- Zweitens die Wangen die meiste Schlagkraft auf die Ambossbahn verteilen und nicht auf die Kanten des Gesenkloches, zudem auch viel vom Rückschlag der Ambossbahn an das zu schrotende Werkstück weitergegeben wird

- Und drittens der lange Schaft viel Stabilität gewährt (Arbeitssicherheit) sowie beim schmieden des Abschrotes sehr hilfreich ist wenn das Werkstück beim Stauchen in der Lochplatte z.B. feststeckt (was beim Stauchen recht einfach passiert) es sehr leicht von unten herausgeschlagen werden kann.

Zum Nachschmieden dieser Form rate ich sehr, allerdings solltet ihr genügend Zeit einplanen um sauber zu Arbeiten. Man kann einen Abschrot in einer Stunde schmieden. Man kann aber auch einen schönen Abschrot schmieden....

Anregungen und Kritik sind erwünscht!

Viele Grüße,
Alex
7 April 2015 at 18:58

-nun wollte ich mir das vorbildliche Prachtstück nochmal ansehen....

-und weg sind die Bilder :(

Der Amboss lebt länger als der Hammer
7 April 2015 at 20:42
Kommt davon wenn man die Bilder über Facebook verlinkt... Moment ich krams mal in meinen Bilderordnern:

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Grüße,
Alex
12 April 2015 at 08:07

Ah, danke!

Das ist wirklich ein Prachtstück.

Wenn ich's "vor Augen hab" weiss ich eher, wo ich hinhauen muss ;)

Der Amboss lebt länger als der Hammer
12 April 2015 at 15:24
Kein ding!
Klar, geht einfacher
Viel Spaß beim ausprobieren!
12 April 2015 at 19:36
Schön gemacht, gefällt mir gut.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
12 April 2015 at 22:39
Ja, das ist wirklich ein langer Gesenkschaft. Das ist ja fast wie bei einem Eisberg, da ist auch mehr unter als überm Wasser ;).
Aber er ist schön geworden und die Wangen gefallen mir gut.

Grüße

Jörg
18 June 2015 at 13:01
Wie hast du den Absatz so schön hinbekommen, durch das Stauchen? Wie Staucht mann denn so etwas?
Sorry bin noch Anfänger...
18 June 2015 at 16:56
Servus,
Du setzt grob freihand ab, beim ausschmieden des Schaftes. Kannst auch per Zuschläger oder Maschinenhammer einen genauen Absatz schmieden. Anschließend benötigst du eine Loch/Gesenkplatte, wo du deinen glühenden Rohling einsetzt und von oben mit dem Vorschlaghammer niederstauchst. So bekommst du nen schönen Absatz. Hier wurde dann noch am Absatz material für die Wangen übrig gelassen, die später mit dem Kehlhammer ausgezogen wurden.
(mit der Lochplatte oder einem Maschinenhammer kann man solche Absätze alleine Schmieden, ansonsten ist ein Zuschläger vonnöten.)

Viele Grüße,
Alex
8 July 2015 at 19:46
Ok danke, ich möchte mich demnächst auch mal an einem Gesenk versuchen...