Buchbesprechung "Håvard Bergland - Die Kunst des Schmiedens"

18 February 2016 at 14:44
So langweilig sich der Titel des Themas anhört, hoffe ich doch das die Besprechung einige Schmiedeinteressierte und Schmiede und innen, mal von der Esse weg an ein Buch bringt.
Viel empfohlen, auch von mir ist der oben genannte Wälzer.. den man sich kauft... drin rumblättert... und ihn dann doch in immer längeren werdenden Abständen mal wieder aus dem Regal hervorzerrrt um die bekannte Praxis wieder zu wiederholen.
Das wird dem Buch, so finde ich, nicht gerecht.
Da mich die Grippe momentan von meinem Feuer weghält.. und ich Zeit und Muße (vom nebenhaus wird grad mit einem Presslufthammer mein Gehirn maltretiert) zum lesen habe (und ich grade ehrlicherweise nichts interessanteres im Haus habe) habe ich mir gedacht ich arbeite mal mit einer bis dato noch nicht gezeigten Ausdauer die Fachliteratur durch.. und zwar von Anfang bis zum Ende.
Und habe ich angefangen dern Bergland mir vorzuknöpfen.

Was ich schon sehr schön finde an dem Buch ist der Schreibstil. Recht unkompliziert kollegenhaft, bringt der Autor hier sein Fachwissen auf Papier und zeigt dabei eine detailfreudigkeit in Skizzen, die ich sonst nur vom Schmierler kenne. Zu Themen wie Brennstoffen, deren Geschichte, und Vor- und Nachteilen steht da Einiges (was sicherlich für Einige lesenswert ist). Auch den Aufbau und Bau von Essen beschriebt Bergland recht genau---  Was will man mehr wenn man mit dem Hobby anfängt?

Er geht auch schön auf einige Werkzeuge ein, aber nicht in der Fülle.. zumindest hat man bis dahin ersteinmal das Gefühl. In weiteren Kapiteln zeigt er Techniken wie auch Anwendungsbeispiele der Werkzeuge und auch weitere Werkzeuge und Hilfsmittel. Ob Kluppengesenke  und Dornformen... hier ist schon einiges an Wissen und Bildern zu sehen.

Das Kapitel Härten Werkstoffkunde und Co, finde ich auch recht gelungen bei Ihm. Es ist recht schörkellos und gut verständlich geschrieben ohne sich in ""unnötige"" Details zu verlieren.


Wie schon angeklungen, gefällt mir das er immer wieder mal neue Werkzeuge und Hilfswerkzeuge zeigt. Die Helfer in der Schmiede ist eine meiner persönlichen Lieblingsseiten des Buchs.. Einfache Konstruktionen die das Schmiede doch um so viel schöner machen können.. und da waren dann auch ein paar Gedanken bei, die ich mal nachbauen müßte.....

Die Schmiedeprojekte und Übungsobjekte find ich sehr ansprechend und nachvollziehbar gestaltet.

Ein Manko an dem Buch ist, und das ist eigentlich nur damit man auch mal was Negatives geschrieben hat, das Bergland die alten Schmiedetechniken teilweise als überholt ansieht, bzw. auch deren Gerätschaften.. diese Ansicht kann ich nur bedingt teilen, aber das ist Geschmackssache.


So.. das war erstmal das 1/3 .. den Rest les ich jetzt mal weiter durch.. und schreib dann vielleicht auch noch was dazu. Generell kann ich nur sagen: Guckt mal wieder in Eure Fachliteratur, ich hab schon einiges wieder auf meiner To Do Liste raufgeschrieben, was ich noch bräuchte.. nach der Lektüre ;)

Achja.. Ihr könnt auch gern Eure Meinung dazu schreiben (ist ja ein Forum... )
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
18 February 2016 at 17:03
Ollah..

.. also.. fangen wir dochmal direkt mit ner Frage an ..  "So.. das war erstmal das 1/3" ?!?! Zu dieser Fachlektüre.. oder kommen da noch 2/3 zum Buch "Die Kunst des Schmiedens"?

Zum 2ten Danke das Du dir die Mühe machst. Für mich persönlich ist es jetzt ne Entscheidungshilfe ob ich das Buch kaufe. Was ich wohl machen werde, auch wenn Du erst 1/3 rezensiert hast.

Ich war mir als nicht sicher ob ich die 50Euro in die Hand nehme und dann quasi ein Tabellenbuch habe mit dem ich dann doch mehr oder weniger, nixs Anfangen kann. Das "Die Kunst des Schmiedens" sowas wie DAS Standartwerk, fast schon Bibel, für den Hobbyschmied ist, liest man ja überall. Trozdem haben mich so die gewissen Zweifel geplagt. Gibst Geld aus, schaust einmal rein .. "nixs verstehen" 50 Euro stehen im Bücherschrank und das wars. So wie Du schreibst, lohnt es sich aber, da verstänlich erklärt, schreibstil "Lesefähig" und inhalte so, das man auch was damit anfangen kann.

mhm..  Die 50 euro werden dann wohl die Tage den Besitzer wechseln.. mein Frauchen schimpfen .. und ich ne neue Lektüre für die Badewanne haben.. Muss Helmut Schmidt sich noch ein paar Tage im Regal die Zeit vertreiben.

gruss
!ngo
PS: Gute Besserung.. mich hatte es die Tage erwischt.. und die Strassenbauer waren gegenüber mit der Rüttelplatte zu gange.. da helfen keine Kopfschmerztabletten...
18 February 2016 at 17:23
Hallo,

ja.. das war so das 1/3 des Buchs..  Da kommen dann eben noch Themen wie Krafthämmer und Werkzeuge hierfür.. und dann eben noch ein Kapitel was ich auch augenscheinlich schon sehr gut finde.. rund um die Schlösser und Türbeschläge....

Generell kann ich das Buch nur empfehlen, vor allem hat es den Riesenvorteil: das Buch gibts noch für 50€... guck dir da mal sowas wie Max Metzger an.. da redet man schon bei 80€ bald von nem Schnäppchen (ok.. ich hab ne originalausgabe von 1927 aus Lübeck für 28€ inkl. Versand erstanden.. aber.. wen interessiert das schon ;) ;) ) Und Metzger ist schon um einiges spezieller im Schriftbild wie auch im "Zeitgeist". Aber dazu mehr wenn die Stunde des Metzgers angebrochen ist ;)

Aber es freut mich das ich jemanden eine Entscheidungshilfe sein konnte :)
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18 February 2016 at 18:47
Aber nun keine Angst.. das Buch ist noch sehr lang.. aber eins nicht. .langweilig..

Bergland befaßt sich weiterhin viel mit dem Bau von Schneidgeräten in seinem Buch (ja, ich mein, irgendwie selbstverständich, da er damit u.a. sein täglich Brot verdient (hat) (ist er noch aktiv?). Hier zeigt er viel zum Thema Verstählen und Aufbau verschiedenster Äxte, Ziehklingen, Beitel etc.pp. wieder schön bebildert und oft sehr detailiert.
Hier kommen wir zu einen der Mankos dieses Buches, wie ich finde... (und das ist schon seeeeehr hart ausgedrückt.. es ist eher so ein kleiner Schatten über dem Großen Ganzen). Håvard schweißt da hier und da stumpf ein Axtblatt oder auch den Schneidenstahl elektrisch an... Ja klar.. er muß damit Geld verdienen.. und da dann eine nostalgische Feuerschweißung zu machen.. ist vielleicht nicht so sinnvoll. Das find ich son bischen schade ABER: Hut ab das er das auch so zeigt und das nicht kaschiert. Gäbe sicherlich einige die da um den heißen Brei rumreden würden... oder es einfach nicht zeigen.

Ein dominierendes und wie ich finde, auch schönes Kapitel des Buches beschäftigt sich mit den verschiedenen Maschinenhämmern und auch hier passenden Hilfswerkzeugen... vom Aufsetzbaren Gesenklochrahmen für jeden Maschinenhammer.. und den wildesten Schrotformen wie auch dem "banalen" Gesenkschmieden sind hier wieder viele Ideen und Anregungen zu sehen und zu lesen.  Klasse Kapitel.

Und da kommt noch ein schönes: Es behandelt die Themen Schlösser und Beschläge... Sehr viele schöne Spalt und Meißelarbeiten sind zu sehen, gepart mit schöner geschmiedeter und gefeilter Mechanik. Funktionen erklärt... oder eben auch anhand von Skizzen und ein wenig Grübeln nachvollziehbar.

Ein kleines Kapitel über das Restaurierungsschmieden ließt sich auch sehr nett, sticht für mich jetzt aber auch nicht so hervor (ich mein.. he.. guckt euch doch den ""Rest"" an ;) )

Und dann sind wir ja schon fast am Ende dieses Buchs.. wir sind beim Kunstschmieden angelangt. Ein bischen was zu Alfred Habermann, und dann gehts auch hier  weiter mit Techniken, Beispielen... und abschließend noch schönen Bildern von Schmiedetreffen.

Für mich.. ein gut gelungenes Buch was sein Geld definitiv Wert ist. Es erspart so manchem Anfänger sicherlich einige Pleiten und Pannen, und auch für Profis stehen da immer noch nette Sachen drin die es lesenswert machen. Was mich persönlich freut ist, das ich auf der Bienale in Kolbermoor mal in einem Referat von Bergland mit dabei war (und unbewußterweise neben einem Herrn Brunner saß (der ähnliche Fragen hatte wie ich ;)) ). Alfred Habermann mag der Schmiedepapst genannt worden sein, aber seit Kolbermoor ist für mich Bergland der "Meister Yoda" der Schmiede (und das ist wirklich nett gemeint!).

Mein herzliches Danke an Ihn das er so ein schönes Buch zu dem Thema geschrieben hat!
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18 February 2016 at 19:56
Gute Idee einmal über die Literatur dieses alten Meisters zu schreiben. Ich kenne HB und seinen Freund Ovind Clausen mit dem er überall Auftritt und in Norwegen Fischen geht , persönlich von einem Treffen in Bourglinster/Luxemburg und einigen anderen Treffen bei uns. Beide sind mittlerweilen wirklich alt also nahe 80. 
Ich habe beide Bücher von Ihm(Ihnen und Handsigniert von beiden.
Die Vorführungen der beiden sind wie das Buch, sehr Pragmatisch, Präzise wie Leidenschaftlisch.
Wenn Ihr euch die Mühe macht den 3 teiligen Film auf You Tube über das Axtschmieden in Peppange /Luxemburg zu suchen den ich vor Jahren drehte ist klar was ich meine. Das Beil ...welches leider mittlerweilen von der Wand im Museeum geklaut wurde kostete damals 250 Euro.
Damals luden die Luxemburgische Häpheistos Bruderschaft die beiden zu einem Ihrer Schmiedetreffen ein.

Ich habe einige Bücher über das Schmieden, dieses von Bergland scheint mir das Idealste. Man merkt dass Bergland einen Teil seines Lebens als Werkstatt-Lehrer verbracht hat. Seine Zeichnungen sind Lehrreich.
In diesem Sinne möchte ich das besprochene Buch wärmstens empfehlen, da es dem Praktischen am nächsten kommt.
Beste Grüsse Rom.



 



Mit besten Grüssen 
Rom. 
Last edit: 18 February 2016 at 19:59
18 February 2016 at 20:41
Hier ist der Link zum ersten Teil der Serie: >Klick mich<. Die anderen sollten dann auf der rechten Seite erscheinen.
Kommt es mir nur so vor oder verwenden die einen Schmiedehammer als Setzhammer (5:57)? Wenn das so ist bin ich nicht damit einverstanden. Hart auf hart ist nie gut.
Das Buch von Bergland habe ich auch. Wärmstens zu empfehlen. Auch wenn ich finde das man als Hobbyschmied mit der Herstellung eines Rades und ähnlichen Spitzfindigkeiten wenig anfagen. Aber dafür ist es mehr als vollständig ;).
Lg Felix 
18 February 2016 at 21:13
Hallo Rom und alle anderen.

Ich habe auch das Buch und finde es wie alle das beste Schmiedebuch z.Z.

Der pit03.
Last edit: 18 February 2016 at 21:17, Peter Broich
28 February 2016 at 19:30
Mal kleines Echo...

.. Buch ist letzte Woche eingetrudelt.
.. .. Wann wirds endlich wärmer, das ich im Garten Esse und Amboss stellen kann? Selbst beim durchblättern sind einige Fragen die ich hatte schon beantwortet worden. Richtig zum lesen bin ich noch nicht gekommen, Zeitmangel.. uhh.. wie ich das hasse, wenn man persönliches Interesse dem "wirtschaftlichem" hintenanstellen muss. Das ist so störend wie ne Stelle an der man sich nicht kratzen kann.
Was jetzt schonmal sicher ist. Die 50Euro tun absolut nicht weh und das Buch wird auf absehbare Zeit bestimmt nicht in´s Bücherregal wandern und verstauben.

Für jeden der mit dem Schmieden anfangen will, ist das Buch nur wärmstens ans Herz zu legen.
Es ist kein Tabellenbuch .. oder Vorlagenbuch wo man einzelne Schritte abarbeitet um zu einem Ergebnis zu kommen. Ich persönlich fasse es eher als "ideenbuch" auf.. wo man die Grundlagen aufgezeigt bekommt die man machen kann aber auch aus dem aufgezeigten seine Ideen umsetzen kann.

Kurzum..  meine Frau ist genervt.. so ein bisschen.. weil ich alle furz lang an komm.. "Schatz guck mal..."
gruss
!ngo