@ Oli

Habermann und Hofi haben das Rad nicht neu erfunden... Sie sind auf Ihre Art Spezialisten. Aber für meinen Geschmack zu abgehoben und werden von Elgaß und Co in den Himmel gehoben. Meiner Meinung nach sind sie auch nicht für alle Fragen und Belange die allgemeingültige und einzige Referenz.

Das Rad hat insbesondere Uri Hofi tatsächlich nicht neu erfunden, aber doch zumindest neu überdacht. Uri Hofi kannte ich bis Kolbermoor (war es 2006 ?) nur vom Hörensagen, bzw. von Kollegen, welche auf ihrer Wanderschaft auch in Israel Station gemacht haben. Den Hofihammer mit seinen optimal ausbalancierten Eigenschaften hielt ich, ohne ihn jemals in der Hand gehabt zu haben, bis dahin für Unsinn, um den ein Riesenhype veranstaltet wird. In Kolbermoor jedenfalls hat Hofi am Lufthammer eine so dermaßen beeindruckende Performance hingelegt, daß ich mich spontan dazu entschlossen habe, einen seiner Kurse in Berlin zu besuchen, und zwar nur aus dem Interesse  "was gibt es Neues an Denkansätzen". Und im Gegensatz zu den von Dir geschilderten Antworten Deiner ehemaligen Meister konnte Hofi seine Techniken bis in´s Detail begründen. Meine Skepsis wich der Einsicht, daß seine Techniken einfach nur völlig logisch auf der Basis der Physik beruhen. Der Kurs war jedenfalls in Theroie und Praxis schwer überzeugend, und das, obwohl ich meinen Beruf mittlerweile schon seit ein paar Jahrzehnten ausübe! Ich kann hier wirklich nur jedem empfehlen, das Video von Hofi zum Thema "Hammerführung" anzusehen. Ausschnitte gibt´s auf Youtube, das Ganze auf Englisch, aber leicht verständlich.

Zu den Ambossen:

Ob das Rundhorn nun rechts oder links zu stehen hat, bzw. für Kunstschmiedearbeiten nur Ambosse mit zwei Hörnern verwendet werden dürfen, unterliegt wohl keiner allgemeingültigen Regelung, welche besagt "so, bzw. so nicht". Das zeigt allein schon die Vielfalt der verschiedenen Ambossformen. Ich möchte hier mal zwei beispielhafte Fotos einstellen. Das eine Bild zeigt den in Süddeutschland, bevorzugt in Bayern, sehr oft gebräuchlichen altbayerischen Amboss (oft wird speziell diese Form fälschlicherweise als böhmischer Amboss bezeichnet), welcher sein Rundhorn auf der rechten Seite hat. Die Bahn endet auf der linken Seite dazu nicht in einem Vierkanthorn, sonder in einer Schulter. Bei dieser Form besonders interessant: Durch die schräge Brust an der Vorderseite, in Verbindung mit der doch sehr schmalen, zurückversetzten Bahn gehen Schläge bei Arbeiten an der Kante tendenziell eher in den Masseschwerpunkt von dem Amboss. Einfach genial!

Das andere Bild zeigt einen Amboss mit schweizer Form und Voramboss. Von der Form ähnlich der Süddeutschen, jedoch auch mit leicht schräger Brust an der Vorderseite. Hier fällt die entgegengesetzte Anordnung von Rund- und Vierkantloch auf. Für mich als Rechtshänder in Bezug auf eingesteckte Werkzeuge nicht so günstig, daher arbeite ich mit einem klassischen norddeutschen Amboss. Übrigens: Dieser Amboß mit der schweizrer Form ist Baujahr 1914. Das gute Stück habe ich vor längerer Zeit mal zu Ernst Refflinghaus zum Überarbeiten gegeben, und seitdem noch nie benutzt. Das Ergebnis von Refflinghaus ist, wie man sieht, absolut perfekt! Messerscharfe Kanten, von Hornspitze über die Bahn bis zur anderen Hornspitze kerzengerade, Löcher nachkalibriert, und eine Härte vom Besten! Also ein schöner verstählter Amboss von 1914 mit fast 230 Kg Gewicht im absoluten Neuzustand, das dürfte es nur noch sehr selten geben!

Gruß

Sebastian

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