Halbzeug aus Fertigniet - Materialfragen

13. April 2023 um 13:37

Moin ihr Klopper,

ich melde mich auch mal wieder aus der Versenkung mit einer kleinen Werkstofffrage:

Ich habe einen Auftrag erhalten, für ein Museum, in dem ich schon öfter als Schmied für historische Projekte engagiert wurde, spezielle Bootsbaunieten in höherer Stückzahl zu fertigen. Auf der Suche nach einer bezahlbaren und zu bewältigenden Fertigungsstrategie bin ich auf Halbrundkopfnieten gekommen, die ich uU als "Vorform"/Rohmaterial für meine Nieten nutzen könnte.

Nun ist die DIN 660 nicht gerade genau, wenn es um Festigkeit/Werkstoffeigenschaften für Vollnieten aus Stahl geht.

Nach Recherche habe ich herausgefunden, dass diese Nieten aus 1.0205 (RSt 36-2) hergestellt werden. Ich weiß aber nicht, ob das immer so ist und welche Eigenschaften dieser Stahl genau hat. Bzw. fehlen mir einfach die Erfahrungen damit. Ist dieser Stahl weicher als "normaler" Baustahl? C-Gehalt ist gleich, soviel konnte ich herausfinden.

Wichtig wäre für meine zu fertigenden Niete, dass sie auch bei einer Stärke von ~6mm KALT abgekniffen und KALT vernietet werden können. Perfekt wäre natürlich, Ein Material wie Buttereisen hierzu zu verwenden. Da gibt es allerdings meines Wissens nach keine Bezugsquelle für vorgeformte Nieten?

Erste Versuche mit einfacher Schwarzware, also "Baustahl" ST 37, haben mir gezeigt, dass gerade das abkneifen ein echtes Problem darstellt, da beim Bootsbau im Museumskontext kein fetter Bolzenschneider, sondern eine handgeschmiedete Kneifzange zum Einsatz kommt.

Ich hoffe, ihr könnt mir mit Einschätzungen zum RSt 36-2 oder Tipps zu anderen Halbzeugen, vielleicht ja sogar Bezugsquellen, weiter helfen.

Ganz lieben Gruß und Stück davon aus der Werkstatt -

Heinrich

13. April 2023 um 13:50

Hallo Heinrich,

 

ich hab vor vielen Jahren mal Nieten bei Angele bestellt. Das Material ist definitiv weicher als normaler Baustahl. Angeblich gibt es bei Hornbach auch Nieten. Vielleicht kannst du Angele ja mal eine Probe aus den Rippen leiern.

 

Gruß

 

Frank

13. April 2023 um 21:03

Guck mal nach Eisendraht in Stauchqualität - DIN 1654/2 + 4/EN 10263-2 + 4.

Den Unterschied zwischen  RST36-2 und RST37-2 (S235) wirst du nicht bemerken. 

Tip: fahr mal nach Altena

Grüße Willy

Das kann man so machen, muss man aber nicht.
14. April 2023 um 00:11

Hallo,

 

die Frage ist ja eher, wie historisch korrekt soll es denn sein?

Gibt es denn eine Vorlage nach Funden?

Warum wird mit einer Kneifzange abgetrennt? Gibt es an den Fundvorbildern entsprechende Spuren?

Etc.

 

Viele Grüße! :)

16. Mai 2023 um 19:43
Nach meiner Kenntnis hängt viel davon ab, WAS (bei welcher Temperatur) zusammengenietet werden soll und welche Werkzeuge dafür zur Verfügung stehen. Die Niete, die man fertig kaufen kann, sind nach meiner Erfahrung aus weichem Material; zudem wird die Länge ja so gewählt, dass sie genau ausreicht, um einen Kopf anzustauchen. Das geht auch mit Baustahl. 
19. Mai 2023 um 11:03

Moin zusammen,

Danke für die Antworten bis hierher!

Die Niete werden kalt mit einer Nietplatte vernietet. Sie sind zum zusammenhalten von (hölzernen) Schiffsbohlen da. Der Niet wird von außen in das gebohrte Loch gesetzt, dann von innen die Nietplatte aufgeschoben und mit einem Setzeisen gegengehalten, während von außen der (konische) Niet auf die Platte aufgeschlagen wird, sodass sich Zug/Spannung bildet. Daraufhin kneift man den Niet innen auf die richtige Länge ab, außen wird gegengehalten und von innen der Nietkopf getrieben. Da gibt es reichlich Infos zu historischem Schiffsnieten online, das ist aber gar nicht so sehr mein Bedenken, da es den entsprechenden Archeotechniker auch nicht zu sehr interessiert, ob es sich um "historisch korrektes" Material handelt. Das gibt es nämlich nicht und daher ist die Suche danach immer ein fauler Kompromiss, sagt er. Nicht mein Thema.

@Willi: Was ist denn in Altena?

 

LG

Heinrich

19. Mai 2023 um 18:13

Drahtwerke, bei denen man mal anfragen könnte.

Das kann man so machen, muss man aber nicht.
19. Mai 2023 um 18:32

Frag auch mal beim Drahtmuseum nach, ob die euch helfen können. Kontakte oder Material.

Das kann man so machen, muss man aber nicht.
19. Mai 2023 um 23:39

Noch was: Wieso gibt es kein historisch korrektes Material? Es gibt genügend Leute , die schon historisch korrektes Material hergestellt haben.- Auch hier im Forum. Stichwort Rennofen. Ob sich der Aufwand lohnt - und damit die Kosten - ist natürlich eine ganz andere Sache.

Grüße Willy

Das kann man so machen, muss man aber nicht.
20. Mai 2023 um 22:57

Komische Ansicht, die der Mensch da vertritt. Natürlich bleibt alles Replik, aber da kann man doch so nahe wie möglich ans Vorbild gehen? Schade drum.