Re: Nach drei Jahren Sendepause endlich einen günstigen (wielleicht billigen) Amboss gefunden

25. Juli 2024 um 12:37

Ralf,

über die Inschrift auf dem Amboss kann Dir vermutlich Jörg Refflinghaus (Ambosshersteller in Ennepetal, E-Mail: [email protected] ) etwas sagen. Ich vermute, dass der Amboss mindestens 150 bis 200 Jahre alt ist.

Der wird Dir sicher auch raten, die Schnittfuge am Rundhorn zuschweißen zu lassen. Im jetzigen Zustand stellt sie eine Sollbruchkerbe dar. Ob sie gleich beim ersten Einsatz des Ambosses abbricht, weiß niemand, aber FALLS das Horn abbräche, wäre der Reparaturaufwand sehr groß, wenn nicht gar unmöglich! Schon ein feiner Haarriss wäre an dieser Stelle das Aus für das Rundhorn. Da Du offenbar Kunstschmiedeobjekte herstellen willst, sehe ich die Erhaltung des Rundhorns als eminent wichtig an.  

Für Deinen Schmiedeplatz brauchst Du noch unbedingt einen Lichtschutz - bei vollem Tageslicht ist das Arbeiten selbst für einen routinierten Schmied schwierig, weil man die Glühfarben des Stahls nicht erkennen kann. Ein überdachter Unterstand, nur an zwei oder besser drei Seiten geschlossen, vermindert auch die Bildung von Rost.

Viel Spaß!

Ambosshersteller:  https://www.ernst-refflinghaus.de/ambosshersteller.html

Zuletzt bearbeitet: 25. Juli 2024 um 12:43, Jean Collin

Re: Gasesse mit Schamottsteinen oder feuerfesten Beton? Was jst besser?

21. Juli 2024 um 13:23

Tim,

nun hast Du ein paar Informationen zu Deinem Projekt erhalten. Wie wirst Du nun vorgehen?

Rückmeldungen sind doch immer ganz nett!

Re: Gasesse mit Schamottsteinen oder feuerfesten Beton? Was jst bessee?

14. Juli 2024 um 13:47

"Die Schweinebraten dienen dazu, chaotisch verteilte Risse in der Auskleiden zu erzeugen,..."

Dann habe ich das bisher immer falsch gemacht: Ich habe ihn einfach gegessen!

Re: Gasesse mit Schamottsteinen oder feuerfesten Beton? Was jst bessee?

12. Juli 2024 um 23:43

Tim,

um konkret auf Deine Frage zu antworten, muss ich ein bisschen ausholen. Zunächst zur Terminologie: ISOLIERUNG ist ein Begriff aus der Elektrotechnik. Du meinst im Zusammenhang mit dem Ofenbau die WÄRMEDÄMMUNG. (Das wird überall falsch gemacht)

Schamottesteine haben einen hohen Wärmedurchgang und eine sehr geringe Wärmedämmung. Je nach Qualität vertragen sie hohe Temperaturen, leiten die Wärme aber weiter. Das willst Du sicher nicht; Du möchtest, dass die Wärme in Deiner Esse bleibt.

Glaswolle schmilzt noch etwas leichter als Glas. Das passiert schon ab 900°C, daher ist Glaswolle feuerseitig - selbst mit einer schützenden Schicht aus sog. Feuerbeton - für den Ofenbau nur geeignet, um als 3. oder 4. Schicht AUSSEN die Gehäusetemperatur etwas zu senken.

Was Du benötigst, ist KERAMIKFASER mit einer Qualifikationstemperatur von mindesten 1.430°C. Das Material verträgt in der Praxis eine Temperatur von ca. 1.300°C über längere Zeit. Es löst sich aber bei Kontakt mit Borax schnell auf, daher braucht es eine Schutzschicht aus Feuerbeton. Diese Schicht ist aber auch erforderlich, damit die offenen Keramikfasern nicht aus der Gasesse hinausgeblasen werden und in Deine rosa Lungen geraten!  

Die Wärmedämmschicht sollte bei Verwendung von Keramikfasermatten nach meiner Erfahrung mindesten 75 mm (besser 100 mm) dick sein, weil sonst die Wärme nicht gehalten, sondern an das Gehäuse weitergegeben wird. Man kann durchaus mehrschichtig arbeiten - die höherwertige Keramikfaser feuerseitig, eine günstigere außen, weil da die Temperaturen ja nicht mehr so hoch sein.

Fertige Gasessen sparen oft an der Qualität der Keramikfasern und and der Schichtdicke! Der scheinbar günstige Kaufpreis rächt sich dann, denn selbst wenn die Keramikfaser-Wärmedämmung bald kaputt ist und durch eine neue ersetzt werden muss, stellt sich heraus, dass der Innenraum für eine ausreichende Schichtdicke zu klein ist.

Als Gehäuse werden oft Propangasflaschen verwendet. Das kann man machen, ist aber nicht schlau, weil viel zu schwer. Man kann ein ganz leichtes Gehäuse aus dünnem Blech mit Pop-Nieten selbst bauen, und dann kann man es auch eckig konstruieren und nicht rund. Das erlaubt dann nämlich die Verwendung von Keramikfaser-Platten (= Boards), was den Bau sehr erleichtert - die Matten halten nicht von allein, sondern müssen zusätzlich angeklebt werden.

Alle Keramikfaser-Materialien schwinden im Gebrauch, daher muss man sich für den Selbstbau gut informieren, um im Nachhinein Verdruss zu vermeiden.  

Den Boden der Gasesse schützt man mit einer zusätzlichen dünnen Schamotteplatte. Sie ist leicht austauschbar, wenn sie verschlissen ist.

Beim Ofenbau kann man alles berechnen. Die Wärmeleistung der Brenner, die angestrebte Temperatur und die gewünschte Aufheizdauer (= Wärmedurchgang), die Schichtdicke der Wärmedämmung, die Gehäusetemperatur bei gegebener Betriebstemperatur usw. Die Hersteller von Keramikfaser-Dämmmaterial können das.

Viel Erfolg!

Zuletzt bearbeitet: 12. Juli 2024 um 23:48, Jean Collin

Re: Stempelzange

23. März 2024 um 11:55

Sieht sehr gut und funktional aus! 

Re: Auf der Suche nach einer Schmiede im Hochtaunuskreis

13. März 2024 um 18:09

Thomas,

das ist wirklich schwierig in Deiner Region!

In Oberursel kenne ich zwar Leute, die eine private Schmiede haben und auch gelegentlich nutzen (ich habe dort schon Seminare abgehalten), aber Du könntest dort leider nicht schmieden.

Die Schmiede Leister in Kalbach ist geschlossen, W. Peter in Eschborn kann seine Schmiede nicht mehr nutzen, ein Schmied nahe Flörsheim ist verstorben, und die weiteren Schmiede, die ich dort im Umkreis kenne (Trebur, Darmstadt usw.), schmieden nur privat und lassen niemanden 'rein.

Ein Schüler von mir, der nun in Kelkheim wohnt, hat mal eine Schmiedegelegenheit im Rettershof nahe Schneidhain nutzen können, aber ich weiß nicht, ob es diese Möglichkeit noch gibt.

In meiner Schmiede halte ich ständig Seminare ab, aber der Hunsrück ist zum Pendeln für Euch vermutlich zu weit entfernt.   

Die beste Möglichkeit sehe ich darin, die Grundlagen intensiv zu lernen und dann "auf dem Lande" eine eigene kleine Schmiede einzurichten.

Zuletzt bearbeitet: 13. März 2024 um 18:11, Jean Collin

Re: kleines Alltagsmesser

29. Januar 2024 um 12:10

Guten Tag, Hermann!

Beim Küchenmesser habe ich 1.2235 (80CrV2) verwendet, der sehr abrieb-/verschleißfest ist. Er hält daher seine Schärfe sehr lange. 
Das Bearbeiten ist allerdings etwas mühsamer und kostet ein paar Schleifbänder!

Zuletzt bearbeitet: 29. Januar 2024 um 12:11, Jean Collin

Re: kleines Alltagsmesser

29. Januar 2024 um 11:36

Meinhard,

das war früher ein übliches Verfahren, mit dem Klingen in Besteckmessergriffen fixiert wurden. Beim heißen Abwaschen wurde da so manche Klinge gelockert!

Re: kleines Alltagsmesser

28. Januar 2024 um 19:41

Sascha,

die schwarzen Anhaftungen sind sog. Schmiedehaut. Diese verbleibt auf der Klinge, wenn sie traditionell an die Endform geschmiedet wurde. 

Viele "Neu-Schmiede" kloppen nur den Stahl flach, wie man in vielen Videos bei YouTube sehen kann. Die Form wird mit dem Winkelschleifer gemacht, die Oberfläche wird einfach abgeschliffen, damit sie wie ein Industriemesser aussieht. Aus traditioneller Sicht ist das weder ökologisch noch ökonomisch, denn dabei entsteht Stahl als Abfall, was dem Schmied ein Graus ist. Und zudem ist es natürlich dilettantisch.

Ich klebe die Klingen meist mit Araldit ein, aber in Japan werden solche Messer gar nicht geklebt, sondern einfach eingebrannt. Das hält eine ganze Weile und erlaubt auch den Austausch eines Griffs. Meine Griffe sind sehr hochwertig und halten sehr lange, daher kann ich sie auch dauerhaft einkleben.

In vorindustrieller Zeit - und das geht zurück bis in die Jungsteinzeit und die Bronzezeit - wurden Klingen mit Harz eingeklebt, so wie Du das machst. Die Angel wird erwärmt und quasi eingeschmolzen, und das hält wunderbar. Bei Museumsreplikaten mache ich das auch so. 

Re: kleines Alltagsmesser

28. Januar 2024 um 18:30

Danke für Deine Rückmeldung, Sascha!

Das Messerchen ist nur knapp 200 mm lang, hat also einen kurzen Griff. Die Klingenstärke an der Wurzel liegt bei 4,5 mm.  Als 'ständiger Begleiter' aus meiner Sicht gut geeignet, aber für die Küche nähme ich lieber ein BUNKA-CHO aus eigener Produktion:

Anhänge:

Zuletzt bearbeitet: 28. Januar 2024 um 18:31, Jean Collin

kleines Alltagsmesser

28. Januar 2024 um 14:57

....mit historischem "Touch".

Klinge aus 1.2003, 95 mm, Griff 300 Jahre altes Eichenholz

Anhänge:

Damast aus Kugellagern und Feilen

23. Dezember 2023 um 01:27
Zitat Feuerkäfer:.....Klar ist Aufkohlen fast dasselbe wie Verschweißen....

Das sehe ich nicht so. Das sind zwei sehr unterschiedliche Prozesse mit ganz verschiedenen Zielen!
Aber vielleicht meintest Du ja "Aufkohlen" und "C-Diffusion" im Vergleich?

Freundliche Grüße

Jean

Zuletzt bearbeitet: 23. Dezember 2023 um 12:52, Jean Collin

Damast aus Kugellagern und Feilen

22. Dezember 2023 um 21:55
Tim,

mach einfach mal ein paar Versuche. Baustahl ist S235; Du brauchst da nichts Besonderes, sondern kaufst einfach ein Stück Flachstahl!

Freundliche Grüße

Jean

Damast aus Kugellagern und Feilen

22. Dezember 2023 um 21:46
.....Im Prinzip waren Objekte aus Eisen und Stahl in Europa seit der frühen Eisenzeit (um ca. 800 v.Chr.) immer Schweißverbundstähle, sog. "wilder" Damast.

Der Dorfschmied hat mit Sicherheit nicht erst wurmbunten Damast hergestellt, wenn er seinem Nachbarn ein neues Werkzeug geschmiedet hat. Ansonsten gehen wir bei Damast ganz konform.


Wicon,


gewiss, aber in meinem Text habe ich das auch nicht behauptet.

Es gibt übrigens Ätzversuche an keltischen Original-Klingen, die deutlich eine Art von "wildem Damast" zeigen.
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Christian, 

es gibt Literatur zu dem Thema, man muss sich also nicht auf seinen Glauben verlassen. Man kann aber auch kurz rechnen: Bei einem Schweißverbundstahl mit ca. 300 Lagen ist die einzelne Lage etwa 0,017 mm dick, wenn die Klinge eine Stärke von 5 mm hat. Da braucht es nur wenige Verschweißungen bei ca. 1.200°C, damit der Kohlenstoff sich ausgleicht. Das klappt, selbst wenn zu Beginn des Schmiedens die Lagen noch 2 oder 3 mm dick sind!

Die C-Migration kann mann übrigens durch Lagen aus Reinnickel unterbinden. 

Ulrich Gerfin in Flörsheim könnte Dir dazu mehr erzählen.
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Feuerkäfer,

Du schreibst:

Der Auskünfte gibt es viele. Aber ein Aufkohlen ist ja nun mal etwas anderes als eine Diffusion. Der Kohlenstoff diffundiert bei höheren Temperaturen innerhalb von Sekunden auf die niedrigere Ebene und gleicht sich somit an.....

Deine Annahme trifft nicht zu. Aufkohlen ist eine Form von Diffusion, aber dieser Prozess geht durchaus nicht schnell. Er ist abhängig von der Materialstärke, dem Kohlenstoffangebot, der Zeit und der Temperatur. Beim Damast, in dem es zu einem innigen Kontakt der Stahllagen kommt, geht der Ausgleich in der Tat schneller.  

Freundliche Grüße

Jean
 
Zuletzt bearbeitet: 23. Dezember 2023 um 01:29, Jean Collin

Damast aus Kugellagern und Feilen

22. Dezember 2023 um 01:22
WiCon,

das ist jetzt ein interessanter Austausch!

Du schreibst: 

Damast setzt Stähle aus unterschiedlichen Quellen voraus (Kontrast). Stahl aus einer Quelle war Raffinier- oder Gärbstahl.

Sicher sind wir uns darin einig, dass es grundsätzlich drei verschiedene Formen von Stahl-Kombinationen gibt, die wir üblicherweise als "Damast" bezeichnen.

Da ist einmal der Wootz/Bulat, ein Kristallisations- oder Tiegel-Damast. Die Handelsstadt Damaskus war der Umschlagplatz und Namengeber für diesen Damast, der aus Indien und Persien stammte. 

Wootz hat einen Hauptbestandteil (Eisen), jedoch sorgen Zusätze wie Kohlenstoff und Vanadium im aufwendigen Herstellungsprozess für die Kristallisation und damit für das Muster.

Im frühen Europa war der Damast der "wurmbuntern" Klingen ein Schweißverbundstahl aus verschiedenen Eisensorten. Man muss dabe wissen, dass zu dieser Zeit in den Rennöfen noch keine Legierungen hergestellt werden konnten, weil im Prozess der Eisenerzeugung nicht die nötigen Temperaturen erzeugt wurden, um flüssiges Eisen (Schmelzpunkt 1.538°C) zu erhalten. Das war erst nach der Einführung der Hochöfen möglich.
Die Eisernsorten kamen für die Verarbeitung aus verschiedenen Produktionsstäten und unterschieden sich durch ihre Verunreinigungen und legierbaren Begleitelemente. Das waren außer Kohlenstoff vor allem Silikate (aus der Schlacke) sowie Phoshor, Arsen und Schwefel. Die wurmbunten Schwerter hatten einen Eisenkern, dessen Muster durch verschiedene Eisensorten erzeugt wurden. Die Schneide aus Kohlenstoffstahl wurde im Feuer aufgeschweißt.

Unser moderner Damast ist ein Schweißverbund aus Stählen mit unterschiedlicher Zusammensetzung/Legierung. In aller Regel wählt man heute Komponenten, die bereits als Mono-Stahl gute Werkzeugstahlqualität aufweisen. Damit erhält man dann ein weitgehend homogenes Material hoher Qualität, das bis in die Schneide voll härtbar ist.

Ich will jetzt die neuen Kombinationen nicht ausführlich beschreiben, die die Industrie anbietet. Dazu gehören z.B. die Mehr-Lagen-Stähle, die Laminate (auch "Damast-Tapete") und die pulvermetallurgischen Stähle.
 
Um auf Deinen Post einzugehen, will ich noch erwähnen, dass der Kontrast einer Damaststahlkombination sich aus der unterschiedlichen Reaktion der Damastkomponenten auf ein Ätzmittel ergibt. Nickellegierte Stähle werden weniger stark angegriffen und zeichnen dann silber, manganlegierte dagegen schwarz.

Freundliche Grüße

Jean