Hallo Leute,
hab mir vorgenommen im Sommer euch ein paar Dinge zu zeigen, was bei mir unterm Jahr in Schweden so passiert ist!
Wie manche von euch ja wissen studiere ich Metal Art an der HDK Steneby (Universität Göteborg)
Das letzte große Projekt im Ersten Jahr ist seit einigen Jahren der Grabmal-Kurs. Man hat 8 Wochen Zeit um sich intensiv mit den Themen Tod, Friedhof, Beerdigung, Grab/Denkmäler zu befassen. Das Ziel des Kurses ist die Entwicklung, Fertigung und Montage einer zeitgenössischen Interpretation eines Grabmals für einen kleinen "Skulpturenpark" auf dem Friedhof Håjum in Trollhättan.
Mein Grabmal für den Skulpturenpark der zeitgemäßen Grabmäler am Friedhof Håjum in Trollhättan (Schweden) behandelt das Thema Körperspende.
Die Spende der sterblichen Überreste an die Wissenschaft, gewährleistet die Ausbildung zukünftiger Ärzte und dient der Forschung und Weiterentwicklung der modernen Medizin.
Hintergrund
Durch Medizinstudenten im Freundeskreis, führte ein Gespräch über Anatomiekurse zu der Frage wie man eigentlich seinen Körper der Wissenschaft spendet. Daraufhin habe ich beschlossen mich bei diesem Projekt näher mit dem Thema zu befassen.
Wie Körperspende funktioniert, am Beispiel Österreich:
Die zuständige Behörde für Körperspenden in Österreich ist das Zentrum für Anatomie und Zellbiologie an der Medizinischen Universität Wien. Als Spender geht man einen Vertrag ein, welcher der Med-Uni die Abholung und Benützung des Körpers nach dem Tod, bis zu einem Zeitraum von 3 Jahren erlaubt. Anschließend werden die sterblichen Überreste kremiert und anonym in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof bestattet. In Österreich ist die Körperspende nicht gratis, der Vertrag ist nur gültig durch einen Kostenbeitrag von € 990,- (zum Vergleich: ein einfaches Begräbnis startet bei ca. € 5000,-).
Zu Lebzeiten ist es jederzeit möglich, ohne Angabe von Gründen, vom Vertrag zurückzutreten, im Todesfall ist es als Angehöriger nicht möglich die Spende zu verhindern. Es wird empfohlen die Angehörigen noch vor Vertragsabschluss ausreichend zu informieren.
Entwurf – Verlauf – Design
Aufgrund des Fehlens jeglicher spiritueller oder religiöser Symbolik in diesem Thema, wollte ich von Anfang an klare geometrische Formen verwenden. Die einzige Symbolik welche ich während meines „sketch-process“ finden konnte, war die Geste des Dienens, des Lehrens und des Gebens. Also die selbstlose Spende seines ureigenen menschlichen Körpers, nur um zukünftige Ärzte zu lehren und um damit zukünftigen Generationen zu dienen.
Dieser Gedanke führte mich zu der Idee eines „Hauptkörpers“, von welchem ein klar definierter Teil weggeht, sich trennt, beziehungsweise wegschwebt. Sozusagen der „Hauptkörper“ als die Person, oder das Leben, von der/dem ein Teil weitergegeben wird – über den Tod hinaus.
Die Grundform meines Grabmals ist ein gerader quadratischer Pfeiler, welcher durch einen schrägen Schnitt in Ober- und Hauptteil getrennt ist. Ein klarer Kontrast wurde nicht nur durch den Aufbau der beiden Teile, sondern auch durch die Materialwahl, beziehungsweise die Oberflächenbehandlung gesetzt.
Der Hauptkörper ist eine glatte hohle Corten-Stahl Konstruktion, welche bereits durch die Rost-Patina gealtert erscheint, aber durch die wetterbeständigen Eigenschaften ohne weitere Instandhaltung viele Jahre halten wird.
Der Oberteil ist ein komplexes Baustahl-Gebilde, dass aus 3 Schichten flacher und gebogener Blechteile besteht, die durch einfache geschmiedete Distanznieten zusammengehalten werden. Mit Graphit-paste abgedunkelt und mit Owatrol-Öl konserviert, bleibt der Oberteil einige Zeit lang schwarz – wird dann aber zu Rosten beginnen. Nach einigen Jahren wird sich der Oberteil farblich an den Hauptteil angeglichen haben.
Während der einfache, schmucklose und rostige Hauptkörper das vergängliche Leben repräsentiert, steht das komplexe Gehirn für die sterblichen Überreste, welche immer noch der Wissenschaft, Forschung und Ausbildung dienen können.
Die Wörter “EVEN IN DEATH DO WE SERVE LIFE” (Noch im Tod dienen wir dem Leben) sind übersetzt vom lateinischen “Mortui Prosumus Vitae”. Eine Inschrift welche öfters für allgemeine Körperspender-Denkmäler auf Universitäten oder anderen medizinischen Einrichtungen verwendet wird. Die englische Schreibweise wurde verwendet wegen der besseren Verständlichkeit und aus Formatierungsgründen. Außerdem wurden manche Buchstaben vereinfacht/reduziert wegen dem Wasserstrahlschneidprozess und um den Text besser ins gesamte Erscheinungsbild des Grabmals einzufügen.
Kontext 1
Das Grabmal ist ein persönliches Grabmal für jemanden der seinen Körper der Wissenschaft gespendet hat, aber die Asche ist zum Beispiel in einem Massengrab in Wien beigesetzt – vielleicht weit weg von Zuhause und den Verwandten. Das Grabmal kann auf einem Friedhof oder einem anderen persönlichen Platz aufgestellt werden, wo Verwandte und Freunde es besuchen und den Verstorbenen in Erinnerung halten können. Name und Geburts-/Sterbedatum können aus dem Corten-Hauptkörper geschnitten werden, wie die Inschrift.
Kontext 2
Das Grabmal, wie es im Moment am Friedhof Håjum in Trollhättan steht, ohne jegliche Personalisierung, ist ein allgemeines Denkmal für alle Körperspenderinnen und Körperspender.
Dem Andenken jener Frauen und Männer, die nach ihrem Tode
dem Studium künftiger Ärzte und damit dem Allgemeinem Wohl gedient haben.
In memory of the women and men who donated their bodies
for the studies of future doctors and thereby served the common good.
/Johannes Postlmayr, Mai 2018