Re: Ein Kindheitstraum......... oder meine eigene Schmiede

26. Dezember 2018 um 08:37
Hallo Bernd,
Zwei kurze Anmerkungen von meiner Seite, durch die ich mir konstruktive Kritik an Deiner Ausführung erlauben möchte. Erstens bin ich, wenn ich Deinen Kamin so ansehe, nicht sicher, ob die eingesetzten Mauerziegel tatsächlich frost- und tauwechselbeständig sind. Mit den deutschen Normen habe ich keine Erfahrung, die österreichischen Standards würden diese Kategorie im Datenblatt als f0 klassifizieren, ganz im Gegensatz zu der Klasse f2, die für Klinker und Verblender gefordert wird. In der Praxis muss das nicht heißen, dass sich der Kamin im ersten Winter selbst zerstört, ich habe allerdings schon einmal 2 im Freien gelagerte Paletten Wienerberger NF Vollziegel aus diesem Grund entsorgen müssen. Mein Rat wäre, einen Kaminhut zu montieren, der einer Durchfeuchtung des Mauerwerks wirksam vorbeugt, bzw. einen Verputz anzubringen, der auch einen bautechnisch sinnvolleren Anschluss der dachseitigen Verblechung ermöglicht als die heute gängige dauerelastische Fuge. Zweitens ist mir aufgefallen, dass Dein hölzernes Tragwerk im Bereich der Treppe keinen Sicherheitsabstand zum Boden einhält und dadurch stark durchfeuchtungsgefährdet ist. Falls Du diese Möglichkeit noch nicht in Betracht gezogen haben solltest, würde ich hier zu einer Verblechung bis zur zweiten Stufe raten, die zumindest das anfallende Spritzwasser wirksam ableitet.
Ansonsten noch einen schönen Feiertag Euch allen.

Re: Kurios

9. Dezember 2018 um 14:28
@Thorkell: Sollte jemand hier meine Worte als persönlichen Angriff aufgefasst haben, möchte ich mich hiermit für meinen unangebrachten Tonfall entschuldigen. Es war nicht meine Absicht, die Meinung einzelner Forumsmitglieder zu diskreditieren bzw. aus der maschinellen Ausstattung derselben Rückschlüsse auf deren fachliche Qualifikation zu ziehen. Auch möchte ich mir als Laie, der Schmieden und Metallbearbeitung nur als Hobby betreibt, kein Urteil darüber anmaßen, welche Form von Gebläse für einen bestimmte Essentyp die Geeignetste ist und welche Parameter für dessen Auswahl eine Rolle spielen.
Meine damalige Idee, die Lüftereinheit eines Dunstabzugs zweckzuentfremden, betreffend, möchte ich anmerken, dass rein technisch gesehen kein Unterschied zu einem Standard Radialventilator von ebm Pabst besteht, außer dass das Gehäuse für 2 identische Einheiten vorgesehen ist und aus einem einzelnen, tiefgezogenen Blech besteht. Somit – und das war mir besonders wichtig – lässt diese Ausführung keine Rückschlüsse auf die Herkunft aus einem Küchengerät zu. Auch die Steuereinheit habe nicht weiterverwendet, da sie weder staubgeschützt ausgeführt, noch aus einem duroplastischen Kunststoff in einer schmutzresistenten Farbe gefertigt war so wie ich es von den Bedienpaneelen meiner Werkzeugmaschinen kenne.

Re: Kurios

9. Dezember 2018 um 10:14
Ich persönlich würde den Kobold auch nicht einsetzen wollen, nicht etwa, weil er dem Einsatzzweck nicht entspräche, sondern weil ich der Meinung bin, dass Anlagen und Maschinen aus Kunststoff aus ästhetischen Gründen nicht zu einer Schmiedewerkstatt passen. Als ich meine Schmiedeesse gebaut habe, war ich noch Schüler und allein die Anschaffung des Esseisens türkischer Provenienz hat mein Budget stark überstrapaziert. Folglich musste ich für das Gebläse auf eine Anordnung von 2 ebm Pabst Radiallüftern aus einem ausrangierten Dunstabzug zurückgreifen, die ich lediglich um eine ansaugseitige Blechabdeckung und einen Montageflansch ergänzt habe. Das funktioniert zwar dank der 2x120W der beiden Kondensatormotoren sehr passabel, kann aber dennoch mit der optischen Anmutung kommerzieller Systeme nicht mithalten. Heute, da mich Summen im mittleren dreistelligen Bereich finanziell nicht mehr überfordern, würde ich stilgerecht zu einem Ventilator mit Gussgehäuse und Drehstrommotor greifen, wahrscheinlich in Kombination mit einem etwas hochwertigerem Esseisen.
Die improvisierte Feldesse aus dem ersten Beitrag ist für mich übrigens ein Fall für die Wiederverwertung im Stahlwerk. Bei historischen Originalen von Werkzeugen und Maschinen bin ich generell sehr tolerant, was die Maßgenauigkeit und Konstruktion betrifft, an ihre Pendants aus näherer Vergangenheit, als Profile und Bleche aus Baustahl bereits leicht verfügbar und geeignete (Mess-)werkzeuge für jedermann erschwinglich geworden sind, darf man schon höhere Ansprüche stellen. Auf den Fotos sehe ich nichts als eine lieblos zusammengeschusterte Anhäufung beliebiger Versatzstücke, konstruiert ohne Sinn und Verstand, die wohl besser heute als morgen mit dem Greifer des Schrottumschlagbaggers Bekanntschaft machen sollte.

Re: Ein Kindheitstraum......... oder meine eigene Schmiede

5. Dezember 2018 um 08:04
Hallo Lutz,
Da ich beruflich zwar nicht unbedingt mit der Herstellung von Bruchsteinmauerwerk befasst bin, aber dennoch Einiges an Erfahrung mit der Auswahl von Putz- und Mauermörtelrezepturen gesammelt habe, möchte ich hierzu nur Folgendes ausführen: Zunächst ist die Zusammensetzung des Mörtels auf die Druckfestigkeit und Wasseraufnahme des eingesetzten Mauersteins einzustellen, unabhängig davon, ob es sich um ein natürliches Material oder ein grobkeramisches Produkt handelt. Im Falle von Hartgesteinen wie Granit, Gneis, Gabbro oder Basalt könnte, ebenso wie bei Klinkern mit durchgesintertem Scherben, theoretisch eine rein zementäre Mischung des Klasse MG III zum Einsatz kommen. Die immer öfter anzutreffende Ausführung von Pflasterflächen in gebundener Bauweise mit Zementfugen noch weit höherer Druckfestigkeit belegt die Schadensfreiheit dieser Kombination. In der Praxis würde ich so allerdings nur im erdberührten Bereich arbeiten, fehlende Abdichtung vorausgesetzt, und darüber einen Kalkzementmörtel der MG II einsetzen, der auch hinischtlich Verarbeitung einige Vorteile bietet. Soweit zu den modernen Bauprodukten. Soll historisches Mauerwerk ergänzt oder mit historischen Techniken neu gebaut werden, bieten sich vor Ort gemischte Mörtel mit Luftkalk, Sumpfkalk oder trocken gelöschtem Kalk an, die nach Bedarf mit Hydraulefaktoren wie Ziegelmehl, Trass oder Tuffstein eingestellt werden. Auch hydraulisch erhärtende Kalke, im Handel als NHL erhältlich, werden in der Baudenkmalpflege häufig eingesetzt. Generell empfiehlt es sich, lokale Bautraditionen eingehend zu studieren und diese Erkenntnisse in die Auswahl einfließen zu lassen, um dem Anspruch der Authentizität zu genügen.
MfG,
Helix

Re: Ein Kindheitstraum......... oder meine eigene Schmiede

27. November 2018 um 21:18
Eine ungewöhnliche Konstruktion, dieser Federhammer. Auf den Bildern sieht es so aus, als bestünde keine mechanische Verbindung zwischen der Schabotte und dem Hammerkörper. Hast Du noch vor, Bolzen in den Eichenstock einzubohren oder möchtest Du auf eine Fixierung verzichten? Ich könnte mir vorstellen, dass eine lose stehende Schabotte im laufenden Betrieb zu Problemen führen könnte, worauf auch die werksseitig angegossenen Befestigungslöcher hindeuten. Ansonsten saubere Arbeit, insbesondere was die Restaurierung des Hammers betrifft.
MfG,
Helix

Re: mein erster Federhammer

31. Oktober 2018 um 22:10
Freut mich, dass ich helfen konnte. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass alte Maschinen als Zeugen vergangener Epochen der Industriegeschichte nicht bloß verschrottet und eingeschmolzen, sondern von Liebhabern instandgesetzt, erhalten und im Sinne ihres ursprünglichen Einsatzzwecks weiterbetrieben werden. Ich wünsche ich Dir viel Freude bei der Arbeit mit Deinem neu erworbenen Federhammer und für die kommenden Tage Erfolg beim Verladen, dem Transport und der Aufstelllung in Deiner Werkstatt.

 

Ein technisches Detail, auf das ich noch – unter der Voraussetzung, dass ich damit niemanden allzu sehr langweile – zu sprechen kommen möchte und das den Andritz aus konstruktiver Sicht über einen reinen Ajax-Lizenznachbau erhebt, ist der Antriebsmechanismus. Bitte entschuldigt den Staub und das verschmierte Fett auf dem angehängten Foto – die Restaurierung meines Federhammers schiebe ich schon Jahre vor mir her. Nichtsdestotrotz zeigt die Darstellung sehr anschaulich, wie die Kraftübertragung zwischen Keilriemenscheibe und Exzenterscheibe gelöst ist. Ähnlich wie bei einer Trommelbremse werden die vier sternförmig angeordneten Kupplungsbeläge durch Pedalbetätigung von innen an die Riemenscheibe gepresst und leiten somit das Drehmoment des Antriebsmotors in die innenliegende, mit dem Exzenter verbundene Kupplungsscheibe ein.

Ob dieses Funktionsprinzip auch von anderen Herstellern eingesetzt wurde, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Möglicherweise gibt es hier im Forum jemanden mit mehr Erfahrung auf diesem Gebiet, der sich zu dieser Frage äußern möchte.

IMG_20181031_182929rr.jpg

MfG, Philipp

Zuletzt bearbeitet: 13. November 2018 um 22:27, Philipp

Re: mein erster Federhammer

31. Oktober 2018 um 09:33
Da ich selbst das gleiche Modell in nahezu identischer Ausstattung besitze, kann ich zum Gewicht der Einzelkomponenten zumindest ungefähre Angaben machen. Komplett montiert, dürfte die Maschine etwa die bereits kolportierten 1800-1900kg auf die Waage bringen, da sie mit meinem Palettenhubwagen noch problemlos zu bewegen ist. 200kg mehr – soviel wiegt meine Fräsmaschine – führen hier bereits zur Überlastung der Hydraulik. Die Schabotte müsste nach meinen überschlagsmäßigen Berechnungen mit etwa 500-600kg zu bewerten sein, der Motor, je nach Baugröße und Typ, mit ca. 50-60kg. Somit bleiben noch die beiden Schwungscheiben, das Federpaket und der Bär, die zusammen mit dem Grundkörper die verbleibenden 1200-1300kg ausmachen. Ob es sich tatsächlich lohnt, diese Elemente bereits beim Verkäufer zu demontieren, muss Seilon wohl für sich selbst entscheiden. Vorsicht ist allerdings in jedem Fall beim Verladen angebracht, da sowohl die Riemen- als auch die Bremsscheibe unten über die Grundplatte hinausragen.