In vino veritas. - Im Wein liegt die Wahrheit.
Das ist das Motto dieses Experiments. Und so ergaben sich auch für mich einige Wahrheiten aus diesem Versuch. Aber dazu später mehr.
Der eigentliche Hintergrund dafür, dass ich mir diesen Weinbecher aus einem Stück Kupfer getrieben habe ist folgender. Auf einem Schmiedetreffen vor einigen Jahren (im schönen Sperberslohe
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) stellte ein lokaler Silber-und Goldschmied seine Arbeiten aus. Dabei trank er ganz gemütlich aus einem gehämmerten Silberbecher ein paar Schlücke Wein. Seit diesem Treffen geht mir dieser Becher nicht mehr aus dem Kopf. Und irgendwann werde ich mir einen nachschmieden (treiben). Um nicht gleich das gute teure Material zu verheizen, habe ich aber nun erstmal einen Becher aus Kupfer getrieben.
Wahrheit Nummer 1: So ein Probestück lohnt sich!! Ohne die gesammelten Erfahrungen hätte ich ohne weiteres einen dreistelligen Wert an Silber sinnlos geschrottet.
Also habe ich aus einem alten kaputten Kupferkessel eine runde Scheibe ausgeschnitten und mal angefangen einen Becher zu treiben. Materialstärke war ca. 1,5 mm und die Scheibe hatte einen Durchmesser von rund 160mm. Die Größe habe ich einfach mal geschätzt und geschaut wo ich damit lande. Die Schätzung war in diesem Fall ganz gut. Der fertige Becher gefällt mir von der Größe.
Der erste Versuch ging dennoch in die Hose. Beim stetigen Wechsel zwischen treiben und wieder weichglühen wollte ich irgendwann zu viel auf einmal umformen und der Becher bekam einen Riss. Gut, dass es nur Kupfer war. Mit einem wertvollen Stück Silber hätte ich mich schwarz geärgert!
Was aus dem misslungenen Versuch wurde werde ich in einem weiteren Beitrag zeigen. Wahrheit Nummer 2: Nichts ist umsonst! Der misslungene Versuch bekommt in seiner neuen Funktion teilweise mehr Aufmerksamkeit als der eigentliche Becher.
Der eigentliche Becher (der zweite Versuch) ist dann besser geglückt. Ich habe das Kupferblech über einen 50mm Rundstahl getrieben, den ich oben schön abgerundet habe. Der Hammer der auf einigen der folgenden Bilder zu sehen ist war mein fast ausschließlich genutztes Werkzeug. Lediglich am Anfang kam hin und wieder auch ein kleiner Ballhammer zum Einsatz.
Wahrheit Nummer 3: Es kommt viel weniger auf besonderes Werkzeug an als auf das Gefühl für das Material und das Maß der Umformung, welches das Material sich gefallen lässt.
Hier sind einige Zwischenstadien zu sehen:
Als ich den Becher dann fertig getrieben hatte stand ich noch vor einer letzten Herausforderung: das Verzinnen.
Verzinnen dient in diesem Fall dem Schutz der Gesundheit. Kupfergeschirr reagiert mit dem darin servierten Speisen und Getränken (vor allem saurem Essen/Trinken) und ist dann gesundheitsschädlich. Daher wird Kupfergeschirr seit jeher auf der Innenseite verzinnt. Wichtig ist hierbei bleifreies Lötzinn zu nehmen!
Über einer weichen Flamme des Brenners habe ich das Stück vorsichtig aufgewärmt bis das Zinn aufschmilzt. Um das flüssige Zinn in einer gleichmäßigen Schicht auf der Innenseite des Bechers zu verteilen haben sich nach einigem Ausprobieren kreisende Bewegungen und ein "Auswischen" des flüssigen Metalls mit einem trockenen Tuch bewährt.
Das Verzinnen habe ich nur mal in einer Doku (Der letzte seines Standes-Kupferschmied) gesehen und habe mir dann überlegt wie es für meine Zwecke am besten gehen könnte. Man muss ein bisschen aufpassen, da überall flüssiges Metall herum läuft und spritzt, aber nach ein bisschen üben ging es ganz gut.
Also, Wahrheit Nummer 4: Es gibt nichts was man nicht irgendwie lernen kann.
Im Anschluss habe ich den Becher außen noch poliert (die Innenseite war bereits schön glänzend nach dem Verzinnen) und erstmal einen Wein als Probe daraus getrunken.
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Der fertig Becher hat eine Höhe von 85mm, einen Durchmesser oben von 85mm und einen Bodendurchmesser von 55mm. Den oberen Rand habe ich bewusst etwas ungleichmäßig gelassen, so wie es beim Treiben entstanden ist.
Ich hoffe euch gefällt mein Projekt!
Prost und beste Grüße!
Willi
PS: Irgendwann wird dann der Silberbecher folgen.
Zuletzt bearbeitet: 2. September 2020 um 13:30,
Wilhelm Weyer