Kleine Selbstbau Feldesse Erfahrungsbericht

31. Juli 2020 um 15:11
...vor kurzem bin ich günstig an einen alten aber noch brauchbaren Amboss gekommen.
Um diesen auch nutzen zu können, brauchte ich natürlich eine Esse.
Für erste Versuche, sollte es etwas günstiges selbstgebautes sein. Nach ausgiebigen Erfahrungen damit, könnte es ja dann immer noch etwas gutes gekauftes werden, wenn ich schon etwas Erfahrung habe und weiß, worauf ich beim Kauf achten muss.
Ich hatte mir dazu vorab ein paar Youtube-Videos angesehen, um erst mal ein Gefühl dafür zu bekommen, was eine Esse überhaupt ausmacht.
Dann habe ich mir einfach aus ein paar 2mm Restblechen, die ich noch rumliegen hatte, mal schnell eine kleine Feldesse "zusammengebraten" und diese im Verlauf der letzten Wochen auch mehrfach benutzt. Insgesammt dürft sie mittlerweile ca. 50 Stunden in Betrieb gewesen sein.

 

Dieses Forum kannte ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht.

Da der Großteil der Posts hier in diesem Forum der Meinung ist, selbstgebaut und dann noch aus Blech, taugt eher nicht
und rumkokel mit Steinkohle sorgt nur für viel stinkenden Rauch und verärgerte Nachbarn, möchte ich kurz ein bischen meine derzeitigen Erfahrungen mit meiner Selbstbau-Feldesse hier kundtun...

Das ist sie:

Maße Außen: 650x650mm
Feuermulde: 300x300mm, 70mm tief, Fläche unten 70x70mm, 25 Bohrungen Durchmesser 6mm

3. August 2020 um 18:05
Servus Andrew,
falls Du Zeit Lust hast bau das Teil nochmal in Edelstahl und es wird ein schöner geräumiger Grill, zu mehr taugt das Konstrukt leider nicht. Ich weiß selbst bauen macht mehr Spaß aber als Metaller solltest Du wissen was  mit 2 mm Stahlblech bei solchen Temperaturen passiert. Viel Spaß bei Deinen weiteren Experimenten.
Beste Grüße
Willem
4. August 2020 um 18:15
Ich weiß nicht was die Unken in Deiner Region für Laute und Geräusche von sich geben, bei uns sind die eher unverständlich.
Von mir aus kannst Du basteln was Du möchtest, es gab aber schon einige Jahzehnte vor Dir Metallfachkundige, die auch gerne gebastelt haben, nur hatte diese Bastelei mit einfachsten Mitteln  zu nem Ergebnis geführt, von dem man heute noch profitieren kann.
Viel Spaß beim basteln
Willem
4. August 2020 um 19:55
Hallo Andrew,

du musst jetzt nicht einen auf "beleidigt" machen, nur weil du nicht die Antworten bekommen hast, die dir gefallen. Fakt ist aber auch, dass diese Aussage:

Keine Stelle wird wärmer als 260°C

aufgrund eines Fotos deiner Esse, auf der sehr deutlich eine Gelbglut zu sehen ist, nicht richtig sein kann. Das ist das, was ich mit der Abgabe der Temperatur an die Umgebung meinte, die unnötig Kohle kostet. In Verbindung mit dem KG-Rohr birgt das auch eine gewisse Gefahr. Aber das musst du selbst einschätzen.



Gruß Thomas

 

Zuletzt bearbeitet: 4. August 2020 um 19:56, Thomas Behnke (Conni)
2. Januar 2022 um 13:53
Hallo, Andrew,
ein leises Gebläse ist ein großer Faktor für entspanntes genüssliches Schmieden. Mit Deiner Esse lässt sich sicherlich mittels aufgesetzten Lochziegeln (teilverstopft mit Lehm) ein seitwärts belüftetes langes Glutbett improvisieren, aber deutlich mehr als ca. 15 cm glühendes Eisen ist mit Handhammer schwierig gut zu bearbeiten.
Neues Jahr, neue Ideen.         Ohne Fantasie kein Fortschritt (Einstein)
Meinhard
3. Januar 2022 um 20:01
"die Klinge auf ganzer Länge auf eine einheitliche Härtetemperatur zu bringen"

Servus beinander,

nur mal so eine Überlegung - die Härtetemperatur könnte m.M. nach mit etwas Bewegung des Werkstücks im Feuer auch ohne großen technischen Aufwand in einer größeren Feuerschale erreicht werden? Zumindest hab ich manche Eisen in normalem Holzfeuer auf  (Schmiede-) Temperatur gebracht, also dürfte diese zum Härten locker reichen...

Der heut fragliche Holledauer


Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

Zuletzt bearbeitet: 3. Januar 2022 um 20:02, Holledauer
31. Juli 2020 um 15:24
Wie man hier schon sieht: Das ist alles an Rauch. Mehr kommt da nicht. Die Thematik mit den Nachbar wegen Rauchbelästigung, kann ich also nicht nachvollziehen...
  
Dann kommt eine Schicht frische Kohle und die Klappe für Luft von unten wird halb geöffnet...
-1
5. August 2020 um 12:53
aufgrund eines Fotos deiner Esse, auf der sehr deutlich eine Gelbglut zu sehen ist, nicht richtig sein kann

Hallo Thomas,
ich bin nicht beleidigt, wie kommst du dadrauf?
Allerdings scheint es mir, das du die Beschreibung zu meinen Bildern nicht gelesen hast.
Aktuell arbeite ich ausschließlich mit Anthrazitkohle. Diese zerfällt bisweilen in kleine Bröckchen mit einer Größe von wenigen Millimetern. Wenn meine Esse nach einem Schmiededurchgang ausgekühlt ist, sammle ich alles an verbliebenen Kohleresten aus der Mulde und siebe diese grob durch. Das ganze Bröselzeug landet dann in einem separaten Eimer.
Diese Bröselzeug schütte ich, wie ich schon beschrieben hatte, nach entzünden der Holzkohle, rundherum auf die sehr flachen Flanken der Mulde. Erst darauf schichte ich die eigentliche Kohle. Diese Schicht aus zerbröselter Kohle isoliert offensichlich so gut gegen das Glutbett, daß das Blech der Feuermulde tatsächlich nicht wärmer als 260°C wird!!!
  
Zu dem Bild mit dem glühenden Trichter der Feuermulde hatte ich geschrieben, das dies nur mit reinem Koks passiert.
Völlig richtig, beim Arbeiten mit meiner Esse mit Koks, verbrenne ich mir die Bleche (hatte ich auch geschrieben) und verpulvere ein Großteil der Energie an die Umwelt.
Den Stutzen unten an der Mulde, in den ich das Rohr vom Gebläse einstecke, kann ich sogar während des Schmiedens mit der Hand anfassen. Der wird kaum warm... Auch strahlt die Esse nach unten insgesammt sehr wenig ab. Da kann man problemlos die Hand in wenigen cm Entfernung hinhalten, ohne das es unangenehm wird.
Gruß
Andrew
Zuletzt bearbeitet: 5. August 2020 um 12:56, A. Reinert
-1
3. Januar 2022 um 10:54
aber deutlich mehr als ca. 15 cm glühendes Eisen ist mit Handhammer schwierig gut zu bearbeiten

Hallo Meinhard,
es geht nicht um das Schmieden von längeren Klingen, das mache ich eh "Abschnittsweise". Es geht darum, die Klinge auf ganzer Länge auf eine einheitliche Härtetemperatur zu bringen. Und das ist eben mit einem runden kleinen Glutbett kaum machbar. Aber ja, ich habe auch schon darüber nachgedacht mittels "Adapterplatte" die Luftführung zu modifizieren...
-1
15. September 2020 um 13:52
Insgesamt finde ich deine Selbstbauesse für etwas schnell zusammengebrutzeltes gut gelungen

Danke!
  
  
1. vergrößere den Arbeitstisch, mehr Platz ist immer gut

Lach, ja, das habe ich auch schon gemerkt. Ich werde mir wohl noch eine Erweiterung basteln, die ich seitlich einfach nur einhänge. Die Frage ist halt, wie viel Arbeit ich noch in dieses Provisorium stecke, oder ob ich mit den bislang gewonnenen Erkenntnissen gleich noch mal neu baue...
  
  
2. ein geeigneteres Gebläse wäre irgendwann sinnvoll. Geräusch-, Sicherheits-, und Verbrauchstechnisch ist das auf Dauer eventuell besser als ein Staubsauger.

Das sehe ich völlig anders. Das Staubsaugergebläse hängt an einem PWM-Regler und wird von mir nach einigen Tests auf 30V eingestellt. Damit läuft das 1200W Gebläse dann nur noch mit 22W !!! Ist dementsprechend Verbrauchsarm und angenehm leise. Außerdem ultrakompakt und leicht.
Ich hatte auch schon Radialgebläse getestet. (150W und 500W) Die erzeugen zwar einen hohen Volumenstrom, aber absolut keinen Druck!
Mit Dem Staubsaugermotor kann ich, wenn ich ihn mit 40V laufen lasse, die Kohlen aus der Esse pusten...
  
  
seit ca. 200 Jahren die gusseiserne Feuerschüssel bei hunderten Meistern bewährt hat. Und wenn man die Langlebigkeit dieser bedenkt, ist sie wohl das effektivste Mittel zum Essenbau.

Ich habe lange überlegt, ob ich das überhaupt kommentieren sollte...
Ich könnte dazu jetzt problemlos eine zigseitige Abhandlung schreiben. Das würde aber ganz sicher den Rahmen sprengen und ist ganz sicher nicht Sinn dieses Forums.
Warum sind käufliche Essen seit 200 Jahren aus Gusseisen???
Vor 200 Jahren, waren sie schon glücklich überhaupt Metall gießen zu können. Von heutiger Metallurgie waren die aber noch meitenweit entfernt. Ein praktikables großserienreifes Verfahren zur Kontrolle des Kohlenstoffgehalts gab es noch nicht. So war halt das einzig verfügbare: Gusseisen (Ja, ich weiß, stimmt nicht so ganz, aber das würde jetzt den Rahmen sprengen). Eisen mit einem Kohlenstoffgehalt ab 2,06% Kohlenstoff nennt sich Gusseisen. Der ganz große Vorteil von Gusseisen ist sein sehr niedriger Schmelzpunkt von ca. 1150°C. (Siehe: Eisen-Kohlenstoff-Zustands-Diagramm) Das konnten die damals schon. Eine Gussform ist auch schnell gemacht. Einfach ein Holzmodell des zu Gießenden Teils + Schwindmaß anfertigen und davon eine Sandform abformen. Das kann jeder Heimwerker, ist einfach und saubillig. Die Gussform kostet, wenn man das Modell erst mal hat, außer Arbeitszeit so gut wie nichts und kann nahezu unendlich oft abgeformt werden. Sicherlich werden die damals schon festgestellt haben, das die Zugabe von Silizium die fließfähigkeit der Schmelz noch verbessert, wenn sie vermutlich auch nicht wussten warum und was Silizium eigentlich ist. Dazu später mehr.
 
Stahlguss (Gussstahl) begann seinen Siegeszug in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Je nach Kohlenstoffgehalt (in der Regel unterhalb 0,5%) hat Gusstahl einen Schmelzpunkt von ca. 1600°C und ist wesentlich kritischer bei Legierungsbestandteilen und Fließverhalten. So etwas eignet sich nicht für "Heimwerker" sondern nur für kontrollierte industrielle Prozesse.
  
"Kann" Gusseisen irgenetwas "besser" als Stahl (Stahlguss)?
Wärmeleitfähigkeit? Nö.
Spezifische Wärmekapazität? Nö
Längenausdehnungskoeffizien? Nö.
Dichte? Nö.
Zugfestigkeit? Nö, da ist Gusseisen ein absoluter Versager.
Biegefestigkeit? Nö, da ist Gusseisen ebenfalls absoluter Versager.
Elastizitätsmodul? Ganz sicher nicht.
  
Ist Gusseisen dann überhaupt in irgendetwas gut?
Ja, aufgrund des hohen Kohlenstoffgehalts, bildet sich zwischen den Körnern des Gefüges freies Graphit. Damit hat Gusseisen gute selbstschmierende / Notlaufeigenschaften. Interessiert uns das bei einer Esse? Nö.
Des Weiteren hat Gusseisen aufgrund seines Gefüges bessere schwingungsdämpende Eigenschaften. Ganz toll bei großen Werkzeugmaschinen, bei denen Schwingungen ja unerwünscht sind. Interessiert uns das bei einer Esse? Nö
  
Gibt es dann überhaupt einen Grund eine Esse aus Eisen zu gießen und nicht aus Stahl herzustellen?
Und jetzt kommt wieder das Silizium: Je höher der Siliziumgehalt, desto beständiger ist der Stahl / das Eisen gegen Verzunderung. 5% Silizium sind da schon nicht schlecht. Das zundern wird allerdings erst deutlich oberhalb von 500°C überhaupt zu einem Thema. Interessiert mich das also bei einer Esse? Nur bedingt. Nur wenn meine Esse Temperaturen oberhalb von 500°C ausgesetzt ist... Ist sie das?
Nach meiner Erfahrung nicht. Meine Esse erreicht selbst bei Temperaturen oberhalb von 1600°C nicht mal 300°C, wenn ich eine dünne Isolierschicht zwischen Feuer und Blech habe...
  
Warum sind Essen (Esseeisen) dann heute eigentlich noch aus Gusseisen? Weil die einfach keinen Markt haben. Niemand käme auf die Idee für so kleine zu erwartende Stückzahlen aufwändige teure Stahlgussformen herzustellen. Auch das Zusammenschweißen aus Stahlteilen, Die durch Mechanische Bearbeitung (Sägen, Fräsen, Drehen evtl. Brenn- oder Plasmaschneiden) auch erst mal gefertigt werden müssten ist einfach in Konkurenz zum Gusseisen eben nicht wirtschaftlich.
  
Und so bleiben Esseeisen das was sie schon immer waren. Billigstes Gussgelumpe. Reicht ja, da ja keine mechanischen Belastungen einwirken...
  
Randbemerkung: Wenn ich mir ansehe, was z.B. bei Ih-Bä-Kleinanzeigen so verkauft wird... 90% der gebrauchten Esseeisen sind gerissen...
  
Und noch was: Ich habe kürzlich durch "rumschachern" mit Kohle einen echten Berufsschmied kennen gelernt. Der hält gar nichts von diesen Gussdingern. Der arbeitet nur mit Lehm / Schamott-Esse.
  
  
  
31. Juli 2020 um 15:15
Komplett zerlegbar.
Als Gebläse dient ein Staubsaugermotor eingebaut in KG-Rohre, mit externem "Drehzahlregler"
Der Luftstrom ist mit Klappe regelbar.