Fragen zu Kettendamast im Video

16. April 2017 um 18:56
Hallo Schmiedefreunde und Frohe Ostern!  

Ich bin letztens in YouTube auf einen Schmiede-Kanal gestoßen. Er heißt "shurap", vielleicht kennt Ihn ja von euch schon jemand. 
Auf jeden Fall werden dort Damastmesser mit unglaublichen Ergebnissen geschmiedet. Da wollte Ich doch mal nachhorschen ob Ihr mir da weiter helfen könnt. Schaut euch das Video einfach mal an, hier wird ein Kettendamast geschmiedet. 

 https://youtu.be/pfo30EDYCEw

Die Fragen: 
- In welcher Flüssigkeit stehen die Pakete am Anfang und wozu? 
- Warum wird zuerst auf Holz (?) geschmiedet, gepackt (?) 
- Kann dieses Ergebnis überhaupt mit diesem einfachen Aufbau zustande kommen? Meiner Meinung ist das viel zu wenig Material oder sind die Ketten mit Granulat gefüllt? Das wäre für mich die einzige Erklärung bis jetzt?  
- Das Schweißpulver scheint Sand zu sein, oder ein Mix aus Sand und Borax. Warum kommt es so spät drauf? Muss das normal nicht bei rotgluht passieren?  

Fragen über Fragen  
Seht euch mal mehrere Videos von Ihm an. Für mich zumindest macht er verblüffende Ergebnisse.... Auch der Seildamast und sein Aufbau find ich interessant!  

Danke im voraus
Gruß Alex 
16. April 2017 um 21:12
Hallo Alex,

Was die Flüssigkeit betrifft kann ich nur mutmassen, dass es sich um irgendeinen  Verdünner handelt um das Öl loszuwerden.
Das auf dem Holz Arbeiten ergibt meines Erachtens absolut keinen Sinn ausser Gequalme. 

Das Schweisspulver sieht nicht nach Borax aus, eher nach feinem Quarzsand mit etwas fein zestossenem Zunder, so wie Heinz Denig es in seinen Bücher beschreibt. Damit kann man mit höheren Temperaturen Schweissen. Ich nehme es um Luppeneisen zu Schweissen.

Gruss Rom. 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
16. April 2017 um 21:51
Die Flüssigkeit ist Petroleum (Lampenöl/Paraffinöl, engl. kerosene). Das Pulver ist 90% Borax, 5% Quartzsand, 5% Holzkohlepulver. Die Kohle soll die Oberfläche des Stahl aufkohlen und damit die Schweißtemperatur ein bisschen herabsetzen.
Zuletzt bearbeitet: 16. April 2017 um 22:35, Crantius
16. April 2017 um 22:03
Wie Rom schon schrieb, tippe auch ich auf ein Lösemittel. Es scheint ja in der Esse auch entsprechend zu verbrennen.

Das Holz scheint beim erhitzen stark auszugasen. Vielleicht hilft das beim Austreiben von unerwünschten Verunreinigungen? Das könnte Sinn ergeben, wenn kein reinigendes Flussmittel, wie Borax, zur Verfügung steht. An die Rennofenspezis: Warum nutzt ihr eigentlich Holzhammer und Holzblock? Vielleicht lässt es sich aus Eurem Wissen erklären?

Die Materialmenge könnte eventuell hinkommen. Vlielleicht sind noch Eisenspäbe im Schweißpulver und gleichen Zunderverluste aus. Ein gutes aussehen erreicht Shurap auf jeden Fall im Ergebnis.
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
17. April 2017 um 08:32
Bei dem Holz hatte ich die Vermutung das er eine Sauerstoffarme Umgebung erzeugen wollte wenn es durch die Hitze in Flammen aufgeht.
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
17. April 2017 um 10:07
Ich möchte Crantius nicht wiedersprechen. Woher hast du diese präzisen Angaben bezüglich der Flüssigkeit und des Schweisspulvers?

Verbrennendes Holz erzeugt eher eine Oxidierende Athmosphäre , und die Holzhämmer nutzen wir um mit möglichst grosser Fläche fein dosierbare Schläge an der Mantelfläche des zerklüfteten Eisenschwammes (Luppe) anzubringen. Dabei werden die Korallenartigen Vortsätze idealerweise bei Schweisstemp. zusammengedrückt und an den kompakteren Kern geschweisst, damit der Verlust an Eisen so gering wie möglich bleibt.

Holzhämmer werden schon von Georg Agrikola erwähnt in seinem 9ten Buch Seite 367 der gebundenen Ausgabe Zwölf Bücher vom Berg und Hüttenwesen.

Gruss Rom. 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
17. April 2017 um 11:11
Danke Rom! Sehr aufschlussreich!
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
17. April 2017 um 11:48
Ok, damit sind schon viele Fragen beantwortet. Nur das mit dem Aufbau kann ich noch immer nicht so ganz glauben. Wenn man eine Kette zusammen schlägt bleibt doch nicht so viel übrig. Deswegen haben die meisten die Kettendamast schmieden  doch auch viele Ketten in der Höhe übereinander gelegt. Ich kann mich aber auch irren.... Auf jeden fall wird das ausprobiert! Ein Kumpel von mir hat ne Motorradwerkstatt, da werd Ich mir mal ein paar Ketten besorgen. 
Falls das nicht klappt probiere Ich die Ketten mit Granulat zu füllen um mehr Material zu bekommen. Wer weiß wo Ich solches Granulat bekommen kann? 

Gruß Alex 
17. April 2017 um 11:58
...wenn ich nicht irre, ist der anfängliche Aufbau vor dem Schmieden wesentlich breiter als das Endprodukt. Außerdem ist es scheinbar auch eine etwas schwerere Kette von nem Bike (halt keine so dünne wie vom Fichtenmoped), erscheint mir also schon irgendwie glaubhaft.

Grüße vom Holledauer
Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

17. April 2017 um 12:04
Woher, das weiß ich nicht. Aber ich bin sicher, dass Ketten je nach Herkunft sehr unterschiedliche Stärken haben (Fahrrad/Moped/Hayabusa). Und in dem Video legt er immerhin 6 Stänge psus Schneidleiste übereinander.
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
17. April 2017 um 12:05
...wobei ich mich frage, ob denn Ketten - außer der Optik wegen - das richtige Materal für Messer sind?
Ist der Stahl aus dem die Ketten gefertigt sind sowas besonderes???

Der aus der klirrend kalten und regnerischen Holledau
Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

17. April 2017 um 12:50
Ich meine mal gelesen zu haben, dass der Kettendamast und Seildamast nur zur Optik, also nur als Decklage benutzt werden können. Deswegen hat er ja unten eine Schneidleiste dran. 
Allerdings hat dort auch dabei gestanden das dass Material im Kontrast nicht besonders wird. Deswegen ist das Ergebnis im Video ja so verblüffend. 
Naja wie gesagt, wenn Ich mal wieder Zeit habe wird das ausprobiert. 
Was würdet Ihr als Schneidleiste verwenden?
Mit normalem Borax wird das doch auch funktionieren. 

Gruß Alex  
17. April 2017 um 12:52
Dabei gehts wohl eher um die Optik. Laut Heiko Häß hat der Sägekettendamast deutliche Defizite bei der Schnitthaltigkeit, sofern keine Schneidleiste aufgesohlt wurde. Wenn ich an die Anwendung der Kette denke, vermute ich eher einen zähen als einen harten Stahl für die Glieder und einen Abriebfesten für die Nieten.
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
17. April 2017 um 14:06
Es geht bei Antriebsketten, Sägehobelzahnketten sowie Stahlseil wohl eher um eine Kuriosität als um einen Vorteil in Sachen Schneidhaltigkeit oder Stahlqualität.
Die Herausforderung  beim Schweissen ist allerdings nicht zu Unterschätzen und ist beinahe Vergleichbar mit dem Luppenschweissen.
Die Stahlqualität von diesen Ketten und Seil ist ausreichend für eine Klinge.
Gruss  Rom.
Mit besten Grüssen 
Rom. 
17. April 2017 um 14:40
unsel:
Ich möchte Crantius nicht wiedersprechen. Woher hast du diese präzisen Angaben bezüglich der Flüssigkeit und des Schweisspulvers?

Die Angaben stammen (übersetzt) aus dem ersten Kommentar zu dem Video, also von shurap selbst.