Verschiedene Fragen zur Hydraulikpresse

22. Februar 2016 um 22:01
Hallo zusammen,

ich habe mir nun ein Hydraulikaggregat mit 7,5kW Leistung besorgt. Die Pumpe hat 16ccm und bringt 250 bar Dauerleistung. Der Motor macht 1450 U/min. Jetzt hadere ich mit mir, welcher Zylinder es denn werden soll.

Mit meiner Berechnung kann ich entweder einen 100/50 Zylinder verbauen und bekomme knapp 19,5 to Presskraft und 4,9 cm/sek Abwärtsgeschwindigkeit. Oder aber ich verbaue einen 120/70 Zylinder und liege bei 28 to und 3,4 cm/sek.

Macht ein Differentialventil vielleicht Sinn? Damit müsste sich die Geschwindigkeit bei geringer Last deutlich erhöhen lassen. Bei dem 120/70 Zylinder müsste die Geschwindigkeit im Eilgang dann bei 5,4 cm/sec liegen, die Presskraft dann bei ca. 9 to.

Die Presse soll als Eierlegende Wollmilchsau dienen. Also zum Verschweißen von Damast und Recken von großen Querschnitten.

Für eure Einschätzungen bin ich dankbar.
27. Februar 2016 um 11:18
Gut gut, bei erneuter Prüfung habe ich den Rechenfehler gefunden. MIt Eilgang komme ich auf knapp 17 to und 5,4 cm/s und beim großen Zylinder was sicherlich für die meiste arbeit reciht. Also werd ich den großen nehmen, der bei anspruchsvolleren Sachen nochmal seine Kraft ordentlich steigern kann. Vielleicht könnt ihr mir aber noch bei einer anderen Sache helfen.

 

Ich habe das Aggregat gebraucht gekauft und nun sind einige Komponenten verbaut, die ich nicht zuordnen kann. Vielleicht könnt ihr mir da weiterhelfen.
Hier erst mal die Übersicht. Der ganze Strang rechts von dem rosa Hebel sollte für die Presse keine Bedeutung haben. Das Aggregat stammt aus einem Prüfstand, ich habe also keine ahnung wozu das gedient haben könnte.

Aggregat001.jpg

Wenn ich das richtig gegoogelt habe handelt es sich bei diesem hier um einen Hydrospeicher bis 150 bar.

Aggregat002.jpg


Ein weiteres Element ist hier zu sehen. Vielleicht könnt ihr mir bei der Benennung weiterhelfen?

Aggregat005_2.jpg

Hier müsste es sich um das Druckbegrenzungsventil handeln wenn ich mich nicht irre. Ich vermute, dass der elektrische Anschluss für die Einstellung mittels console dient.

Aggregat007_2.jpg

 

Mit diesem Bauteil kann ich auch ebenfalls nicht anfangen. Handelt es sich um ein Ventil, wenn ja welches?

Aggregat013.jpg

Ich hoffe der ein oder andere kann mir etwas weiterhelfen. Ich würde gerne die nicht benötigten Teile abmontieren und verkaufen, was aber natürlich schwierig ist, wenn man nicht weiß, worum es sich handelt bzw. was man dafür verlangen darf.

27. Februar 2016 um 13:54
Moin!

Die Bilder sind beim Vergrößern leider etwas zu Grobkörnig... Die Symbole auf den Ventilen dadurch nicht zu deuten.

Es ist schwierig die genaue Funktion der Hydraulikkomponenten zu beschreiben wenn man nur Ausschnitte aus der Anlage sieht.
Du schreibst, dass die Pumpe 250 bar Druck aufbauen kann... Nun ist halt die Frage für welchen Druck das restliche System ausgelegt ist. Und das wird über ein sogenanntes Primärventil geregelt. An diesem Primärventil (Druckbegrenzungsventil) wird der maximal zulässige Arbeitsdruck eingestellt.

Der schwarze Kessel ist ein Druckspeicher. Der macht Deine Anlage (sofern Du ein Laie bist und davon gehe durch Deine Fragestellung aus) doppelt gefährlich! Da auch bei ausgeschalteter Pumpe immer ein recht hoher Druck im System vorhanden ist. Und da dieser Druckspeicher durch komprimiertes Gas betrieben wird kommt dann auch ne beträchtliche Strömung zustande wenn Du eine Leitung öffnest. Öl bei 150 bar wirkt bei menschlichem Gewebe wie ein Wasserstarhlschneidgerät! Die Druckauslegung des Speichers lässt sich nur durch die eingeschlagenen Daten prüfen oder wenn man Typ und Hersteller kennt.

Die meisten Industrie und Mobilhydrauliken die ich so kenne werden um 180 bar betrieben. Neuere Systeme laufen mit über 200 bar. Dann wirds nix mit den erreichbaren Kräften die Du theoretisch ermittelt hast.

Mein Vorschlag: Mach mal ordentliche Detailfotos! Und stelle Deine Fragen dann erneut!

Gruß

Oli
27. Februar 2016 um 15:36
Moin Oli,

ich musste leider die Bilder verkleinern um sie hier hochzuladen. Ich werde aber versuchen nochmal Bilder zu machen, die dann einen näheren Bildausschnitt haben oder ich schieß ein Video.

Wie gesagt, der linke Teil der Anlage wird komplett abgebaut, Druckspeicher und alle anderen Komponenten die links von dem rosa Kugelhahn sind kommen raus! Einzig und allein bleiben Leitungen von der Pumpe, Druckbegrenzungsventil und das Handhebelventil.

28. Februar 2016 um 18:18
Gerade den Druckspeicher würde ich mir für "Notbetrieb" da dran lassen! Der ermöglicht bei einem Stromausfall noch ein kurzes verfahren des Zylinders... Wäre Schade wenn die Gesenke ausglühen weil das Material festklemmt!

Deshalb wäre es wichtig die Anlage en Detail zu sehen. Dann kann ma über ein Konfiguration für Deine Zwecke besser fachsimpeln.
29. Februar 2016 um 11:18
Ok ich habe jetzt ein paar neue Fotos gemacht die hier zu sehen sind. Einfach draufklicken für das heran zoomen. Die Einschläge des Schalters werde ich bis heute Abend noch unter die Bildbeschreibung setzen.

 
Zuletzt bearbeitet: 29. Februar 2016 um 11:20, Philippe Brasseur
29. Februar 2016 um 18:02
 Moin!

Also das letzte Bauteil ist einfach ein Zwischenstück. Unter der Kappe auf der rechten Seite sitzt wahrscheinlich ein Prüfanschluss.
Vorletztes Foto: Sollte der Einfüllstutzen auf dem Tank sitzen, dann kann das Bauteil daneben zwei Funktionen haben. Entweder eine Füllstandsanzeige oder ein Filter. Falls es ein Filter sein sollte dient der elektrische Anschluss dazu einen Warner anzuklemmen, damit wenn der Filter verstopft/voll ist Du mitgeteilt bekommst, dass der Beipass des Filters geöffnet hat.

Foto "Schalter zwei": Definitiv ein Druckfiltergehäuse... Funktion siehe oben!

An Deinem Hydrospeicher ist schon ein DBV verbaut!

Ich weiß halt nicht was mit der Anlage vorher gemacht wurde. Ich kenne viele Systeme in denen mehrere DBV verbaut sind da es je nach Anwendung verschiedene Drucksicherheiten geben muss.

Finde vor allem heraus welche der Komponenten die Du benutzen willst am schwächsten ausgelegt sind! Dein System ist nämlich nur so stark wie das schwächste Glied!

Übrigens: Nur weil Stellschrauben an den Ventilen sind müssen das keine DBV sein! Es können genausogut verstellbare Mengenteiler oder Drosselventile sein! Die regeln nicht den Druck sondern die Ölmenge!

Gruß

Oli
29. Februar 2016 um 20:41
Hallo Oli,

danke das hilft mir schon immens weiter!

Das Teil was ich DBV betitelt habe ist in Wirklichkeit ein regelbares Hubsenkventil (HAWE HSV 22R2 Datenblatt). In dem Datenblatt steht, dass diese Ventile zum Einsatz mit Hydrospeichern genutzt werden und elektrisch geschaltet werden. Ich habe aber schone das 4/3 Wegeventil mit Hebel. Drosselung der Rückzugsgeschwindigkeit benötige ich ebenfalls nicht. Daher überlege ich, das DBV des Hydrospeichers zu nutzen und das HSV auszubauen. Dazu würde ich die Pumpenleitung an P anschließen, das 4/3 Wegeventil an S und den Tank natürlich an T. Der Hebel wird dann einfach die ganze Zeit in der P->S Stellung gelassen.

Der "Stutzen rechts" ist aller wahrscheinlichkeit ein Schwimmerschalter, mail an Körner-Marus ist raus um sicher zu gehen. Ich kann im Moment keinen Nutzen für den Schalter erkennen, daher ist er jetz erst mal auf der Ausbauliste.

Der Druckfilter geht laut Typenbezeichnung bis 315 bar Nenndruck und 400bar Prüfdruck (Datenblatt). Der Auslieferungszustand ist Öffner, kannst du mir dazu was sagen? Weshalb wird der Filter überhaupt geschaltet?

Ich wollte den Füllstand manuell prüfen (mit sauberem! Rundstahl). Im Einfüllstutzen sitzt allerdings ein Plastikkolben (zum Schutz vor Fremdkörpern?). Auf jeden fall ist an der Verschlusskappe ein kleines Kettchen, welches wahrscheinlich diesen Kolben heben soll. Leider ist das kettchen gerissen?, jedenfalls hängt es nur noch an der Verschlusskappe. Muss das so und gibt es einen Trick zum heben des plastik Kolbens? Oder kann ich anders den FS messen/schätzen ohne auf den Füllstandschalter angewiesen zu sein, der ja nur elektrisch funktioniert?

Vielen Dank soweit schon mal.

€: Die Bildbeschriftungen sind entsprechend angepasst worden. 
Zuletzt bearbeitet: 29. Februar 2016 um 20:48, Philippe Brasseur
29. Februar 2016 um 21:30
Der Filter wird geschaltet damit Du weißt wann es Zeit wird ihn zu wechseln/eine Verstopfung im Bereich des Filters vorliegt. Am Filter ist ein Bipass angebracht damit die Anlage dann weiter mit Öl (wenn auch nicht mehr gefiltert) versorgt wird. Sobald der Bipass aufgeht teilt dir das ein Druckschalter mit.
15. Mai 2016 um 22:23
 Servus mitanander,

nachdem ich nun schon mehrere hydraulische Schmiedepressen gebaut habe und mit keiner Probleme hatte bzw. habe, ein paar gut gut gemeinteTipps von mir:

Wenn ihr gebrauchte Hydraulikkomponenten verbauen wollt, gut. Wenn ihr gebrauchte Ventile verbauen wollt, das geht bedingt auch noch, aber: KEINE Schläuche, Schneidring-Verschraubungen o.ä.!!! Die Gefahr der Verletzung durch feinste unter hohem Druck austretende Ölstrählchen mit 200 bar ist nicht unerheblich!

@aeglos
Zu Deinen vorhandenen Anbauteilen: am einfachsten wirfst Du alles in die Tonne, nimmst das 4/3 Wegeventil wenn es mit mit drucklosem Umlauf in Mittelstellung (wie z.B. für einen Holzspalter) ausgestattet ist, oder kaufts Dir entsprechend ein neues Ventil, ein paar Meter neue Schläuche mit passenden Verschraubungen, fertig! Vergiss den Druckspeicher, Bypässe und dergleichen. Hier bringst Du mehr Technik ins Spiel die nur störanfällig ist, Dir aber keinen nennenswerten Nutzen bringt.
Besorge Dir für den Filter noch einen neue Patrone und prüfe den Zustand des Hydrauliköls. Ich würde auch keine Sekunde an Gedanken zum Thema "zweistufige Hydraulikpumpe" verschwenden, der Nutzen ist im Vergleich zum Aufwand wirklich nicht sehr groß.

Warum ich das alles sage? Weil alles andere ein Gebastel wird! Ich habe schon Leute gesehen, die ihre "Spitzenhydraulikpresse" designt und zusammen gebraten haben und sich dann gewundert haben, warum es ihnen schon beim ersten oder erst zweiten Betrieb entweder den Rahmen zerissen hat oder irgendwelche anderen "alten" Komponenten zerlegt hat. Subkutane Mikroinjektionen von Hydrauliköl führen zu hässlichen Wunden und oftmals auch zu einer Amputation, da sich Hydrauliköl und Blut nun nicht wirklich vertragen und der hohe Druck bei der Injektion dazu führt, dass sich das Öl unter der Haut ins umliegende Gewebe verteilt und es zerstört.

Ich gehe davon aus, dass Du schweissen kannst und dass die von Dir gewählte Konstruktion die auftretenden Kräfte aufnehmen und vor allem auch verdauen kann! Ich will hier auch nicht darauf hinweisen, das Schrauben in der Regel auch nicht mit Scherkräften belastet werden dürfen (es gibt Ausnahmen...) aber 20 bis 30 to, das ist so die mit Deinen Komponenten erreichbare Kraft, sind kein Kindergeburtstag!
Bei Youtube findest Du von meiner vorletzten Presse 6 Videos guckst Du: Hydraulische Schmiedepresse
und folgende...
Wenn Du zum Thema Hydraulik und der Anwendung in einer Schmiedepresse noch was wissen willst, frage! Soweit ich Dir helfen kann, gerne!!!


Grüße aus Albeck

Freddie
I´d rather have a crooked knife than a broken one...

Freddie

www.dermesserschmied.de
www.messerschmiedekurs.info
www.schmiedemarke.de
18. Mai 2016 um 01:08
Hallo Freddie,

vielen Dank für die Tipps. Den Thread im Messerforum kenne ich und im Prinzip habe ich deine Konstruktion zu 90% übernommen. Als Träger habe 120 HEM, die sind also also noch ne kleine Nummer dicker als Dagoberts Stelzen :). Ich kann schon ganz ordentlich schweißen, solange die Position nicht anspruchsvoll ist. Im Moment ist das Bottleneck eher das Schweißgerät, dass noch auf Lichtstrom läuft und daher nur die putzigen 2,5mm Elektroden kann (110A, mehr ist nicht drin).

Das einzige wo ich mir Gedanken mache ist das Biegemoment, welches auf die Kolbenstange wirkt wenn das Schmiedegut nicht auf der Achse der Kolbenstange liegt. Der Bär ist zwar so ausgelegt, dass das Moment nach Überwindung des Führungsspiels vom Rahmen aufgenommen wird, aber das Spiel ist im Moment ca. 1mm. Da habe ich ein bisschen Sorge, dass die Dichtungen von der Kolbenstange mit der Zeit draufgehen. Bilder der Presse gibts die nächsten Tage, im Moment hab ich privat noch viel zu tun, jetzt nach dem Studium muss ich mal sehen, dass ich in Lohn und Brot komme.


Ich werde auch alles wegwerfen was an Bypässen usw. vorhanden ist. Lediglich das Druckbegrenzungsventil und den Schalter werde ich übernehmen, zusammen mit dem Filter. Nach meine Laienhaften untersuchung sieht das Öl sehr sauber aus (der Vorbesitzuer meinte was von ca. 100 Betriebsstunden insgesamt). Es ist in jeden Fall zu wenig vorhanden (der Tank ist ja riesig), sodass ich ohnehin weitere 40l oder 60l neues Öl nachgeben werde. Und zusammen mit neuen Schläuchen kommen auch Berstsicherungen über die entsprechende Verschlauchung.

Der Aufwand für eine zweistufige Hydraulikpumpe scheint mir auf den ersten Blick überschaubar. Ist eigentlich nur ein Ventil was zwischen den Zylinder geschaltet wird. Aber da es bei mir im Moment sowieso ein bisschen hakt mit der Schmiederei werde ich die Presse erst mal ohne Eilgang betreiben. Sollte das notwendig sein kann ich immer noch aufrüsten.

So jetzt erst mal gute Nacht ;)

 
20. Mai 2016 um 20:21
Hoi Philippe,

bist jetzt hört sich ja mal alles ganz gut an...

...Deine Bedenken mit der Kolbenstange kannst Du mit beweglichen Augen am Zylinder entgegenwirken. Macht jeder Baggerhersteller genauso. Wenn Du den nur oben montierten Zylinder mit ausgefahrener Kolbenstange dahin bewegen kannst, wo er sich im kompletten Einbau hinbewegen kann, ist alles grün. Besser ist in jedem Fall aber eine genaue Flucht der Komponenten.
Ich hab in meiner neuen Presse 50 Liter Hydrauliköl drin und bekomm das Zeug ohne Ölkühler selbst nach einem Tag Damastschmieden nicht warm. Wenn Du aber mehr Öl reinpackst, bist Du immer auf der sicheren Seite.
Die Öltemperatur ist nicht nur vom Betrieb als solchem abhängig, eine große Rolle spielt der Durchmesser Deiner Leitungen. Je kleiner der Querschnitt ist, desto höher ist die Reibung und dadurch auch der Wärmeeintrag ins Öl.

Vielleicht kannst Du Dich ja auch noch mal im Bereich der Hydromechanik schlau machen zum Thema "laminare und turbulente Strömungen" da gibt es noch einiges zum Thema Querschnitte von Hydraulikleitungen. Der Tenor der ganzen Sache, ist eigentlich, dass man im Querschnitt lieber einen Ticken dicker ist als zu dünn. Allerdings geht dies auch in die andere Richtung schief: viel hilft nicht viel, auch bei zu großen Durchmessern gibt es Probleme. Ebenfalls sollten alle Rohrleitungen an den Enden sauber entgratet sein.

Ich hab hier mal einen Link, da gibts ein paar nette und wichtige Infos zum Thema Hydraulik!

Freddie
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Freddie

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Zuletzt bearbeitet: 20. Mai 2016 um 20:23, Frithjof Guettler