Projekt: Ringpanzer um 1250

27. Dezember 2012 um 11:10
Hallo Leute :)

mein Vorsatz für das kommende Jahr ist es für meinen LARP-Charakter einen neuen Ringpanzer + Topfhelm + Aketon anzufertigen. Ein Aketon ist eine dicke Jacke aus mehreren Schichten Baumwolle und hat hier eigentlich nichts verloren, deswegen gehe ich auch nicht weiter darauf ein. Der Topfhelm kommt zum Schluss wenn der Ringpanzer bereits an Form angenommen hat.
Zum Ringpanzer selbst: Da ich kein 80€ China-Müll will der mir beim Laufen auseinander fällt (ist wirklich so, da die Ringe alle offen sind) und der Adelige den ich spiele sich besseres leisten kann, kommt nun eben die Maßanfertigung. Den Draht will ich nicht selbst herstellen das wäre dann doch *etwas* viel Arbeit, aber die Ringe selbst auf dem Wurm drehen und flechten.
Und da hab ich auch schon ein paar Fragen, und zwar:
Die eine Hälfte der Ringe wird am Ende vernietet während die andere Hälfte feuerverschweißt wird. Nur stelle ich mir das etwas verschwenderisch vor Ringe mit einem Durchmesser von 8mm Stück für Stück in der Feldesse zu erhitzen. Wie würdet ihr das machen, Gasbrenner?
Zum Draht selbst: Verzinkt kommt nicht in Frage! Es soll ja authentisch sein. Die Stärke des Drahtes wird 1,8mm sein. Nur beim Material zerbreche ich mir noch immer den Kopf. Glaubt ihr es lohnt sich am Ende das ganze Hemd zu härten? Dann würde ich wahrscheinlich C45-Draht benutzen, ansonsten wäre wohl ein kohlenstoffarmer Stahl wie St37 besser geeignet, oder?


Ich werde selbstverständlich nach Beginn meiner Arbeit ab und an Bilder zum Eigenbau reinstellen, damit ihr auch immer auf den aktuellen Stand seid und sowas auch mal nachbasteln könnt.


Gruß

Peter
Zuletzt bearbeitet: 6. Mai 2013 um 17:15
27. Dezember 2012 um 11:30
Hört sich toll und authentisch an, wenn du jeden Feierabend ranklotzt und bald zu ersten Ergebnissen kommst, währe eine Fertigstellung in 5 Jahren vielleicht zu erreichen. Fürs nächste jahr würde ich da eher schauen ob ich 10-20 Leute finde die mit machen
Ohne Vernieten und mit noch größeren Ringen haben wir zu zweit 2 Monate gebraucht. (und das war sportlich)

Die Stärke des Drahtes ist wahrscheinlich stellenweise überdimensioniert. Drahtdicke und Ringröße orientiert sich bei historischen Vorlagen häufig an der zu schützenden stelle. Schau dir doch da einfach mal ein Orginal an.
Gehärtete Ringe halte ich bei Vernietung für kontraproduktiv, da hauptsächlich Beschuss und Stich ein Problem für einen Ringpanzer darstellt, da ist es ganz gut wenn er eher zäh als hart ist. Auch ST37 wird bei richtiger "härtetemperatur" und schneller Abkühlung deutlich Zäher.

Prüfen würde ich, in welchem Umfang in dieser Epoche überhaupt geschweißt und wie vernietet wurde.
Ich habe hier stumpf in Erinnerung das man irgendwann nur die überlappende Stelle und irgendwann den ganzen Ring plattgeklopft hat. Auch Details wie die Art des Nietdrahtes/der Nietung können eine Rolle spielen.
Wenn du Wert auf authentische Arbeit legst, würde dafür aber unbedingt zusätzlich in ein historisches Fachforum schauen.

Grüße,
Eisenbrenner
Zuletzt bearbeitet: 27. Dezember 2012 um 12:10, Eisenbrenner
27. Dezember 2012 um 11:37
Hallo Peter,

mir stellt sich erst mal die Frage, warum du die eine Hälfte nieten und die andere Hälfte der Ringe schweißen willst. Ich würde nieten, Feuerschweißen geht vielleicht mit nem Autogenbrenner als Wärmequelle, aber ist sicher brutal schwierig wegen der geringen Drahtstärke. Ich würde das Feuerschweißen aber nicht mal probieren, das scheint mir praxisgerecht nicht machbar.

Das andere ist: Es geht natürlich ein Kettenhemd zu härten. Einfach das Ding in einen entsprechenden Elektroofen und dann wie gewünscht Wärmebehandeln. Allerdings weiß ich nicht, ob es nicht sogar sinnvoller ist, die Ringe ungehärtet zu lassen, da sie so mehr Schlagenergie aufnehmen können, bevor sie brechen.

Zu beachten ist auch, dass das Kettenhemd sowieso nicht funktionstüchtig sein muss. Du wirst dich wohl kaum aufspießen lassen, ob gehärtet oder nicht spielt also für dich keine Rolle (wie gesagt, wenn sowas überhaupt gehärtet wird).

Als Werkstoff würde ich vielleicht trozdem C45 nehmen, der ist auch ungehärtet etwas fester als der St37, aber eigentlich ist es wurscht. Verzinkt macht keinen Sinn, da Zink sowieso abbrennen würde. Aber das willst du ja auch nicht. Nimm also dass, was sich gut schmieden lässt und sonst nicht teuer Geld kostet. St37 oder ein anderer "schwarzer" Draht.

Viel Erfolg

€: Da war wieder jemand schneller als ich :)
Zuletzt bearbeitet: 27. Dezember 2012 um 11:40, Philippe Brasseur
27. Dezember 2012 um 12:08
Hallo kurz,

ich hab auch schonmal 2 kettenhemden selber gemacht... allerdings nicht vernietet und verschweißt... ich könnte mir vorstellen das das material nicht so dolle war für die ringe.. und da kann ich nur empfehlen den geglühten eisenbindedraht zu verwenden.. dieser ist nicht verzinkt, läßt sich super formen, und auch super feuerschweißen. Ich benutze das pondon in 5mm gerne für kleinere kettenglieder um die zu schweißen etc. den gibts auch eben in 1,5- 2 mm stärke.. und er ist günstig.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
27. Dezember 2012 um 13:12
@Eisenbrenner die plattgeklopften Ringe die du meinst sind Flachringe. Ich wollte Rundringe nehmen und diese am Ende vernieten, weiß nur noch nicht wie und womit, aber die Frage stelle ich mir lieber erst am Ende wenn das ganze Hemd so gut wie fertig ist. Und 5 Jahre... ähm... nein, August muss es fertig sein. Und glücklicherweise hat man als Schüler mehr als genug Zeit ^^

Zwecks Original, ich schau am Sonntag mal bei uns ins Museum (eine alte Burg die jetzt als Museum dient). Da hängt 'n Ringpanzer, ist zwar glaube ich ein Replikat aber Reste haben sie dort auch. Wenn nicht Burgen gibt 's hier in der Fränkischen genug. Ich glaube da find ich noch einige interessante Sachen. Nur die Frage nach dem Material ist noch da :/
27. Dezember 2012 um 13:35
@Flaumur
hast du dir schon mal überlegt, wie du das Loch für die Vernietung in die Ringe bekommen möchtest?
Ich hab mir vor etlichen Jahren mal Gedanken gemacht/mich etwas informiert und auch ein paar Versuche von Hand diesbezüglich gemacht.
Ich erinnere mich an folgende Möglichkeiten:
1.freihand Lochen mit einem Dorn
2.eine Art (kalt) Gesenk anfertigen
3.eine Art Zange bauen
Gemeinsam haben diese jedoch: du kannst keinen spitzen Dorn an einen runden Kettenring ansetzen und dann lochen.
D.h. zumindest die Stelle die aufgedornt werden soll muss plattgeklopft werden. Du kannst dann aber auch gleich den ganzen Ring plattklopfen, wie es im Mittelalter dann wohl auch teilweise gemacht wurde.
Dies bedeutet aber wiederum für dich, das du den Ring nach dem Plätten/vor dem Lochen eh nochmal glühen musst. Ich denke deswegen ist dann der gekaufte Ausgangszustand nicht so entscheidend.
Solltest du irgendwann z.B. aus Zeitgründen auf die verwerfliche Idee kommen doch nicht zu nieten, würde ich gänzlich auf geglühten normalen Draht verzichten und nur zähhart gehärteten Federstahl verbauen.
Mein erstes Hemd ist aus 2mm verzinkten Ringen. Durch das Zink (oder das fehlende Glühen) ist dieser wirklich deutlich härter als geglühter Eisendraht. Und trotzdem verliere ständig Ringe an den "Problemzonen".
Deshalb hatte ich damals die Versuche für ein neues Hemd mit einem standard 1,8mm unverzinkten Draht wieder eingestellt.
Zuletzt bearbeitet: 27. Dezember 2012 um 13:50
27. Dezember 2012 um 15:04
ja klar, die Stellen die vernietet werden, klopft man immer platt. Aber den Rest nicht unbedingt, nur wenn man will. Wegen dem Nieten, ja da guck ich mal.
27. Dezember 2012 um 19:44
Meine drei selbstgestrickten Kettenhemden im keltischen Stil bestanden aus 2mm ungehärtetem Stahldraht ( ca. 3km Weidezaun um genau zu sein)  Beim normalen Tragen sind da keine Ringe rausgefallen auch nicht unter den Achseln wobei die Kelten halt keine langen Ärmel hatten.  Im Freikampf kam es schon mal vor das ein Rabenschnabel oder eine etwas spitzere Axt ein Ring rausgeschlagen hat. Aber das kam sehr selten vor.
Sollte es dir mit dem Nieten nicht gelingen, kannst du beruhigt auch auf das unvernietete Modell umsteigen.  Ich bin damit lange gut gefahren, wobei ich jetzt einen leichteren Lederpanzer umgestiegen bin. Man ist schneller, ermüdet und überhitzt nicht schnell und die Körpermechanik wird durch den veränderten Schwerpunkt nicht so ungewohnt.  
"Hammer und Schw*** benutzt man ganz"... sagte ein alter Schmied der mich damit darauf hinwies, das ich den Hammer anders halten soll.  
6. Mai 2013 um 17:15
ich bin 's wieder!
Ich bastel nach wie vor und die Ringe sind fertig. Jetzt ginge es *eigentlich* ans flechten. Wäre da nicht das Problem, dass der Draht nur 1,2mm dick ist. Das sorgt leider dafür, dass ein vernieten fast unmöglich ist.

Der neue Plan ist, das ganze fertig zu flechten und dann zu feuerverschweißen. Hab hier auch was tolles gefunden:
Ringe verschweißen

Glaubt ihr das klappt wenn man Stück für Stück arbeitet? Also immer 10cm x 10cm große Stücke flechtet diese dann alle verschweißt und am Ende das ganze zusammensetzt und die noch offenen Stellen verschweißt?
Das Problem, dass ich auch andere Ringe treffen würde beim Hämmern wollte ich mit einem Meißel lösen. Jemand hält das Geflecht, der andere nimmt Meißel und Hammer und klopft drauf.

Und zum Thema Flussmittel, ich wohne neben einem netten Fluss, d.h. da gäb 's Sand ohne Ende. Ich glaube aber nicht, dass man da jeden x beliebigen nehmen kann. Daher wollte ich mal fragen wie man herausfindet ob dieser sich eignet. (Esse geht noch nicht, wird aber in 1-3 Wochen laufen ;) )

Gruß

Peter :)
6. Mai 2013 um 20:00
Hallo,

deine Patchwork- theorie halte ich für unpraktikabel, da die anderen Ringe ja auch miterwärmt würden (also in der Esse) und somit oxidieren. Das verhagelt dir ggf. die anderen Schweißungen, oder die Ringe entkohlen oder Verzundern so stark, das du sie nicht mehr brauchen kannst. Also ich denke die geschichte mit dem einen geschweißten Ring, wo vier genietete drin hängen, oder umgekehrt, macht da eher Sinn. Naja, und dann mit 3-4 Händen an so etwas rumwurschteln.. die Schweißhitze für nen Kettenring ist ja auch eher überschaubar kurz... da muß man dann wirklich seeeeehr gut eingespielt sein.
Zum Flußmittel:
Mittlerweile denke ich, kann man nahezu alles was man zur Glasherstellung nutzen kann, und dies fein genug malt, mehr schlecht als recht als Flußmittel benutzen. Es kommt eben auch drauf an was man machen möchte, hier gibt es für verschiedene Tätigkeitsfelder auch verschiedene Flußmittel (also zum Aufsohlen oder Verstählen andere Flußmittel als eine "Monoverbindung").
Gute Erfahrung habe ich z.B. mit gebrannten und gestoßenem Flintstein gemacht (man nehme Flint / Feuerstein, brenne ihn im Feuer bis er weiß ist, und mörser das ganze zu nem feinen Pulver) oder auch gemahlene Lehmerde. Quarzsand kann man nehmen, der ist mir teilweise aber zu grob (also mahle ich den meist nochmal), das Ergebniss von Quarzsand ist aber im mittleren Zufriedenheitsfeld... es gibt schönere Flußmittel. Ich denke eine Faustregel sollte sein: Je feiner du den ganzen Krempel mahlst, damit er nen möglichst hohen Spaltungsgrad hat, desto besser. Grünglas soll auch gut funktionieren...

Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.