Hallo liebe Forumsgemeinde,
diese Woche vor genau einem Jahr schloss ich meine 4-jährige Ausbildung zum Kunstschmied und Metallplastiker an der Fachschule für Kunsthandwerk und Design in Steyr, Oberösterreich ab.
Da der erfolgreiche Abschluss dieser Ausbildung mit einem Lehrabschluss gleichgehalten wird, erlaube ich es mir, die Arbeit als mein Gesellenstück zu bezeichnen.
Unter den Abschlussprüfungen war auch eine Projektarbeit, bestehend aus 6 Stunden Entwurf und 16 Stunden praktischer Arbeit zu absolvieren.
(Nach einem Jahr Verwahrung darf man sich die Arbeit dann abholen, die Entwurfszeichnungen und die Aufgabenstellung im genauen Wortlaut reiche ich noch nach)
Die Aufgabenstellung war ungefähr: Für den Altarraum einer Kirche ist ein Osterleuchter anzufertigen. (Mindest- und Maximal-Maßangaben)
Jeder Kandidat hat ein Bild eines anderen Altarraums bekommen, an dem er sich vom Stil und den Formen her orientieren soll.
Ich bekam den Altarraum der Kirche St.Engelbert in Köln. (Bild aus Lizenzgründen verlinkt)
Der Kerzenständer für die Osterkerze besteht aus einer Grundplatte (250x250x6) auf der 4 Säulen (25x25x750) stehen, zwischen denen sich 4 Bögen (25x6x760) spannen – orientiert am Altarraum (leider nicht 100%ig genau die Bogenform, war einfach schwierig diese breitfüßigen Bögen des Altarraums in einen hohen Kerzenständer auf dem ja eine große Kerze thronen soll einzubauen).
Auf den Bögen sitzt die Schale (Oberweitendurchmesser 210 x 6 dick) mit dem Kerzendorn (6x70).
In der Grundplatte befinden sich 4 Vierkantlöcher (25x25) die durch Meißeln einer H-Form und Aufbiegen der 2 Klappen entstanden.
Zwischen den Klappen sind die Säulen mit je 2 Nieten (dm 4) befestigt.
Diese Art der Befestigung (H-Form meißeln/Klappen/Nieten) ist mir überhaupt bei der Prüfung beim Entwurf das erste Mal eingefallen, und stellte so ein Risiko beim praktischen Teil dar, weil ich es ja überhaupt noch nie probieren konnte.
Die Bögen sind mit 16 selbstgemachten Nieten (dm 6) an den Säulen befestigt.
Die Enden der Bögen und der Säulen sind aufgestaucht.
Die Schale ist ebenfalls mit 4 selbstgemachten Nieten (dm 6) auf den Bögen befestigt, der Dorn ist von unten vernietet.
Die „Spitzen" der Bögen sind nach Innen geneigt um an den Nietstellen die Schale gut aufliegen zu lassen.
Die Anordnung der H-Meißelungen und der Nieten ist bewusst so gewählt um den Osterleuchter keine eindeutige Betrachterseite zu geben, und damit er einer Skulptur würdig, von allen Seiten gleich wichtig ist.
Der Osterleuchter wiegt stolze 25kg und die Oberfläche wurde gebürstet und klar lackiert.
Diese Projektarbeit (graphisch und praktisch) wurde mit „Sehr Gut" benotet.
Alle Maße in mm
Schöne Grüße aus Oberösterreich
Johannes