Ich komme gebürtig aus Emden (das wird später noch wichtig werden)..... Bei mir war das Interesse fürs Mittelalter schon immer recht ausgeprägt.. von der Legoburg bis zum Comic war da alles was sich mit der Thematik befaßt hat... Coole Leute die Stahl formen.. das hatte was. Durch eine Wette mit meinem Bruder habe ich überhaupt angefangen mich für Metallverarbeitung zu interessieren:
Ich blätterte grade durch ein Wikingerbuch (ich war so 14) und stellte fest: Son Kettenhemd ist ja eigentlich ganz einfach gemacht... Mein Bruder: Ha, dann bau dir doch eins, wenn du das hinbekommst finanziere ich dir das Material.. So ging dann alles los, los zum Stahlwarenladen, Weidezaundraht geholt... Dübelstangen, Draht wickeln.. den Seitenschneider meines Vaters schrotten.. neuen Seitenschneider und so weiter und sofort... nach etwa 1,5km Weidezaundraht... 4-5 Knipexseitenschneidern (man sollte sich den Bon aufbewahren fürs umtauschen).. war ein Kettenhemd fertig.. nach einem Jahr etwa.
Was macht man nun mit einem Kettenhemd?! Man erfährt das es Mittelalterveranstaltungen gibt.. und was braucht man da?! Noch ein Schwert!
Mein Vater ist eher Hobbybastler und so für den alltäglichen Krams ausgestattet ggf. schwerpunktmäßig .. Maurerarbeiten.
Also.. den 3 Kg Hammer vom Vater genommen... Ihn als Amboss genutzt und aus einem alten Heißwasserboiler mit nem Föhn und Kohlebriketts mit einer Wasserpumpenzange das "Schmieden" angefangen. Das ging leidlich gut.. Ich habe aber passenden Schrott gefunden der sich als Amboss eignete.. Das war von meinem zukünftigen Ausbildungsbetrieb, ausbebrannte DoppelT steine in 120mm höhe aus Hardoxstahl... Klingelte wie wild.. ging aber schonmal sehr viel besser als der Hammerkopf. Die Esse mit Brikett und Föhn brachte es dann auch auf.. rot bis Gelbglut.... und war sehr unpraktisch... (überhaupt ist das fertigen einer Esse aus Kupfer nicht die beste Wahl an Werkstoff...) Da ich keine Zangen hatte, bin ich dazu übergegangen den Stahl mit der Hand festzuhalten (das gab mächtig ärger, den Handschuh waren ja teuer!!)... und damit die Handschuhe kühler blieben hab ich sie immer schön ins Wasser getaucht (merke: Wasser ist ne tolle Wärmebrücke! (learning by burning)). Ein.. schwertähnlicher Gegenstand war fertig.. und sehr biegsam.. aber schonmal ... toll.
Ich gründete meine eigene Mittelaltergruppe (und war der Jüngste mit 16).. und irgendwie bin ich da beim Schmieden geblieben.. hatte ja den Krempel.... Das ging dann auch ne Weile so... Ich kaufte mir mein eigenes Baumarktwerkzeug.. und fragte mich ob das Schweißen wirklich so ne große Wissenschaft ist.. denn mein Baumarktelektrodenschweißgerät war nur eins.. ein Scheißgerät (es eignet sich aber perfekt zum zünden von Knallkörpern (soll ja keiner sagen das die dinger nutzlos sind)). Ich brutzelte und briet irgendwelche Sachen, wie Äxte, Beile und noch mehr zusammen und hatte damit nen relativen Erfolg.. der Kram hielt.. meistens.
Nun hatte ich Glück: Ich bin übers Internet auf einen ""Kunden"" getroffen, der mit mir Tauschhandel betreiben wollte in Sachen Mittelalter... Kleidung gegen Stahl (üblich bei den Mittelalterleuten) und der hat meinen Pfusch stumpf nicht abgenommen.. er meinte: Kannste besser.. noch mal!.. Hartes Brot, wahre Worte, und nötige.. und da hat sich meine bis dahin total verleidete Handschrift gebessert. Weiterhin bin ich nach Ribe in Dänemark ins Vikingecenter gekommen... mit Bekannten.. und die haben mich als Schmied angepriesen.. was ne Scheiße!! ... naja.. dann war ich auf einmal Urlaubsvertretung in der Schmiede... und habe gelernt... und gelernt... 10 tage nonstop Schmieden das müßte so mit 18-19 Jahren gewesen sein.
Zeitgleich hatte ich dann auch meine Lehre als Industriemechaniker angefangen... mein Ausbildungsmeister war sehr cool eingestellt.. wer sich für was auch immer in Sachen Metallverarbeitung interessierte.. wurde im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützt.. also.. durfte man auch in der Schleiferei, Formbau, Härterei, gern mal zugucken und die Altgesellen nerven. (Coolste Situation war: ich mit nem Bidenhänder am Bandschleifer.. in Vollschutz, und der ganze Vorstand stiefelte freundlich grüßend vorbei) Vom Werkzeugmacher und in der Härterei konnt ich viel lernen.. dann konnte ich endlich mit acetylen und Sauerstoff schmieden! Ja.. Stahl konnte schneller warm werden! Boah! Erste Dolche und Äxte wurden geschmiedet!
Aus Schrott, und nem alten Heizungslüfter konnt ich nun meine 1. Esse bauen... viel zu tief.. viel zu groß.. aber.. eine Esse.
Ein Amboss stand auch arm und allein in der Firma rum.. den wollt ich abkaufen.. der war aber wohl nem Altgesellen schon versprocohen... jedenfalls.. war der plötzlich verschwunden.. hier wurde mir kurzerhand ein neuer Amboss aus einer Hardoxplatte ausgebrannt :) ne nette Gehste... aber MEIN AMBOSS WAR WEG
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Ich glaub ich hatte mir schon eine Wolfsmaulzange und Flachmaulzange gekauft.. das war ein Segen!
Denn: in Emden und Umgebung gab es KEINE schmieden mehr.. gar keine.. nichts... die einzige Dorfschmiede die es noch gab... Die wurde aufgelöst bzw. verkauft.. ich ging da nun als junger Bengel hin, schilderte wie begeistert ich vom Schmieden bin.. und naja.. "nene.. das Ganze wird Museum und blabla" 2 Wochen später war die Schmiede leer... und ich noch um keine Zange reicher. (dieser Vorfall hat mir eins klar gemacht: Sei vor dem Schrotti da.. und frag um das was du willst.. kostet nichts.. wenns nachher alles weg ist ärgerst du dich schwarz)
So.. durch meinen Mittelalterverein kam ich dann endlich zu einem Amboss.. mein Norddeutscher mit Vorstauch.. ca 200kg.. ein SEEEEGEN... für 100DM
Meine Schmiede war lange Zeit unter dem Vordach meiner Eltern... (ok.. das Plastikdach hat sich etwas verformt.. und die Bodenplatten etwas gesenkt.. ... aber naja).... Nun habe ich mir meine 1. Schmiede gekauft! son Gartengerätehaus aus dem Baumarkt... mit der Abluft hatte ich schwer schwierigkeiten.. also.. wurd wieder Freiluft geschmiedet. Dann ist die Schmiede in eine alte Scheune umgezogen zu nem Kumpel...
Achja.. ich bin mit dem Bau meiner neuen Esse dann langsam auf Fettnußkohle umgestiegen.... nicht unbedingt zur Freude der Nachbarn..
Fortsetzung folgt