Vergleich von Federhämmern

5. Juli 2014 um 18:12
Hallo,

heute mal eine Frage an die Federhammerbesitzer - und nutzer:

Für mein (geplantes) Schmiedemuseum bin ich auf der Suche nach einem historischen Federhammer.
Folgende habe ich im Blick: UHF50, Albani 40 Kg sowie Pechstein Saxonia 40 kg.
Gibt es weitere, welche ich beachten sollte?
Was sind die jeweiligen Vorteile bzw. Nachteile dieser Hämmer?
Benötige ich dafür unbedingt ein extra Fundament oder kann ich die auf Betonboden festschrauben?
Und was dürfen die in funktionsfähigem Zustand so in etwa kosten?

Freue mich auf eure Antworten!

Viele Schmiedegrüße,

DerSchlosser


Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 5. Juli 2014 um 18:20, Martin Hartung / DerSchlosser
8. Juli 2014 um 19:37
Hallo,

ich benutze 2 Federhämmer. Einmal einen Sichelschmidt und Schlasse (24 oder 30kg Bärgewicht). Diesen find ich sehr schön, da er für meinen Geschmack sehr direkt und präzise (für einen Federhammer) zu steuern ist.

Weiterhin benutze ich einen Karl Marx Städter mit ca 50 kg Bärgewicht. Dieser hat zwar relativ viel Wums, ist aber etwas träge. Mit den normalen Transmissionsriemen ist er zudem recht wetterfühlig. Eine zuverlässige robuste Maschine, die aber doch so Ihre Tücken hat, die man erst kennenlernen sollte. (Mit nem gummierten Riemen war der allerdings auch sehr viel direkter).

Bei der Fundamentfrage wäre ich sehr vorsichtig. Ich halte generell ein entkoppeltes Fundament für sehr ratsam. Je nach geologischer Bodenbeschaffung auch für zwingend. Hier sollte man ggf. auf die entsprechenden Herstellerangaben (falls Verfügbar) zurückgreifen. Ansonsten hatte ich die Faustformel gehört, dass das Hammergewicht x1,5 das Mindestgewicht des Fundaments sein sollte.
Ohne nun eine Fundamentdiskussion lostreten zu wollen beschreib ich hier mal kurz mein selbstgebautes Fundament für den Karl Marx Städter.

Das Fundament ist 80cm Breit und ca 70cm Tief und umfaßt ca 2,2m Länge.  Hier habe ich ein Gestell aus U-Profil eingelassen (was ich erstmal geschweißt habe und in dem 4 Gewindebuchsen eingeschweißt sind um den Hammer zu befestigen.  Das Gestell ist mit Stellschrauben auszurichten gewesen ums vernünftig in Waage zu setzen. An dem gestell hab ich die Stahlmatten ketten etc. angeschweißt um möglichst viel Stahl auch mit der Maschine zu verbinden.

Das Ganze fundament ist in Styrodur oder Hartschaumplatten eingepackt und zusätzlich mit Bautenschutzmatten ausgekleidet. Dies ist der bodenebene Bereich.

Um ggf. nicht einen Dicken Stahlbetonklotz auseinandersprengen zu müssen habe ich jetzt noch 30cm Stahlbeton (direkt unter den Hammer) als Seperates Stück mit Gewindestangen fixiert (also die Maschine mit gewindestangen (M30) festgeschraubt. Hier habe ich auch absichtlich die 4.9 er Schraubengüte gewählt. Mein Hammer steht also 30cm über den Boden, da ich das für ne optimalere Arbeitshöhe halte.

Die Schabotte hat zusätzlich noch einen Kasten untergebaut (also eine Blechkiste). Diese ist 10cm Tief noch im unteren Fundament eingearbeitet. Sie ist gefüllt mit verschiedensten Materialien, die (so mein Gedanke) alle ein anderes Schwingverhalten haben. Quarzsand, Teer, Holz in LÄngs und Querrichtung, Eichenhirnholz, Sand... Teer... etc. und dies hat sich auch als recht Praktikabel erwiesen.

Es wird sicherlich wieder Leute geben die diese grobe Beschreibung nicht verstehen.. oder die Hände über den Kopf zusammenschlagen was das für ein Fundament ist.. dem möchte ich gleich vorweg nehmen 1. Ich erhebe nicht den Anspruch darauf das diese Lösung die einzig Ware und Ideale ist (sie hat sich nur bei mir bis jetzt bewehrt) 2. Habe ich wenig Lust das Ganze durch weitere Beschreibungen und Fotos oder sogar Zeichnungen näher zu erklären. Wens interessiert, der darf gern mal vorbei schaun und sich das Fudament direkt angucken.

So. ob Dir das nun was geholfen hat, weiß ich nicht.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
Zuletzt bearbeitet: 8. Juli 2014 um 19:38
8. Juli 2014 um 21:52
Hallo,

der UHF 50 vom VEB Kaltverformungsmaschinen Karl-Marx-Stadt ist eine Ableitung von den Lasco/Ajax-Hämmern und er hat dem entspechend die gleiche Steuerung. Der Ständer ist kein Guss mehr, sondern eine Schweißkonstruktion. Der UHF 50 ist historisch ein Nachkriegsprodukt. Hacheschmied hat den gummierten Transmissionsriemen erwähnt. Wenn die Steuerung perfekt gewartet und eingestellt ist, dann sind bei etwas Übung auch einzelne Setzschläge möglich. Die UHFs sind nicht sehr selten, so dass sie öfter im Angebot sind.

Das Fundament ist ein konstruktiver Bestandteil des Hammers. Bei Gube, Schmiedehämmer (1960), ist auf Seite 89 ein schönes Schaubild über die Abhängigkeit des Arbeitsverlustes vom Verhältnis Schabottgewicht zu Bärgewicht. Die Linie mit dem niedrigsten Verlust liegt bei einem Verhältnis von 50:1. Die Faustformel von Hacheschmied führt zu ähnlichen Ergebnissen beim notwendigen Fundamentgewicht.

Melde Dich, wenn Du immer noch einen Hammer suchst. Veilleicht läuft mir wieder mal etwas über den Weg.
Folgt PARX auf Instagram https://www.instagram.com/parxforging/
11. Juli 2014 um 11:40
Erst mal vielen Dank euch beiden für die ausführlichen Antworten.

An alle anderen: Infos zu den Albani und Pechstein Saxonia Hämmern wären toll!


Viele Schmiedegrüße,

DerSchlosser  
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!