Wundarztbesteck

15. Dezember 2014 um 00:17

besteck1.jpgIch bin blutiger Anfänger und habe mich an einem mittelalterlichen Wundarztbesteck versucht. Das Ergebnis eines Sonntags mit 8 Stunden schmieden findet man auf dem Bild. Wundsonden und Haken, Skalpelle, scharfer Löffel, Knochenheber, Knochensäge, Schädelbohrer und ganz oben drei Pfeilspitzenzieher. Mit denen bin ich aber nicht zufrieden weil mir beim ausbreiten des Materials die Ränder eingerissen sind. Wahrscheinlich zu kalt geschmiedet? Ich denke ich schrote die Tülle ab und versuchs nochmal! Auf dem unteren Bild sind zwei Ausbrenneisen (Kautereisen) mit angenietetem Holzgriff aus Walnuß (baum vom Nachbarn). Die Zange rechts ist eine gekaufte Schmiedezange, eignet sich aber auch gut zum Zähne brechen :)

Ich möchte auch einen Pfeilzieher für breite Jagdspitzen machen, vielleicht hat einer einen Tipp wie ich das angehen kann damit mir das ausgetriebene Blatt nicht reißt.

Grüßle

besteck2.jpg

 

 

Zuletzt bearbeitet: 16. Dezember 2014 um 14:18, Teckschmied
15. Dezember 2014 um 08:10

moin und herzlich Willkommen hier im Forum ,vieleicht kannst Du ja mal ein Bild "nur " von den Pfeilziehern einstellen damit man sehen kann wie die aussehen . Ich solche "Dinger" nicht ,Gott sei dank ,hört sich nicht so prikelnd an )   

 

Gruß von der Grenze



Jörg



Und immer schön das Feuer schüren
15. Dezember 2014 um 13:17
Herzlich wilkommen

Aua da tut mir alles bei weh wenn ich das nur sehe.
Saubere Arbeit.
Viel Spass bei uns.

Aua Aua...........

Gruss Didi
16. Dezember 2014 um 14:10

zieher2.jpgzieher1.jpg

 

 

 

 

 

Ich denke man sieht was ich meine. Benutzt wurden die Dinger zusammen mit einer Wundsonde...wo und wie tief sitzt die Pfeilspitze. Dann wird die Tülle an der Spitze vorbeigeschoben und wieder zurückgezogen. Damit kann die Spitze sicher gefasst und ohne weitere (größere) Verletzung herausgezogen werden. Aber hier die Bilder:

zieher3.jpg

16. Dezember 2014 um 18:36
Hi,

es sieht hier so aus als ob du zu kalt gearbeitet hast und dadurch das Material spröde geworden ist.

Ich kenne die Pfeilschnapper vorne geöffnet das man Sie auch wenn die Spitzen in einem Knochen etc. stecken raufschieben kann. Weiterhin wäre es vielleicht "hübscher" wie auch funktionaler ggf. die Ränder zu versäubern um eben "weniger Verletzungen" hinzubekommen.
Das möchte ich generell als Kritikpunkt einwerfen. Ich gehe stark davon aus das Wundarztbesteck auch im Mittelalter schon nicht billig war, aber daraum auch wohl eher gut bzw. sauber gearbeitet war. Schleifsteine und Feilen waren bekannt und wurden wohl auch benutzt.
Bitte nicht krumm nehmen.. Aber die Klischees von "raues wildes Mittelalter" werden so häufig gefördert... wenn man sich die Originale anguckt sind die doch teilweise sehr liebevoll gearbeitet.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
Zuletzt bearbeitet: 16. Dezember 2014 um 18:45
16. Dezember 2014 um 20:46

Hallole Hacheschmied,

danke für die Hinweise. Die Teile waren "quick and dirty". Ich mach´ das nochmal von vorne neu und mit ein bischen mehr Mühe. Und jetzt auch mit mehr "know how". Nur durch Üben kommt man voran. Die Ergebnisse werde ich dann natürlich präsentieren.

Grüßle

16. Dezember 2014 um 21:46
So sehen die Teile aber archiologisch aus. 

Weiter so.
Lehrling ist Jedermann, Geselle ist, wer was kann, Meister ist, wer etwas ersann
17. Dezember 2014 um 20:03

Hallole Hacheschmied,

wenn man die Galerie der Hacheschmiede anschaut weiß ich was du meinst. Ich bemühe mich auch die Klischees zurechtzurücken. Meine weiteren Projekte sind auch eine Fleischwendegabel, ein Vorlegemesser, Pfanne und Mastermyr-Grill mit der notwendigen Sorgfalt herzustellen. Ich hoffe das kopieren ist erlaubt (wenn man von der meisterlicher Vorlage das Ergebnis des Kohlenjungen als Kopie bezeichnen darf). Ich werde sicherlich ein paar mal auf die fachliche Kompetenz im Forum zurückgreifen müssen.

Beim Bogenschießen sagt man: alle ins Kill....wie sagt man beim Schmieden wenn das Werk gelingen soll???

Grüßle

25. Dezember 2014 um 21:03
Hallo Teckschmied,

deine Instrumente sind , wenn es deine ersten sind, als gelungen anzusehen. Nun, ich bin Chirurgiemechaniker und meine ersten Übungen waren einfacher als deine Schmiedearbeiten. Im Normalfall beginnt man mit einfachen Zungenspateln  
Was dir noch fehlt sind Pinzetten ( Anatomische und Chirurgische ) sowie Klemmen. 
Bin mal gespannt auf deine nächste Serie .

Liebe Grüße aus dem Allgäu
Thomas
 
26. Dezember 2014 um 00:27
Die Pfeilzieher sind leider schon etwas veraltet, die Medizin war da schon etwas weiter.
Seit dem 4.Jhd. BC ist der Diokles-Löffel bekannt.
http://imperiumromanum.com/kultur/medizin/medizin_instrumente_dioklesloeffel_01.htm

Falls nicht schon bekannt, empfehle ich aus 25/2002 und 26/2002 von "Traditionell Bogenschiessen" die Artikel:
Pfeilwunden eine wichtige Triebfeder in der Geschichte der Chirurgie, Teil 1 und Teil 2 Von Hubert Sudhues

Und die Die Dissertation "Wundballistik bei Pfeilverletzungen"
http://d-nb.info/972557253/34


26. Dezember 2014 um 10:11

Hallole Olav,

das TB-Heft habe ich und über die Dissertation habe ich auch gehört aber noch keinen Zugang gehabt. Ich habe mich an Vorbilder von "dem Felscherer" Clemens von Threist orientiert. Aber man will ja immer besser werden. Vielen Dank für die Recherche-Info´s, da mach ich mich doch gleich dran.

Grüßle

Ralf

26. Dezember 2014 um 11:29
Hallo

der Diokles-Löffel hat halt den Vorteil Spitzen mit Widerhaken (sowohl positive als auch negative Widerhaken) sicher zu umfassen.
Die von Dir vorgestellten, können so nur zum extrahieren von Spitzen ohne Widerhaken und Rombenförmigen Blatt oder Bodkinspitzen benutzt werden. Haben also bezüglich der Bodkins auch ihre existenzberechtigung. Falls Du eine Darstellung mit Erklärungen anstrebst, schmiede Dir am besten auch passende Pfeilspitzen (oder lass sie Dir schmieden, grade bei negativen und positiven Widerhaken an einer Spitze nicht ganz leicht)

Falls noch nicht bekannt, die negativen Widerhaken (gegen durchstoßen) wurden mit einer Zange zusammengedrückt und mit feuchter Sehne umwickelt. Nach dem Trocknen der Sehne waren die Widerhaken dann in dem Zustand fixiert. Nach dem treffer haben Blut und Wundwasser die Sehne erweicht und die Widerhaken haben sich geöffnet. Fiese Dinger. Bildnachweise habe ich keine, nur aus den Arbeiten die textlichen Beschreibungen.
Zuletzt bearbeitet: 26. Dezember 2014 um 11:44, Olav Keil
27. Dezember 2014 um 09:05
@Teckschmied,

mal eine Frage, willst Du selbst die Feldscherer Darstellung machen oder schmiedest Du für jemand anderen?
Ich habe da nämlich noch die Info:

Phytopharmaka und Pharmazeutika in Heinrich von Pfalzpaints ‚Wündärznei' (1460)
Untersuchungen zur traumatologischen Pharmakobotanik im Mittelalter
Dissertation von Claudia Richter 2003
opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/files/620/Pfalzpaint_aktuell.pdf

II.109. Ausziehen des Pfeils - Seite78
II.110. Weitere Möglichkeiten des Pfeilziehens bei Armierungen mit Widerhaken - Seite79

Für eine Mediziner Darstellung ist aber die ganze Arbeit interessant.
Zuletzt bearbeitet: 27. Dezember 2014 um 09:13, Olav Keil
27. Dezember 2014 um 13:54

Hallole, ich möchte tatsächlich selbst den Wundarzt darstellen. Die Dissertation von Frau Dr. Richter ist eine fantastische Fundgrube. Vielen Dank hierfür. Ich hab nämlich ein Diplom in Botanik und mit den Pflanzen richtig was anfangen. Da kann ich bestimmt was davon einbauen, auch wenn ich mich auf das 12te Jahrhundert konzentriere. Die waren auch nicht blöd damals wobei viel Wissen aus der Antike verloren gegangen war und erst im 15 Jhd. wiederentdeckt wurde.

Die Pfeilzieher wären auch für Bodkinspitzen gedacht gewesen. Den Zieher für die breiten Spitzen muß ich noch machen und dann vielleicht sogar den Diokles-Löffel. Aber dieses Jahr nicht mehr.

So richtig mit Kunstblut und OP planen wir eine Aktion im September bei den Reichstadtfesttagen in Rothenburg o.d. Tauber. Da habe ich noch ein bischen Zeit.

Grüßle

Ralf

27. Dezember 2014 um 15:02
OK, 5. und 6.9. merke ich mir mal vor. Sind zwar ein paar Meter, aber eventuell schau ich mir das mal an.

Da würde es sich ja fast lohnen den Wundenmann:
http://frombork.art.pl/pl/wp-content/uploads/sites/2/2013/12/poraniony.jpg
groß ausdrucken zu lassen, auf ein Brett zu ziehen und mit Poliesterharz zu lakieren.

Bilder binden immer das Publikum und regen zu Fragen an. Damit bleiben dann oft auch andere stehen.

EDIT:

Noch eine Info zu den Heilpflanzen:
Zum Abgleich des Wissensstands über die Heilwirkung verschiedener Heilpflanzen im 12.Jhd. bietet sich Hildegard von Bingen an.
Leider sind keine Orginale ihrerer Schriften bekannt, sondern nur Abschriften aus dem 13. bis 15. Jhd.. Aber im Gegensatz zu Anatomie etc. hat ja die Kräuterkunde, durch die ständige Anwendung, seit der Antike nicht so viel Wissen verlohren.

 

Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum

Causae et Curae
https://archive.org/details/hildegardiscaus00hildgoog

Zuletzt bearbeitet: 28. Dezember 2014 um 09:35, Olav Keil