Kleine Schmiedeübungen

27 November 2016 at 21:41
Moin Männers und Mädls

Hab mich das Wochenende mal an ein paar kleinen Schmiedearbeiten versucht.
Das erste soll ein Kerzenhalter sein. Ursprünglich wollte ich das Rohr so stauchen, dass man eine Weinflasche in der Öffnung platzieren kann. Das ganze sollte dann schräg abstehen und sich in Balance halten, aber ich bekam die Öffnung nicht weit genug gestreckt, daher die Umdisponierung. Das zusammengeschlagene Muster im Rohr gefällt mir ganz gut. Hab es anschließend nur gebürstet.

Das zweite ist ein "kso", frei nach WiCon ein knife shaped object.
Habe auf einer alten Feile auf beiden Seiten 3 Raupen mit der RB gezogen, dann verschmiedet und im Wasser gehärtet. Feilentest durchgefallen. Der Bereich wo die Magnete nicht mehr angezogen haben war ziemlich groß. Mit der Schrupp, Fächer und Nassschleifstein geschliffen.

Nicht angelassen. Dann die Klinge auf einen alten Griff geschweißt. Ziemlich grob, aber geschnitten hat es, was mich dann irgendwie doch sehr gefreut hat :)

Mit meiner Ziegelesse bekomme ich leider nicht ausreichend Glut um die Werkstücke gleichmäßig durchzuhitzen. Auch die Glühfarbe kommt selten ins gelbe. Das macht das arbeiten noch ein wenig schwerfällig und geht in die Unterarme, da ich draufhauen muss wie ein Berserker. Spaß macht es trotzdem sehr. Und endlich hab ich auch einen Untersatz! Musste ja bisher auf Knien arbeiten. Lehrt zwar doppelt demütig zu sein, aber ist ziemlich unbequem ;)

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28 November 2016 at 13:24
Ja so ein Objekt wie der Kerzenhalter kann in passender Umgebung recht gut aussehen. Wenn es, wie Du sagst eine Übung sein soll, versuche mal als Nächstes sowas aus dem Vollen zu schmieden. Also an ein dickes Flacheisen eine Tülle schmieden, dann strecken und hinten breitziehen für dem Füß. Das könnte man dann schon Schmiedearbeit nennen. Das Rohr was Du gezeigt hast läuft für mich eher unter "Metallgestaltung" was nicht negativ gemeint ist.
Zu dem kso???? kann ich nichts sagen.
Volker
28 November 2016 at 13:56
Danke für dein Feedback, Volker!
Das mit dem Flacheisen werde ich demnächst versuchen. Muss davor aber mal Material aufstocken. Ich hab zwar ein Flacheisen, aber nur mit 15x3mm. Etwas filigran.

Gruß
Wolfgang 
28 November 2016 at 17:37
Garnicht mal schlecht, auch wenn die fältelung nicht ganz meins ist, die Gesamtform finde ich gut.
Mein erster Kerzenleucher ist aus 20er Moniereisen gemacht- toll sah er nicht aus, schief, eckiger Stiel...
Probier das vielleicht tatsächlich mal mit dem Flachstahl, ich mache allerdings soetwas lieber aus Rundmaterial. 
Nun, das KSO... meine ersten waren schlimmer, viiel schlimmer. Aber, warum hast du Schweißraupen drauf gemacht? Dreilagenstahl faken?  Und warum den Griff drangeschweißt? Meine ersten Messer waren aus Nägeln, also ist Feile find ich schon mal eine gute Wahl. Aber ich würde sagen, dass das ohne Schweißraupen und Griff dranschweißen ein Messer geworden wäre. Etwas kleiner, aber ein Messer. 

 Mit der Esse, das kann ich verstehen... meine zieht auch immer schlechter, schweißtemparatur ist schon ein ernstes Problem geworden. Ich glaub ich muss die mal auseinander bauen, hab aber Angst die nicht wieder zusammen zu bekommen...
Was benutzt du als Gebläse? Weil, meine hat glaube ich einfach nicht den Druck.
Freut mich, dass du dich von den wenigen Mitteln, die dir zur Verfügung stehen, nicht verdrießen lässt und trotzdem (oder deswegen?) Spaß dran hast!
ich weiß ja nicht, wie lange du dich schon damit beschäftigst, aber ich empfehle immer gern Bücher: Die Kunst des Schmiedens ( Bergland), Messer schmieden für Anfänger... 
VG und weiter viel Spaß, Edgar
 
29 November 2016 at 16:22
Hi Edgar!

Rundmaterial ist eine gute Idee für den Halter. Fällt mir direkt was ein.
Volkers Vorschläg erinnert mich auch ein wenig an eine Form aus dem Bergland Buch. Die entstandene Aufnahme für die Kerzen kann dann auch an Stiele montiert werden, wenn ich mich richtig erinnere. Du siehst den Bergland habe ich :) ungefähr seit Juli. Tolles Buch. Hab mir auch einige andere ausgeborgt (auch das Messerschmiedebuch) und ein paar alte gekauft. Geschmiedet habe ich in Summe vielleicht 15-20 Stunden, aber dieses Wochenende das erste mal eben mit dem Untersatz! Geht wesentlich besser damit.
 
"Dreilagenstahl faken" - genau deswegen Denkst du nicht, dass das funktionieren könnte?
Den Griff habe ich dran geschweißt weil die Angel abgerissen ist. Hätte die Feile wohl nicht mit der Zange an der Angel halten sollen beim Schmieden  das arme Angelchen. Wollte ich eigentlich den Griff drauf montieren. Das nun verwendete Griffstück war ein Überbleibsel einer misslungenen Grillgabel. Also das gab es schon.
Da die Klinge bei einem Absetzen woll sehr kurz geraten wäre, habe ich das kurzerhand verschweißt. Mit einem ziemlichen Spalt dazwischen. Wenn ich das so schreibe denke ich mir, dass ich mir ruhig mehr Zeit lassen sollte für die Arbeiten. Abgabetermin hab ich ja keinen. Ich werde es wieder trennen und dann doch absetzen. Ist die Klinge halt kurz. Und einen Griff machen.
Oder ich lass es und nehme ein neues Stück. Mal schauen!

Der Druck könnte ein guter Punkt sein! Ich benutze einen Heißluftfön den ich auf ein Stahlrohr stecke. Am Ende sind 8mm Bohrungen. Die mach ich das nächste mal kleiner. Das Rohr ist vermutlich auch schon ordentlich verdreckt. Muss es mal wieder ausleeren.

Mit einer Gasesse wäre es vielleicht noch spaßiger, aber fürs erste reicht das völlig. Ich schrecke auch ein bisschen vor dem Brennerbau zurück. Was benutzt du als Esse?

Danke und dir auch! Wolfgang
Last edit: 29 November 2016 at 16:23, Wolfgang
30 November 2016 at 18:17
Ich habe eine Feldesse mit Tretantrieb, leider funzt das Luftventil nicht ( unbeweglich) und der Fahrradschlauch, der meinen Riemen darstellt, ist schon reichlich ausgeleiert. Ein Teil der Luft geht dann noch durch eine klapprige Aschenklappe flöten, sodass bei der Holzkohle wenig ankommt.
Schön dass du Bücher hast, die sind fast unverzichtbar.
Jep, mit Untersatz geht definitiv besser. Momentan habe ich einen riesigen Kirschstamm drunter, der leider etwas unsauber abgesägt wurde. Unter dem Amboss eine Waschmaschienenmatte, unter den Stam kommt bei gelegenhei auch noch eine. (Damit bei den Nachbarn Samstags nicht die Schüsseln im Schrank klirren)
 
Vielleicht funktioniert das, wer kann das schon sagen? Ich hab vom Schweißen wenig Ahnung, ich würde nie eine halbwegs geschlossene Lage hingriegen. Feuerschweißen kommt mir einfacher vor. Aber, warum eigentlich nicht? Außen weich, in der Mitte hart. Läuft aufs gleiche hinaus. Vielleicht kann ja ein Profi was zu sagen.
Ich würd vielleicht eine neue Feile nehmen, und mir dieses Messer als Erinnerung aufheben. 
Zeit lassen, Zeit ist immer gut. Mach ich auch. Und wenn ich mir keine lasse, wirds meist scheiße
Vielleicht probierst du mal einen Staubsauger aus. Die haben wohl mehr druck (sind aber lauter)
Probier vielleicht tatsächlich mal kleinere Löcher aus. Bei "Messer schmieden für Anfänger " hat er nur 5 mm.
Eine Gasesse übrlege ich auch immer, es komt mir aber auch recht kompliziert vor. Für Damast und Wärmebehandlung wär das schon fein.

Aber für deine wenigen Schmiedestunden ist das Ergebnis doch schon recht ordentlich, muss ich sagen.
VG Edgar 
30 November 2016 at 19:18
Danke für deinen guten Zuspruch, Edgar. Das weiß ich zu schätzen.
Ich will deine Esse nicht beleidigen, aber sie klingt fast noch abenteuerlicher als meine Holzkohle verwende ich übrigens auch. Das Zeug ist zwar billig und einfach zu beschaffen, verbrennt bei mir aber ziemlich schnell. An die 5mm erinnere ich mich. Ich denke auch, dass er in der Abbildung weniger Löcher hatte als ich.
Mein Untersatz ist leider auch ein wenig schief. Ich kann aber nicht genau sagen, ob das am Schnitt oder am Boden liegt. Wie du ja auch auf dem Bild oben sehen kannst, ist das ein Lehmboden. Aber Vatern hat versprochen, dass wir nächstes Jahr betonieren! Ich glaubs aber erst, wenn der Mischwagen angerollt kommt   Mit dem Lärm hab ich dafür keine Probleme. Hinterm Stadl sind nur Felder und die Nachbarn sind eigentlich immer vorne im Haus.

Mit der Erinnerung hast du recht. Ist ja das allererste. Das sollte man aufheben.
Und eben das war auch mein Gedanke mit dem Auftragsschweißen. Den zähen Stahl der Elektroden außen und den harten Feilenstahl innen. Ich bin allerdings auch nur Praktiker. Wie sich das aufs Gefüge oder Zusammensetzung der Feile auswirkt kann ich nicht sagen. Kommt vermutlich auch auf den Einbrand an, der mit den Elektroden gelegt wird. Ich kanns ja jetzt zugeben - ich hab ein bisschen zu heiß geschweißt.

Ich wollte einen alten Staubsauger umpolen, aber es ist mir nicht geglückt! Ärgerlich. Der hätte ordentlich Druck gebracht. Naja. Vielleicht wird es ja doch noch was mit der Gasesse. Ich hab auch ein paar Anleitungen aus dem amerikanischen Raum gefunden und bei "Forged in Fire", weiß nicht ob du das kennst, verwenden sie auch immer Gasessen mit 2 Brennern.
http://www.zoellerforge.com/customers.html 

Gruß Wolfgang 
4 December 2016 at 16:00
Hallo

Was die Gasesse betrifft, ich habe gleich als ich mit dem Schmieden angefangen habe eine gebaut aus einer 5kg Gasflasche.
Eigentlich war das ganze ziemlich einfach umzusetzen, ich habe selber nur nach Anleitungen und Bildern aus dem Internet gearbeitet. Im Nachhinein wäre vielleicht eine größere Gasflasche besser gewesen weil der Platz doch recht klein ist.
Den Brenner hab ich etwas improvisiert, ich habe keinen Düsenstock und Düse von einem Schweißgerät verbaut, ich hab einfach ein 10mm Kupferrohr genommen und mir ein passendes Messingstück mit einer 0,8mm Bohrung gedreht und das dann in das Rohr gelötet.
Das ganze besteht vielleicht aus ein paar Teilen mehr als nötig, aber die Teile kriegt man hier fast gar nicht, vor allem über 3/4" ist eigentlich nichts zu bekommen.
Innen hab ich die verschraubten Teile etwas abgeschliffen und Kanten und Wülste entfernt soweit möglich, damit der Luftstrom so wenig wie möglich aufgehalten wird.
Das wichtigste ist eigentlich die Öffnung wo die Frischluft "angesaugt" wird.
Die ist bei mir glaub ich 1,25" groß. Desto größer, desto besser zählt hier!
Man könnte rundherum noch Bohrungen anbringen damit die Luft von allen Richtungen angesaugt wird, das hab ich aber selber noch nicht probiert.
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12 December 2016 at 11:33
Danke fürs Teilen, Joe!
Mit welchem Betriebsdruck fährst du deine Anlage?
12 December 2016 at 23:14
Hatte bis vor kurzem einen Standard Druckregler mit 2,5bar ohne Einstellmöglichkeit, hat funktioniert, aber der Gasverbrauch ist zu hoch gewesen.
Jetzt hab ich einen Regler 0,5-4,0bar. Damit halten meine Flaschen wesentlich länger und ich hab eigentlich immer auf 0,5bar runtergedreht.
Letztes Wochenende hab ich einen Schnäppchen Kompressor ergattert, werde mal einen Versuch mit Druckluftanschluss statt Ansaugöffnung machen, vielleicht kann man damit noch mehr aus den 0,5bar rausholen.