Damasthammer, klein aber fein!

8. Oktober 2012 um 00:04
Hallo zusammen,

ich bin in letzter Zeit ein wenig in der Damastecke gelandet. Hab vorher an einer kleinen Klinge das Muster mal ausprobiert und dann gings los.
Ich wollte einen Damasthammer schmieden.
Ich hab mir natürlich alles etwas komplizierter gemacht als es sowieso schon ist. Ich wollte mich selbst halt mal ein bisschen fordern. Außerdem wollte ich kein allzugroßes Paket machen um meine Esse nich an die Grenze zu treiben und mir Schweißarbeit zu sparen.
Hauptsächlich ging es aber um den Kick

Also:
100 Lagen Damast geschmiedet, ausgehend von 8 Lagen. Kombi C45 und alte Blattfeder.
Das 100-Lagen-Paket dann verdreht und zu einem Flachstahl ausgeschmiedet.
Dann einen 20x20 Vierkant C45 genommen und von jeder Seite eine Bahn Damast draufgeschweißt. Dies hab ich in zwei Schritten gemacht. Zuerst die ersten sich gegenüberliegenden Seiten und dann die anderen beiden.

Dann hab ich aus dem Klötzchen einen Hammer geschmiedet...beim Lochen von so einem Konstrukt kriegt man kalte Füße! Is aber alles glatt gelaufen. Ein bisschen Bier is nich schlecht um die Ruhe zu bewahren

Das ganze Projekt hab ich mit 10 Schweißhitzen realisiert und die ganze Zeit die Kohle aus den roten säcken verwendet, die hier manche als in Säcke gefüllten Dreck bezeichnen.

Is etwas schwierig zu fotografieren aber hier das fertige Stück (200g):

CIMG0404.jpg

CIMG0409.jpg

CIMG0410.jpg

Ich weiß das Loch geht schöner und auch die Riefen vom Schleifen könnte man vermeiden.
Im Prinzip ist das Ganze jedoch nur der Prototyp. Mir schwebt als größeres Projekt ein 1kg Hammer vor.
Hierbei vielleicht sogar einen Kern aus Baustahl um eine dämpfende Wirkung zu erzielen. Allerdings müsste man dann aber auch die Bahn und die Finne mit Werkzeugstahl versehen, was das Ganze noch komplizierter macht.

Insgesamt kann ich aber nun nach langer Zeit, in der ich Probleme damit hatte, behaupten dass ich das mit dem Feuerschweíßen einigermaßen raus hab

Ich hoffe euch gefällts!
Willi

www.schmiedekunst-weyer.de
8. Oktober 2012 um 00:21
Wie schon gesagt: Hammergeil! Können wir sowas mal zusammen machen?
8. Oktober 2012 um 06:03
Willi Du bist einfach Klasse,mir fehlen die Worte.

Gruß Achim
8. Oktober 2012 um 21:23
Hallo Willi.

Hat Dich das Damastfieber also auch gepackt .
Kompliment auch von mir, die Schweißung hätte ich nicht besser machen können, vorallem mit Federstahl ist das gar nicht so einfach. OK die Lochung und das Finisch üben wir noch mal .
Ich habe ja schon bei Deinem Besuchertag bei mir gesehen das Du echt was drauf hast, aber das Du nach einigen übungen sofort einen Damasthammer Schmiedest, alle Achtung .

Mach weiter so! Der pit03 (Peter Broich).
19. Oktober 2012 um 13:27
Hallo zusammen,

vielen Dank für die Komplimente!

Ich hab allerdings noch eine Frage an die erfahrenen Damastprofis. Welcher Stahl ist der dunklere und welcher der hellere? Im Stahlschlüssel steht dass Silizium (was ja in Federstählen drin is wenn ichs richtig im Kopf hab) ab einem bestimmten Anteil für eine Säureresistenz sorgt. Demnach müsste der Federstahl der hellere sein.
Liege ich da richtig?
Ich würds ja einfach ausprobiern, bin aber zur Zeit "Teil-Invalid"

Hier noch eine Klinge mit der selben Stahlkombi. Wenn man sich mit dem Schleifen und polieren ein bisschen Mühe gibt, dann siehts schon viel besser aus, wie Pit schon sagte.

100 Lagen (ich mag grobe Muster), C45 und Blattfeder:

Klinge_Oliver.jpg

Gruß
Willi



www.schmiedekunst-weyer.de
19. Oktober 2012 um 21:53
Der, mit mehr Kohlenstoff müßte der "Dunkle" sein.

Bin jetzt selbst auch nicht der Damastprofi, also bitte ich um Korrektur falls ich mich "Verlaufen" habe.

Gruß 

Was man nicht tut, geschieht auch nicht
19. Oktober 2012 um 22:05
Das ist jetzt nicht so einfach. Auch die Blattfeder sollte um die 0,5% C haben. Bei solchen Kombis kommt es auch vor das die Stähle bei unterschiedlichen Säuren gegengesetzt zeichnen. Ich bin ganz erstaunt das die Kombi so gut zeichnet. Kannst du sagen von welchem Fahrzeug die Blattfeder stammt?
20. Oktober 2012 um 17:33
Der, mit mehr Kohlenstoff müßte der "Dunkle" sein.

Die Blattfeder und der C45 haben wie Klaus schon sagt in etwa gleich viel Kohlenstoff....

Die Blattfeder ist von einem alten Mercedes-Lkw. Hab den mit einem Kumpel vor ein paar Jahren verschrottet und mir dabei direkt die Federn untern Nagel gerissen.
Die Feder stammt allerdings von der Vorderachse. Die Vorderräder waren in einer etwas merkwürdigen Konstruktion aufgehängt. In dieser Konstruktion war auf jeder Seite ein rechteckiges Paket Federn, alle gleich dick und gerade.
Auseinandergeschnitten also einfach ein Haufen Flachstahl 35x5mm und teilweise 15x5mm. Ausgezeichnetes Klingen- und Damastmaterial.

Ich hätte nach ehrlich gesagt auch nicht gedacht dass die Kombi so gut wird.
Naja probieren geht über studieren.

Es wird darauf hinauslaufen dass ich einfach mal ein kleines Paket mit drei Lagen zusammenpastsche und mir hinterher angucke welche Lagen dunkel werden. Muss ich mir dann nur merken welche Lage was war
Trotzdem danke für die Hilfe.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
20. Oktober 2012 um 18:47
Also Willi, weiterhelfen kann ich dir leider nicht.  Bei Mercedes könnte es allerdings durchaus sein, dass es sich bei der Blattfeder um 50Crv4 handelt was das Schweißen leichter machen sollte. Was die Si-haltigen Federstähle angeht, kann ich aber nur nachplappern was alle anderen auch nachplappern - habs nicht ausprobiert.

Wenn es sich um 50CrV4 handeln sollte und du ihn mit C45 kombinierst solltest du eine ausgezeichnete Kombi für nen Hammer haben. Das Einschweißen eines Kernes hat nur den Vorteil dass du dir Arbeit und Schweißungen sparst. Dieser Vorteil ist allerdings echt super. Baustahl würde ich nicht als Kern verwenden.

Da ich keinen C45 habe kann ich dir den Versuch leider nicht abnehmen, welcher Stahl der dunklere ist.

Sag mir aber bitte Bescheid, interessiert mich doch sehr. Mit was hast du geätzt?
Zuletzt bearbeitet: 20. Oktober 2012 um 22:34
20. Oktober 2012 um 20:49
Wenn es 50CrV4 ist der hat 0,9 % Mangan und müsste daher eigentlich der dunklere sein.
Ist gut möglich dass es 50CRV4 ist der hat 0,25 Si und 1,1 Cr was eine Erklährung wäre
warum die Schweißung überhaupt gelungen ist.

Wenn es kein 50CRV4 ist is es schwer zu sagen wer heller und wer dunkler zeichnet.

Grüße Peter

meine Homepage

Einfach nur schön das Schmiedeleben



23. Oktober 2012 um 02:21
wenn du noch ein reststück über hast, kannst du doch das einfach kurz in deine Säure tun. Dann siehst du doch wie der aussieht und weißt welcehr der dunklere ist, oder?
23. Oktober 2012 um 16:14
Das wird nicht funktionieren. Es kommt auf die Kombination an. Getrennt in der Säure behandelt kann man ganz schlecht eine aussagekräftige Aussage treffen. Oder war damit fertiges Damastreststück gemeint?
Zuletzt bearbeitet: 23. Oktober 2012 um 16:15
30. Oktober 2012 um 19:17
Hallo zusammen,

Ich hab kürzlich mal ein kleines Probestückchen verschweißt und habs heut endlich geknipst.
Wie Klaus und Peter bereits vermutet haben ist der Federstahl der dunkler zeichnende Stahl.

CIMG0461.jpg

Da C45 der hellere ist, kann ich nun auf diesem Wissen aufbauen und werde C45 mit anderen Stählen kombinieren. Hab hier noch ein bisschen was rumliegen.

Danke Für die Hilfe!

Gruß
Willi


www.schmiedekunst-weyer.de
20. Dezember 2012 um 09:17
Ich schmiede hobbymäßig mit meinen einfachen Mitteln, seit ca 8Jahren und kann dafür leider nicht so viel Zeit aufwenden wie ich gerne würde...

Aber wenn man so was sieht fühlt man sich klein und hässlich!

Vorallem gepart mit worten wie: "ich habs mal schnell ausprobiert" oder so ähnlich.

Nicht zu fassen!

Einfach nur Hammer
13. Februar 2013 um 22:48
Hallo zusammen,

ich habe gestern Mal wieder einen kleinen Schritt in die Richtung Damasthammer gemacht. Ich plane einen mindestens 1kg Hammer und bin schon längere Zeit am überlegen wie ich dieses Projekt mit meinen Mitteln am besten umsetze.
Nun gut, also hab ich mir gestern einen neuen Damasthammer geschmiedet. (Leider) nur 240g...
Aber kleine Schritte führen bekantlich auch zum Ziel

Ein 12-Lagen Ausgangspaket auf 100 Lagen gebracht und vorsichtig zu einem Hammer geformt.

Hier die Ergebnisse:

CIMG0681.jpg

CIMG0683.jpg

CIMG0682.jpg

CIMG0686.jpg


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de