Student mit begrenztem Budget will anfangen

13. Februar 2016 um 00:50
Hallo,

Erstmal kurz zu meiner Person, ich bin 21, bin ausgebildeter Elektroniker für Geräte und Systeme und studiere Angewandte Informatik.
Ich will in den Semesterferien mal anfangen mir das Schmieden anzueignen.
Eine gute Esse ist vorhanden (Großonkel war früher Landmaschienenmechaniker oder wies hieß und damals hat er das können müssen fragt mich nicht warum genau) diese ist irgendwann von meinem Opa mit einem starken Dreiphasenwechselstrom-Gebläse versehen.
Nun leider scheinen über die Zeit der Amboss und die Zangen verloren/vergessen worden zu sein und sind nicht auffindbar :/
Zangen sind jetzt nicht das Problem, aber ein Amboss oder eine Schmiedeunterlage muss her... und das zum Studentenbudget :/
Mein Opa selbst würde auch ein bisschen übernehmen da er (66) sich auch wieder (er hat es als Lerling zum Werkzeugmacher ein wenig gelernt) mal schmieden wollen würde.
Ich bräuchte also irgendeine Lösung, die geeignet ist mir (und meinem Opa) das schmieden von Messer, Dolch und Axt beizubringen.
Bisher frage ich mich ob eine Eisenbahnschiene geeignet ist dafür, evtl noch etwas Gewicht in Form von Stahl anschweißen?
Über andere Tipps wäre ich auch sehr froh :)

Das Budget ist bei 100 ausgereizt :/



Freundliche Grüße
Daniel
13. Februar 2016 um 04:04
Hallo,

tja.. das Schmieden ist nicht unbedingt dafür bekannt das es nicht kostenintensiv ist.. weswegen es ja auch ein wenig aus der Mode gekommen ist.
Nun mache ich mal die kleine Milchmädchenrechnung auf: Du brauchst Kohle (wenn Du Glück hast haste noch welche, wenn nicht, um die 22-25€/ Zentner) nun hast du keine Zangen...  ok. einige Arbeiten kann man ggf. mit angeschweißten Handhaben handhaben... aber.. warum meinst du wohl hängen gut ausgestattete Schmieden voll mit Zangen? Da wirste auf alle Fälle auch nochmal Geld los.  Also sagen wir mal das wir nun bei 50€ angekommen sind. Für 50€ einen geeigneten Amboss zu finden ist schwierig.. die Eisenbahnschine ist ein Provisorium..  Naja.. und die Studenten zum Studententarif tummeln sich ja auch munter in den Kleinanzeigen.. also ist da der Markt auch eher begrenzt. Schürze, Handschuhe, Schutzbrille sind ja auch leider nicht umsonst.

Was möcht ich mit diesen vielen Worten sagen: Wenn Du für 100€ eine Schmiedeausstattung erwirbst, mit der Du Spaß beim Schmieden hast.. und das Ganze weiterverfolgst, hast Du einen guten Glücksgriff getan.
Meist wird bei sowas gerne ja die eigene Sicherheit als Nebensächlichkeit abgetan.. aber ein warmes Eisen kann dir echt fiese Löcher (und explizit wenn es dir aus einer nicht passenden Zange fliegt) an echt ungeahnte Stellen brennen...

Meine Empfehlung: Guckt doch mal bei einem Der Schmiedetreffen hier aus dem Forum vorbei.. schaut mal das Ihr Kontakte knüpft.. oder einen Kurs besucht.. wo man dann feststellen kann ob einem das Schmieden überhaupt als Hobby gefällt. Schmieden ist kostenintensiv, zeitintensiv und kann zu leichten Spannungen im nachbarschaftlichen Verhältniss führen... und ungefährlich ist es auch nicht.

Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
13. Februar 2016 um 08:01
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, 100 Euro reichen wohl nicht selbst wenn man an allen Ecken und Enden spart.

Ich habe als Schüler von meinem Taschengeld begonnen (30 euro im Monat) und habe insgesamt 6 Jahre gebraucht, bis Ich meine Ausstattung hatte.
Zangen findet man häufiger mal für kleines Geld auf Flohmärkten.
Aber beim Amboss man wahnsinniges Glück haben.
Ich habe einmal nen 50kg Amboss für 125 Euro geschnappt... und nen zweites Mal insgesammt 500kg in Ambossen für 500 Euro. Standard ist eher MINDESTENS 2 - 3 Euro pro Kg Ambossgewicht ab 100kg. Alles drunter wird eher noch teurer.
Aber das lag jeweils Jahre auseinander und es waren Glücksgriffe.

Schürze+Brille+Handschuhe sind selbst beim Großhandel immernoch gute 35 euro.

Mit Geduld und Zeit kann man sicher für 250 Euro die ersten Versuche starten, drunter wirds aber richtig eng.
13. Februar 2016 um 08:29
Der Besuch eine Schmiedetreffens oder eines Forumsmitgliedes in deiner Nähe könnte sich lohnen, da kann man auch mal eine Zange schmieden, was nicht nur eine tolle Übung ist, sonder auch billiger als eine gekaufte. 
Wie man die Dinger macht, muss man eh irgendwann wissen, denn alle zu kaufen die man so braucht wird teuer.
Fleiß ist eine lahme Entschuldigung für mangelnde Faulheit
13. Februar 2016 um 13:57
Ich hab mich falsch ausgedrückt heute morgen, war ein bisschen in eile, also Zangen (man sollte die aber mal aufhübschen) hätten wir auch noch (genau wie Hämmer)

Schutzausrüstung ist ein Punkt den ich jetzt gar nicht so beachtet hab irgendwie... Und das obwohl wir in der Ausbildung jedes Jahr belehrt worden sind ohne ende...

Theoretisch haben wir eine Schutzaustattung fürs Schutzgasschweißen sollte auch verwendbar sein? Dann bräuchte ich nur noch eine gute Schutzbrille die auch über meine Brille passt.
Zuletzt bearbeitet: 13. Februar 2016 um 14:11, Daniel August
13. Februar 2016 um 14:35
Schutzausrüstung ist ein Punkt den ich jetzt gar nicht so beachtet hab irgendwie...

Gehörschutz finde ich wichtig, mancher Amboss ist ziemlich laut.
Dann fehlt ja nur noch der Amboss. Für 100€ wirst du neu nur sokleine 10 Kilo Dinger bekommen, das ist ein wenig arg leicht. Mein 20 Kilo Amboss bewegt sich bei kräftigen Schlägen schon ziemlich, ich würde eher was Schwereres nehmen. 
Fleiß ist eine lahme Entschuldigung für mangelnde Faulheit
13. Februar 2016 um 15:22
Gehörschützer sind im Überfluss vorhanden :)
Wie ist das den, angenommen man nimmt eine Schiene oder eine Stahlplatte, gebrauchten Stahlamboss, ich lese immer wieder das je schwerer desto besser zieht er. Könnte man dann in der Theorie, durch anschweißen von zusätzlichem Stahl auf die Unterseite das auch erreichen? Bzw durch gut durchdachten Unterbau?
Bewegt werden soll er nach Aufbau eh nicht, wird auf einem Grundstück außerhalb aufgebaut, wo es keinen stören wird :)

Evtl sollte ich aber auch mal mit meinem Opa die Bauernhöfe im Dorf abklappern, vielleicht findet sich da was zum Freundschaftspreis kam mir in den Sinn.
13. Februar 2016 um 18:26
So eine Bahnschiene kann man schon verwenden. Man sieht im Netz Leute, die alles nur Mögliche verwendet haben. man könnte sicher auch auf einem 3 Kilo Amboß ein Messer schmieden, nur ob das so viel Spaß macht, ist die andere Frage. Ich habe eine Dolumentation gesehen, in der ein afrikanischer Schmied alles Mögliche auf einem Stück Bahnschiene geschmiedet hat und das waren nicht nur Kleinteile. es geht also, aber ich denke, dass ein schwerer Amboß weitaus komfortabler ist.
Fleiß ist eine lahme Entschuldigung für mangelnde Faulheit
13. Februar 2016 um 18:36
Evtl sollte ich aber auch mal mit meinem Opa die Bauernhöfe im Dorf abklappern, vielleicht findet sich da was zum Freundschaftspreis kam mir in den Sinn.

das solltest Du unbedingt tun! Auf einem provisorischem Amboss zu schmieden macht ebensowenig Spaß wie auf einem schlechten Instrument spielen zu lernen.
Eisenbahnschiene geht- für Kleinkram. Aber dann hörts schon auf.
Für den Anfang solltest Du schon 2-3 gute Zangen haben, mit Wolfsmaulzangen kommst Du da schon recht weit.
Ob Du die allerdings gebraucht bekommst, bleibt abzuwarten. Manchmal hat man da Glück.
Außer den Bauernhöfen solltest Du Kleinanzeigenmärkte durchstöbern sowie Flohmärkte abklappern.
Dann wird sich schon einiges ergeben.
Und der Tipp mit dem Schmiedekurs oder zumindestens Schmiedetreffen ist nur zu empfehlen.
Der Oli (Worschdsub) hier aus dem Forum macht Schmiedekurse, und bei ihm findet demnächst auch ein Treffen statt.

LG DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
13. Februar 2016 um 19:11
Auf einem provisorischem Amboss zu schmieden macht ebensowenig Spaß wie auf einem schlechten Instrument spielen zu lernen.

Da hast du meine Zustimmung. ich hatte schon ein paar leute hier, die meinten, dass ihnen beim Gitarre spielen schnell die Finger weh tun . Auf meinen Gitarren kam das noch nicht vor.
Fleiß ist eine lahme Entschuldigung für mangelnde Faulheit