Kleine Bartaxt

October 5, 2013 at 12:17 PM
Hallo liebe Schmiedegemeinde.
Ich möchte euch hier in diesem Thema nochmals meine Handgeschmiedete Bartaxt vorstellen, da sie sonst im anderen Trhead etwas untergegangen wäre. Hier kann ich auch besser eure Fragen beantworten.






Die Axt wurde aus C45 25x25 Geschmiedet.

Viele Grüße,
Alexander


October 5, 2013 at 1:01 PM
Hallo,

soweit ist die Axt ok. Was mir nicht gefällt ist die stark gebogene Schneide (der Untere Teil der Schneide ist quasie nicht im Einsatz). Wenn man sich andere Bartäxte anguckt, sind die schneiden nicht so stark gebogen, hier solltest Du beim Ausschmieden des "Schneidkeils" mehr gegenarbeiten. Was mir weiterhin nicht so gefällt ist das Auge. Es ist schön in der Mitte etc. ABER mir wäre es zu  wenig "Kippstabilität" des Axtkopfes, da das Verhältniss "Klinge / Augenhöhe" meinessehrachtens nicht paßt. Hier wäre es vielleicht gut gewesen den Stahl für das Axtauge anzustauchen bzw. "Schaftlappen" also Schaftversteifungen auszuziehen (was bei historischen Äxten gerne gemacht wurde.


So, genug gemäkelt.

beste Grüße

Lutz
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
October 5, 2013 at 1:06 PM
Hallo Lutz,

Danke für deine Tipps, ich werde mich beim nächsten mal daran halten!

Viele Grüße
October 5, 2013 at 1:18 PM
Hallo Alex,

ich kann mich Lutz eigentlich anschließen.
Die Schneide ist etwas zu stark gebogen, aber für die erste Bartaxt ist das schon sehr gute Arbeit die du geleistet hast.

Zum Auge:
So wie ich das sehe ist der Kopf immernoch auf dem Maß 25x25.
Mein Vorschlag wäre es ihn einerseits etwas zu stauchen und dann zu einem Flachstahl auszu schmieden. Also 35x20 oder so.
Dadurch kannst ein wesentlich stabileres Auge erzeugen. Und einen 35x20 o.ä. zu lochen sollte noch ohne Probleme möglich sein.
Das Material für meine Äxte ist teilweise ein 50x15 oder 60x15 Flachstahl, den ich hochkant loche...alleine!

Das Problem des "niedrigen auges ist dass dir schnell der Stiel bricht. Ein Schlag wo nur der Bart auftrifft und "knacks"
Ich kenne diesen Fehler. Diese Axt hier hab ich mal eingestielt und konnte nichsehr lange damit "arbeiten".

 CIMG9364.jpg


Weiter so!

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
October 5, 2013 at 1:41 PM
Schick, schick! Sieht finde ich sehr gut aus! Wie lang ist die Schneide ca.? Und in wieviel Durchgängen hast du das Auge gemacht? Also wieviele verschiedene Dorne?

Gruß Niklas 
October 5, 2013 at 1:49 PM
Hallo Niklas,
Die Schneide ist von Spitze zu Spitze (diagonal drüber) 125mm, über die Rundung ca. 150mm. Der Bart ist ca. 35mm breit und die Gesamtlänge beträgt auch 150mm.

Ich habe zum Aufdornen 3 verschiedene  Dorne verwendet. Einen kleinen zum lochmachen, einen mittleren zum Aufweiten und einen großen zum Schluss.

Grüße,
Alex
October 5, 2013 at 1:53 PM
Hey Alex,
danke für die schnelle Antwort! Werde ich auchmal demnächst versuchen, vllt. ne Nummer kleiner als "Camp-Axt" für Wanderungen und so...
Dorne waren auch aus c45?

Gruß Niklas 
October 5, 2013 at 3:06 PM
äh leute ,
das ist ein teil für die schrottkiste :
funktionell/ergonomisch absolut daneben!
aber ein schöner versuch um daran zu lernen-
...aber muss soetwas gleich der öffentlichkeit
kund getan werden ?!?!
fragt thomas
October 5, 2013 at 4:41 PM
@Niklas: Kennst du das Video "Jim Austin's Bearded Viking Axe"?

@Thomas: Ja, aber wenn man es nicht einstellt, kann man auch nichts lernen bzw. andere können kein Feedback geben. Ich wüsste nicht, warum es für die Schrottkiste ist...es ist eine Erfahrung und die sollte man sich aufheben.
Und außerdem profitieren auch andere davon, wenn Alex seine Arbeit einstellt. Denn ich hätte vielleicht den gleichen Fehler gemacht.

@Alex: Hast du frei aus dem Kopf gearbeitet, oder hast du dir vorher was aufgemalt? Wie ist die Form zustande gekommen?

Viele Grüße!
  Nils
October 5, 2013 at 6:12 PM
Hallo,

Niklas,
Für die Dorne kannst du C45 schon verwenden, ich würde dir aber raten alte Meißel umzuarbeiten. Also so zuschmieden wie du ihn brauchst und dann eben Wärmebehandeln.

Irontom,
Wenn dieses Funktionell/ergonomische Schrotteil so schlecht ist, dann erklär mir doch bitte auch gleichzeitig warum?
Fragt Alex...

Nils,
Ich habe hauptsächlich frei aus Gefühl und Kopf herausgearbeitet. Somit kann ich zu jeder Zeit etwas am Werkstück ändern, falls mir etwas nicht passt. Ich musste zwischenzeitlich recht viel vom Material der Klinge abschroten, da mein Kumpel etwas am vorderen Teil verbrennen ließ... Das ist auch so etwas, bei einer festen Form die ich unbedingt haben will ist es jetzt aus... aber wenn ich frei nach Gefühl und Kopf arbeite, kann ich immernoch etwas daraus machen. Ich arbeite mit dem was ich bekomme. Ich mache das einfach aus Gefühl heraus... Wie es Adelberg Burk so schön formuliert hat: "...Kunstschmieden, des is wie wenn ich einen Teil von meinem Kopf wegnimm und total ausklinke und das Handwerkliche vergesse. Es geht nur um die Idee, die Gestaltung, die Form, was will ich damit Ausdrücken."

Grobe Anleitung:
Um den Bart zu schmieden habe ich zuerst eine scharfe Kante geschmiedet (also 20-30mm umgebogen und eine rechtwinklige Kante geschmiedet). Daraufhin habe ich zuerst mit dem Kreuzschlag etwas gestreckt, dann mit dem normalen Hammer das Axtblatt gebreitet (dann kam die Abschrotstelle). Die Rundung frei bzw. am Rundhorn ausschmieden. Den Hals weiter bearbeitet, danach Lochen, das Auge fertig ausschmieden. Jetzt kommen die Feinarbeiten am Blatt, Schlichten, Bürsten, Härten, Anlassen auf Strohgelb und dann das Schleifprozedere.

Viele Grüße,
Alex


October 6, 2013 at 8:02 AM
Hallo,

ich halte die Idee "frei nach Schnautze" zu schmieden für gewagt. Meiner Meinung nach sollte man einen Plan haben wie etwas aussehen sollte und diesen erreichen wollen. Dass man im Laufe eines Schmiedeprojekts aus technischen Gegebenheiten oder weils einfach blöd nachher aussieht Feinheiten verändert oder anders gestaltet ist klar, aber der Rote Faden sollte nicht verloren gehen. Ich habe jetzt einen Steigbügel für eine Armbrust 3 mal schmieden müssen, da die Proportionen nicht hingehauen haben. Das ist ärgerlich, aber eben notwendig wenn man nach einer Vorlage arbeitet. Hierdurch lernt man auch was für eine Dimension von Stahl und wie lang der zu sein hat, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Je häufiger man so arbeitet, desto häufiger wird es gelingen.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
October 6, 2013 at 9:18 AM
Hallo Lutz,
Da liegst du natürlich volkommen richtig, ohne Plan geht nichts. Gerade wenn ich ein Teil für etwas anfertige, sind Masstabsskizzen natürlich notwendig.
Man sollte natürlich auch wissen was man haben will, und wissen ob dies realisierbar ist. (also nicht eine Dänenaxt schmieden wollen und es kommt dann eine Bartaxt raus). Für diesen Fall lade ich mir gerne Bilder aus dem Internet runter und male mir eine Skizze mit Kreide auf meine Werkbank. So hat man einerseits das Bild wie es Fertig aussehen soll und zweitens eine Vorlage an der man Vergleichen kann wo noch mehr gearbeitet werden muss.
Wie man vielleicht auch an der groben Anleitung weiter unten sieht, liegt natürlich ein Roter Faden vor.

Dennoch hast du recht, ich werde versuchen in Zukunft auch stärker nach Zeichnungen, Skizzen etc. zu arbeiten.

Viele Grüße,
Alex
October 6, 2013 at 2:30 PM
Hallo Alex,

Wie es Adelberg Burk so schön formuliert hat: "...Kunstschmieden, des is wie wenn ich einen Teil von meinem Kopf wegnimm und total ausklinke und das Handwerkliche vergesse. Es geht nur um die Idee, die Gestaltung, die Form, was will ich damit Ausdrücken."

Der Unterschied ist hier, dass Adelberg Burk über das Kunstschmieden redet!
Bei der freien Gestaltung künstlerischer Elemente, von der er spricht ist es richtig, dass man zwar mit einer Idee anfängt, aber beim Entstehungsprozess noch sehr auf die tatsächliche Wirkung des Objekts eingehen und reagieren kann. Sprich wenn das Objekt nicht richtig aussieht kann es bei der Entstehung verändert werden, sodass es im Endeffekt besser gestaltet ist und besser aussieht.
Adelberg Bruk will damit sagen, dass sich künstlerische, gesalterische Objekte nicht bis ins Detail durchplanen lassen, sondern auch sehr vom Gefühl des Gestalters abhängen.


Bei Werkzeugen ist das meiner Meinung jedoch anders!
Hier steht die Funktion an erster Stelle. Nur wer die Funktion begriffen und verstanden hat kann das Werkzeug auch dazu passend herstellen.
Sieh meine Holzbearbeitungswerkzeuge, von denen ich dir erzählt habe. Darunter sind mehrere Stücke die auf den ersten Blick "komisch" aussehen. Wenn man jedoch mal eine Weile damit gearbeitet hat versteht man das Werkzeug und seine Form.
So weicht z.B. eine Stemmaxt sehr von der allgemeinen Vorstellung einer Axt ab. Dennoch muss eine Stemmaxt so aussehen wie sie aussieht!
Während ich kürzlich nur mit meiner selbst geschmiedeten Stemmaxt einen kompletten Zapfen eines Fachwerkbalkens aus dem massiven Holz geschlagen habe, konnte ich jedes Detail der Axtform nachvollziehen

Da man nicht jedes Werkzeug im Vorraus kennt ist es für mich immer ein Ansatz mich an altem Werkzeug zu orientieren. Oder eben an Werkzeugformen von denen ich weiß dass sie durchdacht sind und ihre Bedeutung haben.
Ich versuche dann die Form schon vor dem Schmieden anhand meiner "Recherche" verstanden zu haben.
Dann kann ich das Werkzeug schmieden mit dem Gedanken: "...es muss so und so, damit man es hinterher so und so benutzen kann und es diesen und jenen Zweck erfüllen kann...."

Um sich mal in ein paar schöne Bilchen rein denken zu können empfehle ich unbedingt die Seite von Gränsfors-Bruk. Gerade bei Holzbearbeitungswerkzeugen bzw. Äxten eine sehr hilfreiche Quelle:

http://www.gransforsbruk.com/de/


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Last edit: October 6, 2013 at 2:33 PM, Wilhelm Weyer
October 7, 2013 at 9:21 AM
@lawito:
Ich finde das Video von dir nicht sehr passend. Man sieht nur wie unter den Pressen aus einem Stück Stahl eine Axt geformt wird.

In diesem Video dagegen, erhält man eine grobe Vorstellung vom Herstellungsprozess von Hand, auch wenn einige Teile weg geschnitten sind und er auch einen Federhammer verwendet.
Auf der anderen Seite sieht man im zweiten Teil des Videos sehr schön wie die geschmiedete Axt verwendet wird!
Bei genauem Betrachten wird einem so vielleicht klar warum der Bart der Axt unten keine Rundung und keine Spitze haben sollte....

Hier das Video:
Klick


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Last edit: October 7, 2013 at 9:23 AM, Wilhelm Weyer