Hybrid-Klinge aus C90 und Edelstahl

1 de junho de 2015 19:37
Hallo Leute,

 

Nun kommt von mir auch mal wieder was in der Messer Ecke

Schon vor längerem hatte ich die Idee mal ne "Hybrid-Klinge" aus Edelstahl und einem Werkzeugstahl zu machen.
Also hab ichs mal probiert. War mir ehrlich gesagt nicht sicher obs überhaupt geht oder ob die zwei Stähle sich garnicht vertragen.
Um nichts zu verkomplizieren hab ich als Schneidlage einen einfachen und gutmütigen Stahl gewählt: C90
Die Edelstahl-Komponente war ein Rohrstück aus 1.4878

Das einzige was ich wusste war, dass sich Edelstahl nur unter vollständigem Sauerstoffabschluss feuerschweißen lässt.
Also habe ich das Rohr flach geschlagen und einen Streifen C90 eingelegt. Dann ein wenig Öl rein und die Enden zugeschweißt. Das Öl sorgt für eine sauerstofffreie Atmosphäre in der zugeschweißten "Kammer". Beim erhitzen startet eine Verbrennungsreaktion, die augenblicklich (noch vor jeder Zunderbildung) allen Sauerstoff in der Kammer verbraucht. (Soweit die Theorie)
Borax braucht man dann garnicht mehr.
Das Paket habe ich dann erstmal nur flach verschweißt und nicht hochkant geschmiedet. Nach dem Schweißen habe ich die Seiten des Pakets weggeschliffen, sodass ich nur noch die 3 verschweißten Lagen hatte (2mal Edelstahl, 1mal C90).
Ja und daraus habe ich dann eine kleine Klinge geschmiedet

Klinge geschliffen, gehärtet, wieder geschliffen und mal für 30min in Salzsäure geätzt. Der C90 wird dunkel, der Edelstahl bleibt hell.

Ich finde die nun entstandene 3-Lagenklinge recht interessant. Zum einen optisch, zum anderen vom Gebrauch. Eigentlich hat man relativ einfach die Vorteile beider Materialien kombiniert. Die Schneidlage aus Werkzeugstahl mit besseren Schneideigenschaften als viele Edelstahlklingen, und die Seiten aus belastbarem, nicht rostendem Edelstahl.

Was haltet ihr davon?

 

Hier zwei Bilder:

 

Hier sieht man schön, dass ich zwar gleichmäßig gearbeitet hab, die Stärken der Ausgangslagen jedoch nicht 100% zueinander passen.

 

Gruß
Willi

www.schmiedekunst-weyer.de
1 de junho de 2015 20:15
Na was sagt man dazu?
Der Willi mal wieder, und das so eingach aus der Theorie in die Praxis umgesetzt.
Aber beim ersten versuch das alles perfeckt hin zu bekommen, ist nicht ganz einfach.
Ich habs auch mal versucht aber ging dann schief .
Ich glaube die Temp richtig zu treffen ist bei Kombi recht schwierig.
Willi muß ich nun zu dir um was zu lernen......
Super gemacht Gratuliere dir auch dazu, und wegen der verschidenen Materialstärken, ist halt Handgeschmiedet.

Der pit03.
1 de junho de 2015 20:22
Moin Willi,

Meiner Meinung nach ne gute Idee und wie immer sauber gemacht, der Sinn is natürlich nachvollziehbar.
Von der Idee her hab ich das im Blauen schonmal gesehn, find leider den Link gerade nicht mehr. Dabei wurden aber Flachstähle zuerst umlaufend verschweißt um dann feuergeschweißt zu werden.
Zum Lagenverhältnis ist noch zu sagen dass sich der Edelstahl im Vergleich zum rostenden unterschiedlich verformt, also auch die Lagendicke unterschiedlich wird... wenn ich so drüber nachdenk macht das zwar nicht wirklich Sinn, wurde aber wenn mich die Erinnerung nicht trügt dort so beschrieben. 

Gruß Bene

Tante Edit sagt: Link gefunden (MF)
Última edição: 1 de junho de 2015 20:41, Benedikt P.
2 de junho de 2015 21:41
Sauber geschmiedet. Bin schon sehr überrascht dass das so geklappt hat. Ich habe bei meinen Versuchen wesendlich mehr Aufwand betrieben und auch erst ein verschweißtes Packet feuergeschweißt. Aber sei vorsichtig, das Öl dehnt sich beim verdampfen aus. Mir ist mal ein Behälter mit Strahlsand im Feuer geplatzt. Hab nen mächtigen Schrecken bekommen.

Was mir auffällt ist die dunkle Linie in der Schneidlage. Wie deutest du die? Für mich sieht das nach Überhitzung aus, zumindest sahen meine ersten 3 Lagenklingen Baustahl o. Puddel /Feile / Baustahl o. Puddel so aus und hatten starkes Grobkorn. Ne ähnliche Klingen (meine erste Damastklinge) kennst du ja.

Ich wollte damals beim Versuch mit VA Seitenlagen ne schöne schwarze Welle an der Schneidlage, was voll in die Hose ging. Haste wirklich super sauber und gleichmäßig geschmiedet.
4 de junho de 2015 13:51
Hallo Leute,

Danke für die positiven Rückmeldungen!

@Schneewolf: der Beitrag im Blauen ist interessant. Geile Bilder!!

@Klaus:
Ich tippte bei der Linie auch auf soetwas wie Grobkorn. Was mich jedoch wundert, da ich von der Erinnerung her mit der Temperatur nicht so hoch war. Kann mich aber täuschen.
Was ich auch interessant finde, ist, dass die Linie erst nach dem Ätzen aufgetreten ist.

Ich denke der Kniff bei solchen Klingen/Schweißversuchen ist zu erkennen ob man geschweißt hat oder nicht. Bei einem normalen Damastpaket kann man immer durch unterschiedliche Temperaturen beim Erhitzen oder durch das Verhalten beim Schmieden erkennen ob man geschweißt hat oder nicht.
Bei dem Edelstalzeug hat man immer eine geschlossene Kiste. Ob Rohr oder dicke umlaufende Schweißnaht, man kann nicht reingucken
Erst nach dem zurückschleifen, nach dem Schweißen, kann man erkennen obs geklappt hat.


Fazit: Die Idee ist durchaus noch ausbaufähig, aber das Grundprinzip ist schonmal klar.


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
4 de junho de 2015 20:10
Naja, so überraschend ist es jetzt nicht dass die Linie erst nach dem Ätzen aufgetreten ist. Es ist in der Stahlindustrie ne gängige Methode polierte Stähle zu ätzen um Gefügerückschlüsse zu geben. Härtelinie ist wohl die bekannteste. Danach wird mit dem Mikroskop ausgewertet.
Última edição: 4 de junho de 2015 20:26
4 de junho de 2015 23:17
Ok das is einleuchtend. Hätte ich selber drauf kommen können

Durch viel normalisieren kann man da was reißen???

Aber so wie ich mich kenne wird aus der Klinge an sich eh nix mehr. Eher wird was aus dem Wissen das ich erlangt habe sie zu schmieden.


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
6 de junho de 2015 10:07
Praktisch habe ich da noch nicht viel probiert. Ich denke besser wäre es bereits beim schmieden das Korn zu verkleinern. Mir fällt dazu noch Bergland ein der empfielt Klingen viel Hochkant zu schmieden um das Korn an den Kanten klein zu machen.

Bei meinen Versuchen habe ich bemerkt dass das Korn zur Mitte hin oft feiner war. Schleife doch mal 5mm vom Rand ab und ätze nochmal. Man kann durch normalisieren das Korn verfeinern, aber ich denke nicht dass das von jedem beliebigen Grobkorn aus geht, sondern erst ab ab einem gewissen Grad. Aber das ist fast alles Theorie.

Aber so wie ich mich kenne wird aus der Klinge an sich eh nix mehr. Eher wird was aus dem Wissen das ich erlangt habe sie zu schmieden.

Das geht mir auch so.

2 de julho de 2015 21:04
Hallo Messerfreunde, es ist gut gelungen. Das Prinzip machen die Japaner seit vielen Jahren, eine Schneidlage aus Carbonstahl , weil schneidfähig und das Ganze ummantelt mit Edelstahl oder Damast . geht immer , ist aber nicht ganz einfach , hier aber gelungen.
Nun zu den Carbiden, das ist mit Weichglühen zu erschlagen . dabei werden die Carbide globular eingeformt. Bei unseren Stählen etwa um 700 grd rum . Wichtig ist das langsame abkühlen, je langsamer desto globularer.
Das sichert eine gute Bearbeitung und eine gute Ausgangsposition für das Härten.
Tip, einpacken in Zeitungspapier, mehrere Lagen . Dann ab in den Grill , Rotglut, ca. 15 min. Gut in Kohle einpacken und vergessen bis zum nächsten Morgen. Fazit , butterweich
Gruss fritz
15 de julho de 2017 19:40
Hallo,

da nachgefragt wurde hole ich diesen alten Post nochmal hoch. Hier sind die Bilder die oben verschwunden sind:

CIMG1975-2.jpg

CIMG1976-2.jpg

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Última edição: 15 de julho de 2017 19:41, Wilhelm Weyer