Schienenstahl

16. November 2011 um 20:15
Hallo zusammen,

ich weiß ich habe schonmal einen ähnlichen Beitrag geschrieben (den findet ihr Hier).

Nun, ich habe aus einer kleinen Eisenbahnschiene wieder einen Abschroter (diesmal für einen Freund von mir) geschmiedet.
Das Auschgangsmateial abgesetzt, hübsch nen bisschen in der Lochplatte gestaucht, Schneide aus geschmiedet und fertig is der Lack!
Als Material hab ich wie gesagt nen Teil einer Eisenbahnschiene verwendet. Den oberen dicken Teil abgeflext und in Form geschmiedet
Matrial zum weiterschmieden ca 45mm mal 30mm.

Alles schön und gut, aber nun mein Probelm:
Ich hatte beim letzten Mal wenigstens ne Werkstoffnummer an der ich mich beim härten orientieren konnte. Eigentlich hab ich die Frage somit schonmal gestellt aber fragen kostet ja nix.

Woraus sind solche Schienen? Klaeus hat mir beim letzten Mal ne liste mit den gängigsten Sorten von schienenstählen geschickt, da hab ich auch schon reingeguckt.
Trotzdem wollte ich mal nachfragen ob jemand Erfahrung mit diesem Zeug hat und mir weiterhelfen kann.

Also was sagt ihr?

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Zuletzt bearbeitet: 16. November 2011 um 20:23, Wilhelm Weyer
16. November 2011 um 20:28

Hallöchen

Wieso brauchst du eine Werkstoffnummer zum Härten ? Wird bei Schienen wohl sowieso eine Ratenummer. Ich verlasse mich da mehr auf einem Magneten,Mn zum besseren Durchhärten ist sowieso drin und durch das Abschroten des warmen Eisens wird der Abschrot zudem malträtiert.

Gruß Maik

Homepage
16. November 2011 um 21:04
Würde mich da am C60 orientieren, das müsste ungefähr passen.
Viele Grüße Peter
meine Homepage

Einfach nur schön das Schmiedeleben



17. November 2011 um 17:43
Hallo !
Ich habe hier eine Tabelle ; vielleicht hilfreich.
Gruss
Wolfgang.Schiene.jpg
17. November 2011 um 18:36
Hallo

@Wolfgang: die Tabelle hab ich schon und ich hab mich auch schon ein bisschen damit beschäftigt. Trotzdem danke!

@Damastschmied: Ich dachte dass eine Werkstofnummer einem sagt was für ein Stahl das is und man dann besser nachgucken kann wie man ihn behandelt. Klappt das auch mit einem Magneten?
Was genau meinst du damit dass du dich darauf verlässt.
Wenn ich wissen will was in dem Stahl alles drin is, was bringt mir der Magnet?
Später beim härten, nutzte ich zur Temperaturbestimmung auf jeden Fall einen Magneten falls du das meinst.

@Schakaa: C60? Ich hab sehr wenig Erfahrung mit Stahl (deshalb frag ich ja) und ich hab C60 noch nie bearbeitet.
Mein Stahlschlüssel sagt, dass man ihn zwischen 550° und 600° anlassen soll. Was soll ich davon halten? Wird der Stahl dann nicht viel zu weich?

Da ich auf dem Gebiet Werkstoffkunde absolut unten anfange bitte ich um Erklärungen.

Trotzdem natürlich danke für eure bisherigen Anworten!

Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
17. November 2011 um 20:17
Hallo !

Die Frage ist : Wozu zu weich.
Bei der T. liegt der Stahl bei 23 HCR/241 HB.
Im Maschinenbau gibt es dort bestimmte Anwendungsbereiche.
Was hast Du den konkret damit vor ?
Gruss
Wolfgang.
17. November 2011 um 21:03
Hallo Willi,

der C60 Steht im Stahlschlüssel als Vergütungsstahl, deshalb ist auch die Anlassthemperatur angegeben die beim Vergüten verwendet wird.

Natürlich kannst Du ihn auch niedriger anlassen.

Die Ansprungshärte nach dem abschrecken beträgt etwa 62 HRC bei einer Anlassthemperatur von 200 C° solltes Du so bei 58 HRC rauskommen.

Das dürfte für deinen Abschrot geeignet sein.
Beim Anlassen über 200C° nimmt die Zähigkeit des Stahls ab und erst bei 300 C° wieder zu.
Über  300 C° ist dann die Härte aber schon recht gering
Es gibt also keinen Grund höher als 200 C° anzulassen

Viele Grüße
Peter
meine Homepage

Einfach nur schön das Schmiedeleben



18. November 2011 um 13:49
Ohne angegebene DIN/TGL wist du aber keine eindeutige Werkstoffnummer bekommen,falls die überhaupt was über die Zusammensetzung sagt ? und eine Analyse kostet so zwischen 80-120 €.

Gruß Maik

Homepage
18. November 2011 um 14:31
Eine Analyse kommt nicht in Frage. Erstens weiß ich nich wo ich das bei mir in der Nähe machen kann und zweitens kann ich meinem Freund von dem Geld zwei Abschroter kaufen.

Dass ich nicht genau meine Werkstoffzusammensetztung rausfinde is eigentlich ja auch klar. Da die verschiedenen Schienenstähle dachte ich nich so viel voneinander abweichen, hab ich durch eure Infos aber jetz eine Vorstellung wie das Material einzuordenen is. Vorallem Schakaas Tipps haben mir sehr geholfen.

Ich will den Abschroter einfach so härten dass er sich nicht allzu schnell abnutzt und auf der anderen Seite auch nicht ausbricht wenn ein Schlag daneben geht.
Mein Freund für den der Abschroter is, fängt gerade erst an und da kann sowas ja mal vorkommen.
Benutzt wird er vorerst vorallem für kleineres Material, daher gehe ich nicht davon aus, dass er seine Härte durch die Hitzteeinwirkung beim Abschroten allzu schnell verliert.
Zum Kaltschroten o.ä. wird er auf keinen Fall verwendet werden.

Ich begeb mich am Wochenende mal daran und berichte euch auf jeden Fall wie das Ergebnis aussieht.

Besten Dank für eure Hilfe

Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
18. November 2011 um 14:49
Habe mal eine Analyse machen lassen,muss ich mal raussuchen,ist aber auch im MFzu finden.

Gruß Maik
Homepage
21. November 2011 um 16:04
Hallo Willi,
ich benutze den Schienenstahl auch sehr ausgiebig, und bin mit den Resultaten durchaus zufrieden, auch ohne zu wissen welcher Stahl es genau ist.
Wenn du auf dem Material vielleicht einen Schriftzug hast, könnte ich dir evtl genauer bescheid geben.

Aber eigentlich reicht ja ein Blick auf das Eisen-Kohlenstoff diagramm vollkommen aus:
1.) Die Schienenstähle bewegen sich im untereutektoiden bereich von 0,38%C bis 0,82, wobei die höherlkohlenstoffhaltigen- und Chrom- Stähle wohl eher seltener zu finden sind

2.) Die Wirkung des Magneten ist leider unabhängig von der benötigten Härtetemperatur, aber glücklicherweise bei einer Temperatur angesiedelt, die die Härtetemperatur der meisten (leicht legierten) Werzeugstähle abdeckt: 768 °

Jetzt gehen wir in dieses Diagramm:  http://de.wikipedia.org/wiki/Eisen-Kohlenstoff-Diagramm
Wir wollen eine Härtung erzielen, und bewegen uns knapp über der Linie G-O-S, im Gamma bereich, da wir ja unlegiert und unter 0,8% C allen Kohlenstoff für die martensitische Härtung benutzen wollen.
Dort schätzen wir also: erst über einem Kohlenstoffanteil von 0,5% liegt die freundlicherweise auch eingezeichnete Magnettemperatur über dem idealen Wert, so das aller Kohlenstoff gelöst ist.
Aber auch darunter haben wir schon zum teil das benötigte Gamma Eisen, nur halt noch nicht alles.

Was für die Praxis bedeutet, sehr gut möglich, das der Magnettest funktioniert aber evtl benötigst du noch ein paar °C mehr.
Wahrscheinlich ist der Stahl so oder so gehärtet, aber evtl nicht optimal, im Sinne von zu weich.
Probier es einfach mal mit einem  dünn ausgeschmiedeten Stück und dem Magneten.
Wenn du damit vor dem Anlassen Glas ritzen kannst war die Temperatur ausreichend. (wenn nicht kann man keine Aussage treffen)
Wenn du das stück dann vor dem Anlassen in den Schraubstock spannst und daran ziehst, sollte es abbrechen und nicht verbiegen (vorsicht, splitter!).

Wenn du nach dem Anlassen den Warmschrot !vorsichtig! an einem 8mm Rundeisen kalt ausprobierst, und sich die Schneide nicht verbiegt weist du das es auf jeden Fall gehärtet ist.

Wenn nicht beobachte die Farbe beim unmagnetischen Punkt, und erhöhe noch ein paar grad weiter, es gibt ja Farbtabellen.

Viel Erfolg, Eisenbrenner
Zuletzt bearbeitet: 21. November 2011 um 17:22, Eisenbrenner