Gewinde schmieden

11. Juli 2015 um 17:07
Hallo,


Wie es die Überschrift schon sagt geht es darum Gewinde zu schmieden. Neulich erst gabs dazu einen Beitrag und der Gedanke hing sowieso schon in meinem Kopf.
Also hab ichs mal probiert:
Vorlage war eine alte Spindel.

Gesenk für die Schraube, konischer Stift für die Mutter:



Gesenk aus C60:




Ging erstaunlich gut!

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Zuletzt bearbeitet: 6. Oktober 2015 um 18:22, Wilhelm Weyer
11. Juli 2015 um 17:24
Wie funktioniert das mit dem Stift? Gibts da einen Trick dabei, Schmiermittel o.ä.? Und bei welchen Temparaturen arbeitet man dabei am besten?
11. Juli 2015 um 18:11
Den Stift einfach in die warme Mutter (vorgelocht) reindrehen. Gegebenenfalls muss man das mehrfach machen.
Der Stift ist aus Werkzeugstal und dient zum Erzeugen des Gewindes in der Mutter. Nachdem man die Mutter mit dem Stift vorbereitet hat muss man aber gegebenenfalls die Mutter nochmals im heißen Zustand auf die fertige Schraube drehen um die zweit Teile optimal aufeinander anzupassen.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
12. Juli 2015 um 19:50
Hi Willi,

na da haste wieder was schönes umgesetzt (wozu ich leider noch nicht die zeit mir genommen hab).... wie haste das mit der Kluppe gemacht, oder generell.. ist das ein normgewinde, oder ein willigewinde W12,5? Also, wie hast du die Kluppe erzeugt? bzw. das Gewinde als solches?
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
12. Juli 2015 um 22:52
Hi Willi,

Also der Stift = Gewindebohrer hattest du schon. Ober ist der auch selber geschmiedet?
Dann in die Mutter (vorgelocht) mehrmals eingedregt.
Nur eingedreht oder auch von aussen auf die Mutter geschmiedet??

Dann die Mutter ( nun Kluppe) in 2 teile geteilt, Feder angeschmiedet und nochmals auf den Stift (Gewindebohrer)
warm miteinander verschmiedet!

Verstehe ich das so richtig? Muß ich auch mal versuchen.

Der pit03.
12. Juli 2015 um 23:15
Abend zusammen,

der Willi hat es sich viel einfacher gemacht

Ich hatte eine alte Spindel. Diese diente als Vorlage.
Also hab ich eine Kluppe als Rohling vorbereitet (mit Feder usw.) und von der Spindel einen "Abdruck" genommen. Sprich die Kluppe warm gemacht, die Spindel dazwischen und unterm Federhammer aufeinander geschlagen. Anschließend die Kluppe aufgebogen und ein wenig die Kanten nachgearbeitet (Fächerscheibe), damit sie nicht so stark beißt.

-->Kluppe Fertig!

Den Stift (Gewindebohrer) hab ich selber gemacht. Einen Rohling vorgeschmiedet und mit der Kluppe das Gewinde drauf gebracht.

-->Werkzeuge Fertig!

Die Herstellung eines Gewindes sieht dann so aus, dass man das warme Material (in diesem Fall 20er Rundstahl) in die Kluppe steckt und durch kontinuierliches drehen diese weiter füttert. Der Hammer schlägt gleichmäßig auf die Kluppe und durch das schon erzeugte Gewinde lässt sich das Material sehr gleichmäßig in die Kluppe drehen/schieben.
Die Mutter wird dann erzeugt wie oben beschrieben:
Vorlochen, dann den Stift (Gewindebohrer) einschlagen/eindrehen. Und ja man muss teilweise seitlich schmieden, damit der Bohrer das erste Mal richtig greift.
Nach diesem vorbereiten, dreht man die Mutter dann am besten nochmal auf die erzeugte Spindel (also die Spindel zu der sie später passen muss), da die Teile doch minimal varrieren können und so optimal aufeinander angepasst werden.

Ich habe gestern Abend noch einen zweiten Werkzeugsatz gemacht, diesmal mit dem Abdruck einer Spindel von einer Bremse einer alten Kutsche. Die Gewindetiefe und die Steigung sind wesentlich größer und mit solch einer Spindel ließe sich sicher auch ein kleiner Schraubstock ausrüsten.
Der erste Satz ist ja praktisch für Schrauben die zur Befestigung dienen, der zweite dann für Spindeln die arbeiten müssen.
Ausgangsmaterial für ein Gewinde wäre beim zweiten Satz ein 15mm Rundstahl.
Im Laufe der Zeit werde ich sehr wahrscheinlich viele verschiedene Größen und Steigungen "kopieren" und dann produzieren/schmieden.

Heute hab ich zwischendurch noch mit einer geschmiedeten Schraubzwinge begonnen, wenn ich sie noch fertig krieg kann ich sie ja mal zum Hammer-In mitbringen.


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Zuletzt bearbeitet: 6. Oktober 2015 um 18:21, Wilhelm Weyer
14. Juli 2015 um 13:41
Hallo Willi, wenn ich mir das so anschaue sollten Zugstangen von Betonschalungen ein gutes Gewinde ergeben. Da ist ein Trapezgewinde drauf das nicht so leicht verkanntet. Ich hab noch ein paar zuhause und kann was ans hammer in mitbringen. Dürften etwa 18mm im Durchmesser haben und sind aus Stahl.
Bis dann.
21. August 2015 um 20:58
Hey Willi,

CHAPEAU!!!

Bin mal richtig begeistert!!! Ich habe den Fred von Dir gerade erst entdeckt und bin sehr beeindruckt!


Freddie
I´d rather have a crooked knife than a broken one...

Freddie

www.dermesserschmied.de
www.messerschmiedekurs.info
www.schmiedemarke.de
Zuletzt bearbeitet: 21. August 2015 um 21:01, Frithjof Guettler
24. August 2015 um 22:01
Hallo Freddie,

Danke dir!

Ich werde bei Gelegenheit mal Bilder von meiner selbstgeschmiedeten Schraubzwinge reinstellen. Einige haben sie schon auf dem Hammer-In gesehen.

Irgendwann in nicht allzu ferner Zuunft gibts dann auch eine komplette Schraubstockspindel mit Mutter und natürlich den hoffentlich ald fertigen Schraubstock dann auch.


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
7. Oktober 2015 um 09:49
Hi Willi,

habe den Thread hier grade über deinen Schraubstock gefunden, der mich schwer begeistert hat. Was alles so möglich ist, wenn man Gewalt und Fingerspitzengefühl zusammen bringt ist echt phänomenal.

Was ich aber noch nicht verstehe ist, wie du dein Gewindewerkzeug einsetzt um ein Innengewinde zu schmieden. Mein Verständniss sagt mir, dass du dein vorgelochtes Material festspannen musst und dann mit jedem Hammerschlag das Werkzeug drehst, während das Material sich nicht bewegt. Das dabei aber ein benutzbares Innengewinde herraus kommt entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Magst du mal wieder deine Weisheit mit mir teilen  

Gruß,

Lennart 
7. Oktober 2015 um 18:08
Hallo Lenni,

das hat keinesfalls was mit Weisheit zu tun, sondern mit viel ausprobieren und dann die richtigen Schlüsse ziehen bzw. Erfahrungen sammeln.

Das vorgelochte Stück wird warm eingespannt. Dann drehst du den oben gezeigten Dorn ein. Anschließend spannst du aus und schmiedest das Werkstück während der Dorn drin steckt.
Gewaltsames reindrehen und Schmieden wechseln sich immer wieder ab und bis zum fertigen Innengewinde vergehen einige Hitzen.
Die allergrößte Schwieigkeit ist es dass der eingedrehte Dorn nicht zu warm wird. Mir ist der eine oder andere beim ausprobieren abgeschert und drin geblieben.


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de