Konzeptueller Nicker aus Uraltmeissel

8. September 2016 um 16:11

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Wollte mich ja mal auch ein wenig mal vorstellen, was ich so mache. Das hier ist noch eine Arbeit im Fortgang, aber ein projekt, das mir ziemlich lange am herzen gelegen hat. Im Wald hab ich einen ca. 150 Jahre alten Meißel gefunden, mit einem eher wunderlichen Funkenbild (dunkelrot, aber mit zahlreichen sichelförmigen C-Explosionen am Ende, wie bei HSS - Stahl). Nun, es war Vollmond, und da schlich ein Fuchs rum, und der ging Gassi mit mir bis zum Waldrand, wo er mich doof anguckte und wieder verschwand, und da dachte ich mir, nimm das Thema doch mal auf und erzähle eine Geschichte mit Deinem Messerchen. Also hab ich einen Fuchs in das Integral reingeschnitzt und mich ein wenig an Feilarbeiten versucht. dabei mußte ich feststellen, dass die lehre doch ein bißken lange her ist... mein damaliger Meister hätte mir wahrscheinlich eine runtergehauen, so lausig sind die Passungen.

Gehärtet habe ich das Ganze dann selektiv in drei Stufen (helles, dunkleres und dunkles Kirschrot) in Pommesfett, nachdem ich Pi mal Auge auf einem glühenden Vorschlaghammerkopf im Aschebett weichgeglüht hatte (die Feile griff sehr gut, wie man sieht ). Angelassen habe ich mit der Restwärme und nach Gefühl über der offenen Esse. Meinen Standard-Biegetest (15-25° unteres Drittel im Schraubstock eingespannt) konnte es danach ab, und die Spitze brach auch beim Hebeln im Hartholz nicht ab. Die Schneide beschnitzt ST - 37. Ich schätze mal, das sind so ca. 57 HRC, was mir völlig reicht.

Leider hat sich die doch etwas dünne Klinge (Vor Härtung 0,3 mm an der Schneide) etwas beim Härten verzogen, und leider hab ich einen Parallaxefehler und kann bei Dämmerlicht nicht gut erkennen, ob etwas gerade ist , sodass ich an die Klinge mit dem Wasserstein nochmal´"bei muß".

Dann hatte ich noch etwas Grubeneiche aus einer Mine im Muttental, die etwa hundert Jahre in Eisenoxidhaltigem Wasser gelegen hat und eine schöne burgunderrote Färbung hat, und hab die dann mit leider mangelnden Feilfähigkeiten auf den Erl geworfen... nuja... gelobt sei Pattex Stabilit und seine Spaltfüllungseigenschaften... :-/.

Sicher noch ne Menge Luft nach oben, aber ich mag es eigentlich recht gern. Schneiden tut´s jedenfalls zufriedenstellend. 

So, ich freu mich auf Eure Anregungen und Kritik....

8. September 2016 um 16:59
Hallo Fim.....,

sieht interessant aus. Zeige und bitte größere detailreiche Bilder.


Klaus 
9. September 2016 um 11:32
Ja ich hätte auch gerne ein deutlicheres Bild vom Messer gesehen, was man hier ahnen kann sieht doch gut aus. Aber.... woher weiß man wie alt ein Meißel ist, wenn man ihn im Wald findet??
Volker
11. September 2016 um 19:15
Das lässt ein Meisterwerk erahnen, jedoch kann man es nicht recht erkennen. Würde mich auch tierisch über ein größeres Bild freuen!!!

Gruß,

Lenni
12. September 2016 um 19:10
Hallo, ich habe jetzt gerade noch keine besseren Bilder, gelobe aber Besserung!

Die Wege bei mir hinterm Haus gehörten einer Firma Funcke und Sohn http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/bestand.jsp?archivNr=4&tektId=260 , und die und ihre Vorläufer haben mit ihrem Schrott Jahrzehnte (Jahrhunderte?) lang diese verfüllt. Nach 1920 (?) wurden hauptsächlich Spaten, Gartenwerkzeuge und Sägen produziert, uhund, der Stahl eines Messers aus einem anderen, ähnlichen Meissel, der direkt daneben lag, zeichnet auf eine Weise, dass ich glaube, dass es sich um Tiegelgußstahl handelt. Zudem war der Meissel achtkantig geschmiedet, und das hat man nach Aussage unseres Altschmieds nur bis 1950 gemacht, und der Kopf hatte eine sehr wunderliche Form (flach dünner gezogen), die nach meiner Recherche vor 1930 üblich war. . Am selben Fundort (2 m weiter) habe ich auch einen Freiform-handgeschmiedeten Messerklingenrohling gefunden (sichelförmige Schneiden - Vorform, vorgezogener Erl),den ich dann fertiggemacht habe, und der ebenfalls -allerdings eher subtil- zeichnet. Messer sind aber seit ca. 150 Jahren nicht mehr am Standort produziert worden, und schon gar nicht auf diese Weise. Klar weiß ich nix genaues und muss mich immer selber auch ein wenig zur Räson rufen.

Ich mag es, solche Materialien zu jagen. Um ehrlich zu sein, bin ich ein eher lausiger Messermacher (die Dinger schneiden für mich zufriedenstellend und brechen nicht, sind aber nicht so doll poliert, da fehlen mirAusstattung und Geduld). Was ich aber bin, ist ein Geschichtenerzähler, und das tu ich gerne auch mit Hammer und Feuer. Letztgültig ist es mir auch gar nicht sooo wichtig, ob der Meissel tatsächlich genauso alt war... auf dem Weg der Recherche dahin hab ich auf jeden Fall eine (mehrere) Geschichten gefunden... und noch ein bißchen Material mehr, aus dem dann noch mehr Erzählung wird. Bestimmt ein wenig spinnert, mögt Ihr jetzt sagen-und habt recht damit. Und klar, ich suche weiter, und wenn Ihr da noch mehr geschichtliche Details zu habt, immer her damit!

Bilder folgen am Mittwoch!
Zuletzt bearbeitet: 12. September 2016 um 19:16, Fimbul Myrk
12. September 2016 um 19:46
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Hier schonmal ein paar Detailfotos, leider auch nicht so dolle... wenn der Bauer nicht schwimmen kann, liegt es an der Badehose, aber meine Kamera hatte den Adler gemacht, und mit der neuen muss ich erstmal kaffeetrinken gehen...
13. September 2016 um 15:51
Deine Arbeit lässt sich als sehr schön erahnen! 
Und dazu noch so schön in Szene gesetzt. Nur das Briefmarkenformat...aiaiai.
Normalerweise ist die Wahl der Auflösung relativ einfach zu finden. Schau doch mal bei deiner Kamera unter Einstellungen. Oder schreib hier das Modell und den Typ rein, dann schick ich dir eine Schritt für Schritt Anleitung zurück. 
14. September 2016 um 10:06

Das ist nett von Dir, aber das krieg ich schon hin...   Das war die alte Kamera, und die ist eben kaputt und ich kann da nix mehr retten.

 

Erstmal hab ich jetzt ein Video erstellt, um das Ding mal vorzustellen:

https://youtu.be/A0K23i9MHO8

Weiteres folgt.

 

14. September 2016 um 10:11

Und noch zwei... :

 

Zuletzt bearbeitet: 14. September 2016 um 10:12, Fimbul Myrk