Ambosstock, Kreuzschlaghammer und Schmiedenagel

31. August 2013 um 11:52
Hallo liebe Forenmitglieder,

Kurz vor beginn meiner Ausbildung hat sich nochmal einiges in meiner Schmiede getan. Zuerst hab ich einen neuen Ambosstock bekommen:
 


Es ist ein Eichenstock mit folgenden Maßen: 60cm Hoch, ca. 60cm Durchmesser

Weiterhin habe ich mir einen Kreuzschlaghammer aus C45 Geschmiedet:



Zuletzt möchte ich euch noch meinen Schmiedenagel vorstellen:




Dieser hier hat noch keinen Besitzer, mal sehen wen ich als erstes Besuch

Viele Grüße,
Alexander
31. August 2013 um 13:03
Servus,

ein recht massiver Ambossuntersatz der Runde! Für diesen Amboss zu groß, aber ich hätte ihn auch genommen. Der geschraubte Haken im Stock lässt den Schluss zu, dass der Amboss - so wie er steht - bereits in Verwendung ist. Aus meiner Sicht steht er falsch. Der Stauch gehört auf die andere Seite. Die Meisterseite also zu dir. Der Grund hierfür ist, der Meister hält das Werkstück mit der Zange am Stauch und der Zuschläger macht die Arbeit und muß so nicht über die Ambossbahn arbeiten. Des Weiteren hat dies den Vorteil, daß man die "Amboss-Senkrechte auf der Stauchseite als Stütze verwendet. Ein weiteren Effekt erzielst du beim "Richtigdrehen" dass die Ambossbahn näher beim Körper ist. Dies erleichtert das Schmieden. Also Amboss an den äußersten Rand ziehen, hier zählt jeder Zentimeter.

Der Hammer sieht gut und schwer aus. Auch das Auge scheint sauber gedornt zu sein. Das Einstielen ist jedoch nicht korrekt, hier mußt du nochmals ran. Der Stiel sitzt zu tief im Auge. Der Nagel ist auch hier nicht das geeignete Mittel um den Stiel fest zu halten. Hier gibt es Methoden die sich bewährt haben (Kleben, Holzkeil). Beim Holzkeil, muß der Stiel über das Augen hinaus schauen...Keil hinein und erst dann den Überschuss absägen. Abschließend mit einem Eisenkeil kontern. Also pass auf das dir der Hammerkopf mit dem Nagel nicht "um die Ohren fliegt".

Gut gemacht die Lilie. Muß ich demnächst auch mals schmieden. Arbeite beim Schmieden - auch bei dünnem Material - immer mit der Drahtbührste. Halte die Oberfläche immer schön "Zunder-Sauber". Das Werkstück sieht dann schöner und sauberer aus. Alternativ kannst du auch am Ende mit der Flex-Draht-Bürste die Oberfläche noch "aufpimpen".

Na da tut sich ja was bei dir. Weiter so.

Gruß 

Was man nicht tut, geschieht auch nicht
31. August 2013 um 13:52
Hallo,

ich möcht mich da dem Scheunenschmied anschließen mit dem Hammerstiel.

Bei dem Hauklotz möcht ich nur kurz erwähnen das man bei Eiche besser noch das Splintholz (den weißen Kranz ums Kernholz) abnimmt.. dies würde den Klotz etwas verkleinern, und Splint ist das reinste Ungezieferfutter...
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
31. August 2013 um 13:52
Hallo Kollegen,
im Printip stimme ich dem Scheunenschmied zu. Es gibt auch Amboße, die haben den Stauch auf der anderen Seite also kein Problem.
Steht der Meister oder der Schmied am Amboß so sollte er so nah wie möglich am Amboß stehen. Für den Zuschläger ist das nicht so wichtig.
Schmiedet der Schmied alleine so ist das Rundhorn immer auf der linken Seite, außer bei Linkshändern.
Die Höhe des Amboßes sollte so sein, daß der Schmied ein Werkstück noch zwischen die Beine bekommen kann um es für Zweihandarbeit zwischen den Schenkeln halten  zu können.
Bei der Befestigung des Hammers stimme ich dem Scheunenschmied voll zu. Sollte sich der Hammer beim Schmieden lösen und wegfliegen ist der Schmied sehr stark gefährdet nicht der Zuschläger.

Gruß
Gerhard
31. August 2013 um 19:00
Hallo ihr drei!

Danke erstmal fürs viele Lob und den Tipps zum Ambosstock.
Das mit dem Stauch und dem richtigen stehen am Amboss ist so eine sache... Ich habe anfangs meinen Amboss so platziert, dass der stauch zu mir schaute... (das Horn also nach rechts, darum gehts eigentlich). Also bin ich das schon gewöhnt, so wie er jetzt steht. Auch finde ich es nicht so, dass wenn der Schmied alleine schmiedet, das Rundhorn immer auf der linken Seite ist... Schaut euch mal Alfred Habermanns Video vom Amboss genau an... Er hat das Rundhorn auch auf der Rechten Seite von sich. Die Höhe hat genau 90 cm, was mir hervorragend passt. Ich kann das Werkstück noch mit den Beinen halten, muss mich aber auch nicht runterbücken.

Ja, ihr habt recht, bei dem Hammerstiel muss ich eindeutig nochmal nacharbeiten...  hätte man es gleich gescheit gemacht... aber naja

Meiner Meinung nach ist es Gewöhnungssache wie man am Amboss steht und arbeitet.

Viele Grüße,
Alexander
31. August 2013 um 19:24
Achtung! Der Habermannamboss ist "verkehrt" herum!!! Eine Sonderanfertigung...

Ohne Dir zu nahe treten zu wollen! Du gewöhnst Dir da schlechte Sachen an. Man kann richtig und falsch am Amboss stehen!

Es ist wichtig sich ergonmische und bewährte Dinge anzugewöhnen. Unser Handwerk ist Jahrtausende alt. Es gibt bewährte und erprobte grundsätzliche Techniken die Du drinhaben musst. Sonst sind irgendwann die Knochen kaputt oder Du kommst nicht voran.

Suche Dir jemanden der Schmieden kann und Dir einiges zeigt. Leider wohnst etwas zu weit südlich für ein paar Stunden kostenlosen Schmiedeunterricht...

Und noch ein Tip! Säge die Standseite "Flach" dann kommst näher an den Amboss. Ich habe z.B. Meine Stöcke so gesägt, dass sie nur minimal breiter und Länger als der Fuß mit dem Stauch sind.

Gruß

Oli
Zuletzt bearbeitet: 31. August 2013 um 19:27
31. August 2013 um 20:37
Hallo zusammen,

eins nach dem anderen!

1. An Alex:
Schöne Arbeiten! Der Hammer gefällt mir und die Lilie machst du scheinbar auch schon mit Routine!

2.Ich möchte mich mal der Disskussion anschießen und meine Meinung zum Thema Ambossstock und Ambossrichtung los werden.

Der Stock:
Ich bin der Meinung dass der Stock etwas zu groß ist. Klar kann man von der Seite die auch Alex jetzt benutzt den Amboss gut benutzen aber so manches Werkstück hat mich schon um den Amboss herum tanzen lassen.
Vor allem wenn man alleine arbeitet sollte man von allen Seiten gut an den Amboss heran kommen.
Daher sollte der Amboss für mich in der Mitte vom Stock stehen! Natürlich sollte der Stock dann nicht zu groß (zu dick) sein dass man nicht mehr nahe genug an den Amboss heran kommt.

Die Ambossrichtung:
Ich finde der Stauch und das Rundhorn sind eher zu vernachlässigen!
Die allermeisten von uns arbeiten ohne Zuschläger und wenn man dann mal mit Zuschläger stauchen muss dann kann man sich drehen.
Außerdem hätte ich gerne mal erklärt was so schrecklich unergonomisch daran ist wenn das Rundhorn rechts ist. Wenn ich längere Zeit auf dem Rundhorn arbeite dann stelle ich mich oft auf die andere Ambosseite, da ich es dann rechts von mir habe und näher dran bin. Außerdem kann ich dann sehr viel angenehmer vor dem Rundhorn stehen, da mir ja der Amboss nicht vor den Füßen ist.
Bei kleinen Ambossen merkt man es weniger, aber bei einem großen mit 1m von Hornspitze zu Hornspitze schon deutlich!

Viel wichtiger finde ich das Vierkantloch!
Im Vierkantloch stecken die Gesenke. Wenn bei einem Rechtshänder das Vierkantloch auf der rechten Seite wäre, dann würde er sich sehr schnell die Finger auf das Gesenk schlagen wenn er die Bahn benutzt und gleichzeitig ein Gesenk im Loch steckt.
Wenn das Vierkantloch links ist dann kann dies nicht vorkommen!
Auch der Habermann-Amboss ist meiner Meinung nach also nicht "falsch rum"!!! Er hat das Vierkantloch auch links!
Fazit:
Ich habe schon von vielen Seiten vor dem Amboss gestanden. Für mich sind die Hörner und der Stauch weniger wichtig, weil ihre Ausrichtung die angesprochene Ergonomie nicht beeinträchtigt!
Ein Abschroter direkt neben der Hammer-Hand ist mordsgefährlich und kann einen Finger kosten!
(Natürlich ist es generell wichtig die Gesenke nicht unötig lange im Loch stecken zu lassen. Nur so lange wie man es braucht.)


Das ist meine bescheidene Meinung dazu

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
1. September 2013 um 10:09
(Natürlich ist es generell wichtig die Gesenke nicht unötig lange im Loch stecken zu lassen. Nur so lange wie man es braucht.)

Das ist eine Grundvoraussetzung für unfallfreies Schmieden. Auch ein Hörnchen kann lebensgefährliche Verletzungen herbeiführen
Eine praktische Sache ist, wenn man direkt neben dem Amboss einen kleinen Tisch o.ä. hat, wo man diese Kleinwerkzeuge bei Nichtgebrauch ablegen, aber auch schnell wieder auf sie zugtreifen kann.

Gruß,

DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
1. September 2013 um 11:15
Also mein Rundhorn ist auch rechts, ebenso auch das Vierkantloch.
Für mich als Linkshänder macht es aber auch keinen Sinn, wenn es andersherum ist.

Sehe ich das so richtig?

Sind hier eigentlich alle Rechtshänder?
Viele Grüße!
  Nils
1. September 2013 um 13:38
Der "Habermann Amboss" ist nach der Böhmischen Form gegossen, die hat das Horn auf der rechten Seite.
Meiner Werkstückführung nach kann der Stauch hintern Amboss sein, da ich darauf meißt nur längere Sachen stauche/ mit oder ohne Zuschläger. Kurze Werkstück mit den Handhammer/Zuschläger auf den Stauch zu bearbeiten wo die Schlagfläche unter der Ambossbahm liegt ist für mich zu unsicher und dadurch Gefährlich!


Mann kan den Klotz auch unten etwas ausnehmen damit die Füße darunter passen.
Finde den Klotz auch etwas zu groß, für den Amboß, wer weiß was noch kommt!


Was für eine Ausbildung beginnst denn?       
Reiner


Man sagte, ein Schlosser habe erst dann ausgelernt, wenn alle 10 Finger gleich lang seien.

Grenzlandschmiede, meine Arbeit
1. September 2013 um 13:50
Hallo Beckenbou,

Ich fange am Montag als Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker in DBFH (dualer Ausbildung mit Fachhochschulreife) in der BMW in München an. Grob gesagt könnte man es als Spängler bezeichnen, da mein Aufgabenbereich hauptsächlich auf Blechver- und -bearbeitung liegt. Ich denke dass ich dort vieles über die Kaltverformung lernen werde, auch Schweißen etc. glaube ich sind da im Programm. Es wird sicherlich sehr interresant... Das Schmieden wird natürlich weiterhin mein großes Hobby bleiben, auch wenn demnächst die Aktivität darin etwas zurückgeschraubt wird.

Auch ich habe einen Gesenktisch, den sieht man im zweiten Bild ganz rechts.

Werkstücke die so kurz sind dass die Schlagfläche unter dem Amboss liegt wenn man auf dem Stauch arbeitet kann man gleich auf der Ambossbahn stauchen, da diese Werkstücke sehr kurz sind.

Viele Grüße,
Alexander
2. September 2013 um 17:28
hallo,
hier scheinen einige ( auch von den beruflichen ) noch nie
eggenzinken ausgespitzt zu haben ...
wenn da ein paar hundert stck. neben dem ambos liegen ,
weiss man recht bald warum das rundhorn nach links gehört !
gruss von thomas ohne linken zeigefinger
Zuletzt bearbeitet: 2. September 2013 um 17:53, Martin Hartung / DerSchlosser
2. September 2013 um 17:55
weiss man recht bald warum das rundhorn nach links gehört !

Warum denn jetzt?

ohne linken zeigefinger

Betriebsunfall?

Gruß,

DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
2. September 2013 um 19:29
Ich bin mal wieder erstaunt wie sich so ein "nebensächlicher" Beitrag in einen echt wertvollen verwandeln kann. Willi und Scheunenschmied bekommen meine volle Zustimmung. Ich möchte nur noch was ergänzen. Der Amboss sollte so stehen dass er im alltäglichen Schmieden gut zu bedienen ist. Also der Amboss muss satt stehen und man muss von allen Seiten gleich gut herankommen. Ich würde also das was im jetzigen Zustand über den Amboss hinausragt mit einem geraden Schnitt absägen. Wenn eine größere Arbeit allerdings so am Amboss nur umständlich zu bewerkstelligen wäre würde ich nicht zögern mir den Amboss (mit oder ohne Stock) so zurechtzudrehen oder zu versetzen dass es mir die Arbeit erleichert.

Ich würde den Amboss sowieso verstellen. Wenn ich das richtig sehe, steht der Amboss direkt vor der Esse. Das heißt du musst dich auf dem rechten Fuß um 180° drehen um am Amboss zu Arbeiten und hast von der Fensterseite gar keinen Platz, ein Zuschläger auch nicht. Deshalb würde ich den Amboss mit Stock um 30-45° in den Raum drehen und etwas in Raummitte und auf die Kamera zu ziehen, so dass du dich auf dem rechten Fuß nur 45-60° drehen musst und genügend Platz von allen Seiten hast.

Auch den kleinen würde ich 90° zur Ecke stellen also etwas gegen den Uhrzeigersinn drehen.
Zuletzt bearbeitet: 2. September 2013 um 19:44
2. September 2013 um 21:59
Ich glaub Kettenglieder schweißt man leichter wenn das Rundhorn rechts ist!
Ein Amboss ist kein Allheilmittel, jede Form hat seine Entwicklung durchgemacht!
Reiner


Man sagte, ein Schlosser habe erst dann ausgelernt, wenn alle 10 Finger gleich lang seien.

Grenzlandschmiede, meine Arbeit