Hallo,
der Hartmann, für welchen angeblich 3250,- geboten wurden (real waren es 3200,- von mir 😬😬), ist einer der letzten
45er, nicht 40er. Ich habe die baugleiche Maschine in einem absoluten Topzustand bei mir in der Werkstatt stehen. Für diesen Hammer bin ich damals ebenfalls einen Preis in ähnlicher Größenordnung los geworden, was absolut ok war. Von dem besagten 45er, welcher aktuell in den Kleinanzeigen steht, habe ich mittlerweile ein paar aussagefähige Bilder auf Wunsch zugeschickt bekommen. Die Mängel, welche mir dabei auffielen, wären folgende:
1.)
Ölleitungsanschluss am Rückschlagventil des Bärzylinders durch unsachgemäßes Anheben völlig verbogen. Inwieweit das Rückschlagventil evtl. auch noch beschädigt ist, lässt sich nicht erkennen.
2.)
Der Bär ist an der Gesenkaufnahme durch falsches Einkeilen mit einem Durchschlag ziemlich verprügelt. Hier müsste man nacharbeiten, um eine Kerbwirkung am Schwalbenschwanz auszuschließen.
3.)
Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine relativ heftige Riefe in den Bär gezogen worden. D.h. die Bärführung sieht dann natürlich analog auch entsprechend aus.
Alles Sachen, mit denen man noch leben könnte, allerdings nicht mehr zu diesem Preis. Ich hatte dem Verkäufer damals mitgeteilt, dass ich diese Maschine nach heutigem Kenntnisstand auf höchstens 2800,- einschätzen würde.
Das Spiel bei herabgelassenem Bär soll in Höhe des Untersattels bei ca. 1mm liegen, was -wenn es denn stimmt- ziemlich ok wäre.
Auf Youtube gibt es ein Video von dem Hammer in Aktion:
https://www.youtube.com/watch?v=NF1PDZl9gXAWas man hier sehen kann, ist von der Bedienung her das absolute Grauen! Der Helfer drückt hier öfter den Fusshebel bis zum Anschlag durch, und lässt den Hammer "trocken" mit Vollgas auf den Untersattel schlagen. Die beste Methode, um den schönen Hammer zügig zu ruinieren! In einem anderen Video von dem Verkäufer wurde mit dieser mehr als unguten Brachialmethode eine Coladose zusammengehauen 🙄🙄...
Das Laufverhalten an sich scheint bei dieser Maschine aber in Ordnung zu sein.
Grundsätzlich muss man sagen, dass Hartmänner in gutem Zustand so langsam auch selten werden. Ich selbst bin noch an einem 50er Hartmann, Baujahr 1963 dran, den ich aufgrund seiner Bauart sehr interessant finde (keine angegossene Motorkonsole, was ich schöner finde, sowie plangefräste Schabottenoberseite, welche die ebene Auflage von eingekeilten Zwischenstücken ermöglicht. Davon abgesehen hat der 50er im Gegensatz zum 40er oder 45er zwei Flachführungen, anstatt nur einer). Allerdings hat auch dieser Hammer ein paar Fehler. So ist z.B. die Ölpumpe hinüber, für die ich aber originalen Ersatz hätte. Auch ein Kolbenring vom Bär wurde von einem Vorbesitzer etwas vermurkst, und müsste gegen eine Neuanfertigung getauscht werden. Ansonsten sieht die Maschine von der Zylinderwandung her ziemlich ok aus.
Was deine Präferenzen betrifft, würde ich mich eher auf den 34er KB1 festlegen. Diese robuste Brot und Butter-Maschine kann ich nur uneingeschränkt empfehlen! Ob so ein Hammer dann 2000,- oder 2500,- ,evtl. aber auch 3000,- kostet, finde ich persönlich bei einer Maschine dieser Qualitätsklasse eher nebensächlich, vorausgesetzt der Zustand ist wirklich ok. Aufpassen sollte man meiner Meinung nach hier nur, dass der Hammer auch von Kuhn hergestellt wurde, wenn er noch unter der alten Vertriebsbezeichnung "Reiter" gelabelt ist. Diese Hämmer wurden auch von Berger hergestellt, allerdings mit für mein persönliches Empfinden nicht an die Qualität von Kuhn heranreichender technischer Umsetzung. Auskunft über die genaue Maschinenherkunft kann dir anhand der Maschinennummer hier die Firma Angele geben, welche mittlerweile die gesamte Ersatzteilversorgung und das Firmenarchiv von Kuhn übernommen hat (Kuhn selber hat die Fabrikation von Lufthämmern leider eingestellt).
Grüße!
Zuletzt bearbeitet: 8. Januar 2020 um 19:05,
Sebastian