19. Oktober 2014 um 21:38
Bernhard, der Winter steht vor der Tür. Wenn du in der Garage schmieden willst eilt es wohl nicht. Stell ne Anzeige in die Tageszeitung und du findest günstig ne Kohleesse und nen Amboss. Eventuell noch Werkzeug. Kauf dir dann Petrolkoks 10/20mm oder die Anthrazit "Black Diamonds" Kohle von ThoMi. Dann hast du was du brauchst für nen guten Preis.
19. Oktober 2014 um 22:12
Hey,
Zu dem Stahl:
Wie schon beschrieben -> Der Stahl im Baumarkt ist Baustahl (und das nicht weil du ihn im Baumarkt kaufst ). Wenn du die angesprochenen Kleinigkeiten, also Flaschenöffner, Häckchen, Kerzenständer etc. schmieden möchtest oder generell 'Kunst' reicht dieser Stahl aus.
Sobald du in die Richtung 'Werkzeuge schmieden' gehen möchtest solltest du dich mal mit Stählen beschäftigen, vor allem im Hinblick auf den Bestandteil Kohlenstoff. Nur die Stähle mit einem Kohlenstoffgehalt < 0,40% kannst du härten. Härten bedeutet den Stahl bei einer bestimmten Temperatur abzuschrecken. Durch Gefügeänderungen des Stahls bei diesem Vorgang wird der Stahl härter. Neben der Härte gibt es noch einige andere Eigenschaften von Stahl die auch wieder von bestimmten Bestandteilen abhängen.

 Was für den Anfang ausreichen sollte wäre eine alte Autofeder. Du kannst entweder die Feder erhitzen und Stück für Stück abwickeln oder du erhitzt sie ein mal um die Härte rauszunehmen (Google mal Weichglühen) und schneidest sie mit der Flex in Stücke.
Kleinschleifen/-flexen mag ich nicht.

Was spricht gegen Flexen? Flexen wirst du höchst wahrscheinlich öfters machen.

Federstahl eignet sich für erste(!) Messer, Zangen, Durchtreiber/Dorne und ist wiederstandsfähiger als Baustahl. Das wirst du schon beim bearbeiten merken. (Die Messer-Abteilung sieht das wahrscheinlich anders )

Die Faustregel die immer wieder angesprochen wird würde ich als genau das ansehen: eine Faustregel. Ob du jetzt mit einem 500gr Hammer schlagen kannst oder mit 1Kg hängt zwar schon von der Masse des Amboss ab aber m.E. zu gleichen Teilen auch mit dem Unterbau.
Du kannst klassisch einen Holzstamm als Unterbau verwenden und Dachpappe/Bitumenfolie als Ausgleich unterlegen oder eine geschweiste und mit Sand und Öl gefüllte Rohrkonstruktion verwenden wie man sie häufig in amerikanischen Videos sieht. Durch einen masiven Unterbau erhöhst du zusätzlich die Masse und kannst im Umkehrschluss mit einem schlechten/kleinen/wackelnden Unterbau den schwersten Amboss nutzlos machen.

Zu dem Sperrhorn: Großartig schleifen würde ich das nicht (ohne es jetzt live gesehen zu haben). Du könntest dir einen Drahtbürsten-Aufsatz für die Flex kaufen, mit dem kann man super entrosten und den kannst du auch für das finish späterer Arbeiten gebrauchen. Solltest du doch mit der Flex schleifen wollen kann ich die Fächerscheiben empfehlen.

Die Frage nach dem 'Durchmesser des Sperrhorns unten' deute ich mal so, dass du dich fragst wie man das Horn irgendwo hin/aufstellt?
Ich würde entweder ein Loch in den Holzstamm bohren und das dann aufstemmen oder aber eine Halterung schweißen wie die oben angesprochenen Rohrkonstruktionen. An dem Horn selbst würde ich nichts verändern. Auf den Bildern in dem unten verlinkten Artikel steckt das Horn übrigens in einer Lochplatte welche nicht in Alex Lieferumfang enthalten ist .


Die Esse: Auch hier wieder meine Meinung: Die Kohlenesse macht mehr Spaß und ich kann besser steuern was ich wo wann warm haben möchte. Ich kann die Größe des Feuers an meine Werkstücke anpassen. Die Gaßesse macht alles warm was drin ist. Die Kohlenesse kommt ohne Probleme auf Schweißtemperatur, unsere selbstgebaute Gaßesse nicht (Gaßessen im Allgemeinen kommen sehr wohl auf Schweißtemperatur!). Kohlenessen machen Dreck. In Sachen Lautstärke tuen sich beide nichts da die Gaßesse faucht und die Kohlenesse das Gebläse drunter hat.

Ich bin mir noch unschlüssig ob ich den Brenner als Improvisationsanfang gut finde oder eher nicht...

Das geht nur für kleine Stellen und ist auf die Dauer teuer .

Das kaufen einer Gaßesse ist sinnvoll da du sie Zeitnah hast und dich nicht einlesen musst, plus sie kommt garantiert auf Schweißtemperatur. Nachteil ist nur: sie ist wahrscheinlich so teuer, dass du dir später keine Kohlenesse kaufen möchtest weil du ja schlieslich eine Menge Geld für die Gaßesse ausgegeben hast.

Wenn du später im neuen Haus genug Abstand zu den Nachbarn hast würde ich die eine Kohlenesse empfehlen da sie mir mehr Spaß macht. Aktuell würde eine Gaßesse mehr Sinn machen. Schau doch mal anch ob du entweder eine gebrauchte bekommst oder ob es sich lohnt jetzt eine zu kaufen im Hinblick darauf sie später wieder zu verkaufen.

Gruß Jonas

Ich hoffe ich habe keinen Quatsch erzählt, wenn doch korrigiert mich.
20. Oktober 2014 um 00:41
Einspruch, euer Ehren, aber du erhöhst die Masse eines Ambosses nicht, außer du schlaubst oder schweißt ihn auf einem massiven Stahlklotz fest - und zwar richtig fest. Verkeilen geht natürlich auch - siehe Lufthammer. Ansonsten hast du immer zwei lose gekoppelte Massen. Mit einem guten Unterbau nutzt du also nur das Potenzial vom Amboss aus, und mit einem schlechten verschenkst du jede Menge. Wenn Oli von einem schlecht stehenden 200kg Amboss erzählt, nun, den kenne ich auch. Und ich muss sagen, dass ich lieber auf unserem 50kg Amboss schmiede: Der steht gut auf Bitumen und Buchenklotz.

Mit der Aussage, dass man mit gekauften Gasessen garantiert Schweißtemperatur erreicht wäre ich auch vorsichtig. Die meisten erreichen nämlich keine Schweißtemperatur - die mit 50mBar Regler mit Sicherheit nicht.

Im übrigen: Ein Freund von mir hat lange auf einem Vorschlaghammer Klingen geschmiedet ( mit Grill, Holzkohle und Fön ). Es geht, aber Freude kommt dabei nicht auf.

Nie zwei gehärtete Flächen aufeinander schlagen: Die Ambossbahn ist auch gehärtet. Zwischen Hammer und Ambossbahn (oder Vorschlaghammer) sollte sich auch immer ein Stück glühendes Eisen befinden.

Gas - oder Kohleesse: Kommt ganz darauf an: Schneidwerkzeuge schmieden (auch Damaszener Stahl), härten, Teile gleichmässig erwärmen: Gasesse. Teile gezielt erwärmen, Kunstschmiedearbeiten: Kohle. Bevor wieder Einwände kommen: Ja, es geht beides in beiden. Ich kann Damaszener Stahl mit der Kohleesse  machen, aber warum sollte ich. Ich kann auch Kunstschmiedearbeiten in der Gasesse machen (man kann ja gezielt abkühlen), aber warum sollte ich. Na gut, wenn ich Sonntags mit Kindern schmiede, und es kommt einer vorbei und will einen Meissel neu ausgeschmiedet und gehärtet haben, dann hole ich nicht erst die Gasesse heraus.

Nur noch'n paar Cent von

Willy 
Das kann man so machen, muss man aber nicht.
20. Oktober 2014 um 09:07
Von den Gedanken an WiCons Faustregel würde ich mich zu Beginn glaube ich erstmal lösen. Nichts gegen die Faustregel! Ich kann für mich nur sagen, dass es nur eine Regel und kein Gesetz ist! 

Stähle:
Das ganze ist in meinen Augen eine riesen Wissenschaft. Für dich und mich als Anfänger gilt aber meiner Meinung nach: Kauf dir bloß nichts im Baumarkt! Du ärgerst dich schwarz wenn du irgendwann realisierst, wie dich Obi & Co übern Tisch gezogen haben. Such dir einen Schrottplatz in der Nähe und gut ist. Der wird auch garantiert Material unter 20mm haben. Was ich IMMER mitnehme wenn ich auf dem Schrott bin sind diese Stangen die man in Beton steckt (auf englisch "Rebar"). Die gibts in unterschiedlichen Stäken, sind in aller Regel Haufenweise auf jedem Schrott vorhanden und man kann sie für viel Kleinkram benutzen. 
Das nächste wäre die gute alte Spiralfeder. Meines erachtens nach perfekt um den Werkzeugfundus mit Locheisen und Meißeln zu erweitern (habe gestern welche gemacht und war erstaunt wie gut sich die Spitze hält). Diese ist auch für kleine Messer geeignet. 
Wird das Messer größer oder man will plötzlich doch ne Axt schmieden, sind Blattfedern der Stahl der Begierde aufm Schrott. Dann noch ne alte Feile mitnehmen um ihn als Schneide einzuschweißen und du hast alles was du brauchst für ein paar Euros anstatt für sehr sehr viele Euros beim Baumarkt.  

Esse:
Bei youtube gibt es einige Videos wie sich Leute aus einer Konservendose eine Gasesse bauen. Wäre vielleicht interessant für dich. Wieder mal eine Lösung mit finanziellem Minimalaufwand. Ob man darin Feuerschweißen kann würde ich anzweifeln, aber ich persöhnlich warte auch noch auf den Moment wo ich mir das Feuerverschweißen anfange zuzutrauen. Was ich sagen will: Feuerverschweißen ist ne Kunst die man nicht unbedingt zu Beginn der Schmiedekarriere braucht. Allerdings ist es auch kein Fehler früh damit anzufangen.

@ Klaeus
Rauchen die von dir gelisteten Kohlen extrem viel weniger als meine ... ich glaube das ist Steinkohle? Ich würde bei dem was Bernahrd beschrieben hat eher zu Gas oder Kohle raten, da ein Abzug die Sache sehr viel größer und sperriger macht und sich ansonsten noch die Nachbarn über den Gestank oder die Lunge wegen der Gase beschwährt ...

Grüße aus der Polit.-zentrale,

Lenni 
20. Oktober 2014 um 11:42
Hallo,

Hab gerade diesen Behelfsamboss entdeckt: Klick

Den Preis würde ich versuchen runterzuhandeln! 

Gruß DerSchlosser 
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 20. Oktober 2014 um 11:43, Martin Hartung / DerSchlosser
20. Oktober 2014 um 14:16

Hallo bernhard,

das ganze wird wohl was grösseres. Deshalb "hau" ich Dir noch ein paar Sachen um die Öhren.

Du schreibst, daß Du mit dem Schmieden anfangen willst, daß Du im Augenblick ein Reihenendhaus in einem reinen Wohngebiet bewohnst und das Du/Ihr euch mit dem Gedanken tragt ein neues Heim zu erwerben.

Meine persönliche Meinung, warte es ab bis ihr die Entscheidung getroffen habt, ob ein Umzug stattfindet und vor allem wann. Wenn dieser Umzug im Gang ist, wirst Du für alles andere Deinen Kopf zusammen halten müssen und bestimmt nicht fürs schmieden.

Desweiteren, würde sich bestimmt der ein oder andere hier im Forum finden, bei dem Du mal über die Schulter schauen kannst respektive bei dem Du unter Umständen auch einen Kurs machen kannst. Wer weis, vielleicht entwickelt sich da was und man kann öfters zusammen schmieden, als Zuschläger fungieren.

Wie mein Altgeselle immer gesagt hat: Mit den AUGEN stehlen!

Mit viel Glück besitzt derjenige sogar eine Gas und eine Kohleesse, wodurch die Entscheidung leichter fällt. Vor allem wirst Du feststellen, daß diese ganze Sache beim zusehen "leicht" aussieht, aber wenn man mal selbst den Hammer schwingt da ganz schnell zwei Welten auf einen zukommen. Denn einen Nagel in die Wand zu schlagen ist einfach, sofern kein Durchzug im Raum ist.  Aber auch mehrfach mit Kraft dahin zu treffen wo man hin will, in einem kurzen Zeitfenster wo das Eisen warm ist, das ist dann schon was anderes.

Wenn man alles kaufen muß ist es ein teures Hobby! Aber ein entspannendes, jedenfalls kann ich das für mich behaupten.

Es gibt soviele für und wider, Gasesse ja/nein, Kohlesse ja/nein, welche Handhammerform, großer/kleiner Amboss, ..................

Man kann über alles eine Meinung einholen, kein Ding, derer wirst Du viele bekommen. Je nachdem aus welchem "Lager" der Rat kommt stehst Du am Ende  wieder am Anfang.

Ich kann Dir anbieten bei mir vorbei zu kommen, da ich mittlerweile auf dem Weg zur vierten Esse bin. Eine Gas, zwei Kohle und noch einen Bausatz auf dem Schopf liegen habe. Allerdings wird die Entfernung zu groß sein.

Steht da im Augenblick nicht ein treffen in Berlin an? Nimm Dir die Zeit. Frag bei den Jungs nach, bis jetzt habe ich es erst bei einem erlebt, daß er abgelehnt wurde, am zweiten Tag aber erst. (Und das war nicht ich!)

Gruß

Uli

20. Oktober 2014 um 15:38
@ Lenni

Die von mir genannten Kohlen sind wirklich ne Klasse für sich. Probiers aus, wirst erstaunt sein.
20. Oktober 2014 um 17:29
Alles klar. Werde da wohl mal dringenst meinen Horizont erweitern müssen
20. Oktober 2014 um 19:04
Ja Willy, Einspruch gewährt. Das mit der erhöhten Masse habe ich falsch ausgedrückt, deine Formulierung, dass man kein Potenzial verschenkt, ist besser.

Das mit den Gaßessen mag sein, ich habe keine gekaufte war aber immer der Meinung wenn man eine kauft und damit geworben wird, dass sie auf Temperatur kommtso sollte das auch so sein. Wieder falsch formuliert

Gruß Jonas
24. Oktober 2014 um 15:19
Hallo,

ich habe mich ein paar Tage nicht gemeldet und nachgedacht. Momentan denke ich, dass die Mahner Recht haben und dass sich bei all den Mini-Schmieden-Versuchen zuviele Kompromisse anhäufen würden. Mit schlechtem Material macht Arbeiten keinen Spaß. Kompromisse will man am Anfang immer eingehen, aber irgendwo ist Schluss. Wenn ich mit dem Schmieden mal anfange will ich bestimmt auch meine eigenen Zangen schmieden und schon fehlt ein richtiger Amboss. Klaeus Hinweis auf den Winter ist auch nicht falsch (auch wenn man so einen Mini-Amboss wie DerSchlosser ihn verlinkt hat ja wahrscheinlich mit einem Teelicht vorwärmen könnte ).  Ich bin schon mal beruhigt, dass Ihr viele Ambossgewichte benannt habt, die auch für einen "Bürohengst" allein gut transportabel sind.

Ich muss in mich gehen, wie es "etwas größer" geht und notfalls halt erst, wenn wir ein neues Haus gefunden haben. Bis dahin werde ich mich mal mit Metall beschäftigen (dass man Baustahl nicht härten kann, das weiß ich aus Buch und Internet, aber woran in ohne Funkenflug am Schleifbock erkenne, dass das beim Obi Baustahl ist (oder was irgendwas anderes beim Schrotthändler ist), das habe ich noch nicht 'raus.
Vielleicht schaffe ich mir erstmal ein Schweißgerät an und lerne erste Schritte im Schweißen. Das scheint eine für Schmiede nützliche Fertigkeit zu sein. Vielleicht findet sich ja auch doch noch ein Schmiedekurs für die Weihnachtsferien.

Zuletzt noch an Uli: Wenn ich denken würde, dass es leicht ist, dann würde es mich nicht interessieren!  Was das "teure" angeht, so habe ich den Eindruck, dass es dem Drechseln nicht unähnlich ist: Man kann mit einfachen Mitteln schönes machen, man kann auch ein beliebig großes Vermögen ausgeben und man hat die Wahl, sich dazwischen einen individuell passenden Weg zu suchen. Ich schwimme vielleicht nicht im Geld, aber das ist diesmal nicht der Flaschenhals.

Viele Grüße an all die freundlichen Helfer, ich melde mich dann mal wieder, wenn es soweit ist.
Liebe Grüße,
Bernhard