Alte Schmiedegemäuer

10. April 2018 um 16:23
Ich verfolge  die Threads wenn Jemand von uns hier und da ein Schnäppchen gemacht hat. Ich freue mich sicherlich auch immer wie ein Schneekönig wenn ich ein Exponat für nen guten Preis abgegriffen habe. Was mich aber immer begleitet, ist etwas Wehmut wenn so eine alte Schmiede geräumt wird. In solch alten Gemäuern haben sich viele Geschichten gesammelt, Die leider für immer im verborgenen bleiben. Nicht zuletzt auch das Flair, der rauchgeschwärzten Bruchsteinwände und dem alten abgwetzten Kopfsteinsteinpflaster, insofern überhaupt ein fester Boden vorhanden ist. Solche Örtlichkeiten, sind eigentlich Das was eine alte oder historische Schmiede ausmacht. Ein antiker Maschinenhammer, Pressen oder Ambosse, sind nur halb so schön anzuschauen wenn Sie auf nem geflipperten Industriefußboden stehen,  in einer riesen Werkhalle. Mich würde es freuen wenn sich Alternativen ergeben würden z.B. die Maschinen an Ort und Stelle belassen wenn möglich mit dem Besitzer (Die meistens eh nix damit anfangen können) eine Vereinbarung treffen. Ich habe es selber letztes Jahr erlebt und es hätte mich wahnsinnig gefreut wenn es geklappt hätte. Aber die Schmiede mit einem Hobbyschrauber zu teilen (Der sowieso etwas sonderbar rüberkommt) kommt leider nicht in Frage, Jedenfalls würde es ganz sicher nicht auf Dauer gutgehen. So werde ich warten müssen bis die Frau des Schmiedes (93 jährig und ich hoffe sie lebt noch sehr lange) das Zeitliche segnet, um dann genau Das zu machen, was ich am Meisten hasse. Diese wunderschöne Schmiede zu plündern.

Gruß aus Nordhessen

Manfred
11. April 2018 um 15:26

In Oberrosphe ist im Dorfmuseum "Forsthof" unten auch eine Gewölbeschmiede. Da hat mein Vater noch gewerkelt und u.A. Pferde beschlagen und Reifen auf Wagenräder aufgezogen (als Museumsvorführung).

Jedenfalls war darin jede Menge Originalmaterial und Werkzeug, und es sind aus anderen Schmieden noch sehr viele Sachen dort gelandet. Meist als Spenden, oder eben bei Auflösungen haben die Verantwortlichen einfach die Entsorgungsleistung dahin "outgesourced".

Da lag damals sehr viel ungenutztes Zeug in der Ecke, und alle Zangen zusammengeworfen wäre sicher im höheren, 3-stelligen Kilobereich gewesen.

Also alternativ zur Erhaltung der Originalschmiede, dass die Teile wenigstens in einer anderen, möglichst lokalen anderen Schmiede landen, und nicht beim Schrotti.

11. April 2018 um 17:34
Logisch Thomas,
bevor die Werkzeuge und Maschinen beim Schrottie enden, sollte man retten was zu retten ist. Aber manchmal gibt es Alternativen zum ausräumen, oft wird gerade in kleineren Orten noch nach einem Nachwuchsschmied gesucht, Der vielleicht nur ein paar Kilometer zu fahren hat um an Ort und Stelle, seinem Handwerk nachzugehen. Bei uns einem 800 Seelen Dörfchen wird Dies sehr gut angenommen, nur ist die Schmiede im Ort leider nicht mehr renovierbar, der Kamin wurde zurückgebaut und durch Wassereinbruch im Gemäuer könnte man Sie höchstens noch als Tropfsteinhöhle verwenden. Die im 5 Km entfernten Nachbarort dagegen (Bilder hatte ich schonmal eingestellt) ist einfach nur ein Traum würde sich aber warscheinlich in einen Alptraum verwandeln wenn ich mir dieses erhabene Gemäuer mit einem Hobbyschrauber der speziellen Art teilen müßte.

Gruß

Manfred
12. April 2018 um 18:58
Hallo,

eine "Neubelebung" einer alten Schmiede steht und fällt mir Ihrem Umfeld. Stand die Schmiede lange still, hat man schnell Schwierigkeiten mit den Nachbarn bzw. die Leute drumherum können mit einer Schmiede nix anfangen. Auch halte ich nix von der Idee alles erhalten zu wollen... Wenn ich den ganzen Kram aus meiner Schmiede, oder anderen Schmieden die ich "ausgeräumt" habe, behalten.. hätte ich anbauen können. Es nützt nix alles und jeden Kram erhalten und behalten zu wollen, Werkzeug lebt davon das man es benutzt und das es benutzbar ist. Wenn man einige Krücken von Hämmern und Zangen sieht.. die taugen nur zu einem Zweck.. Einschmelzen und was neues draus machen.
Warum soll nicht eine neue Schmiede entstehen die auch irgendwann rußgeschwärzt ist? Es muß ja nicht die geflipperte Industriehalle sein, aber wenn ich mir beispielsweise die Schmiede von Alex Boiger angucke.. vor ein paar Jahren war das noch ein Hühnerstall, und nun eine schicke Schmiede....
Aus eigener Erfahrung weiß ich wie "blöd" es sein kann auf einem alten Haufen Erinnerungen zu sitzen. Um den Charakter einer Schmiede nicht zu zerstören braucht es ein gewisses Feingefühl, und während man in seiner neuen Schmiede hemmungslos den alten Ambossstock wegreißt.. mach ich mir dann 3-5 Monate Gedanken darum ob das mit meinem Gewissen und der Schmiede vereinbar ist, den alten 200 Jahre alten Ambossstock, der von Milliarden von Holzwürmern befölkert ist, zu entsorgen.

Das Handwerk zu erhalten heißt das Feuer zu erhalten, nicht die Asche zu bewahren...

Gruß

Lutz
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
12. April 2018 um 19:57
Hallo Lutz,
bei uns auf dem Lande dürfte es nicht sehr schwer sein eine alte Schmiede zu reaktivieren, die Meisten Die mich angesprochen haben sind von der Idee eher angetan. Logisch gibt es auch Örtlichkeiten, wo Leute wohnen, Die sich von ner Fahrradklingel an den Rand des Herzinfraktes treiben lassen. Du bist in der glücklichen Lage eine der schönsten historisch aktiven Schmieden zu betreiben und solltest mich eigentlich verstehen können mit meiner Aussage. Natürlich kann man nicht allen Schrott bunkern, manche Werkzeuge haben ausgedient und gehören entweder als Deko irgendwo an die Wand (wenn man denn Platz hat) oder in den Schrott. Werkzeuge muß man benutzen, brauchen und pflegen und was man davon wirklich brauch, muß Jeder selber wissen. Ich habe auch weiß Gott nix gegen die Entstehung neuer Schmieden (wird bei mir hoffentlich auch mal soweit sein), mir persönlich geht es einfach nur darum wenn möglich Bestehendes zu erhalten, was aber nicht heißt, dass ich mich mit dem vorhandenen Schrott zufrieden geben  oder eine Holzwurmzucht weiterführen muß, man kann auch alte Schmieden mit funktionellen Werkzeug ersetzen .

Ich hoffe, dass die Feuer noch sehr lange erhalten bleiben.

LG

Manni

18. April 2018 um 16:32

Bei uns ist eher das Problem, dass niemand die Schmiede  - also die Gebäude - als solche erhalten will (also die Denkmalpflege übernehmen will). Die Gemeinden wollen das Geld dafür eher nicht ausgeben, und selbst ein hauptberiflicher Hufschmied kann sich das oft nicht leisten - zumal der ja eher zum Kunden fährt, als andersrum.

In Warenheim gibt es sowas noch, der Schmied da macht aber sehr viel Auftragsarbeit für die Renovierung von alten Gebäuden. Der hat sich in das alte Schmiedegewölbe einge...mietet? ...gekauft?

Ansonsten kenne ich leider nur Hinweisschilder "Standort der ehemaligen Dorfschmiede". 

 

1. Oktober 2018 um 18:33
Ist aber besser wenn das ganze schöne Werkzeug, das seine eigene (wenn auch meist unbekannte) Geschichte und irgendwie auch Seele hat, wieder an Leute geht, die es sorgsam behandeln, um neue Dinge zu erschaffen, als wenn die Leute es einfach unachtsam auf den Schrott stellen.