"Aufrechte" Gasesse

3. Dezember 2012 um 21:23
Hallo,

habe gerade folgenden Link besucht:
http://www.iforgeiron.com/topic/27139-my-quest-for-a-coaless-coal-forge/

Zu sehen ist eine stehende Gas- bzw. Ölbrenneresse (also die Öffnung nach oben gerichtet).

Kann mal jemand, der bereits eine Gasesse hat, versuchen, ob man so tatsächlich sinnvoll schmieden kann?
Wäre ja für viele Arbeiten eine tolle Sache, wenn man keine normale Kohlenesse verwenden kann.

Viele Grüße,

Martin
3. Dezember 2012 um 21:29
Links setzen
3. Dezember 2012 um 22:19
Tut mir leid, aber zumindest auf dem IPad ist der Editor um die Links zu setzen nicht zu sehen.

Grüße,

Martin
4. Dezember 2012 um 07:47
Hallo zusammen,

hier kommt das Link
4. Dezember 2012 um 09:53
Also ich hab mir das jetzt mal angesehen. Das ist durchaus interessant wenn man mit Altöl feuern will. Für den Gasbetrieb halte ich diesen Aufbau jedoch für ungeeignet. Man würde ja schließlich nur die "Abwärme" nutzen. Die heisse Brennkammer läge ja unter der eigendlichen Esse. Man brauch ja sowieso eine Haube darüber wie im Video um die Strahlungswärme nutzen zu können und/oder die bekannten Keramik Chips.

Eine Haube ist auch bei einer normalen Koksesse interessant. Fred Schmalz nutzt so eine Haube auf seiner Koksesse und da kann man das Werkstück auch auf die Kohlen legen bis zur Schmelztemperatur und erst beim entnehmen aus der Esse verbrennt dann der Stahl wie eine Wunderkerze.

Hier mal ein Video in dem Fred´s Esse zu sehen ist: Video
4. Dezember 2012 um 12:56
Die Idee für sich alleine ist schon nicht schlecht. Quasi ein Pflanzenöl - Vergaser. So eine Vespa hatte ich auch mal...

Schade nur, daß man immer einen Kompressor braucht. Der Erbauer hat einen mit 150 ltr. Behälter.

Mal eine Frage an alle Bastler hier: könnte man sowas z.B. leicht modifiziert bauen, in der Art wie "kleine Hydraulikpumpe setzt das Öl unter Druck, Gebläse steuert Luft dazu" ? Wäre eine Abwandlung der Gebläse - Gasesse.
Könnte man dafür alte Ölheizungsbrenner mißbrauchen ?? Die hätten gleich den Ventilator dazu

Grüße,

Alex
4. Dezember 2012 um 13:54
Hallo,

@Klaus:

Ich versuch gerade deinen Einwand zu verstehen, gelingt mir aber nicht ganz ::/
Wo siehst du hier den Unterschied zwischen einer Gasflamme und einer Ölflamme?
Im Link wird die Ölflamme in einem"Pott" unterhalb der Tischfläche eingeblasen - die Luft (und die Strahlung zum Teil auch) weicht nach oben ab, wo dann das Werkstück liegt und erhitzt wird.

Würde nun statt der Ölflamme eine Gasflamme entzündet, würde sich durch grundsätzlich nichts ändern, oder? Sicherlich wäre die Effizenz im Brennraum bei beidem Flammenarten höher - (im Brennraum wirkt die hocheffizente Wärmestrahlung schließlich allseitig auf das Schmiedegut), aber das Prinzip bleibt dasselbe.

Die verwendete Haube dient, wie ich das sehe, hauptsächlich um die Effizienz zu erhöhen (die Abwärme staut sich und Strahlungswärme wird a)abgeben und b)reflektiert. Zusätzlich wird vor Sauerstoff geschützt. Was du da von der Koksesse schreibst, veranschaulicht das ja grandios. Wenn das so gut funktioniert wäre das ja wirklich was feines. 

Wie gesagt, man müsste es halt mal direkt ausprobieren: Gasesse aufrecht stellen und schauen, ob die Wärme reicht..
Erbarmst du dich für diesen Versuch? ;)

@Maus:

Der Ölbrenner der da verwendet wird, arbeitet ja tatsächlich nach dem Prinzip eines Vergaser: Aus der Düse wird durch die schnell vorbeilaufende Luft Öl gerissen und fein verstäubt. Man braucht halt dazu eine gewisse Geschwindigkeit der Luft, die durch Verengung des Querschnitts, durch Geschwindigkeit der Luft (also Druckluft im Zweifel) oder durch Öldruck zustande kommt. Öldruck wird ja hauptsächlich bei Fahrzeugen angewandt, dazu braucht man viel davon. 

Eine andere Möglichkeit wäre (hab ich bei Youtube schon gesehen) ist die Abwandlung des Prinizps der Petromaxvergaserlampen.
Der Brennstoff wird dazu in einem Röhrchen erwärmt, was dazu führt, dass der Druck steigt. Anschließend spritzt das Zeug dann auch einer Düse heraus und reißt dabei Luft mit (Venturi..) und wird verbrannt.

Das schöne an letzterer Methode: Man braucht keinen Kompressor und damit auch keinen Strom ;) 

Nebenher: Wenn ich die Iforge-Seite richtig verstehe, dann geht sein 3,5 PS Kompressor alle 30-45 Minuten einmal für eine kurze Zeit an. Also zum zerstäuben braucht man nicht wirklich viel Luft..

Grüße,

Martin


Zuletzt bearbeitet: 4. Dezember 2012 um 14:02
4. Dezember 2012 um 14:22
Das Petromaxprinzip ist interessant, hat bestimmt ein Ventil drin. Das ist logisch, war mir aber so nicht geläufig.
Die Frage ist, ob man es in dem Maßstab anwenden kann, damit ordentlich zu heizen.
Das "ohne Strom" ist natürlich schon sehr elegant.
Klar bräuchte man einiges an Hydraulikdruck, aber selbst kleinere Hydraulikpumpen dürften das hinkriegen, siehe Diesel - Einspritzpumpe Kfz.

Was ich nur meine ist, sein Kompressor hat 150l im Tank. Meiner hat 50l, der liefe also dann ca. alle 10 min, würde ich nicht wirklich toll finden.

Vielleicht würde aber eine geeignete Vergaserdüse den benötigten Druck reduzieren ??
4. Dezember 2012 um 14:42
Hallo,

also ein Ventil ist in diesem Bereich in der Petromax ist nicht drin. Nur ein Steigrohr und eine Wendel, die dauernd erhitzt wird.Je nach Brennstoff muss diese Wendel länger oder kürzer ausfallen, bzw. kann ganz weggelassen werden.
Vermutlich müsste sie bei Salatöl relativ lang sein, damit ausreichend erhitzt wird.

Hier ist ein Link, wo sowas umgesetzt ist:
http://www.youtube.com/watch?v=eb3uG8NDFwc

Hier nochmal deutlicher:

http://www.youtube.com/watch?feature=endscreen&v=I1xf5lp_ZnE&NR=1


In wie weit das skalierbar ist, ist eine interessante Frage. Die Videos zeigen ja: Es geht.
Ansonsten folgende Überlegung:
Die Petromax hat ca 1,4kw Wärmeleistung zusätzlich zum Licht.
Zum Schmieden brächte man nach verschiedenen Quellen ja in etwa 15-20 kw.

Die Petromax verbraucht ca 1 Liter Petroleum in 8-10 Stunden, die Essen auf iforgeiron etwa 1-2l Öl pro Stunde.

Also sind wir ungefährt bei einem Größenverhältnis 1:10. Ich könnte mir vorstellen, dass es klappt den Brennstoff genügend zu Überhitzen damit tatsächlich richtig geheizt werden kann.  ;)

Aber wie gesagt: Meine Interesse hier lag weniger auf dem Ölbrenner (der sicher interessant ist..), sondern mehr auf der vertikalen Essenkonstruktion, die erlaubt, mehr zu schmieden, als längliche Gegenstände.

Viele Grüße,

Martin
Zuletzt bearbeitet: 4. Dezember 2012 um 14:48, Martin
4. Dezember 2012 um 17:44
Soweit ich weis braucht ein Altölbrenner Wärmeenergie um das Öl sauber zu verbrennen. Das heißt in der unteren Kammer wird das Öl zerstäubt und durch die Refektionswärme so verdampft und entzündet dass an das Werkstück kein Schmutz mehr kommt.

Bei einem Gasbrenner kannst du die Wärme punktuell direkt über die Flamme bekommen, oder eben über Fläche und Volumen wie es bei unseren Gasessen der Fall ist. Bei einem Aufbau wie im Video würde eine Gasflamme unten in der Kammer rotieren seine meiste Energie abgeben und nur die "Abwärme" würde in der oberen Kammer genutzt werden. Die wirklich heiße Kammer bliebe ungenutzt.

Bei einer nach oben gerichteten Flamme würdest du zumindest riskieren das dein Brenner verschmutzt wird. Der Rückstau würde sich auch stetig ändern. Durch die Haube hättest du auch nicht mehr Platz als in unseren Gasessen.


Was für einen Vorteil siehst du den in einer solchen Gasesse. In dieser Ölesse kann man auch keine größeren Sachen erwärmen wie z.B. in einer unseren Gasessen aus z.B. nem 60l Ölfass.


Ich werde es nicht ausprobieren, ich komme schon seit Wochen nichtmehr in die Schmiede. Und wenn hätte ich 1000 Sachen die ich dringend erledigen müsste.
Zuletzt bearbeitet: 4. Dezember 2012 um 17:47
4. Dezember 2012 um 20:26
Aber wie gesagt: Meine Interesse hier lag weniger auf dem Ölbrenner (der sicher interessant ist..), sondern mehr auf der vertikalen Essenkonstruktion, die erlaubt, mehr zu schmieden, als längliche Gegenstände.

Er hat doch auch nur einen kleinen Brennraum,wo liegt da der Vorteil ?,nur eben bei Öl.

Hochkant benutze ich meine Gasesse auch aber nicht darüber,sondern mit Flüssigbad im Brennraum,darüber mache ich nur Wasser heiß.

Gruß Maik
Homepage
4. Dezember 2012 um 20:44
Hallo,

ich glaube es gibt ein Missverständnis;)

Man kann bei aufrechter Gasesse, (siehe Link von Mausschmiede), frei geformte Teile erwärmen, egal wie groß im Grunde.
Schörkel und so weiter sind kein Problem. Die Steine, die der Erbauer unter der Haube aufgestellt hat, sind jederzeit wegzunehmen.
Daher ist der Brennraum für Kunstschmiedearbeiten besser geeignet. 

Richtig ist, was Klaus gesagt hat, der wirklich heiße Teil der Brennkammer wird nicht genutzt. Wie gut es in der Praxis funktioniert, wäre aber eben interessant, Deshalb frag ich ja, ob jemand es mal testen könnte.

@Klaus: bezüglich der Ölflamme kenn ich mich nicht aus, ich weiß aber, dass z.B. die erwähnte Petroleumlampe weder stinkt noch merklich raucht.
Also denke ich, dass viel vom Brennstoff abhängt. Wer altes Motoröl heizt, wird mehr Probleme haben, als Leute die Sonnenblumenöl verwenden.. 

P.S: Nicht für ungut, ich wollte dich nur direkt fragen, weil du in Sachen Gasesse ja sehr aktiv bist.
Wie groß ist denn der Brennraum bei einem 60l Faß? 
Ich denke ein Problem bleibt meistens: eine 90 Grad Biegung und man ist meist am Ende angelangt :/



@Damastschmied: Was meinst du mit dem Flüssigbad?

Grüße,

Martin
Zuletzt bearbeitet: 4. Dezember 2012 um 20:53, Martin
5. Dezember 2012 um 10:45
@Damastschmied: Was meinst du mit dem Flüssigbad?

Salz,Blei,Zinn usw.

Wie groß ist denn der Brennraum bei einem 60l Faß?

Durchmesser + Isolierung die du dir gönnst

ich glaube es gibt ein Missverständnis;) Man kann bei aufrechter Gasesse, (siehe Link von Mausschmiede), frei geformte Teile erwärmen, egal wie groß im Grunde.

Es soll ja sowas geben,offene Gasessen,ob die was taugen und wie die Energie-Verschwendung aussieht ?.

Aber man kann zB.aus Porenisolier-Steinen die für Keramikbrennöfen genommen werden,auch eine veränderbare Gasesse bauen,in dem einen ist ein Flare,so habe ich in 5-10 min.eine sofort benutzbare Esse gebaut,nur dürfen diese keinen Boraxkontakt haben.

@Klaus: bezüglich der Ölflamme kenn ich mich nicht aus, ich weiß aber, dass z.B. die erwähnte Petroleumlampe weder stinkt noch merklich raucht.

Vielleicht liegt es ja am Strumpf,der ist bestimmt heißer als ein Kat.

Wer altes Motoröl heizt, wird mehr Probleme haben, als Leute die Sonnenblumenöl verwenden..

Kenne mich mit Ölbrenner nicht aus,reicht es wie im Video aus zB.ein Feuerzeug ran zu halten bei Diesel/Heizöl
Ich dachte das man da schon was glühendes braucht oder reicht das zerstäuben aus .

Altöl wird vielleicht mehr rauchen aber "Salatöl" hat eine höhere Zündtemperatur. 

Gruß Maik
Homepage
5. Dezember 2012 um 11:55
Also mal grundsätzlich....ist das nicht das Prinzip der altbekannten Ölheizung ?
Öl wird unter Druck (oder durch Sog oder wie auch immer) zerstäubt, mit ausreichend bzw. entsprechender Luft versorgt und dann mittels Piezo / Glühstrumpf / Zündholz / Fackel gezündet.

So viel Unterschied ist ja zu Gasesse vom Prinzip her nicht, das Gas wird bloß schon in unter Druck stehenden Behältern geliefert. Und je feiner die Zerstäubung (ok, natürlich mit Druck- + Düseneinstellung komplexer als die Gasesse) desto eher kommt es an das "Gasverhalten" beim zünden ran. Wird natürlich nie so sauber sein, aber Ölheizungen schaffen trotzdem recht gute Werte.

Das nur zur Technik, über die Form bzw. den Aufbau kann man natürlich diskutieren.
Ich denke, daß aufgrund der Verbrennung des Öls durch seinen "Brenner" bzw. durch die verwendete Technik der Erbauer die "Feuerstelle" überhalb errichtet hat und so die heiße Flamme von unten wärmt, zusammen mit der Thermik.

Ich denke aber auch, daß mit einer richtig eingestellten und zielgerichteten Ölflamme eine Ölesse auch ähnlich einer Gasesse gebaut werden kann, man müßte einen normalen Gebläsebrenner hierfür modifizieren; genauer den Teil der "Gaslanze"

Die flexible Haube darüber ist natürlich eine feine Sache, wie aber im odoo.tv - Beitrag gezeigt würde das auch sehr gut über einer Kohlenesse funktionieren, wieso sollte da so eine "Isolierung" nicht gute Dienste leisten ?

Was meint Ihr ?
Zuletzt bearbeitet: 5. Dezember 2012 um 11:55, Alex
5. Dezember 2012 um 12:22
@Mausschmiede:

Grundsätzlich jst es genauso wie du sagst.. Öl hat sogar eine höhere Energiedichte als Steinkohle, also da geht schon was.
Das schöne ist halt, Raps und Sonnenblumenöl gibt es für unter ein Euro den Liter überall zu kaufen. Das ist schon praktisch;)

Bezüglich der offenen/senkrechten Gasessen: wäre wirklich toll, wenns mal jemand testen könnte. Einfach die Gasesse hochkant stellen, recht und links vllt ein Ziegel und eine Platte drüber, ist wirklich nicht viel Aufwand, und dann wissen wirs.

@Damastschmed: Der Strumpf ist ja nur ein glühendes Kohlenstoffgeflecht: die Flamme verbrennt dafin Lichtlos, der Strumpf lässt es erst leuchten;)

Diesel lässt sich natürlich problemlos mit dem Feuerzeug entzünden.. Aber die Zündtemperatur ist wirklich nicht das Problem.

Grüße,
Margin
Zuletzt bearbeitet: 5. Dezember 2012 um 12:41, Martin