Meine erste Kupferpfanne

7. September 2020 um 15:44
Hallo zusammen,
nach der postitven Resonanz zu meinem Kupferbecher (Klick) möchte ich euch auch meine neusten Projekte nicht vorenthalten.
Ich habe angefangen altes Kupfer-(Koch)-Geschirr auf dem Trödelmarkt zu sammeln und zu restaurieren. Bin dabei teilweise in das Aufgabenfeld eines Kesselflickers abgerutscht (....was überhaupt keinen Spaß macht....), habe aber auch anderen wunderbaren Stücken wieder neues Leben einhauchen können.
Während dieser Arbeiten fiel mir dann irgendwann auf: "So nen riesen Ding is das ja nicht sowas zu machen"
Und so habe ich kurzerhand meine erste eigene Kupferpfanne geschmiedet.
Das Treiben der Pfanne aus Blech ist wirklich kein großer Aufwand wenn man es z.B mal mit meinem Kupferbecher vergleicht. Dementsprechend ging es relativ schnell von der Hand. Auch der Stiel ist schmiedetechnisch keine Meisterleistung sondern erfordert lediglich ein wenig Gefühl für Proportionen, damit die Pfanne nicht kippt und er optisch zum Gesamtbild passt.
Das Verzinnen....nun ja, das hatte ich bis dahin ja an genug anderen Stücken geübt.
Die fertige Pfanne hat einen Bodendurchmesser von 12cm, am oberen Rand einen Durchmesser von 17cm. Sozusagen perfekt für ein Spiegelei
Die Außenseite ist blank poliert und der Stiel ist mit Kupfernieten an die Pfanne angesetzt.
In der Küche an der Wand hängend macht sie optisch schön was her, eignet sich aber auch prima zum Kochen (Spiegeleiertest schon bestanden). Das eine oder andere Stück wird da sicher noch folgen.
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Ich hoffe euch gefällts!
Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de

Re: In vino veritas-Weinbecher aus Kupfer

7. September 2020 um 15:28
Hallo zusammen,
Danke für die positiven Rückmeldungen!
Bleifreies Zinn müsste Fittingslot vom Installateur/Trinkwasserleitung sein, Lötpaste dazu gibt's auch. Dachdeckerlot mit Lötwasser sehe ich eher kritisch.
Das mit dem Fittingslot stimmt, Zusammensetzung: 97% Zinn, 3% Kupfer. Dürfte also lebensmitteltechnisch kein Problem sein.
Dachdeckerlot hat dagegen fast immer einen Bleianteil!
Gruß
Willi
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Re: In vino veritas-Weinbecher aus Kupfer

2. September 2020 um 23:19
Hallo Volker,
Das motiviert mich ja wieder zu einer Sache, die ich immer schon mal machen wollte. Einen kupfernen Lampenschirm . Irgendwann versuche ich es
Kennst du meine Lampe mit Kupferschirm? Forumsbeitrag: Klick
Das Licht ist sehr schön und angenehm!
Vom Aufwand ihn zu treiben dürfte es sogar weniger Arbeit machen, da man ihn nicht so hoch ziehen muss wie einen Becher. Wenn du ihn nietest wie bei meiner Lampe, dann ist es ein Klacks im Vergleich zu einem getriebenen Lampenschirm.
Gruß
Willi
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Re: In vino veritas-Weinbecher aus Kupfer

2. September 2020 um 15:53
Hallo Lenni,
Vielen Dank für das Lob!
So wie ich es recherchiert habe, ist Zinn an sich unbedenktlich was den Kontakt mit Lebensmitteln angeht. Schießlich gab es früher komplettes Geschirr aus Zinn. Wichtig ist wie gesagt der Bleigehalt. Da ich komplett bleifreies Zinn verwendet habe mache ich mir bezüglich meines Bechers also keine Sorgen.
Den Becher innen zu versilbern wäre sicher auch eine schöne Idee. Allerdings müsste man den Prozess mal genauer ausprobieren. Silber hat mit 960°C einen sehr hohen Schmelzpunkt (Zinn: 230°C). Kupfer durch Aufschmelzen zu versilbern dürfte also in der Schmiedewerkstatt eher schwierig werden. ca. 100°C zu viel und das Kupfer schmilzt gleich mit.
Die Alternative wäre das Kupfer galvanisch zu versilbern, was wiederum ein gewisses Equipment erfordert.
Bisher bleibt das Zinn auch schön silbern blank, wohingegen das Kupfer außen langsam anfängt anzulaufen (der Becher ist nun ca. 3 Wochen alt und in regelmäßiger Benutzung zum Wasser trinken und Wein trinken).
Ich wünsche viel Erfolg beim Nachschmieden!
Gruß
Willi
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In vino veritas-Weinbecher aus Kupfer

2. September 2020 um 13:24
In vino veritas. - Im Wein liegt die Wahrheit.

Das ist das Motto dieses Experiments. Und so ergaben sich auch für mich einige Wahrheiten aus diesem Versuch. Aber dazu später mehr.
Der eigentliche Hintergrund dafür, dass ich mir diesen Weinbecher aus einem Stück Kupfer getrieben habe ist folgender. Auf einem Schmiedetreffen vor einigen Jahren (im schönen Sperberslohe) stellte ein lokaler Silber-und Goldschmied seine Arbeiten aus. Dabei trank er ganz gemütlich aus einem gehämmerten Silberbecher ein paar Schlücke Wein. Seit diesem Treffen geht mir dieser Becher nicht mehr aus dem Kopf. Und irgendwann werde ich mir einen nachschmieden (treiben). Um nicht gleich das gute teure Material zu verheizen, habe ich aber nun erstmal einen Becher aus Kupfer getrieben.
Wahrheit Nummer 1: So ein Probestück lohnt sich!! Ohne die gesammelten Erfahrungen hätte ich ohne weiteres einen dreistelligen Wert an Silber sinnlos geschrottet.
Also habe ich aus einem alten kaputten Kupferkessel eine runde Scheibe ausgeschnitten und mal angefangen einen Becher zu treiben. Materialstärke war ca. 1,5 mm und die Scheibe hatte einen Durchmesser von rund 160mm. Die Größe habe ich einfach mal geschätzt und geschaut wo ich damit lande. Die Schätzung war in diesem Fall ganz gut. Der fertige Becher gefällt mir von der Größe.
Der erste Versuch ging dennoch in die Hose. Beim stetigen Wechsel zwischen treiben und wieder weichglühen wollte ich irgendwann zu viel auf einmal umformen und der Becher bekam einen Riss. Gut, dass es nur Kupfer war. Mit einem wertvollen Stück Silber hätte ich mich schwarz geärgert!
Was aus dem misslungenen Versuch wurde werde ich in einem weiteren Beitrag zeigen. Wahrheit Nummer 2: Nichts ist umsonst! Der misslungene Versuch bekommt in seiner neuen Funktion teilweise mehr Aufmerksamkeit als der eigentliche Becher.
Der eigentliche Becher (der zweite Versuch) ist dann besser geglückt. Ich habe das Kupferblech über einen 50mm Rundstahl getrieben, den ich oben schön abgerundet habe. Der Hammer der auf einigen der folgenden Bilder zu sehen ist war mein fast ausschließlich genutztes Werkzeug. Lediglich am Anfang kam hin und wieder auch ein kleiner Ballhammer zum Einsatz.
Wahrheit Nummer 3: Es kommt viel weniger auf besonderes Werkzeug an als auf das Gefühl für das Material und das Maß der Umformung, welches das Material sich gefallen lässt.
Hier sind einige Zwischenstadien zu sehen:
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Als ich den Becher dann fertig getrieben hatte stand ich noch vor einer letzten Herausforderung: das Verzinnen.
Verzinnen dient in diesem Fall dem Schutz der Gesundheit. Kupfergeschirr reagiert mit dem darin servierten Speisen und Getränken (vor allem saurem Essen/Trinken) und ist dann gesundheitsschädlich. Daher wird Kupfergeschirr seit jeher auf der Innenseite verzinnt. Wichtig ist hierbei bleifreies Lötzinn zu nehmen!
Über einer weichen Flamme des Brenners habe ich das Stück vorsichtig aufgewärmt bis das Zinn aufschmilzt. Um das flüssige Zinn in einer gleichmäßigen Schicht auf der Innenseite des Bechers zu verteilen haben sich nach einigem Ausprobieren kreisende Bewegungen und ein "Auswischen" des flüssigen Metalls mit einem trockenen Tuch bewährt.
Das Verzinnen habe ich nur mal in einer Doku (Der letzte seines Standes-Kupferschmied) gesehen und habe mir dann überlegt wie es für meine Zwecke am besten gehen könnte. Man muss ein bisschen aufpassen, da überall flüssiges Metall herum läuft und spritzt, aber nach ein bisschen üben ging es ganz gut.
Also, Wahrheit Nummer 4: Es gibt nichts was man nicht irgendwie lernen kann.
Im Anschluss habe ich den Becher außen noch poliert (die Innenseite war bereits schön glänzend nach dem Verzinnen) und erstmal einen Wein als Probe daraus getrunken.
Der fertig Becher hat eine Höhe von 85mm, einen Durchmesser oben von 85mm und einen Bodendurchmesser von 55mm. Den oberen Rand habe ich bewusst etwas ungleichmäßig gelassen, so wie es beim Treiben entstanden ist.
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Ich hoffe euch gefällt mein Projekt!
Prost und beste Grüße!
Willi
PS: Irgendwann wird dann der Silberbecher folgen.
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Zuletzt bearbeitet: 2. September 2020 um 13:30, Wilhelm Weyer

Re: Wenge, wer kennt sich aus??

9. April 2020 um 10:05

 

Hallo zusammen,

hier mal eines meiner Messer mit Wenge als Griff. Ich mag das Holz, stimme aber zu, dass es etwas schwieriger zu verarbeiten ist.
Relativ splittrig und brüchig, aber für einen Messergriff gut zu gebrauchen.

Viel Erfolg!

 

Gruß
Willi

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Re: Korkenzieher

24. Januar 2020 um 08:29

Hey so eine ähnliche Form kam mir auch schon mal in den Kopf. Ich hab den Griff ein bisschen anders gemacht. 

Hast du die Spirale freiform geschmiedet? Und hast du auch mal eine Spirale linksrum geschmiedet? Die meisten Leute sind völlig irritiert wenn sie den Korkenzieher andersherum rein drehen müssen als sie es gewohnt sind. Entweder ist es dann ein Linkshänder-Korkenzieher oder wie ich es nenne: „Der Korkerzieher hat eine Überlastsicherung“. Wenn man es nicht mehr hinkriegt den Korkenzieher linksrum rein zu drehen, dann sollte man die Flasche zu lassen😄


In diesem Sinne: Prost!

 

Gruß

Willi

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Robuste Arbeits-Axt

8. Januar 2020 um 10:13

Hallo zusammen,

 

ich habe mich an einem der freien Tage im neuen Jahr mal wieder mit dem Thema Äxte/Beile beschäftigt. Mehr aus einer Laune heraus habe ich eine robuste Arbeits-Axt geschmiedet, die es schmiedetechnisch doch in sich hat. Zugegeben habe ich auch ein wenig die Herausforderung gesucht.

Geschmiedet ist die Axt aus einem Stück Baustahl 60x20mm. Ich habe zuerst hochkant gelocht, dann die Laschen zur Stabilisierung des Stiels abgespalten und in Lochrichtung "hochgeklappt". Anschließend wurde das Material abgesetzt bzw. eingekehlt um das Material für den Hammerkopf und das Axtblatt zu separieren. Hammerkopf und Axtblatt wurden aber zunächst nur grob in Form geschmiedet. Beim Hammerkopf habe ich das Material dann gespalten und auf der Ambosskante in breitem Winkel aufgebogen (so dass der Keil einen 90° Winkel einschließt). Dort habe ich dann ein Stück Vierkant aus C45 eingesetzt. Da man den C45 quasi über Eck einschweißt schmiegt sich der Keil gut an die Öffnung an. Es wurde zuerst hochkant (Axtkörper auf dem Blatt stehend) geschweißt wobei sich der C45 in den Baustahlkörper einstaucht und verschweißt. Im Anschluss ein zwei mal im "liegenden" Zustand drüber geschweißt und wieder ein schönes Vierkantende für den Hammerkopf ausgeschmiedet.

Auf der Seite des Axtblattes habe ich dann im Anschluss ein Stück Blattfeder einlaminiert. Auch hier wieder gespalten und verschweißt. So sind beide Arbeitsenden der Axt verstählt, der gesamte Grundkörper ist jedoch aus einem Stück freiform geschmiedet.

Zu guter Letzt habe ich dann alles in Form geschmiedet. Den Hammerkopf nochmal genauer ausgeschmiedet, das Axblatt geformt und ausgerichtet und die Tülle und das Auge nochmal aufgedornt und gerichtet. Hierbei auch alle Übergänge nochmal nachgeschmiedet.

Das Härten war auch wieder interessant. Zuerst habe ich das Axtblatt gehärtet und mit Restwärme angelassen. Dann habe ich den Hammerkopf in die Glut gesteckt und das Axtblatt mit einem nassen Lappen und ständigem Übergießen mit Wasser gekühlt. Als der Hammerkopf die richtige Temperatur hatte, habe ich auch diesen gehärtet und mit Restwärme angelassen. Beim Anlassen das Axtblatt ständig gekühlt halten.

Zum Schluss noch einen Stiel gemacht und eingestielt. Der Stiel ist mir nach dem ersten Ausprobieren ein wenig zu kurz und ich werde ihn bei Gelegenheit tauschen.
Beim Testen war ich sehr begeister von der Robustheit und Vielseitigkeit dieses Werkzeugs. Man kann Holzpflöcke o.ä. gut behauen oder anspitzen, genausogut kann man Holz bis ca. 10cm Durchmesser spalten und z.B. Anmacholz spalten. Aber genausogut kann man mal einen dicken Nagel irgendwo rein schlagen oder mit dem Hammerkopf was umbiegen.
Wenn man es darauf anlegt macht diese Axt jedenfalls alles kurz und klein :D

 

Hier ein paar Fotos:

 

Ich hoffe euch gefällts!

 

Gruß
Willi

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Re: Feuerverschweißte Verzahnung.....und nu?

26. November 2019 um 10:00
Hallo Manfred,
ich habe irgendwann mal einen Brieföffner draus gemacht und den dann verschenkt. Ich versuche mal an ein Foto zu kommen.
Die Bieföffner fand ich damals am besten, weil er eine gute Möglichkeit bietet das Muster flächig, aber auch symmetrisch zu präsentieren.
Einen Dolch braucht ja kein Schwein....
Gruß
Willi
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Re: Feuerverschweißte Verzahnung.....und nu?

19. November 2019 um 10:14
Bin darum gebeten worden die Bilder nochmals neu einzufügen. Nun ist alles wieder aktuell ;)
Gruß
Willi
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Re: Vintage-Industrial-Lampe

28. Oktober 2019 um 20:51
Danke für die Rückmeldungen!
Freut mich wenn euch die Lampe gefällt!
@Didi: Wie immer wenns um das Museum geht: Schade...traurige Geschichte!
@Eichhorn: Die Nieten sind 5m Stahlnieten. Alle kalt vernietet.
Den Kupferschirm habe ich nach der Montage leicht geölt. Da die Lampe im Innenbereich hängt und höchstens mal beim Wechseln der Birne auf der Innenseite berührt wird, mache ich mir da keine Sorgen, dass dieser großartig korrodieren wird. Das von der gehämmerten Fläche reflektierte Licht sollte sich also nicht allzu viel ändern.
Gruß
Willi
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Vintage-Industrial-Lampe

24. Oktober 2019 um 00:26
Hallo Freunde,
nun melde ich mich auch mal wieder mit einer meiner Arbeiten.
Diese Lampe habe ich für die Inneneinrichtung eines Zimmers angefertigt.
Nach relativ wenig Planung und Skizzen hab ich die Lampe gebaut und einige Elemente quasi auf dem Weg entwickelt. So sind beispielsweise Teile der Aufhängung erst dann entworfen worden, als es an der Zeit war sie zu bauen.
Ausgangspunkt war eine Lampenfassung um die das ganze Konzept herum gestrickt wurde. Sowas kann man ja schlecht selber bauen.
Die Fassung stammt übrigens aus dem Bauhaus (Klick)
Es wurde eine simple Halterung darum gelegt und die Schere der Lampe daran vernietet:
Anschließend habe ich den Schirm aus Kupferblech geformt, vernietet und auf die Verschraubung der Fassung angepasst.
Im Anschluss habe ich die Aufhängung gebaut, wobei die einzelnen Teile geschmiedet, gedreht und/oder gefräst wurden (hab ich aber leider keine Bilder von).
Zu guter letzt alles montiert, die Stahlteile brüniert und alles mit einem Kippschalter verkabelt.
Der Look der Lampe gefällt mir persönlich sehr gut und durch den Kupferschirm verbreitet sie ein sehr warmes gemütliches Licht.
Ich hoffe euch gefällts!
Gruß
Willi
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Zuletzt bearbeitet: 24. Oktober 2019 um 00:28, Wilhelm Weyer

Re: Jesusfigur. Was zum Nachdenken.

20. Februar 2019 um 19:23
Hallo zusammen,
vielen Dank für die reichhaltigen Beiträge und die positive Rückmeldung!
Es freut mich sehr, dass euch die Skulptur so gut gefällt!
@Holledauer:
Bei allem Respekt(), wenn jemand inspiriert von einer künstlerischen Arbeit eine Idee aufgreifen will, dann halte ich es auch in einem Fachforum für in Ordnung, wenn derjenige auch ein paar Sätze zu den Hintergründen schreibt und erklärt, warum er die Idee so passend findet und warum er sie aufgreifen will. Es geht ja gerade bei künstlerischen Arbeiten auch darum diese zu diskutieren und in verschiedenen Kontexten zu beleuchten.
@Bertakel:
Ich finde die Idee schön mit der Figur zu arbeiten. Ich würde dir die Skulptur auch leihweise schicken, wenn du es willst.
Vorausgesetzt sie kommt heile wieder zurück und auf dem Rückweg liegt eine Flasche Rotwein mit im Paket .
Allerdings kannst du auch gerne deine eigene Version schmieden.
Hier mal was ich noch so im Kopf habe:
Der Jesus ist aus einem Flachstahl geschmiedet, 30x10 vielleicht. Beidseitig absetzen und das abgesetzte Material anstauchen. Daraus wird später der Kopf geformt. Die Arme sind einfach nur abgespalten und ein wenig ausgeschmiedet. Wenn du die Arme nun hoch klappst, kannst du den Oberkörper und das restliche Material überschmieden und so die Beine auf die selbe Breite wie den Oberkörper bringen. Für die Beine hab ich nur einmal beidseitig eingekerbt und nicht ganz durch gespalten.
Der Lendenschurz ist aus einem Stück Blech und wird angschweißt. Beim Rumwickeln überdeckt das Ende die Schweißnaht.
Der Fuß ist aus einem 3er Blech, gebohrt und von unten versteckt an die Füße des Jesus geschweißt.
Das Spielkreuz ist aus 8er Vierkant und über die Fäden mit der Figur vernietet.
Alles schön gebürstet und mit Leinöl eingelassen.
Viel Erfolg und zeig mal dein Ergebnis her, wenn du es versucht hast.
Gruß
Willi
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Jesusfigur. Was zum Nachdenken.

12. Februar 2019 um 13:22
Hallo zusammen,
es wurde kürzlich nach dem Schmieden von Figuren gefragt. Hier möchte ich euch meine neuste Skulptur mal vorstellen: Jesus als Marionette.
Die Jesusfigur ist aus einem Stück geschmiedet, lediglich der Lendenschurz ist angeschweißt. Mit spalten, stauchen und ein wenig modellieren bekommt man sehr schnell sehr lebhabfte Ergebnisse, wenn man sich an die Proportionen hält.
Die Idee zu der Skulptur kam mir nachdem ich kürzlich die HDK in Schweden besucht habe und dort mit einem der Studenten lange über das Schmieden von Marionetten und die Möglichkeiten damit diskutiert habe. Auf der Heimreise kam mir die Idee eine Jesus-Marionette zu schmieden.
Was mich daran reizt, ist das Kontroverse. Zum einen Jesus als Marionette mit dem scheinbar schwebenden Spielkreuz über sich, wo sich jeder fragt wer da unerkannt die Fäden zieht. Gott? Die Kriche? Jemand anderes?
Andererseits besteht ein gewisser Kontrast zwischen der Kontrolle des Spielers und der Haltung der Figur. Durch die durchhängenden Fäden, ergibt sich der Anschein, dass die Figur die Pose aus eigener Kraft bzw. aus eigenem Willen annimmt. Der abgerissene vierte Faden unterstreicht den Eindruck, dass sich die Figur dem Willen seines Spielers entzieht und einen eigenen Willen entwickelt. (Diesen vierten Faden habe ich bewusst im Feuer verbrennen lassen um eine sich auflösende Optik zu erhalten.)
Daraus folgt ein interessanter Bogen zu der ersten Frage: Wer zieht da die Fäden? Bzw. jetzt: Wer verliert da die Kontrolle über seine Figur?
Oder verliert er die Kontrolle nicht? Die Pose selbst ist ausgerechnet genau die Pose, in welcher in der Jesus am Kreuz hängt. Ist er also durch das zerreißen der Marionettenfäden ans Kreuz gekommen? Oder hat ihn jemand bewusst "ans Kreuz gespielt"?
Eine andere interessante Idee ist, dass die Jesusfigur ohne das Einhauchen einer eigenen besonderen Bestimmung wahrscheinlich Zimmermann geworden wäre. Also von der Zimmermann-Marionette zum Jesus.
Alles in allem ergeben sich so viele interessante Gedankengänge und die Skulptur regt die meisten Betrachter zum nachdenken an. Ich habe bereits jetzt sehr viele verschiedene Interpretationen dazu gehört, was mich freut und für mich ein gutes Kunstwerk ausmacht. Ich will bei so einer Skulptur, dass die Leute nachdenken und ins Grübeln kommen. Wenn die Aussage eines Kunstwerks zu sehr vorgegeben ist, dann brauche ich keine Skulptur zu schmieden sondern kann es auch aufschreiben.
Bild 1
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Bild 2
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Bild 3
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Bild 4
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Ich hoffe euch gefällt meine Skulptur und ich bin gespannt auf eure Meinungen und Ideen!
Gruß
Willi
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Re: (Weihnachts-)Kerzenständer aus einem Rohr geschmiedet

5. Januar 2019 um 12:57
@Helix:
Danke! Aber wie bereits geschrieben hab ich die Grundidee auch nur vom Schmiedemeister Sebastian Prütz übernommen.
Bezüglich der Umsetzung: Die Kehlung zwischen dem "Knubbel" und dem Fuß ist natürlich nur mit Kehlwerkzeugen zu schmieden. Diese sollten aber in jeder Schmiede in irgendeiner Form vorhanden sein. Im meinem Fall habe ich da eine Gillioutine verwendet, da ich alleine gearbeitet habe.
Den Teller des Fußes habe ich am Ambosshorn und an der Ambosskante ausgeschmiedet und aufgefächert. Den Rand, der dann zurück gebogen ist, wurde über den Rand von einem dicken Rundstahl umgelegt, den ich im Schraubstock eingespannt habe (wie ein dickes stumpfes Horn).
Das würde ich jetzt nicht unbedingt Werkzeug nennen einen Rundstahl im Schraubstock einzuspannen
Fazit: Wie so oft kommt man mit wenigen oder sehr einfachen Werkzeugen sehr weit, wenn man weiß wie man das Material bewegen muss
Gruß
Willi
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