Mein erster Amboss - was meint ihr?

1. April 2017 um 15:24
Hallo Leute,

bin ganz neu hier und möchte meinen ersten Amboss vorstellen:
51 kg und vermutlich Guss (Stahlguss?) mit aufgeschweißter Bahn:



Man kann ein Emblem mit 2 Flaggen erkennen und den Initialen "HRW" und einem nachgestellten kleinen und erhöhten "s".
Weiß jemand was das bedeutet? Den Amboss habe ich über eine lokale Annonce in Ludwigshafen gekauft - für 80 Eur - denke das ist sehr fair. Der Amboss hat einen relativ angenehmen hellen, sauberen Klang, obwohl er wohl recht eindeutig aus Guss besteht (Grauguss - oder Stahlguss ??). Die Bahn "zieht" bzw. federt recht gut - gefühlt ca. 90% mit leichtem Hammertest. Das vordere Stück am Vierkanthorn scheint nachträglich angeschweißt oder repariert zu sein. Außerdem scheint eine recht dünne (ca. 3-4 mm) Platte oben auf die Bahn geschweißt worden zu sein. Kann jemand sagen, was das für ein Amboss ist und ob er was taugt? Ich werde ichn wohl nur für sehr gelegentliche kleinere Schmiedearbeiten nutzen.
1. April 2017 um 20:06
Hi, 
die Form ist schön, zu der Markung kann ich dir leider nichts sagen.
Die Bahn sieht schon etwas mitgenommen aus und scheint viele Macken zu haben.  Grundsätzlich nicht schlimm, halt nicht die erste Wahl. Kommt drauf an was du damit machen möchtest.  In fein ausgeschmiedete Klingen wirst du Abdrücke bekommen. Die kann man natürlich noch wegschneiden.  Für gröbere Arbeiten kein Problem.  Allerdings begrenzt das Gewicht die Einsatzmöglichkeiten irgendwann.
Habe einen ähnlichen in der Werkstatt, inzwischen der sechste Amboss. Habe ihn meinem Sohn geschenkt zu Weihnachten für die ersten SchmiedeVersuche.

Tipp von mir,  um den Zustand zumindest nicht zu verschlechtern - Eisen immer schön warm schmieden, und den abgebildeten Hammer ballig schleifen. Jeder ungünstige Schlag hinterlässt sonst eine neue scharfe Kerne.

Für den Anfang und vor allem für den Kurs aber vollkommen ok
.
Gruß Thorkell  
1. April 2017 um 20:08
Sollte heißen  die Abdrücke in den Klingen kannst du wegschleifen - nicht wegschneiden.  Dämliche Autokorrektur... 
1. April 2017 um 21:24
Vielen Dank, Thorkell!

Ja, mit dem 1kg-Fäustel hast Du Recht, der ist so zum Schlagen auf den Amboss nicht wirklich geeignet. Habe gemerkt wie der Hammer merkwürdig schräg zurückprallt. Das muß wohl an den relativ scharfen Kannten liegen, wenn man da nicht 100%ig trifft, verspringt der Hammer immer schräg. Konnte mit kleinem Hammer so keine Macken vom Schlagen erkennen.
Naja, für einen kleinen Starter-Amboss ist er sicher zu gebrauchen, der nächste darf etwas größer und schöner werden
1. April 2017 um 21:47
Fürs erste zum Üben ganz super, irgendwann wirst du beim schmieden vielleicht merken, dass dein Werkstück voller Dellen ist,
dann musst du eben überlegen ob du es nicht vielleicht planschleifst oder so... Aber meiner hat auch Dellen und Rostlöcher, und bisher hab ich mich noch nicht drangewagt.
Besonders wenn bei dir die platte so dünn ist.
 
In fein ausgeschmiedete Klingen wirst du Abdrücke bekommen. Die kann man natürlich noch wegschneiden. Für gröbere Arbeiten kein Problem.

Das sehe ich eigentlich umgekehrt, wenn ich was schmiede was hinterher nicht nachbearbeitet wird (Kerzenleuchter oder so...), nerven mich die Macken viel mehr als wenn ich  eine Klinge schmiede wo ich eh noch was abschleife.
Ich glaube auf so einem Amboss könnte man tollen wilden Damast schmieden



Allerdings begrenzt das Gewicht die Einsatzmöglichkeiten irgendwann.

O ja, heute ist mein 45 kg- Amboss ordentlich durch die Gegend gehüpft als ich mit nem 1,5 kilo- Hammer auf einem kleinen Horn im Vierkantloch den Ring von einem Karambit ausgeschmiedet habe. Ich dache schon der fällt gleich um 
Ich spar jedenfalls schon mal langsam auf nen Amboss mit 150 Kilo...

Zur Form kann ich leider auch nix sagen, außer dass er mir gefällt... sieht aus wie ein Klischee- Amboss vom feinsten, geradewegs aus Automatix Schmiede entsprungen
Viel Spaß beim schmieden damit!
VG, Edgar 
2. April 2017 um 17:14
An sich ein schönes klassisches Teil, es  ist wohl die norddeutsche Form mit 2 Hörnern. Die Bahn sieht allerdings wirklich sehr mitgenommen aus, bezüglich der Abdrücke gebe ich meinen Vorrednern Recht. Hast Du evtl die Möglichkeit 0,5 bis 1 mm herunterschleifen -oder fräsen zu lassen? das wäre sehr hilfreich.
Wie kommst Du zu der Aussage, dass er eine dünne aufgeschweisste Stahlplatte hat? Er könnte auch mal komplett mit Elektroden aufgeschweisst ("repariert") worden sein...
Ansonsten kann man mit 50 KG durchaus ordentlich arbeiten-von wegen nur gelegentlich kleinere Sachen und so
Als Anfängeramboss durchaus geeignet...und der Preis von 80€ ist wirklich fair

Das muß wohl an den relativ scharfen Kannten liegen

Tipp: eine Seite von dem Fäustel in beide Richtungen leicht ballig schleifen und die Kanten stärker verrunden. Dann hast Du einen schönen Schmiedehammer (ohne Finne).

Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 2. April 2017 um 17:57, Martin Hartung / DerSchlosser
2. April 2017 um 19:01
Danke Euch, Schmied und Schlosser!

Die vermutlich aufgeschweißte Platte (ca. 3-4 mm) erkennt man an manchen Stellen weil sie teilweise noch etwas übersteht.
Es klingt aber nichts hohl auf der gesamten Bahn - habe ich abgeklopft
Kann auch sein, das da was vom Aufschweißen stehen geblieben ist, da wurde schon relativ viel dran herumgeschweißt wie es aussieht. Er soll aus einer alten Kellerei stammen.
Habe schon ca. 1 Stunde mit dem Bandschleifer und Flexschleifscheibe versucht die Bahn etwas zu glätten, aber da geht nicht viel. 2 Schleifbänder 80er Korn sind schon durch und die Gummirolle hinten fängt an zu qualmen...
Da braucht man wohl eine gescheite Fräse mit HM-Hochleistungsfräskopf - steht leider bei mir nicht in der Werkstatt.
Könnte evtl. veruschen noch eine dickere Platte aufzuschweißen, aber die müßte dann wohl auch wieder speziell gehärtet werden - da bekomme ich mit meinen kleinen Mitteln nicht hin. Mal gucken - vielleicht reicht er mir auch so - man gewöhnt sich ja irgendwann an die Macken
Zuletzt bearbeitet: 2. April 2017 um 19:02, Richard
2. April 2017 um 19:30
Hallo, schweiß eine Hardox-Platte drauf.
Die kannst du in der Größe bei eBay bekommen. . 

Grüße. .  
2. April 2017 um 19:44
Aufschweissen würde ich bei diesem Amboß nichts, wenn Du einen besseren Amboß möchtest kannst Du Deinen verkaufen und etwas Geld drauflegen um einen besseren zu bekommen, diese Lösung ist nicht teurer als eine Reparatur aber sicherer.
Es bringt nix wenn man ein Pflaster auf ein Holzbein klebt.
Schmieden lernt man am Amboß

2. April 2017 um 21:55

Hallo, schweiß eine Hardox-Platte drauf. Die kannst du in der Größe bei eBay bekommen. .

dann hasd du den Ambos restlos vermurksd!!

Alte, geschmiedete Ambosse hatten eine Stahlplatte aufgeschweißt, aber in einer Feuerschweißung, und somit vollbündig.

Versuchs mit einem großen Winkelschleifer und einem Schleiftopf.
Hab an meinem kleinen (50 kg) Amboss am Fuß ein stück I Träger angeschweißt und den Amboss damit in ein Sandfass gestellt. Zieht dad. sehr gut, klingt auch schön dumpf.

lg

Walter
3. April 2017 um 21:50
Ihr werdet nicht glauben, was ich heute gemacht habe- mir ein Sandpapier und einen breiten, planen Flachstahl genommen, und meinen Amboss abgeschliffen. Jep, von Hand 
Jetzt hat er wieder Stellen ohne Lochfraß, der ging mir inzwischen dermaßen auf den Sack dass ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe.
Ich weiß auch nicht, wie der da überhaupt hingekommen ist- angerostet ist er mir nie  
Aber Dellen hat er leider immernoch, und ganz plan ist die Bahn noch nicht- die Ränder sind etwas abgesunken, und die Mitte auch (ein Millimeter höchstens) 
Was ich sagen will ist, man muss nicht immer mit riesen- Technik auffahren, manchmal tuts auch ein Flachstahl, Sandpapier une eine Stunde zeit- oder zehn 
Ich habe das so gemacht, weil mein Bandschleifer mist ist, und weil ich mir nicht zugetraut habe, mit der Flex irgendwas plan zu bekommen- man wil ja nichts verschlimmbessern.
Und man merkt auch gleich, ob die Bahn hart ist-
meine ist das, aber in der Mitte hat sie eine weiche Stelle, dort wo die Dellen sind

Aber jetzt Back2Topic, mit dem Platte aufschweißen würde ich auch lassen, einfach lassen wie es ist und irgendwann will man eh nen größeren haben, so wie ich jetzt, nachdem ich meinen "kleinen" nun schon 5 jahre oder so habe.

Was sagt die Bahn zu nem Feilentest? Hart? Und, falls du die überstahenden Kanten abschleifst, wie sehen da die Funken aus?

 Die Bahn die jetzt draufgeschweißt ist, ist die jetzt Feuergeschweißt oder am Rand mit Elektrode?
Weil, ich habe jemanden mal sowas auf YT machen sehen, und ich glaube das war eins der wenigen Videos die ich je gedisliked habe, in einer Reihe mit "Buntes Trier nicht mit mir" und Apored.
Aber egal wie die Bahn aufgeschweißt ist, man wird drauf arbeiten können, und grad zum üben ist es schön wenn man nix mehr kaputtmachen kann  
VG, Edgar