Mein neuer Federhammer

2. Dezember 2012 um 13:39
Hallo zusammen,

nun komme ich endlich mal dazu diesen Beitrag zu schreiben.
Seit ungefähr Ostern diesen Jahres besitzte ich einen Federhammer. Nach langem hin und her habe ich die Anzeige im Internet gefunden und mir die Maschine gegönnt.
Nach nach viel zu langem Vorbereiten war der Hammer dann Mitte des Sommers endlich fertig aufgestellt und einsatzfähig.

Der Weg dahin war jedoch lang und steinig

Fundament buddeln und gießen, einen stabilen Holzsockel bauen damit er ein wenig höher steht und schließlich Schrauben organisieren und den Hammer ins Fundament dübeln.

Das Schabott ist lose und vom Hammer getrennt. Also musste ich das Ganze zueinander ausrichten und das Schabott extra befestigen. Nachdem ich hierbei auch noch mehrere Probleme mit Dübeln und Spreitzankern hatte stand dann irgentwann auch das Schabott halbwegs fest.

Nach weniger Benutztung habe ich dann festgestellt dass die Welle des Hammers schief läuft. Nach dem Auseinanderbauen für den Transport hatte ich die Lagerblöcke nicht passend montiert. Dünne Bleche und ewiges Ausprobieren haben die alte Ausrichtung wieder hergestellt.
Bei dieser Gelegenheit habe ich dann auch noch die Mechanik der Kupplung überholt und neu eingestellt.

Das letzte war dann noch eine Mechanik, die die Schlaglänge des Hammers ändert und sich beim Arbeiten immer selber verstellt hat. Die Mechanik lässt sich mit einem Hebel ändern, der jedoch nur mit einem 8mm Stift seine Kraft überträgt und sich auch nicht feststellen lässt.
Irgentwann kam es wie es kommen musste und der Stift ist beim zurückstellen einfach gerissen. Bei dieser Gelegenheit habe ich mir den Hebel dann voll auf die linke Hand gehauen und mir den kompletten Fingernagel des linken Mittelfingers rausgerissen.
Das hat mir dann gereicht. Ich habe also die Einstellung der Schlaglänge mit einem angeschraubten Flacheisen blockiert. Ich habe sowieso nicht ganz verstanden wozu man die Einstellung braucht.

Jetzt funktioniert mein Hammer und läuft einwandfrei. Die Kupplung steuert sehr fein und ich kann damit genauso sanft arbeiten wie mit den Beche-Lufthämmern an denen ich im örtlichen Museum ab und zu arbeite. Den Hammer kenne ich nach der ganzen Schrauberei und Bastelei mittlerweile in- und auswendig.

Der Verkäufer sagte mir etwas von 30-35kg Bärgewicht und einem Baujahr um 1970.

CIMG0514.jpg

CIMG0515.jpg

Hier das wohl Beste des ganzen Hammers: Der Bärhub lässt sich auf vier verschiedene Stufen einstellen. Das Lager des Federpakets ist exzentrisch. Über einen Hebel kann man es drehen und in verschiedenen Positionen fixieren. So ist der Kipppunkt der Feder mal höher und mal niedriger.
So habe ich je nach Gesenk zwischen 0mm und 90mm Platz zwischen den Gesenken (in unterer Bärstellung). Dies ermöglicht ein sehr kraftvolles Bearbeiten dicker Querschnitte und das problemlose Arbeiten mit Hilfswerkzeugen.

Hier die vier Positionen (in unterer Bärstellung):

CIMG0516.jpg

Hier die Rutschkupplung. Auf der Welle des Motor ist eine wechselbare Gummischeibe. Der Motor wird über das Pedal an das Schwungrad heran gedrückt und je nach dem wie stark man die Kupplung schleifen lässt streichelt der Hammer das Material oder dreht voll auf. Die maximale Schlagzahl ist sehr hoch, das heißt er schlägt sehr schnell, was dem Hammer eine echt gute Wirkungsweise verschafft.

CIMG0520.jpg

Hier noch die blockierte Mechanik der Schlaglänge:

CIMG0522.jpg

Und zu guter letzt die Gesenke die mir der Verkäufer mitgegeben hat:
Ein Paar das angeschrägt ist um Meißel zu spitzen und ein Kombi-Gesenk-Paar mit dem man sogar kleine Lochungen durchführen kann (hab ich noch nicht probiert).
Außerdem hat er mir noch ein Gesenkpaar eines alten Beche-Reckhammers mitgegeben (auf den anderen Bilden zu sehen). Die Beche-Gesenke sind leicht gewölbt und schön schwer. Damit lässt es sich sehr gut arbeiten und das Bärgewicht wird noch ein bisschen größer.
Demnächst will ich mir vielleicht mal ein Gesenkpaar zum Breiten selber herstellen.

CIMG0523.jpg


Alles in allem macht es sehr viel Spaß mit dem Hammer zu arbeiten. Aufgrund der simplen Funktionsweise des Hammers kann ich eigentlich alle anfallenden Schäden selber beheben.
Deshalb und auch aufgrund der Arbeitsweise finde ich so einen Federhammer auf jeden Fall gleichwertig wenn nicht besser als einen Lufthammer.

Abgesehen davon dass es auch eine Arbeitserleichterung ist macht das Arbeiten mit solch einer Maschine echt Spaß da es sich um ein ganz anderes Schmieden handelt als von Hand.

Was haltet ihr von meinem neuen (alten) Schätzchen?

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
2. Dezember 2012 um 14:14
Es freut mich dir als erstes gratulieren zu dürfen!

Ein schönes Stück "Beute" hast du dir da besorgt. Er sieht sehr robust aus und ich denke das er schon einiges leisten kann, wozu man mit der Hand elende Plagereien erlebt!

Ich denke mal das dich mit deinem neuen Freund so schnell nichts mehr halten wird. In eine Schmiede gehört ein Maschinenhammer, so siehts auf jedenfall aus. Oder ein Knecht mit dicken Armen und breiten Schultern, der mit dem 10 kg Vorschlaghammer wütet. . Den Knecht brauchst du nun nicht mehr.

Geiles Teil! Behandle ihn gut und er wird dir treue Dienste erweisen. Wenn du jemanden kennst, der eine Fräsmaschine besitzt, kannst du dir die Gesenke selber herstellen.

Willkommen im Klupp der Hammerherren!

Ingo

 
http://naabtal-klinge.de/

........ Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe! oder trags mit Ruh - Bist du Amboss, sei geduldig. Bist du  Hammer schlage zu!..........

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Es sind die Fantasten, die die Welt in Atem halten und nicht die Erbsenzähler!
2. Dezember 2012 um 15:20
Graduliere, ich kann leider keinen aufstellen. Deshalb bin ich immer sehr neidisch Es freut mich bei dir aber besonders dass du einen solchen Helfer gefunden hast. Wie hast du denn das Fundament gemacht? Steht der nur auf Holz?
Zuletzt bearbeitet: 2. Dezember 2012 um 15:22
2. Dezember 2012 um 15:55
Besten Dank!

Ja ich bin sehr froh diesen Hammer zu haben. Wobei ich den nicht nur der Faulheit wegen gekauft habe

Zum Fundament:
Der Bereich der Werkstatt in dem der Hammer steht hatte bisher einen rissigen und unebenen Betonboden.
Dort habe ich dann ein Loch gegraben und ein rechteckiges Betonfundament gegossen. Ich habe keine Berechnungsformel für die Größe des Fundaments benutzt und einfach nach Gefühle die Größe bestimmt. Die Maße: 40-50cm tief, 80cm breit, und 200cm lang...ich denke das ist ausreichend.

Das gegossene Fundament habe ich dann bis etwa 10cm unter den Rand eingegraben. Anschließend habe ich den gesamten Boden in diesem Werkstattbereich neu gegossen, da ich mich nicht länger mit der kaputten Trümmerlandschaft rumschlagen wollte und eh grade am Betonieren war.
Hierbei habe ich das Fundament mit Glasschaumplatten vom Boden getrennt/isoliert, damit die Erschütterungen sich nicht auf die gesamte Werkstatt übertragen.
Der Boden und das Fundament sind auf gleicher Höhe. Auch wenn ich in naher Zukunft nicht umziehen werde, hat dies den Vorteil dass der Boden grade ist wenn der Hammer wegkommt und man dann keinen Betonsockel wegstemmen muss.

Das Bodenniveau war mir für den doch eher niedrigen Hammer allerdings zu tief. Außerdem wollte ich den Hammer nicht direkt auf den Beton schrauben.
Also habe ich aus Schichtholzplatten und Balken eine stabile, dämpfende Holzplatte gebaut.
Die Holzplatte ist auf das Fundament geschraubt und der Hammer ist teilweise in das Holz und teilweise durch das Holz in das Fundament geschraubt.

Ich weiß, ein etwas außergewöhnlicher Aufbau aber ich hab mir für meine Situation halt was passendes überlegt.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Zuletzt bearbeitet: 2. Dezember 2012 um 15:57, Wilhelm Weyer
2. Dezember 2012 um 17:30
Hallo,
gratuliere zu Deinem Federhammer !! Ein schönes Stück und anscheinend auch richtig gut erhalten.
Klar, bißchen basteln muß sein :) Sonst kriegt man auch nicht das Gefühl für "seinen" Hammer !
Welcher Hersteller ist es denn ? Die Lösung mit dem verstellbaren Federpaket ist schon nicht schlecht, kenn ich so nicht.

Die größe vom Fundament müßte eigentlich passen, denke ich. Ich hab - aus logistischen Gründen - meinen KB1 auf einem beweglichen Holzfundament, das wiegt bestimmt um einiges weniger und reicht aus.

Viel Spaß damit, mit den großen Gesenken kann man auch einiges anstellen !
Selber fräsen geht übrigens ganz gut, wegen der Schwalbenschwanzführung (kann jetzt nur von meinem reden) ist eine etwas modernere Maschine schon hilfreich. Vielleicht läßt Du Dir ein paar ungehärtete Rohlinge machen, die könnte man dann selbser vollenden nach Bedarf.

Nochmal ganz viel Spaß mir der "Neuanschaffung" Schönes Ding !

Grüße, Alex
2. Dezember 2012 um 19:16
Gratulier Willi,
ich seh schon ,muß unbedingt mal in Levekusen vorbei schauen ,wenn nur die fehlende Zeit nicht währe.

Aber ich muß auch sagen da bin ich etwas neidisch auf so ein tolles Stück, das man sowas überhaupt noch kaufen kann!
Jadenfalls viel Spaß mit deinem neuen"knecht"    
Gruß von der Grenze



Jörg



Und immer schön das Feuer schüren
2. Dezember 2012 um 20:20
Für den Schwalbenschwanz an dem Gesenk braucht man keine besonderen Werkzeuge. Das Gesenk muss sowieso auf der Unterseite aufliegen, da es sonst brechen könnte oder ähnlichen Schaden erleiden.......

Einfach die Winkel der Führung (am besten mit einem 3 Achsenschraubstock) einstellen, mit der Meßuhr kontrollieren ob alles stimmt und dann mit einem Walzenstirnfräser herausfräsen. Man kann wenn man will, die Fräserspuren etwas mit dem Schleifpapier glätten und fertig ist die Führung.

Die weitläufig geteilte Fehlmeinung über die Gesenke, das diese auch mit der eingefrästen Schulter der Schwalbenschwanzführung aufliegen müssten und deshalb teure und besondere Fräser benötigt würden, ist gänzlich falsch.

Ingo

 
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3. Dezember 2012 um 15:37
Teuere Fräser braucht man wirklich nicht, ein guter Walzenstirn macht das leicht; ein entsprechender Schraubstock und vor allem eine Maschine mit genug Kraft und fertig. Es funktioniert übrigens auch ein Kipp-/Schwenktisch, wenn vorhanden.

Ingo hat Recht, das Gesenk soll aufliegen, es ist nur gegens weghüpfen / ´rausfallen gekeilt.
Wenn das Gesenk nicht aufliegt sind schnell Schabotte oder Bär hinüber. Was echt ungünstig wäre.

Grüße, Alex
3. Dezember 2012 um 19:08
.... Hab ja nicht umsonst Werkzeugmacher gelernt! ......


Wir schweifen aus, wie toll!

So stark muss die Maschine nicht sein. Auf einer Deckel FP1 fräst man das mit 0 Problem
Einfach weniger Zustellung des Werkzeugs und fertig! Klappstuhl und nen Kaffee und los gehts.

Die kannst du in den billigen chinesen Maschinen auch fräsen, Hauptsache du hast ne vernünftige Aufnahme und der Tisch hat genug Verfahrweg. Dann dauerts halt etwas! Aber es geht. Nur nicht die Maschine überlasten, das ist das wichtigste!

Die Führung des Gesenks kann man auch hobeln oder stoßen. Hat man in der ehemaligen DDR gerne gemacht, weil billiger als fräsen. Wenn die Führungen der Maschine top sind, kein Problem. Schöner scharfer Keil und ein geeigneter Schraubstock.......

Ingo

 
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Zuletzt bearbeitet: 3. Dezember 2012 um 19:17, Ingo Müller
3. Dezember 2012 um 20:48
Ein Grund warum ich mir ne FP2LB gekauft habe, aber nen Gastel Hobler mit 20cm hab ich auch, wär ne nette Aufgabe für den, eigentlich Stoß ich nur Nuten für Riemenscheiben drauf!
Als erstes hat ich nen 170kg Amboss auf meiner Deckel 40mm Wendeplattenfräser, alles Korekt eingestellt und schmatz, könnt ich stundenlang zuschaun. 


Tschau Torsten
4. Dezember 2012 um 08:28
@ Torsten:
Jaja, mit einer LB kann man sowas machen.
Wie lange das Stoßen mit dem Stoßkopf von der FP1 dauern würde Hat die überhaupt genug Hub ?

@Ingo: wir schweifen doch niemals aus !

Grüße, Alex
4. Dezember 2012 um 09:55
Ich glaub hier hat einer was in den falschen Hals bekommen. In der Deckel FP1 wird nicht gestoßen! Sondern mit einer Stoß- oder Hobelmaschine! Bei der Stoßmaschine bewegt sich das Werkzeug, beim Hobel das Werkstück. Ja, da gibts feinen Unterschied

Wenn die Stoßmaschine gut gebaut ist, ist das kein problem, kräftige Zustellungen zu machen. Da gehn die paar Zentimeter ratzfatz!

Ingo

 
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Zuletzt bearbeitet: 4. Dezember 2012 um 09:57, Ingo Müller
4. Dezember 2012 um 10:05
Beim "Stoßkopf" der FP1 bewegt sich sowohl Werkzeug als auch Werkstück (Vorschub)

Spaß beiseite, jedenfalls ein bißchen, auf die Idee mit einer Stoß-/Hobelmaschine kam ich bis dato nicht, wahrscheinlich weil ich sowas nicht hab. Ich hatte mal kurzzeitig eine Feilmaschine....

Zum Thema: wenn man beim Angele nett fragt bekommt man manchmal eine techn. Zeichnung eines Gesenks

Hab zwar eine, aber das ist - soweit ich das noch weiß - von einem Sichelschmidt&Schlasse B30.

Mit Deinen breiten Gesenken kann man viel machen, gut auch Spezialformen, also echt super.
Find die Paketverstellung immer noch toll.
4. Dezember 2012 um 21:13
Hallo Leute,

vielen Dank für die vielen Frästipps
Ich werde mal sehen ob ich jemanden finde der mir die Schwalbenschwänze in die Gesenke reinarbeiten kann. Erstmal muss ich mich eh um das Matreial kümmern.

@Maus:
Ich find die Höhenverstellung auch sehr geil! Schafft unheimlich viele Möglichkeiten.

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Zuletzt bearbeitet: 4. Dezember 2012 um 21:14, Wilhelm Weyer
4. Dezember 2012 um 21:36
Nönö meine Deckel mißbrauche ich nicht zum Stoßen und beim konkretem Anwendungsfall dachte ich eher an sowas!
In klein hab ich das nämlich aber kein Bild von hier mal ne größere Ausführung.

http://www.youtube.com/watch?v=FQYE0YuWU0I

Tschau Torsten