Gartenschaufel

30. Mai 2016 um 00:06
Hallo Leute,

nach längerer Zeit der Abwesenheit freue ich mich euch meine neueste Arbeit vorstellen zu dürfen. 

Eine kleine Gartenschaufel aus 20mm Rundstahl (S235JR) geschmiedet, mit einem Zwetschgenholzgriff. Die Oberfläche ist warm mit einem Gemisch aus Holzteer, Leinölfirnis, Bienenwachs und Waschbenzin behandelt worden, sodass sich diese schwarze Schicht einbrennt.









Ein Video gibt es dieses Mal aber leider keines


Liebe Grüße
Daniel 
31. Mai 2016 um 16:42
Geil Mann! Ich habe ja meiner Mutter letztens einen Unkrautstecher gemacht, welcher auch funktioniert, aber so schön ist der nicht geworden. 
Warum Leinölfirnis und kein Leinöl? Warum Waschbenzin? Das verdunstet ja, also nur für die Konsistenz? 
Und das Holzteer: wie macht man das/ kann man da Birkenteer oder Fichtenharz nehmen?
Ich habe nämlich bisher immer nur mit meinem Härteöl (Raps glaube ich) schwarzgebrannt, und bin nicht ganz zufrieden gewesen mit den Ergebnissen. Mit Leinöl habe ich einmal, das hat auch schon besser gefunzt. 
31. Mai 2016 um 16:52
Normales Leinöl ist für den Salat. Leinölfirnis ist gekochten Leinöl (boiled linseed oil auf Englisch). Dort sind bestimmte chemikalien Zugemischt, die bei der Trocknung an der Oberfläche helfen, sodass sich die glänzende und schützende Firnisschicht bildet. Das wird in der Regel für die Bearbeitung von Holz verkauft. Normales Leinöl gibt es im Feinkostladen in geringen Mengen zu sehr hohen Preisen.

Das Waschbenzin dient also Lösungsmittel und Verdünner. Es hilft die einzelnen Bestandteile zu verbinden und tief in das Holz eindringen zu lassen. Eine etwas elegantere Lösung ist echtes natürliches Terpentin. Das ist weniger giftig und riecht angenehmer.

Ein tolles Öl zum Schwärzen und Härten von Stahl ist Erdnussöl! Gibt es dort wo es auch andere Asiatische Wok-Zutaten gibt.

Es gibt verschiedene Arten von Holzteer. In Deutschland üblicht wird im Jagdbedarf Buchenholzteer verkauft. Das was ich habe und das was für das tervapella verwendet wird ist meistens aus den harzigen teilen von Nadelbäumen gewonnen. Ich habe bisher nur dieses probiert. Andere sollten aber auch gehen. Die Eigenschaften bleiben dieselben. Harz würde ich aber nicht empfehlen.


Ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.

LG
Daniel 
31. Mai 2016 um 17:45
Hallo Daniel,

ein schönes Schäufelchen! Die Materialwahl gefällt mir nicht ganz.. da hätte ich ggf. etwas härteres genommen, aber vermutlich ist das wieder mal mit Kanonen auf Spatzen geschossen.. 
Was mich etwas verwundert ist, was du alles da draufbutterst zum Schwarzbrennen... ein bissel Leinölfirniss sollt da reichen oder etwas Owatrol (oder eben das selbstgemischte ;) (also Leinölfirnis und Terpentin 1:1 gemischt) (Quelle für das Rezept: Korrosionsschutzforum). reicht völlig aus. Das Ganze aufgebracht wenn das Werkstück noch warm ist. Es darf gerne und gut weiß rauchen... mehr nicht.. und das wiederholt man bis es schwarz ist und wischt es dann im warmen Zustand noch ab. Ich hab auf diese Art und Weise schon einiges schön schwarz bekommen ;)
Achja.. und Teer, ist auch nicht unbedingt gesundheitsförderlich.. (war es Krebserregend oder stand es nur in Verdacht!?, egal.. ich wollts nur mal geschrieben haben um diesbezüglich etwas zu sensibilisieren..)
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
Zuletzt bearbeitet: 31. Mai 2016 um 19:06
31. Mai 2016 um 19:14
Hallo Lutz,

hätte ich das richtige Material und vll. einen Krafthammer gehabt, hätte ich wohl einen verschleißfesteren Stahl genommen. Einfacher Baustahl sollte aber auch genügen. Härte wird da wohl wenig einen Vorteil bringen. Kleine Steinchen und so werden auch eine harte Klinge beschädigen. Eventuell werden die Ausbrüche noch schlimmer sein. Dellen im Baustahl kann man u.U. wieder heausdengeln, ausgebrochenen Stahl kann man schwerlich ersetzen. Die meisten Schippchen, die man so im Gartenhandel kaufen kann sind ohnehin gebogenes Baustahlblech. Die Schaufel, die ich geschmiedet habe ist fast 1mm dick, von der geschliffenen Schneidkante mal abgesehen.

Was das Schwärzen angeht hast du natürlich recht. Reines Öl oder Bienenwachs reicht da auch. Ich benutze die Mixtur aber auch um Holz von Griffen zu behandeln und das ist eben, was ich grade dabei hatte. Ich hatte sonst nur Rapsöl und das ist zum Schwärzen meiner Erfahrung nach nicht so gut. Holzteer wird im Schiffsbau oder bei der Hufpflege als Fungizid verwendet, um das Eindringen von Pilzen ins Schiffsholz oder den Pferdehuf zu verhindern. Ich denke nicht, dass man von etwas Holzteer auf ner Schaufel Krebs bekommt ;).


Gruß
Daniel

 
31. Mai 2016 um 20:02
Hallo,

mir gefällt die Schaufel sehr gut! Warum hast du mit Rundeisen angefangen? Wäre Flacheisen als Ausgangsmaterial nicht einfacher gewesen?

Schöne Grüße


Jürgen  
31. Mai 2016 um 20:05
Hallo Jürgen,

das war, was ich gerade da hatte und ich wusste, wie ich es machen muss.


Gruß
Daniel 
1. Juni 2016 um 06:40
Hallo Daniel,

wie schon geschrieben, wollte ich nur auf die Giftigkeit vom Teer aufmerksam machen (die durchaus bekannt ist). Mir ist schon klar das du nicht sofort Krebs haben wirst wenn du damit Dein Schäufelchen einpinselst. Es ging mir nur darum das man sich das nochmal vor Augen führt
Hier kannst du auch durchaus etwas über die Wirkung auf die Haut etc. lesen.

Ich würde nicht unbedingt davon ausgehen wenn ein Material von irgendeiner anderen Berufsgruppe benutzt wird, dass es dann eine Unbedenklichkeitsbescheinigung bekommt. Aspest war auch ein sehr schöner Baustoff.... und wirklich praktisch.. es hatte nur diesen bekannten Haken. Und so könnte man viele Beispiele bringen, wie auch "Beim Schleifen braucht man keine Staubmaske!!... die Maurer die da Rumschleifen haben auch nie eine auf!"
Generell ist es mir relativ Schnuppe was wer hinter seiner Schmiedetür treibt, aber der Professionallität des Forums geschuldet seh ich es als eine ""Pflicht"" an, wenigstens auf ggf. Gefahren hiinzuweisen.

Bite nicht falsch verstehen aber die Argumentation "Einmal ist keinmal" oder "Ich mach das so selten, da schadet das auch nicht" halte ich für sehr wackelig und generell bedenklich.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
1. Juni 2016 um 08:23
Teer ist nicht immer teer. Teer von Holtz is so ziemlich ungefährlich. 
1. Juni 2016 um 12:55
Ich denke das bei Wikipedia bezieht sich auf den Hochofenteer und den Braunkohleteer, den man zum Straßenbau verwendet hat. Und da auch eher auf die Gefahr der Grundwasserverschmutzung. Holzteer wird sogar in der Veterinärmedizin zur Behandlung von Haut- und Hufverletzungen eingesetzt. Terva pellavaöljy wird in Skandinavien sehr Häufig zur Behandlung von Holz verwendet. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass es im Übermaß auch negative Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt hat. Ich habe aber bisher nur die Erfahrung gemacht, dass es sich auf die Haut positiv auswirkt, also Brandblasen und Blasen durch das Arbeiten reduziert und schneller heilen lässt.