Warum sollte das Horn am Amboss links stehen?
Warum sollte das Horn am Amboss links stehen?
27. Dezember 2014 um 17:11
Hallo zusammen,
Bitte hier die Diskussion zum Thema weiterführen.
Zitat aus dem Buch von Josef Moos "Ambossformen":
"Ein ungeschriebenes Gesetz, eine noch heute eisern eingehaltene Arbeitsregel, verlangt: Der Schmied steht so vor dem Amboss, dass das runde Horn nach links, das kantige, soweit vorhanden, nach rechts weist."
Liebe Kollegen, gibt es hierfür triftige Gründe, oder ist dies lediglich eine alte Tradition?
Gruß DerSchlosser
Bitte hier die Diskussion zum Thema weiterführen.
Zitat aus dem Buch von Josef Moos "Ambossformen":
"Ein ungeschriebenes Gesetz, eine noch heute eisern eingehaltene Arbeitsregel, verlangt: Der Schmied steht so vor dem Amboss, dass das runde Horn nach links, das kantige, soweit vorhanden, nach rechts weist."
Liebe Kollegen, gibt es hierfür triftige Gründe, oder ist dies lediglich eine alte Tradition?
Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 28. Dezember 2014 um 10:38,
Martin Hartung / DerSchlosser
28. Dezember 2014 um 11:55
Hallo Leute,
meine Meinung zu dem Thema ist ganz einfach:
Die Hörner sind völlig wurscht!
Wichtig ist das Vierkantloch zur Gesenkaufnahme! Dieses muss immer links stehen!
Wenn ich als Rechtshänder die Gesenke links von mir benutzte (z.B. Abschrot), dann kann ich mit dem Gesenk arbeiten und anschließend noch in der selben Hitze auf der Bahn des Ambosses weiterschmieden.
Wenn das Gesenk dagegen rechts sitzt, dann stehe ich vor einem Dilemma:
Entweder ich nehme das Gesenk nach dem benutzen raus und kann dann erst in der nächsten Hitze weiterschmieden oder ich gefährde meine Hammerhand enorm indem ich auf der Bahn weiter schmiede während das Gesenk noch drin ist.
(Keiner will sich wirklich vorstellen wie ein Finger aussieht wenn er versehentlich auf den Abschrot geschlagen wurde...)
Wenn man sich also am Vierkantloch orientiert macht es für mich am meisten Sinn.
Sieht man auch bei den Böhmischen oder Steirischen Ambossen mit Brust. Die Brust sollte auf jeden Fall vom Schmied weg zeigen (anders macht eine Brust für mich keinen Sinn).
Schaut man sich nun einen Böhmer an, dann steht das Horn rechts, das Vierkantloch dagegen links, soweit die Brust vom Schmied weg zeigt.
Gruß
Willi
PS: Natürlich gibt es Sonderformen, die man nicht nach diesen Kriterien beurteilen kann.
meine Meinung zu dem Thema ist ganz einfach:
Die Hörner sind völlig wurscht!
Wichtig ist das Vierkantloch zur Gesenkaufnahme! Dieses muss immer links stehen!
Wenn ich als Rechtshänder die Gesenke links von mir benutzte (z.B. Abschrot), dann kann ich mit dem Gesenk arbeiten und anschließend noch in der selben Hitze auf der Bahn des Ambosses weiterschmieden.
Wenn das Gesenk dagegen rechts sitzt, dann stehe ich vor einem Dilemma:
Entweder ich nehme das Gesenk nach dem benutzen raus und kann dann erst in der nächsten Hitze weiterschmieden oder ich gefährde meine Hammerhand enorm indem ich auf der Bahn weiter schmiede während das Gesenk noch drin ist.
(Keiner will sich wirklich vorstellen wie ein Finger aussieht wenn er versehentlich auf den Abschrot geschlagen wurde...)
Wenn man sich also am Vierkantloch orientiert macht es für mich am meisten Sinn.
Sieht man auch bei den Böhmischen oder Steirischen Ambossen mit Brust. Die Brust sollte auf jeden Fall vom Schmied weg zeigen (anders macht eine Brust für mich keinen Sinn).
Schaut man sich nun einen Böhmer an, dann steht das Horn rechts, das Vierkantloch dagegen links, soweit die Brust vom Schmied weg zeigt.
Gruß
Willi
PS: Natürlich gibt es Sonderformen, die man nicht nach diesen Kriterien beurteilen kann.
www.schmiedekunst-weyer.de
28. Dezember 2014 um 23:42
Ja die gibt es!
An den nord sowie süddeutschen Ambossen sitzen die kantigen Löcher immer auf der Seite des Rundhorns... Daraus ergibt sich die Forderung, das ein Rechtshänder so vorm Amboss steht, dass das Runde Horn (und damit auch das kantige Loch!) links von ihm liegen. Bzw. das der Blick von Ambossbahn über das kantige Loch zum runden Horn gerichtet ist.
Das Ganze ist auch in Hundeshagens "Der Schmied am Amboss" recht ausführlich dargetellt und illustriert.
Genau wie eben auch die Positionen von erstem umd zweitem Zuschläger festgelegt sind.
Es gibt viele Grundsätze die bis heute nur mündlich weitergegeben werden und in Büchern nicht erfasst sind...
Und der liebe Herr Moos hat in anderen Fachbüchern für das Metallbauerhandwerk, gerade wenns ums Schmieden und Schmiedewerkzeuge geht mangelhafte Kenntnisse gezeigt! (Ist aber auch wurscht! Weil 95% der Metallbauer keine Metallgestalter sind!) Es merkt kaum einer der Lehrlinge und Meister!
Es gibt über das Schmieden leider viel zu wenig Fachliteratur und die Berufskunde wurde über Jahrtausende nur mündlich weitergegeben. Das Herstellen von "Standardwerken" zu unserem Beruf/Hobby fand leider erst richtig statt als vieles schon in der Versenkung verschwunden war. Und in Deutschland gibt es keinen anerkannten Bildungsgang zum Schmied. Das heißt Fachbücher wirds nicht mehr geben zum Schmiedehandwerk.
Es gibt also über viele Kniffe und Techniken sowie Produkte keine Sicherung in Form von schriftlicher Beschreibung, Fotos oder Filmen. Es bleibt nur zu hoffen das es nicht so bleibt!
Gruß
Oli der an seinen Ambossen immer das runde Horn nach links hat!
An den nord sowie süddeutschen Ambossen sitzen die kantigen Löcher immer auf der Seite des Rundhorns... Daraus ergibt sich die Forderung, das ein Rechtshänder so vorm Amboss steht, dass das Runde Horn (und damit auch das kantige Loch!) links von ihm liegen. Bzw. das der Blick von Ambossbahn über das kantige Loch zum runden Horn gerichtet ist.
Das Ganze ist auch in Hundeshagens "Der Schmied am Amboss" recht ausführlich dargetellt und illustriert.
Genau wie eben auch die Positionen von erstem umd zweitem Zuschläger festgelegt sind.
Es gibt viele Grundsätze die bis heute nur mündlich weitergegeben werden und in Büchern nicht erfasst sind...
Und der liebe Herr Moos hat in anderen Fachbüchern für das Metallbauerhandwerk, gerade wenns ums Schmieden und Schmiedewerkzeuge geht mangelhafte Kenntnisse gezeigt! (Ist aber auch wurscht! Weil 95% der Metallbauer keine Metallgestalter sind!) Es merkt kaum einer der Lehrlinge und Meister!
Es gibt über das Schmieden leider viel zu wenig Fachliteratur und die Berufskunde wurde über Jahrtausende nur mündlich weitergegeben. Das Herstellen von "Standardwerken" zu unserem Beruf/Hobby fand leider erst richtig statt als vieles schon in der Versenkung verschwunden war. Und in Deutschland gibt es keinen anerkannten Bildungsgang zum Schmied. Das heißt Fachbücher wirds nicht mehr geben zum Schmiedehandwerk.
Es gibt also über viele Kniffe und Techniken sowie Produkte keine Sicherung in Form von schriftlicher Beschreibung, Fotos oder Filmen. Es bleibt nur zu hoffen das es nicht so bleibt!
Gruß
Oli der an seinen Ambossen immer das runde Horn nach links hat!
29. Dezember 2014 um 16:09
Hallo!
@ Oli
An den nord sowie süddeutschen Ambossen sitzen die kantigen Löcher immer auf der Seite des Rundhorns...
Offensichtlich gab es auch Ausnahmen, siehe Foto. Dieser schöne Amboß mit einem Gewicht von ca. 220Kg (der natürlich genau genommen der Schweizer Form entspricht) ist von 1914, und wurde damals für Keller & Kalmbach hergestellt.
Übrigens richtig knackig und frisch vor mittlerweile längerer Zeit zum Glück noch überholt von Ernst Refflinghaus. Daher der jetzige Neuzustand.....
@ Der Schlosser
Zitat aus dem Buch von Josef Moos "Ambossformen": "Ein ungeschriebenes Gesetz, eine noch heute eisern eingehaltene Arbeitsregel, verlangt: Der Schmied steht so vor dem Amboss, dass das runde Horn nach links, das kantige, soweit vorhanden, nach rechts weist." Liebe Kollegen, gibt es hierfür triftige Gründe, oder ist dies lediglich eine alte Tradition?
In meinen Augen handelt es sich hier um eine von Josef Moos dargestellte (völlig unbegründete) Tradition. Bei genauerer Betrachtung seines eigenen Werkes hätte er erkennen können, dass z.B. bei der Altbayerischen Form, welche im süddeutschen Raum stark verbreitet ist, bauartbedingt das Rundhorn immer auf der rechten Seite steht.
Grüße
Sebastian
Zuletzt bearbeitet: 29. Dezember 2014 um 16:31,
Sebastian
29. Dezember 2014 um 17:40
Hallo Sebastian,
das Foto von dir finde ich sehr interessant. Abgesehen davon in was für einem perfekten Zustand der Amboss ist.
Weißt du ob das ein spezieller Linkshänder Amboss ist oder warum hat dieser das Vierkantloch auf der rechten Seite?
Bei der Schweizer Form ist die Richtung ja klar vorgegeben durch den Voramboss und die Brust. Das nun rechts angeordnete Vierkantloch verwirrt mich.
Ist es ein Amboss für Linkshänder? Bei Baujahr 1914 eher unwahrscheinlich.
Was gibt es für andere Gründe?
Gruß
Willi
das Foto von dir finde ich sehr interessant. Abgesehen davon in was für einem perfekten Zustand der Amboss ist.
Weißt du ob das ein spezieller Linkshänder Amboss ist oder warum hat dieser das Vierkantloch auf der rechten Seite?
Bei der Schweizer Form ist die Richtung ja klar vorgegeben durch den Voramboss und die Brust. Das nun rechts angeordnete Vierkantloch verwirrt mich.
Ist es ein Amboss für Linkshänder? Bei Baujahr 1914 eher unwahrscheinlich.
Was gibt es für andere Gründe?
Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
29. Dezember 2014 um 20:25
Hallo Willi,
Das sehe ich so wie Du, d.h. unter Berücksichtigung des um 1914 herum herrschenden Zeitgeistes kann ich mir nicht vorstellen, dass man sich damals große Gedanken um die "Linkshänderfraktion" gemacht hatte..
Warum das Vierkantloches bei diesem Amboss so angeordnet ist, kann ich Dir daher leider nicht sagen.
Meine einzige Vermutung ist, dass für den Hufbeschlag, für welchen die Vorambosse in erster Linie zum Aufziehen der Kappen benötigt wurden, diese Anordnung evtl. vorteilhafter sein könnte, da das Lochen der Hufeisen mit gleichzeitig erweiterter Auflagefläche durch den Voramboss bei der relativ schmalen Bahn von der Handhabung doch deutlich günstiger ist.
Aber das ist, wie gesagt, nur eine Vermutung...
Grüße
Sebastian
Ist es ein Amboss für Linkshänder? Bei Baujahr 1914 eher unwahrscheinlich.
Das sehe ich so wie Du, d.h. unter Berücksichtigung des um 1914 herum herrschenden Zeitgeistes kann ich mir nicht vorstellen, dass man sich damals große Gedanken um die "Linkshänderfraktion" gemacht hatte..
Warum das Vierkantloches bei diesem Amboss so angeordnet ist, kann ich Dir daher leider nicht sagen.
Meine einzige Vermutung ist, dass für den Hufbeschlag, für welchen die Vorambosse in erster Linie zum Aufziehen der Kappen benötigt wurden, diese Anordnung evtl. vorteilhafter sein könnte, da das Lochen der Hufeisen mit gleichzeitig erweiterter Auflagefläche durch den Voramboss bei der relativ schmalen Bahn von der Handhabung doch deutlich günstiger ist.
Aber das ist, wie gesagt, nur eine Vermutung...
Grüße
Sebastian
Zuletzt bearbeitet: 29. Dezember 2014 um 20:37,
Sebastian
29. Dezember 2014 um 21:15
Ich habe bis jetzt erst einen sogenannten Linkshänderamboss gesehen. Es ist ein klassischer Süddeutscher Amboss mit Stauch und Voramboss mit ca 160 Kg. Er sieht ganz gewöhnlich aus aber eben gespiegelt. Dieser steht bei Fred Schmalz in Knetzgau. Super Zustand. Hergeben würde er ihn nur gegen einen Vergleichbaren als Rechtshänderausführung. Leider habe ich kein Bild gemacht.
12. Januar 2015 um 18:57
Ich habe überall gelesen "horn to the left" - "rundes Horn links".
Ich habe mein Amboss so gestellt daß das runde Horn (mit rundem Loch) rechts steht und das Vierkanthorn (mit Vierkantloch) links steht (und etwas weiter weg von der Esse). Hier nennt sich so eines Amboss "Nordschwedischer Form". Ich war etwas besorgt daß ich was falsches gemacht habe – obwohl es gut funktionierte.
Ich danke Euch fürs gute Argument. Jetzt weiß ich daß ich richtig gemacht habe. Eigentlich war es nicht wegen des Abschrotes sondern weil so leichter ist mit Radius über Horn zu biegen.
Ich habe mein Amboss so gestellt daß das runde Horn (mit rundem Loch) rechts steht und das Vierkanthorn (mit Vierkantloch) links steht (und etwas weiter weg von der Esse). Hier nennt sich so eines Amboss "Nordschwedischer Form". Ich war etwas besorgt daß ich was falsches gemacht habe – obwohl es gut funktionierte.
Ich danke Euch fürs gute Argument. Jetzt weiß ich daß ich richtig gemacht habe. Eigentlich war es nicht wegen des Abschrotes sondern weil so leichter ist mit Radius über Horn zu biegen.
Ich habe so langsam ausgeklügt daß "horn to the left" eigentlich "heel to the right" zu verstehen sei. Die "Ferse" einemes Englischen Ambosses ist ja ziemlich dünn und man kann da leich ein 'U' biegen. Allerdings sitzt dann das Vierkantloch auch rechts.
Ûbrigens bin ich auch Charlie
Grüße
Göte
Zuletzt bearbeitet: 12. Januar 2015 um 18:58,
Göte Svanholm
12. Januar 2015 um 19:22
Servus Goete.
Ich verwende (hauptsächlich) einen Amboss mit Steirischer Form. Habe das Horn, von mir aus gesehen auf der rechten Seite, das 4kt Loch daher links. Bin rechtshänder. Würde meinen Amboss nie anders stellen! so kann ich mit einem kurzen Schritt nach rechts über dem Horn arbeiten. Wär das Horn links, müsste ich "über die Hand" arbeiten!
Da ist dann ein vergessenes Ambossstöckl dann auch nicht so tragisch, ist ja links von meiner Arbeithand.
Könnte an dem, auf dem Bild dargestelletn Amboss nicht arbeiten.
Hab meinen Süddeutschen Amboss auch mit dem Horn rechts aufgestellt, habe allerdings keinen Voramboss.
lg
Walter
Ich verwende (hauptsächlich) einen Amboss mit Steirischer Form. Habe das Horn, von mir aus gesehen auf der rechten Seite, das 4kt Loch daher links. Bin rechtshänder. Würde meinen Amboss nie anders stellen! so kann ich mit einem kurzen Schritt nach rechts über dem Horn arbeiten. Wär das Horn links, müsste ich "über die Hand" arbeiten!
Da ist dann ein vergessenes Ambossstöckl dann auch nicht so tragisch, ist ja links von meiner Arbeithand.
Könnte an dem, auf dem Bild dargestelletn Amboss nicht arbeiten.
Hab meinen Süddeutschen Amboss auch mit dem Horn rechts aufgestellt, habe allerdings keinen Voramboss.
lg
Walter
13. Januar 2015 um 19:22
Hallo Oli,
ich störe mich ein wenig an deiner Pauschalisierung das es keine Fachbücher zum Schmied gibt.
Hier möchte ich das Reprint "Handwerk der Schmiedekunst" von Franz Sales Meyer von 1888, "Die Kunstschlosserei" von Prof. Max Metzger (von 1921), weiter das Reprint von "Das Schlosser Buch" (auch wider von Sales Meyer) von 1897 beispielhaft nennen.
Ich gebe Dir recht darin das es vermutlich einige Themengebiete im Bereich des Schmiedens gab und gibt die als "Banalitäten" abgetan wurden uns somit eben mündlich weitergegeben wurden.
ich störe mich ein wenig an deiner Pauschalisierung das es keine Fachbücher zum Schmied gibt.
Hier möchte ich das Reprint "Handwerk der Schmiedekunst" von Franz Sales Meyer von 1888, "Die Kunstschlosserei" von Prof. Max Metzger (von 1921), weiter das Reprint von "Das Schlosser Buch" (auch wider von Sales Meyer) von 1897 beispielhaft nennen.
Ich gebe Dir recht darin das es vermutlich einige Themengebiete im Bereich des Schmiedens gab und gibt die als "Banalitäten" abgetan wurden uns somit eben mündlich weitergegeben wurden.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.