Söding & Halbach Gewichts- bzw Nummernangabe

27. April 2021 um 14:31
Servus beinand,
ich rätsel schon länger an diesem Thema.
Versteht jemand, warum SH ihre Ambosse mit einer Nummer versehen hat?
Ich hatte jetzt schon zwei SH von 1917 in der Werkstatt, beide mit No. 1 gestempelt, aber jeweils mit 23,5 und 24 kg. Haben die damals schon unterschiedliche Produktionsreihen mit identischem Gewicht geschmiedet und diese durchnummeriert? Im Internet bin ich auf einen von 1916 mit der No. 13 & 22,5 kg gestoßen, diese Angaben bringen mich zu dieser Annahme. Ich hoffe ihr wisst da mehr und könnt mir weiterhelfen.
Zweitens, kennt jemand von euch das Gewichtssystem von SH? Die Ambosse sind immer mit K o|W nach dem Gewicht gestempelt, nur scheint das tatsächliche Gewicht immer stark zu variieren. Die zwei von 1917 sind um knapp 1,5 kg leichter als sie gestempelt sind. Mein altbayrischer von 1904 wiederum wiegt 1,9 kg mehr als angegeben. Liegt das einfach daran, dass sie damals das Gewicht direkt nach dem Schmieden und vor der Nachbearbeitung eingeschlagen haben oder an einem anderen System? Meines Wissens nach wurde in Deutschland erst nach WK 1 ein einheitliches Längen- und Gewichtssystem eingeführt.
Ich freue mich schon auf eure Antworten und Vermutungen
Viele Grüße
Andi
28. April 2021 um 08:07

hallo Andi,

Willkommen im Forum! Interessante Fragen die Du da stellst...

Haben die Ambosse mit Nr. 1 und Nr. 13 unterschiedliche Formen? ich vermute dass es sich nicht um Seriennummern, sondern um eine Art Artikelnummern handelt. Ähnlich wie es z.B. beim letzten deutschen Ambosshersteller Refflinghaus der Fall, ist.

Refflinghaus

Bezüglich der Gewichte kann ich leider nichts zum Thema beitragen, aber evtl. kann Dir Herr Refflinghaus weiterhelfen.

Gruß DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
28. April 2021 um 12:31
Hallo DerSchlosser,
Danke für die netten Willkommensgrüße!
Nein, die Ambosse sind eine Einheitsgröße bzw -form. Meinen Recherchen nach hat SH für die deutsche Armee diese Ambosse gefertigt und die mussten mit ins Feld. Ich füge noch Fotos hinzu wenn ich welche finde (hoffe es gibt keinen Ärger wegen dem Copyright).
Der Tipp mit Herrn Refflinghaus ist gold wert, danke! Hab an ihn gar nicht gedacht.
Inzwischen bin ich auf 3 Ambosse gestoßen, selbes Modell und Nummer, also nahezu identisch.
Nur das Gewicht ist unterschiedlich, 22,5  23,5 und 24 Kg
Sehr Schade das man kaum Informationen im Netz findet, denn das erschwert Recherchen ziemlich.
Bezüglich des Gewichts beiße ich mich gerade durch alte Hütten-
bücher von 1890 bis 1930, da dreht der Kopf ziemlich^^ hoffe bald diesbezüglich mehr berichten zu können.
Viele Grüße
Andisignal-2021-04-22-233741_31.jpg
29. April 2021 um 13:34
Vor Jahren hat mein Mentor mir das so erklärt:

Handgefertigte Ambosse wurden nach Modellen und ungefähren Größen hergestellt. Man wusste grob, wenn ein Amboss so und so groß ist, wiegt er ungefähr so und so viel. Gewogen wurde nie, dafür gab es keine Einrichtungen. Variationen gab es ohnehin durch Stauch und ggfls. den Voramboss.

Mein Lehrmeister fragte nur nach der Länge über die Hörner und der Höhe, dann wusste er schon: 'Ungefähr 125 kg.'. Zudem waren andere Faktoren ihm wichtiger als das genaue Gewicht, z.B. der Hersteller, das Herstellungsverfahren und die Dicke der Stahlplatte.

Bei fabrikmäßiger Herstellung durch Gießen in Serie werden die Toleranzen im Gewichtsbereich kleiner.

Freundliche Grüße

Jean
29. April 2021 um 15:06
Aber wiegen konnte man ja schon, warum sollte das nicht gemacht worden sein?
Dass es z.B. für Modell Nr. 1 ein ungefähres Zielgewicht von 25kg gab und das fertige Stück dann gewogen und gerundeten Schritten gestempelt wurde, halte ich für wahrscheinlicher. Je nach Herstellungsvorgang werden es dann mal 24,7 (gerundet 24,5) oder 25,3 (gerundet 25) Kilogramm, Pfund, oder welche Einheit gerade in war, gewesen sein. Ein bisschen mehr Abbrand hier, eine etwas dickere Bahn oder ein schmaleres Horn da und schon hat man ein bisschen Variation.
30. April 2021 um 01:41
Wenn meine Antwort Dich nicht zufriedenstellt, frag' doch einfach mal einen Ambosshersteller und berichte dann hier, was Du erfahren hast. Das ist sicher für alle interessant. 

Freundliche Grüße

Jean 
1. Mai 2021 um 12:42
Hallo ihr zwei,
danke für euren Input.
@Jean, genauso wie dein Lehrmeister nutzt ein Kumpel von mir die Maße der Ambosse um z.b. auf Kleinanzeigen auf das ungefähre Gewicht zu kommen. Anscheinend gab es mal eine Liste von Refflinghaus aus den 80ern welche sich super als Spickzettel eignet und genau auf das Gewicht bez. auf die Abmessungen schließen lässt.
@enter_your_name
Das es beim Schmieden natürlich nicht immer der exakt selbe Amboss rauskommt ist mir bewusst. Ich habe von Leuten auch schon gehört, dass es "Tradition" war, einen Amboss leichter zu stempeln als er ist. Ein Beispiel: Amboss von 1904 mit 40Kg Stempel wiegt 41,3Kg.
Ob man jetzt im Krieg mit Stahlmangel etc. das genaue Gegenteil macht und sie "schwerer" stempelt oder als Betrugsmasche, da mehr Geld für weniger Materialaufwand bleibt vorerst noch eine offene Frage.
Ich habe bei den 1917er Ambossen festgestellt das diese um knapp 1 kg leichter sind als angegeben. Kurzzeitig hatte ich zwei Nummer 1 im Besitz, gesehen habe ich noch die Nummern 2 und 13. Alle zwischen 22,5 und 24 Kg, weswegen ich vorerst deiner Theorie mit der Modellnummer und Zielgewicht nicht zustimmen würde... Die Variation bei der Fertigung steht dabei natürlich außerfrage.
Ich werde mich bei Zeiten an Herrn Refflinghaus wenden und die (hoffentlich) geklärten Fragen mit euch teilen, diese Erkenntnisse sind wichtig
26. Juli 2021 um 10:43
Jörg Refflinghaus hat mir erzählt, dass die Nummern auch mit den Schmiedeplätzen in Verbindung stehen, also von welchem Team ein Amboss geschmiedet wurde. Insofern kann ein Nr. 1 und ein Nr. 2 theoretisch gleich sein, bzw. zwei Nr. 1 komplett unterschiedlich sein, wenn sie nicht den gleichen Jahrgang haben.
29. Juli 2021 um 23:34
Bensch,

danke für die interessante Info!

Freundliche Grüße

Jean
28. August 2021 um 16:50
Jörg Refflinghaus hat mir erzählt, dass die Nummern auch mit den Schmiedeplätzen in Verbindung stehen, also von welchem Team ein Amboss geschmiedet wurde. Insofern kann ein Nr. 1 und ein Nr. 2 theoretisch gleich sein, bzw. zwei Nr. 1 komplett unterschiedlich sein, wenn sie nicht den gleichen Jahrgang haben.

Hallo zusammen,
diese Theorie möchte ich unterstützen. Ich habe einen S&H Amboss von 1916, gestempelt mit No.12. Ein S&H Katalog von 1913 bildet als Modellnummer 12 allerdings ein gänzlich anderes Modell ab, meins entspricht dort Nr. 28.
Bei einigen Stichproben mit Bildern aus dem Netz ergibt sich das gleiche Bild.
Viele Grüße und ein entspanntes Wochenende!
Julian