Schäferschippe

8. April 2022 um 17:08

Vor ein paar Wochen hatte ich Besuch von einem Schäfer der von mir etwas wollte, dass ich so auch noch nie geschmiedet habe. 

Eine Schäferschippe ist ein traditionelles Werkzeug, dass von Schafhirten zum hüten der Schafe eingesetzt wird. Zum einen können mit der Schippe giftige Gräser ausgestochen werden.
Dem Hund oder den Schafen Befehle gegeben werden indem man mit der Schippe etwas Dreck aufnimmt und diesen in eine bestimmte Richtung wirft.
Die Schafe können mit dem Fanghacken am Bein gehalten werden.
Und die Schippe dient mit dem traditionell sehr langem Stiel natürlich auch dem Schäfer um sich in Ruhephasen etwas anzulehnen. 

Das Große Problem ist es, dass es Heutzutage wohl kaum mehr Schmiede gibt, die diese Schippen herstellen und die Kopien sehr schnell verbiegen oder von sehr schlechter Qualität sind. Und so kamen wir beide zu dem Entschluss, dass ich einen Prototypen schmiede, den wir im laufe des Jahres in der Praxis testen werden.

Die Schippe ist aus einem Stück Federstahl geschmiedet und auf Federhärte angelassen. 
Beim Bruchtest einer zweiten Schippe die sich beim härten leider etwas verzogen hat, konnte diese schon mal zeigen wie viel der Stahl abkann. Und wie komplex die Geometrie beim härten ist.
Entgegen der Schippen die man so im Internet findet habe ich sie auch nicht poliert. Meinem Geschmack nach finde ich aber, dass ihr die Schmiederauhe Optik ganz gut tut.


Ende des Jahres werden wir sehen wie sich die Schippe so in der Praxis verhält.
Sollte alles gut gehen bin ich am Überlegen eine Kleinserie dieser Schippen aufzulegen. 

Aber wir werden sehen was die Zeit so bringt. 
Jetzt bin ich erst mal gespannt wie sie Euch so gefällt.

Viele Grüße aus Sperberslohe
Stück davon
Euer Peter











Zuletzt bearbeitet: 8. April 2022 um 17:14, Peter Brunner
8. April 2022 um 20:52

Sehr schöne Arbeit Peter und wieder was gelernt, hab noch nie von einer Schäferschippe gehört. Schön das solche Werkzeuge noch gebraucht werden und die alten Handwerke so nicht ganz in Vergessenheit geraten. Die Schmiedehaut passt prima und der Federstahl wird sicher seinen Zweck erfüllen. Bin gespannt auf deinen Einsatzbericht.

Viele Grüße

Alex

Blood,Sweat and Musclecat
Zuletzt bearbeitet: 8. April 2022 um 20:53, Alex Schneider
8. April 2022 um 21:35
Hallo Peter, die Schippe gefällt mir gut. Das es sowas nicht mehr zu kaufen gibt kann man sich vorstellen, steckt ja auch viel Arbeit drin, wer bezahlt das heute noch? Finde ich gut das du du solche Aufträge annimmst,  der Schäfer wird sich sich sicher über seine neue Schippe freuen!
Gruß
Eichhorn
9. April 2022 um 08:08
Hallo Peter,
die Schippe sieht wirklich gut aus. Mir gefällt die Schmiedehaut auch besser als eine polierte Oberfläche - funktionell sollte das ja keine Relevanz haben. Wie der Fanghaken aus dem Blatt "herauswächst" wirkt auf mich sehr harmonisch. Das sieht bei weitem besser aus als das, was man bei einer Internet-Bildersuche so zu sehen bekommt.
Jetzt ist mir endlich eingefallen wo ich so etwas zum ersten mal gesehen habe.
Jens Eichler (Atelier-Funkenflug.de) hat so etwas mal geschmiedet.
Schöne Grüße
Sascha
Es ist besser ein kleines Schmiedefeuer anzuzünden als die Dunkelheit zu verfluchen!
9. April 2022 um 14:16
Vielen Dank Euch dreien für den Zuspruch und das Lob! :) 

Das Freut mich sehr, dass se Euch so gut gefällt!

Viele Grüße aus Sperberslohe
Stück davon
Euer Peter
10. April 2022 um 09:46
Hallo, Peter, das ist echte gute Schmiedearbeit, kein Schleif- und Feilprodukt! Der Werdegang ist überwiegend sichtbar. 
Als Schafhalter habe ich oft Fanghaken verwendet. Es gibt 3 Arten: Der Tonkinstock (Spazierstockform) dient als Stütze am Hintern des Hüteschäfers, zum Fangen des Schafes aus der gedrängten Herde per Hals- oder Keulenfang, auch zum Herausholen aus Moorlöchern. Der enge fingerdicke Fanghaken am ca. 1,5 m langen Stock wird von Koppelschäfern verwendet zum Fußfang.
Die Schäferschippe, ca. schulterhoch zur Achse- oder Bruststütze mit Fanghaken wird vom Hüteschäfer zum Fußfang verwendet, wenn er an den Fuß drankommt, also in der gedrängten Herde und im Moorloch nicht. Das Risiko bei deiner Schäferschippe sind die Kanten am Innenbogen des Hakens: (Haut-)Verletzungsgefahr mit folgendem Infektionsrisiko. Bitte abrunden fürs Tierwohl! Der richtige Bogen (Öffnung und Bogenweite, Trichterform?) ist ein wenig vom Fangobjekt (Fußgröße: Tiergröße Böcke/Lämmer) abhängig, durch Ausprobieren mit 6-8 mm Rundeisen hat man bald "den Bogen raus".
Form follows function.
Gruß
Meinhard

10. April 2022 um 11:11
Hallo Meinhard, 

deine Meinung freut mich sehr! :) 
Zum Anfertigen hatte ich für mehere Tage ein Orginal hier liegen, der Schäfer meinte das diese für um die  400 Euro im Netz gehandelt werden.
Was mir an der Schippe so gar nicht gefallen hat, war dass diese im Fangbereich recht dünn ca 2,5-3mm war. Zumal sie auch keine abgerundeten Kanten hatte. 

Da ich selbst mit vielen Tieren aufgwachsen bin, weiß ich wie viel Kraft ein Vieh haben kann und wie schnell es sich an etwas aufreißt. 

Deswegen habe ich versucht den Fanghaken an meiner Schippe so dick und rund wie möglich auszuführen so hat die Schippe im diesem Bereich etwa 5mm.
Leider kann man es auf den Bildern schlecht erkennen aber ich habe noch eins angehängt auf dem es vielleicht etwas besser zu sehen ist. 

Viele Grüße aus Sperberslohe
Stück davon
Peter


Zuletzt bearbeitet: 10. April 2022 um 12:28, Peter Brunner
10. April 2022 um 12:16
Danke, Peter. Ich bewundere deine Arbeit; bei deinem handwerklichen Geschick bin ich noch lange nicht. 
Lass den Fanghaken mal ausprobieren, Nutzerfolg zeigt den Weg. 
Meine Fanghaken ohne Schäferschüppe waren länger, nicht weiter, und die Öffnung verengte sich zu einem runden Fangbogen von ca. 4 cm Durchmesser bei  mittelleichter Schafsrasse (Pommern).  
Der Schippenrücken ist nicht sichtbar, scheint aber das schärfste Teil des Fangbogens zu sein.
Gruß
Meinhard
10. April 2022 um 12:33
Habe soeben noch nachgeschaut, weil ich nicht verstehe, wie man auf einen 400€-Preis für eine Schäferschippe kommt. Aus Silber? Bei Schäfereibedarf Kleißner kostet solch ein Teil 30€, aber auch dieses hat die scharfe Schippenkante. Es ist aber auch längst nicht so formharmonisch wie das handgeschmiedete von Peter. 
Meinhard
10. April 2022 um 12:45
Grüß dich Meinhard, 
ich wollte mich auch nicht Rechtfertigen, deine Aussage hatte nur das Bestätigt was mir selbst negativ an der "Orginal" Schippe aufgefallen ist.

Ich bin noch mal meine ganzen Bilder durchgegangen, ich glaube hier kann man den Rücken der Schippe Recht gut erkennen. 
Um den Übergang noch dicker zu gestalten müsste ich mir ne andere Art überlegen die Schippe zu schmieden aber ich glaube nicht dass es in dem Bereich zu Verletzungen kommen wird, da sie am Rücken schon sehr "dick" ist und ich alle Kanten abgerundet habe.

Letztendlich werden wir im Herbst nach dem Schaftrieb mehr wissen.
Und sollte es zu einer Kleinserie kommen, irgendwann noch mehr.
Bei Werkzeugen ist ja irgendwie immer alles in Bewegung und man kann auch nach Jahren noch etwas verbessern oder verändern.
Und da ich viel daran lege Werkzeuge so gut wie es für mich Möglich ist zu schmieden, sind mir Meinungen wie deine sehr Wichtig!

Wenn du magst, können wir gerne mal gemeinsam eine Schippe schmieden. Gerade die Tatsache, dass du in beiden Bereichen n haufen Erfahrung mitbringst macht das super Intressant! :) 
Viele Grüße aus Sperberslohe
Stück davon
Peter


29. April 2022 um 22:48
Hier mal ein kurzes Update wie sich die erste Schippe bewährt. 

Der Schäfer ist auf jeden Fall sehr zufrieden.

Also die ersten Tests mit der Schippe sind sehr gut zum fangen ist der Haken super geworden 👍🏼


N bissl dreckig is se inzwischen auch geworden 

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