Wärmebehandlung für ein Messer aus einem alten Brecheisen oder einer Spiralfeder brauche dringend Hilfe!

1. November 2012 um 10:15
Ich habe vor ein Messer aus einem alten Brecheisen zu schmieden.
ich habe aber noch keine erfahrungen mit der Wärmebehandlung.Was würdet ihr empfehlen?
Öl,Wasser?wen öl welches?Wie hoch anlasen?


Bitte um Antwort
Danke schon im vorraus                     Mit Bienlichen Grüßen Michi                         Und Stück davon
Vor ausgewogener Ernährung unerreichbar aufbewahren, kein Ersatz für Kinder. Oder anders herum??????
Zuletzt bearbeitet: 5. November 2012 um 14:57, Michi
1. November 2012 um 10:45
Moin Michi,
sieh beim Schmieden zu, den Stahl nicht zu überhitzen (am besten nicht über Gelb hinaus, eher im Bereich helles Orange bleiben) und ihn kräftig umzuformen.
Wenn du den den Rohling fertig hats, kannst du das Gefüge verbessern, in dem du ihn 2-3 mal "scharf normalisierst". Dazu erwärmst du den Rohling auf Härtetemperatur (kannst du mit einem Magneten testen, wenn der nicht mehr haftet, bist du auf Härtetemperatur) und schreckst ihn in warmem Öl ab, so als würdest du ihn härten wollen. Ich verwende dazu Rapsöl aus dem Supermarkt. Nach dem mehrfachen scharfen Normalisieren erwärmst du den Rohling erneut kanpp unter Härtetemperatur und lässt ihn sehr langsam abkühlen. Für den Hausgebrauch deckst du ihn einfach in deiner abgeschalteten Kohlenesse gut mit der abgeflammten Kohle ab und lässt alles zusammen langsam erkalten (ich mache das über Nacht).
Nun kannst du die Klinge nahe an die Endform schleifen (die Schneide sollte noch eine Stärke von ca. 0,5mm haben).
Als nächsten Schritt erwärmst du die Klinge erneut auf Härtetemperatur und lässt sie an der Luft abkühlen (damit nimmst du Spannungen  aus dem Stahl, die beim Schleifen entstanden sein könnten).
Nun kommt das eigentliche Härten. Hierzu erwärmst du die Klinge auf Härtetemperatur und hälst die Klinge dort für 2-4 Minuten und schreckst sie dann in dem erwärmten Öl ab (zum Erwärmen des Öls mache ich einfach einen alten Rundstab warm und heize mit dem das Öl auf). Ich härte in einem Rohr, Spitze voran, für dich ist aber evtl. ein einfacher Topf einfacher, dann solltest du die Klinge mit dem Rücken voran ins Öl tauchen. Bewege die Klinge im Öl, damit sich keine Gasblasen an der Klinge halten, die die Abkühlung verzögern. Bevor du fragst: Nein, Wasser ist nicht das richtige Härtemedium für dich als Anfänger (und bei Messern ansich eh nie, hochreinen C-Stahl mal Aussen vor gelassen).
Falls du jetzt einen Härteverzug haben solltest, hast du nun ca. 30 Sekunden Zeit, die Klinge auf dem Amboß vorsichtig zu richten.
Unmittelbar nach dem Härten muss die Klinge in den Anlassofen. Hierzu kannst du euren Küchenherd verwenden, den du auf ca. 190°C vorheizen musst. Da legst du die gehärtete Klinge dann für 2x 30 Minuten auf einem Rost hinein (nach 30 Minuten einmal heraus nehmen und in Wasser abkühlen, dann wieder in den Ofen).
Nun kannst du den Feinschliff machen, hierzu bitte nur noch Wasserschleifsteine verwenden, oder Schleifpapier von Hand.
Gruß,
Timm
Zuletzt bearbeitet: 1. November 2012 um 22:39, Timm Esemann
1. November 2012 um 10:52
.......... Ist ja alles schön beschrieben!......


 
http://naabtal-klinge.de/

........ Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe! oder trags mit Ruh - Bist du Amboss, sei geduldig. Bist du  Hammer schlage zu!..........

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Es sind die Fantasten, die die Welt in Atem halten und nicht die Erbsenzähler!
1. November 2012 um 11:22
Schön beschrieben?

Da ist einiges dabei was ich nicht unterschreiben würde.

Grüße Peter
meine Homepage

Einfach nur schön das Schmiedeleben



1. November 2012 um 11:40
Wird wohl etwas um einen C55-60 sein, ergibt ein brauchbares und stabiles Messer, z.B. Haumesser. Aber zumindest mir tut es immer etwas leid, wenn das Werkzeug noch brauchbar war.
Härten deshalb eher ein klein wenig über 800°C (Speisesalz beginnt zu schmelzen) als nur um den Curie-Punkt (antimagnetisch, 768°) und zumindest ein paar Sekunden (10) halten.
Wenn es eher ein feines Messer werden soll kannst du auch nur auf 170° anlassen.

Grüße,
Eisenbrenner
1. November 2012 um 12:51
Supa danke          das wiad a hokn =)

Ich werde mich an die Anleitung vom timm halten!
Kann ich das auch beim federstahl so machen?


Nochmals danke     
mit Bienlichen grüßen           und Stück davon Michi
Vor ausgewogener Ernährung unerreichbar aufbewahren, kein Ersatz für Kinder. Oder anders herum??????
Zuletzt bearbeitet: 4. November 2012 um 10:02, Michi
1. November 2012 um 14:31
Moin Peter,

welche Punkte würdest du denn nicht unterschreiben und aus welchem Grund, mehr noch, wie würdest du es denn statt dessen machen? Ein Forum lebt von Kritik, so sie denn konstruktiv ist.

Gruß,
Timm
1. November 2012 um 14:58
Tach zusammen,

Wird wohl etwas um einen C55-60 sein

nur als Hinweis: es ist durchaus auch üblich, Brechstangen aus C45 zu fertigen, z.B. bei Krenzer.

Und die Wärmebehandlung würde ich nicht zuuu kompliziert machen, gerade für einen Anfänger:
Schmieden, Normalisieren, Härten, Anlassen.

Gruß,

DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
1. November 2012 um 15:09
Hallo Timm,

folgendes sehe ich anders:

Wenn du den den Rohling fertig hats, kannst du das Gefüge verbessern, in dem du ihn 2-3 mal "scharf einformst"

Du meinst bestimmt scharf normalisieren (sanftes Härten) um die Karbide einzuformen.
Einformen dient dazu bei übereutektoiden Stählen kugelige Karbide (Kohlenstoff Karbide) zu bekommen, eine Alternative zum Pendelglühen ist das scharf normalisieren was mit einfacheren Mitteln zu bewerkstelligen ist.

Da es sich bei einer Brechstange bestimmt nicht um einen übereutektoiden Stahl handelt ist das nicht nötig.
Ich würde einfach normalisieren um ein feines Korn zu erreichen.


Als nächsten Schritt erwärmst du die Klinge erneut auf Härtetemperatur und lässt sie an der Luft abkühlen (damit nimmst du Spannungen aus dem Stahl, die beim Schleifen entstanden sein könnten).

Spannungsarm Glühen findet je nach Stahl zwischen 550 °C und 650 °C statt mit entsprechender Haltezeit.

Falls du jetzt einen Härteverzug haben solltest, hast du nun ca. 30 Sekunden Zeit, die Klinge auf dem Amboß vorsichtig zu richten.

Das ist nur richtig wenn die Klinge warm genug aus dem Ölbad kommt bevor die Martensitbildung einsetzt.
Ich würde empfehlen den Verzug nach dem Anlassen durch einschlagen feiner Richtmarken zu korrigieren, das ist wesentlich sicherer.

Viele Grüße Peter

meine Homepage

Einfach nur schön das Schmiedeleben



1. November 2012 um 17:47
Also wenn wir schon dabei sind. Normalisieren - auf Feinkorn bringen bei so einfachen Stählen beginnt schon bei den letzten Schmiedewärmen. Dabei wird nurnoch auf ca. 1000° erwärmt und fest umgeformt. Da hat man schon rel. feines Gefüge (bei solch einfachen Stählen). Dann mehrmals Normalisieren - das heißt schnell und gleichmäßig bis nahe an Härtetemperatur gehen und an der Luft abkühlen lassen bis im Dunkeln keine Glühfarbe mehr zu sehen ist. Dann scharf normalisieren (sanftes härten) bis auf Härtetemperatur gehen und mehrmals in warmen Öl abschrecken. Dann Weichglühen für die Schleifbehandlung und sehr langsam abkühlen lassen. Schleifen bis 1mm Schneidenstärke (bei 0,5mm hat man nach dem Härten weniger Schleifarbeit, riskiert aber Härtewellen - Verzug.)

Alles in allem funktioniert Timms Beschreibung bei solch einfachen Stählen aber gut, nur die Begriffe sind etwas vertauscht.
Zuletzt bearbeitet: 1. November 2012 um 18:40
1. November 2012 um 18:19
nur als Hinweis: es ist durchaus auch üblich, Brechstangen aus C45 zu fertigen, z.B. bei Krenzer.
Wenn das zutrifft, dann würde ich aber kein Messer mehr draus machen und Brechstange Brechstange sein lassen.
Sondern mir lieber einen gebrauchten Meissel suchen der mehr Sterne im Funkenbild zeigt, oder halt gleich Federstahl.
Da müsste man schon bei 850° härten wenn mann nicht ewig halten möchte und bekommt maximal 58 hrc Anspungshärte...

01.11.2012 17:47 - Klaeus Also wenn wir schon dabei sind. Normalisieren - auf Feinkorn bringen bei so einfachen Stählen beginnt schon bei den letzten schmiedewärmen. Dabei wird nurnoch auf ca. 1000° erwärmt und fest umgeformt.
Das ist natürlich richtig, aber um bei den letzten Schmiedewäremen noch richtig umzuformen benötigt man schon ungemein viel Erfahrung! Auch erscheinen mir 1000° als relativ hoch, aber wahrscheinlich nicht bei c45.

Grüße,
Eisenbrenner
1. November 2012 um 18:50
Ne, braucht man nicht. Ich benutze dafür so einen Hammer. Da kann man schon kräftig umformen ohne die Klinge zu verhunzen.
1. November 2012 um 19:01
Ne Klaeus,der ist nur mit 100 g angegeben und weiter Unten mit 500g.
Wie viel hat deiner ?

Gruß Maik
Homepage
1. November 2012 um 19:11
Weis nicht, steht nix drauf. Schätze mal 1 Kg, vielleicht etwas mehr. Jedenfalls formt er beim Endschmieden von Klingen ausreichend um. Japanische Hämmer gehen warscheinlich noch besser.
1. November 2012 um 19:39
Naja da wir jetzt auf Federstahl gekommen sind, da hätt ich auch Zugang. Wie schaut da die Wärmebehandlung aus?funzzt das wie beim Brecheisen?

hab heute eine Spiralfeder bekommen und verschmiedet ,bin aber noch nich fertig



Mit Bienlichen Grüssen Michi            und Stück davon
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Zuletzt bearbeitet: 2. November 2012 um 23:35, Michi