Vielleicht DIE Chance... Hilfe von den Beruflichen Schlossern/Schmieden gefragt

1. September 2013 um 14:18
Hallo,
Ein Schmiedemeister in einem nicht weit entfernten Ort sucht einen Nachfolger und das könnte doch tatsächlich ich machen.
doch es gibt ein paar Probleme:
- ich komme jetzt ins dritte lehrjahr in der Schlosser ausbildung, fachrichtung Konstruktionstechnik. Viertes lehrjahr könnte ich sogar überspringen wenn ich mich noch ein wenig mehr reinhänge!
(Dort Arbeiten tut der Meister noch bis ende nächsten Sommers)
-Die Miete der 2 insgesamt 260 m² hallen + einem großen Hof mit Wiesenteil, die beträgt nämlich aktuell 700 euro, es gäbe vlt die möglichkeit das ein kollege in der anderen ungenutzten Halle seine Edelstahlwerkstatt hochzieht,dann könnte man die Miete teilen
- Aufträge reinbekommen, die miete werde ich niemals als Geselle allein tragen können, ich muss auch Auftragsarbeiten machen, wenn das einmal läuft würde ich mich vielleicht sogar komplett selbständig machen, als konstruktionsschlosser ist man ja sehr flexibel.

ich hoffe bei den oben genannten dingen könnt ihr mir nützliche Tipps geben.

die Vorteile wären u.a.:
-ich würde im Industriegebiet arbeiten, was bedeutet ich kann den Betrieb offiziel machen (bin aktuell im wohngebiet) und könnte spät Nachts und Sonntags arbeiten, was ich mir immer gewünscht habe :)
- eine komplett ausgestattete Metallbau und Schmiedewerkstatt mit viel platz
- eine mit sicherheit günstigere miete als bei manch anderen Werktstätten.
- bis Der gute mann seine Arbeit niederlegt, könnte ich regelmäßig vorbeikommen um bei ihm das Schmieden zu lernen.

oder ist Vielleicht jemand von euch sogar der Meinung ich solle es gleich lassen?

grüße Paul
Zuletzt bearbeitet: 1. September 2013 um 14:19, Pder R
1. September 2013 um 18:39
Hallo Paul,

irgendwie werde ich nicht so richtig schlau aus Deinem Posting.

Soviel versteh ich:
-du willst eine Schlosserei übernehmen bzw. hast die Gelegenheit dazu .... aber du willst das nebengewerblich oder als Hobby betreiben? oder als was?
-du bist noch in der Ausbildung und willst diese verkürzen ... warum?


Also ich versteh nicht so wirklich was Du mit der Werkstatt vorhast. Willst Du Dich kurz nach der Lehre selbstständig machen? Dann müßtest Du ersteinmal entweder einen "Strohmeister" (vielleicht der Altbesitzer) haben, oder den Betrieb unter einem zulassungsfreiem Handwerk anmelden. Das ist soweit kein Problem.

Aber irgendwie hört es sich für mich an als ob Du noch nicht so wirklich weißt was du damit machen willst / sollst / kannst, und hier liegt der Hase im Pfeffer. Wenn Du keine Ahnung hast in welche Richtung das Ganze gehen soll, wirst Du (zumindest meiner Erfahrung nach) ordentlich auf die Fresse fallen.

Willst Du die Werkstatt gewerblich/nebengewerblich betreiben solltest Du sehen:
min. 350,-€ Miete
um 200- 250,-€ min Versicherung (im Jahr) (so ganz grob übern Daumen)
alleine hier sind wier bei 4450,-€ jährlich, die weg sind.

-Stromkosten
-Heizkosten
-Materialkosten
-Hilfsstoffe
-Neuanschaffungen

Dass das alles erstmal verdient werden möchte ist klar.
Jetzt entsinne ich mich an letzte Postings von Dir das Du Rückengesundheitlich doch sehr angeschlagen bist. Wenn Du zusätzlich zu Deiner Arbeit (die du hoffentlich nach der Ausbildung aufnehmen kannst) dann auch noch nebenher schmiedest, wird Dein Rücken Dir das höchstwahrscheinlich nicht danken.
Hier rechnen wir auch mal kurz:
38Stunden normale Arbeit (eher mehr)
min 5-15 Stunden Schmiede
2-3 Stunden Büroarbeit / bzw. Kundenpflege etc.
kommen wir schnell auf 56 Wochenstunden
Die Woche hat 168 Stunden, davon bist Du dann 56 Stunden am arbeiten, bleiben 112 Std. Davon wiederum grob 56Std. am Schlafen bleiben 56 Std.. Diese 56 Std. schmelzen dann für Essen (durchaus ratsam) Arbeitswege, Pausen, etc. zusammen, und der Rest ist dann Freizeit.


Alles im Allen würde ich Dir raten, rechne Dir das Ganze einmal realistisch durch, nimm dazu am Besten auch die rosarote Brille ab, denn die Realität ist oft nicht rosarot, und guck ob Du Dir das wirklich "antun" möchtest, und ob Du das mit Deinem bisherigen Lebensstil / Freundes und Bekanntenkreis / Gesundheit / Ziele vereinbaren kannst.

So, ich hoffe ich hab Dir nun nicht den Tag vermiest aber bei sowas sollte man das GANZE mal seeeehr nüchtern durchrechnen.

PS. Ich würde auch meine Werkstatt nicht teilen ... und schon gar nicht wenn hierbei eine Freundschaft auf dem Spiel stünde, denn irgendwann kriegt man sich inne Haare.....

Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
1. September 2013 um 19:00
Tach
Also ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen.Ich habe meine Werkstatt nebengewerblich laufen.
Hauptberuflich bin ich Industriemechaniker(früher hieß das mal Schlosser) in einer Gießerei tätig.
Wenn du aus der Lehre kommst kannst du nicht wirklich viel,verstehe mich nicht falsch aber das richtige Leben ist was völlig anderes.
Bei mir gehen regelmässig die Samstage und Sonntage drauf ,da mann als Schlosser immer dann arbeitet wenn die anderen frei haben.
Ich habe Familie und das passt nur weil meine Frau auch Schlosserin ist,d.h sie kennt die Problematik.
Ich persönlich würde mich in der heutigen Geiz ist Geil Zeit nieeeeeee selbständig machen.
Und mit einem Freund schon mal gar nicht,das geht nie gut,egal wie gut ihr euch versteht.
Wenn du es trotzdem machst wünsche ich dir auf jedenfall Viel Glück
Gruss Yogi
Es lebe die Kohle der Stahl und das Feuer
1. September 2013 um 19:35
Also ganz ehrlich ,ich finde meine beiden Vorredner haben durchaus recht die Finger davon zu lassen . Zu den ganzen Kosten die der Hacheschmied schon aufgefüht hat kämen mit sicherheit auch noch etwaige Kosten für einen Kredit für den Maschinenpark dazu. und wenn Du schon GESUNDHEITLICH ANGESCHLAGEN BIST  würde ich das ganze sowieso sein lassen denn eine evtl .Private Krankenversicherung ist auch nicht gerade günstig. Zudem must Du auch noch zu dem Zeitaufwand den der Hacheschmied schon aufgefürt hat noch ne Menge Kunden werbung und Pflege betreiben den sonst wird das ja gar nichts mit einer sich selbst tragenden Werkstatt. Und von allem mal abgesehen frag doch mal die Selbstständigen hier im Forum wieviele sich nochmal SELBSTSTÄNDIG mach würden mit dem Wissen das sie heute über Selbstständigkeit haben! Und falls Du es noch nicht weiß selbstständig heiß wie das Wort schon sagt SELBST und STÄNDIG ,es kommt keiner der dir die Arbeit macht . Ich selbst war auch in einem anderen Handwerk selbstständig und haben jeden Tag bis zu 16 Std.  gearbeitet und es ist nichts Übergeblieben. Zumal DU auch ne Menge Eigenkapital brauchst für die "Notzeiten "zu überbrücken wo keine Aufträge vor liegen .


Wenn ich Dir jetzt den Tag versaut haben ,entschuldige , aber Überleg Dir das wircklich noch 5-10 mal bevor Du so halbherzig etwas wie Selbstständigkeit anfängst auch wenns nur nebenbei ist die Miete und Energiekosten komen Jeden Monat ,Aufträge nicht unbedingt, und die Brauchst Du!!!!!!!!!!!!


Falls Du das Ding wircklich durchziehst wünsche ich Dir viel viel Glück für einen guten Start und auf das es gelingen möge!  
Gruß von der Grenze



Jörg



Und immer schön das Feuer schüren
Zuletzt bearbeitet: 1. September 2013 um 19:39
1. September 2013 um 21:05
Die Chance zum frühzeitigen Offenbahrungseid... Vom Rest mal ganz abgesehen!

Gruß

Oli
1. September 2013 um 21:14

Als erstes, ich würde mich wieder Selbstständig machen, ganz klar. Aber nicht mit 19 Jahren und einer nicht ausgereiften Lehre. "ab 21 ist man Vollendsgeschäftsfähig".

Ich empfehle Dir,
 koste die Lehrzeit solange wie möglich aus, verkürzen bringt nichts.
Nach der Gesellenprüfung wechsel mindesten dreimal die Arbeitgeber(bleib bei jeden ein Jahr). Versuch nebenbei etwas aus Deiner kleinen eigenen Werkstatt etwas zu Verkaufen, und mach dabei immer eine ordentliche Kalkulation, Stunden- und Materiallisten, und nach der Fertigstellung eine Nachkalkulation mit allen Faktoren.
Dann weißt immer wo Du stehst und wie Du im Markt bestehst!
Für's Schmieden lernen, mach eine zweite Lehre oder Versuch bei Schmieden für längere Zeit unterzukommen und zu arbeiten.
Geh weg von zuhause, in die ferne, fremde Länder.
Vielleicht gehst auch den Traditionellen Weg der Walz. Stoß Dir die Hörner ab.


Zur Not gehst zur Handwerkskammer und läßt Dich beraten, das kostet nix.

Eine Selbstständigkeit gibt man nicht so schnell auf, wie man Schulden anheuft!                

Reiner


Man sagte, ein Schlosser habe erst dann ausgelernt, wenn alle 10 Finger gleich lang seien.

Grenzlandschmiede, meine Arbeit
1. September 2013 um 23:29
Das eine komplette eigenständigkeit noch weit vorausgedacht ist, ist mir klar aber wenn ich die andere Halle an den Kollegen abgebe sind 350 Euro ok wenn ich nebenbei was verkauft bekomme dachte ich. Der Meister meinte ja solange es geht das ganze zu unterstützen wo es geht.
Gesundheitlich sieht es wieder besser aus bei mir, außer den Beschwerden vom rauchen fehlt mir groß nichtsmehr. Danke Schonmal für die ausführlichen antworten :)
2. September 2013 um 07:39
Oje oje!

Du hast mal wieder rein garnix verstanden...

Wenn Du für Deine Halle 350€ Miete zahlst, musst Du jeden Monat mindestens für 2500€ bis 3500€ Umsatz machen, dass Du soviel Gewinn hast, dass Du Dir 350€ leisten kannst. Soweit ich mitbekommen habe lernst Metallbauer Fachrichtung Konstruktionstechnik... D.h. als Geselle wenn Du gut verdienst hast etwa 1200€-1400€ Netto... Davon Wohnung, Auto, Essen, Versicherungen etc. zu bestreiten wird schon knapp... Dann Dir noch eine Werkstatt zulegen von der Du nicht weißt ob sie sich lohnt... Einen Kompagnon ins Boot holen von dem Du nicht weißt ob es auf Dauer Klappt... (so dass es Dir passieren kann dass plötzlich doch 700€ fällig sind...). Das ist alles zu unausgereift und vor allem nicht überschaubar was die Risiken angeht.

Ich gebe Beckenbou recht! Lerne erst mal richtig Deinen Beruf! Sei erst mal ein guter Geselle! Als Handwerker vor allem als Selbstständiger brauchst Du erstmal und vor allem Erfahrung. Und die kannst Du Dir nicht einkaufen oder anlesen, die musst Du mühsam sammeln...

Werkstätten gibt es momentan und auf lange Sicht geügend zu Übernehmen... Lass Dir Zeit!!!
2. September 2013 um 18:26
Da kann ich den Beiden nur recht geben , das hört sich alles super an. Die Werkstatt  ist in Deiner Nähe Du kennst denn jetzigen Inhaber usw,usw aber tu Dir einen riesigen Gefallen und lass es .Im Moment wirst Du denken was wollen die bloß alle von mir ,aber im Nachhinein wirst Du den Jungs dankbar sein . Wie  sie schon gesagt haben Du hast keinerlei ERFAHRUNG ,bist noch nicht mal Geselle ohne Berufserfahrung und willst eine Werkstatt führen ? dazu gehört ne Menge mehr als nur einen Beruf erlernt zu haben. Werd erst mal ein richtiger Gesell mit ein paar Jahren Berufserfahrung und mach dann deinen Meister und wenn Du dann noch immer selbstständig sein willst findet sich bestimmt eine Werkstatt die ggf etwas kleiner und Finanzierbat ist in der Du deine Ideen dann verwircklichen kannst. Und bedenke bitte auch,ich weiß jetzt nicht ob es schon jemand erwähnt hat, Du hast keine Freizeit mehr ,kannst so gut wie kaum noch mit den Kumpels raus gehen oder sonst irgendwelchen Freizeitaktivitäten nachgehen weil du ja den Umsatz bringen mußt ,wie Worschdsub schon sagte das zehnfache an Umsatz nur um die (halbe)Miete bezahlen zu können .
Vieleicht kannst Du  dem Schmied ja ab und zu über dieSchulter schauen das lernt auch ungemien und wenn er die Schmiede zumacht und keinen Nachfolger hat kannst Du evtl einiges von seinem Werkzeug kaufen.
Überleg es dir gut!!!!!!!!!!!!!!!
Gruß von der Grenze



Jörg



Und immer schön das Feuer schüren
2. September 2013 um 20:48
ihr habt ja schon recht, mindestens ein jahr macht der alte herr ja noch, und lernen tu ich bei ihm wohl noch vie, ich werde regelmäßig vorbeikommen und von ihm das alte handwerk lernen. er meinte aber auch das man es evtl so machen könne je nachdem wie fit er noch ist, das quasi er als chef agiert und ich seine arbeiten mache, für ein paar jahre, er meinte nämlich er habe innerhalb von 7 jahren keinen schmiedelehrling gefunden, und will nicht sein wissen und auch nich seine werkstatt mit ins grab nehmen. sollte ich den betrieb nicht übernehmen könne wäre ein kauf seiner werkzeuge eine option, besonders interessant: ein fast neuer 350 kg amboss (wobei der stark abgenutzte 200kg nordeutsche form interessanter wäre weil der noch ne aufgeschmiedete bahn hat und still und leise ist) und ein sahinler lufthammer mit 50kg bär

nunja, ich glaube ich konzentriere mich doch weiter auf meine eigene kleine werkstatt, wäre natürlich super wenn ich doch noch ne alte hütte mitten in der "pampa" bekomme :)
ich wollte nunmal unbedingt schonmal ein paar meinungen, die hab ich bekommen, danke :)
2. September 2013 um 21:10
Schön das Du auf "alte erfahrene leute hörst " Noch ein tip wenn es dann doch soweit ist und Du dich selbstständig machen KANNSTmit erfahrung und Wissen,versuch über Deine Bank einen Existensgründer Kredit bei der KFW zu bekommen die haben sehr günstige Kreditoptionen für Neuanfänger. Nur laß diech von Deiner Bank nicht abwimmeln ,die machen das nicht gerne weil sie nur Arbeit damit haben und nicht viel odr nix verdienen(KFW= Kreditanstalt für dem Wiederaufbau ist Staatlich)
Gruß von der Grenze



Jörg



Und immer schön das Feuer schüren
2. September 2013 um 21:54

@Scheunenschmied, ein Kredit ist nicht die Lösung für eine Selbstständigkeit. Die Selbstständigkeit muß aus Schwarzarbeit/Kleingewerbe wachsen bis sie einen ganz erfüllt. Schulden sind Schulden und keine Lösung nur eine bedingte Hilfe und Last.

Reiner


Man sagte, ein Schlosser habe erst dann ausgelernt, wenn alle 10 Finger gleich lang seien.

Grenzlandschmiede, meine Arbeit
2. September 2013 um 22:41
@ Beckenbou: Selbständigkeit kann nicht aus Schwarzarbeit entstehen... Das ist eine Straftat! Sie entsteht aus Kleingewerbe und Nachbarschaftshilfe!

Und mal ganz am Rande: Kredite machen abhängig... Egal ob KFW oder "Hausbank"! Und die KFW-Kredite sind Schweineteuer...