Temperaturkontrolle in der Gasesse

1. Oktober 2014 um 20:35
Hallo,
ich lese zwar schon lange regelmäßig in diesem Forum mit,
aber das hier wird aber meine erste Aktivität im Forum. Es ist für mich als blutigen Anfänger natürlich eine Frage.
Zunächst noch eine kurze Vorstellung:
Mein Name ist Klaus, ich lebe in der Nähe von Mainz. Ich bin über 60 Jahre alt, habe viel Freizeit und ich habe mir den Schmiedevirus eingefangen. In den letzten Jahren habe ich schon einige "Arbeitsgeräte fürs Schmieden" gesammelt und gebaut: Ich besitze bereits eine Kohleesse, einen 130kg-Ambos mit Unterbau, einen großen Schleifstein (Sandstein, der - motorisch angetrieben - im Wasserbad läuft) und eine kleine Schmiedehütte im Garten.
Um dem Qualm und entsprechenden Beschwerden der Nachbarn aus dem Weg zu gehen, spare ich auf eine Gasesse.Dazu nun meine Frage:

Wie kann ich im Brennraum der Gasesse die Temperatur kontrollieren?
A: Ich stelle mir eine digitale Anzeige vor, die über einen entsprechenden Fühler im Brennraum angesteuert wird.
B: Da Temperaturen bis 1400°C auftreten können, muss es ein Thermoelement sein, das diese Temperaturen auch aushält (Typ K?).
C: Wie führe ich die Anschlußdrähte des Fühlers in den Brennraum?
D: An welcher Stelle im Brennraum muss man messen?

Hat damit schon jemand Erfahrungen gesammelt, oder wer hat Ideen dazu?
Ich habe über die Suchfunktion keinerlei Hinweise erhalten.

Viele werden jetzt sagen: Halte das Eisen rein und lass es rotglühend werden.
Das stimmt schon, aber muss ich vielleicht vor dem Kauf/Bau der Esse schon über eben den Anschluss des Fühlers nachdenken?

Grüße, Klaus

 
1. Oktober 2014 um 21:18
Hallo Klaus,
herzlich willkommen im Forum.

Ich bin kein Gasessen Spezialist, aber ich glaube nicht, dass ein Fühler notwendig ist, außer Du willst die Gasesse speziell zum Härten verwenden. Die Gasessen, an denen ich bisher gearbeitet habe, hatten keinen.

Um den Qualm und die Beschwerden zu vermeiden, könntest Du auch auf Holzkohle oder Futurex umsteigen.

Grüße

Jörg
2. Oktober 2014 um 17:19
Hallo Klaus, du liegst vollkommen richtig. Du tust dir sehr viel leichter wenn du einen K-Fühler vorsiehst. Der Fühler sollte etwa in dem Bereich des Brennes eingesteckt werden und zwar so dass die Flamme nicht auf den Fühler zeigt. Der Fühler wird nur kurz durch die Wandung/Isolierung/Feuerfestbeton eingesteckt bis die Temperatur stehen bleibt. Die Temperatur wird über Gasdruck und verstellen der Essenöffnung eingestellt.

Schau mal bei Conrad Elektronik

Du brauchst:
Thermometer

Fühler
4. Oktober 2014 um 18:27
Hallo und danke für die beiden Antworten:

@ Jörg: An Holzkohle habe ich auch schon gedacht, zumal in Japan wohl nur mit Holzkohlr geschmiedet wird.
Futurex kannte ich noch nicht, habe mich inzwischen schlau gemacht. Das wäre sicher eine Lösung.
Allerdings hat die Gasesse noch weitere Vorteile, die mir sehr angenehm sind. U.a. fällt keine Asche an und für kleine Dinge, die mir vorschweben zu schmieden, ist sie schneller mal in Betrieb genommen.

@Kläus: Vielen Dank für die präzisen Angaben.
Als Anzeige kann ich bestimmt das "Peaktech 5110" nehmen, das ich für Messungen bis 200°C schon besitze.
Den von dir vorgeschlagenen Fühler bestelle ich noch dieses Wochenende bei "C", am Wochenende versandkostenfrei!
Es ist schwer diese Fühler zu finden, es stellt sich alles so unübersichtlich dar. Gerne würde ich mir noch einen Fühler bis 1400°C kaufen. Ist dir da auch etwas bekannt?

Den Zugang zum Brennraum der Esse wird man sich am besten mit einer nachträglichen Bohrung verschaffen, die eventuell zwischen Mantel und Feuerfestbeton mit einer Hülse (Metall oder Glas) zu versehen ist.

Auf der Suche nach einer fertigen Gasesse, bin ich nun auf Thorsten Pohl gestoßen, den du bei einer entsprechenden Anfrage im Forum vorgeschlagen hast.

Ich freue mich auf zusätzliche Anregungen.

Grüße, Klaus 


 
4. Oktober 2014 um 19:03
Bei Torsten Pohl bist du in guten Händen. Vor ihm hab ich fast mein gesamtes Wissen über Gasessen, das ich mir angelesen habe. Auch die Tips zur Temperaturmessung habe ich von Torsten. WENN die Esse mit Feuerfestzement ausgekleidet wird, rate ich dir dringend das Loch für den Fühler direkt in den feuchten Zement zu formen. Ich selbst habe erst heute wieder mit so nem Fühler (bis 1100°C) 1250°C gemessen. Die stecken also ganz schön was weg und sollten auch nur Stickpunktartig verwendet werden und nicht ständig. Eine Hülse ist nicht nötig.
4. Oktober 2014 um 20:07
Ich bin übrigens nicht Deiner Meinung. Eine Kohleesse ist genauso schnell in Betrieb wie eine Gasesse. Und für kleine Werkstücke ist ne Kohleesse deutlich überlegen. Einer Gasesse ist es im Grunde wurscht ob du große oder kleine Werkstücke warmmachst. Es wird immer die ganze Kammer auf Temperatur gebracht und bei kleinen Werkstücken ist das unhandlich, heiß und teuer im Verbrauch.

Eddy hatte an einer selbstgebauten Esse mit Fön als Gebläse extrem wenig Kohleverbrauch. Mir kam es immer so vor, wir würden mehr entgaste Kohle am Schluss entnehmen, als wir Kohle aufgelegt hatten . Natürlich dauerte das etwas länger, aber für kleine Werkstücke super gut geeignet. Etwa vergleichbar mit einer Tretesse (vermute ich).

Gasessen sind meiner Meinung nach perfekt geeignet für Damast oder um um große Mengen Stahl mit dem Luft/Federhammer oder Exzenterpresse oder Reckwalze umzuformen. Auch zum Klingenschmieden.



5. Oktober 2014 um 12:29
Hallo Kläus,
danke für deine Einschätzung.

Ich weiß noch nicht, in welche Richtung ich mich weiter entscheiden werde, ob Gas oder Kohle.
Ich habe zwei Kohle-Essen zur Auswahl:
- Eine Selbstbau-Esse aus einer Bremsdrommel, die in eine gußeiserne Grillwanne eingebaut ist, unten angeflanscht ist ein altes Ölfeuerungsgebläse.
- Eine Feldschmiede mit Fußantrieb.

Nun will ich mal noch Erfahrung sammeln mit einer Gasesse.
 
Natürlich habe ich jetzt erst mal wieder das Pferd von hinten aufgesäumt: Die Temperaturkontrolle für die Gasesse ist so gut wie gelöst, nur ... die eigentliche Gasesse fehlt noch dazu.

Bis Jahresende wird es mit der Anschaffung sicherlich klappen. Ich werde mich wieder melden.

Grüße, Klaus