Schneidenstahl

25. August 2013 um 11:47
Hallo zusammen

 

Zurzeit beschäftige ich mich mit der Materialauswahl für Schneidenstahl für verschiedene Werkzeuge (Äxte, Beile, Messer, Ziehmesser, ...). Damit ich die Bestellung des Stahls möglichst einfach machen kann, möchte ich nur 2 Sorten bestellen:

Zähe, nicht allzu harte Stähle
für Klingen mit Schlag- und Schockbeanspruchung
z.B. für Monostahl Outdoor-/Survivalmesser, als Schneidleiste in Äxten und Beilen, Stemmeisen, ...

Dafür kämen meiner Meinung nach infrage:
1.2550 (60WCrV8)

Harte Stähle die nicht sehr zäh sein müssen
Für sehr scharfe Klingen die keiner Schlag-/Schockbelastung ausgesetzt werden
z.B. Küchenmesser, Ziehmesser, Tischlerbeile, ...

1.2842 (90MnCrV8) mein Favorit
100Cr6
1.2379 (X153CrMoV12) ist der überhaupt schmiedbar – 1.53% C!!!
1.2510 (100MnCrW4)

Was meint ihr dazu? Sind die Stähle für diese Werkzeuge geeignet oder soll ich etwas ändern?

Danke für die Hilfe
Gruss Philipp

25. August 2013 um 13:01
Die Auswahl passt schon, den 1.2379 würde ich weglassen. Ansonsten sind alle Stähle gute Wahl. Wenn ich dich richtig verstanden habe willst du deine beiden Stähle aber auch als Schweißverbund nutzen können, und da würde ich ich den 1.2550 gegen was anderes tauschen. 2% Wolfram lassen sich noch schweißen könnte aber die Sache doch unnötig schwierig machen gerade bei dem CrV Anteil. Stähle mit CrV Anteil härten oft schon an der Luft oder auf dem Amboss wie ich vor Jahren am 1.2842 nach einigen Fehlschlägen erkannt habe. Wichtig ist hier den Stahl immer schön warm zu halten und langsam abkühlen zu lassen. Ich persönlich würde einen einfachen CK75 oder 80Cr2 vorziehen. Die sind zäh, erreichen fast vollständige Härte und verzeihen auch mal nen Fehler. Leicht zu schärfen sind sie auch.
25. August 2013 um 14:25
Vielen Dank Kläus
CK75 und 80Cr2 bekomme ich bei dem Händler, bei dem ich bestellen will, leider nicht.

Den 1.2550 hätte ich gerne verwendet weil er als schlagzäher, zäher und doch recht harter Stahl bezeichnet wird. Aber wenn der nicht gut schweissbar ist ... 

Den 1.2842 würde ich gerne verwenden, weil er ein häufiger Messerstahl ist, den ich auch einfach beschaffen kann und später dann evtl. für erste Damast-Versuche benutzen kann. Dass er beim normalen abkühlen etwas Härte annehmen kann wäre meiner Meinung nach nicht sehr schlimm, da ich, ausser schleifen, keine spanende Bearbeitung mache.

Ich denke ich bestelle vom 1.2842 und benütze ihn, vorläufig mal, für alle Schneidwerkzeuge und lasse ihn für z.B. Äxte oder Outdoormesser einfach etwas höher an, dann wird er ja auch sehr zäh. Aber gerne lese ich auch eure Erfahrungen und Meinungen über diese und andere Schneidstähle
25. August 2013 um 14:43
Ich hab gerade nochmal nachgeschlagen. Der empfolene max. W Gehalt fürs feuerschweißen wird mit 3% angegeben. Also sollte der 1.2550 doch noch gut schweißbar sein. Hat mich mal wieder mein Gedächtnis getäuscht
25. August 2013 um 14:53
Super, danke nochmals. Da ändert sich nicht nur meine Laune (den 1.2550 wollte ich unbedingt) sondern gleich auch noch die Bestellung 
25. August 2013 um 18:15
Statt des 1.2842 würde nicht nur ich den 1.2510 bevorzugen.

Gruß Maik
Homepage
25. August 2013 um 18:26
Moin Phillip,
wenns um eingesetzte  oder aufgesohlte Schneiden geht, würde ich immer auf einen simplen C-Stahl setzen. Da bin ich dann doch Purist, sonst könnte man das Schmiedestück doch gleich aus 'nem Monostahl machen.
Ich benutze C60, CK 75, CK 105 und in Ausnahmefällen CK 125. Lässt sich alles prima schweißen, härten und schleifen.

Gruß,
Timm
25. August 2013 um 19:12
Hallo Timm

Da ich für den Anfang einen Stahl möchte mit dem ich möglichst viele verschiedene Werkzeuge herstellen kann, möchte ich einen Werkzeugstahl, weil diese doch deutlich bessere Eigenschaften wie Zähigkeit, Härte, Schnitthaltigkeit, ... haben. Damit kann ich z.B. eine Monostahl-Messer, aber auch eine Schneidleiste in einer Axt machen.

Da nicht alle Werkzeuge die gleichen Anforderungen haben (Spaltaxt - Küchenmesser) besorge ich mir zwei Stähle - z.B. 1.2550 und 1.2842.

Kohlenstoffstähle mit mehr als 0.6%C bekomme ich bei dem Händler, bei dem ich bestelle leider nicht. Den C60 würde ich zwar bekommen, aber er ist doch für ein Messer (Ausnahme Outdoormesser u.ä.) ziemlich weich. Für eine Axt vielleicht noch in Ordnung. Könnte der 100Cr6 allenfalls einen Ck105 "ersetzen"? Den würde ich nähmlich bekommen. 

Das Schmiedestück aus Monostahl machen - für ein Messer ok, aber eine Axt aus 1.5kg relativ warmfesten Werkzeugstahl nur mit dem Handhammer formen  

Gruss Philipp 
25. August 2013 um 19:32
Moin,
gerade wenns um Werkzeuge geht, bin ich ein Fan von C-Stählen. Natürlich gibts bestimmte Anwendungsgebiete, in denen besondere Legierungen von Vorteil sind, zumeist sind es aber Anwendungen mit Maschinenkraft (HSS oder Pro-PM für Drechseleisen z.B., oder besondere warmfeste Stähle für Gesenke). Für Handwerkzeuge halte ich die simplen nach wie vor für am besten geeignet.
Mit dem 1.3505 hast du sicherlich auch 'nen guten Allrounder als Stahl zum Einlaminieren, auch wenn der Chrom dir etwas Ärger bereiten könnte.

Gruß,
Timm
25. August 2013 um 21:13
Hallo Timm

Ich denke jeder Schmied hat seine Erfahrungen mit den verschiedenen Stählen und jeder würde mir wieder einen anderen Stahl empfehlen. Klar sind die einfachen Kohlenstoffstähle z.T. auch geeignet für mein Vorhaben, aber da ich diese nicht so einfach bekomme, sammle ich nun mal meine Erfahrungen mit Werkzeugstahl (was ja sicher auch funktionieren wird). Die Stähle die ich nun ausgewählt habe (1.2550 und 1.2842) sind ja auch für Schneidwerkzeuge optimiert worden.
Falls ich mit diesen nicht klar komme, kann ich ja immer noch mit einfachen Kohlenstoffstählen arbeiten. 

Danke für die Hilfe

Gruss Philipp 
25. August 2013 um 23:04
Klugscheißmodus an:
Die genannten Stähle SIND "Werkzeugstähle"
Klugscheißmodus aus.
27. August 2013 um 21:10
Hi Phillip,
ich denke du hast da eine recht gute Entscheidung getroffen. Aufpassen solltest du aber, da  der 2842 in Messerform bei normaler Abkühlung sofort durchhärtet und der 1.2550 wahrscheinlich zur Karbidlösung etwas länger gehalten werden sollte als Kohlenstoffstähle.

C60 würde ich zwar bekommen, aber er ist doch für ein Messer (Ausnahme Outdoormesser u.ä.) ziemlich weich

Da kann ich so nicht zustimmen, die Härte steigt mit steigendem Kohlenstoffgehalt sehr schnell, deshalb wird der C60 auch bereits brauchbar hart.
Siehe auch auf dieser Seite etwas weiter unten
Du hast halt so gut wie keine Karbide in der Matrix enthalten.

Grüße,
Eisenbrenner
28. August 2013 um 17:29
Hallo Zusammen

@Timm
die von Dir genannten Stähle sind Vergütungsstähle(z.B. C60)

@ Eisenbrenner
Falls der 1.2842 durch normales abkühlen Härte annimmt, wäre das nicht so schlimm weil ich, ausser schleifen, keine spanende Bearbeitung mache.
Das Diagramm gibt die maximal erreichbare Härte an -> also nur im besten Fall, und wahrscheinlich vor dem Anlassen. Wie es nach dem Anlassen mit der Härte aussieht steht leider in keinem Datenblatt (ich hab jedenfalls keins gefunden), weil wahrscheinlich C60 im "Normalfall" vergütet und nicht gehärtet wird.Von einem Stahl wie z.B. dem 1.2842 weiss ich aber, dass er auch nach dem anlassen noch eine gute Härte hat (200°C - ca. 60HRC), um ihn als Messer verwenden zu können.

Danke für die Hilfe

Gruss Philipp 
28. August 2013 um 18:55
@Philipp

Die Kohlenstoffstähle über dem C 60 werden nicht mehr als Vergütungsstähle bezeichnet, sondern gehören zu der Gruppe der unlegierten Werkzeugstähle.

Gruß

Sebastian
29. August 2013 um 21:55
Wie schon gesagt, der C60 ist durchaus für Messer brauchbar, gerade wenn sie was ab können sollen und trozdem dünner ausgeschliffen sind. Nicht umsonst waren früher viele Kochmesser aus diesem Stahl und sind es heute immer noch:
http://www.messerkontor.eu/Kochmesser-Firmen/Guede/Guede-Alpha-C60:::3_14_17.html
Ich denke die 58 Hrc sind auf jeden Fall erreichbar, da man bei der Abkühlung von kleineren Querschnitten eher im oberen HRC breich landen sollte. Man muss auch nicht immer bei 200° anlassen ...
http://www.kind-co.de/en/pdf/downloads_prospekte/kaltarbeitstaehle.pdf
Das Güde wird ja sogar mit 60 HRC beworben.

Mir ist aber in den meisten Fällen ein 80CrV2 oder 1.2842 auch lieber.
Bei letzterem bist du aber schnell auch mal deutlich über 60HRC bei 200° Anlasstemperatur.
Das Schleifen eines gehärteten Stahls verschleißt die Bänder deutlich schneller und geht langsamer als beim selben Stahl ungehärtet.

Grüße,
Eisenbrenner
Zuletzt bearbeitet: 29. August 2013 um 21:56, Eisenbrenner