Saufeder aus Damast

26. Juni 2017 um 12:34
Ein Bekannter von mir ist schon lange auf der Suche nach einer Original Frevert- Saufeder von Puma. Leider sind die Teile neu sehr teuer und gebraucht so gut wie nie zu bekommen. Ich hatte mir vorgenommen irgendwann mal so etwas ähnliches zu schmieden, allerdings fehlte mir eine entsprechende Anleitung. Auf Nachfrage konnte ich zwar jemanden finden der schon einmal eine Saufeder "geschmiedet" hat, allerdings die Tülle aus Blech an die Klinge angeschweißt und das ganze auch aus nicht härtbarem Material gefertigt, also mehr ein Anschauungsobjekt denn eine brauchbare Jagdwaffe.

Nachdem mein UHF50 in groben Zügen funktioniert habe ich diesen Samstag genutzt und den Hammer ausprobiert. Mit einigem Geschummel (Form letztendlich doch nur sehr grob geschmiedet, den Rest geschliffen) ist das dabei raus gekommen: IMG_20170625_011028.png


Ausgangsmateriall waren Bleche aus 1.2842 und 75Ni8, 30x 100x 3 bzw. 4mm, einfach verschweißt nicht weiter gefaltet/ gestapelt. Ein paar Schmiedemacken und Dellen sind in der Oberfläche zu sehen, da hätte ich genauer arbeiten müssen bzw. mehr Aufmaß zum Schleifen lassen sollen.

In Öl gehärtet, 2x Angelassen, grob bis Korn 240 geschliffen und in starkem Kaffee "geäzt", Schneiden auf Wasserstein geschliffen. Reicht für Papier, ob die Saufeder einem annehmenden Wildschwein stand hält kann man probieren, sollte man aber nicht provozieren...

Ob ich das erste Stück behalte oder an meinen Bekannten weitergebe weiß ich noch nicht, vielleicht tauschen wir gegen die entsprechenden Eschenstiele.
Zuletzt bearbeitet: 26. Juni 2017 um 15:01, Florian Klauß
26. Juni 2017 um 16:19
hmm optisch eine sehr schöne Arbeit, wenig Faltungen der Bleche ergibt einen schönen groben Damast und in Kaffee geätzt ein wunderbarer Kontrast zum Nickelhaltigen Stahl. 75 Ni8 enthält doch Nickel oder????
ob die Saufeder einem annehmenden Wildschwein stand hält

....möchte ich nicht ausprobieren. Das gute Stück sieht mir doch recht filigran aus. Oder täuscht das Foto? Hättest mal die Maße angebn können.

Ich denke es wird schon eine Verwendung finden. Freue mich außerdem, daß endlich mal wieder handwerkliche Arbeiten gezeigt werden.
Volker
Zuletzt bearbeitet: 26. Juni 2017 um 16:24, volker mühlberg (volker53)
26. Juni 2017 um 16:52
Freue mich außerdem, daß endlich mal wieder handwerkliche Arbeiten gezeigt werden.

dem schließe ich mich vorbehaltlos an. Suuper Arbeit

Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
26. Juni 2017 um 17:03
Danke erstmal!

Ja, 75Ni8 bleibt durch den Nickelgehalt silber.

Die Saufeder ist gesamt ca. 30cm lang, vielleicht täuscht das Foto.

Die einzelnen Elemente auf dem Tisch sind zwischen den Nuten ca. 80mm breit, kann man die Größe ungefähr draus ableiten, 120354.png
da war es aber noch nicht geschliffen.

Klinge wird mittig um die 5mm dick sein.
Zuletzt bearbeitet: 26. Juni 2017 um 17:05, Florian Klauß
26. Juni 2017 um 20:00
Uff, sehr schöner Speer!
Ich habe keine Ahnung von Saufedern, aber genau gestern hab ich seltsamerweise in einem Fantasy- Buch(!) gelesen eine Saufeder habe eine Parierstange um das angreifende Wildschwein zu stoppen- kam mir logisch vor, wer will schon eine  tödlich aufgespießte Wildsau haben, die einem den Speerschaft hochrennt?
Ist aber vielleicht auch quatsch.
Auf jeden Fall ein sehr schöner Damast, und eine super Arbeit!
Die Tülle ist unten Offen oder verschweißt?
VG, Edgar
26. Juni 2017 um 22:25
also doch schon etwas stärkeres. kam auf dem ersten bild nicht so rüber
vm
26. Juni 2017 um 22:27
Die Tülle ist offen.

An besagter Frevert- Saufeder ist eine Parierstange aus Hirschhorn direkt hinter dem "Speer" am Schaft angebracht. Wäre sie zwischen Klinge und Tülle, wäre die Klinge ggfs bei einem großen Stück nicht lang genug. Idee dafür schwebt mir schon vor, das war mir für das erste Teil aber zu riskant nur um es vielleicht zu ruinieren.
26. Juni 2017 um 23:47
Edgar: Kein Quatsch. Sauen ließ man früher gern auf den Speer auflaufen. Damals gab es aber noch keine Präzisionsgewehre und nicht den Hauch eines Tierschutzgedankens.

Zur Saufeder: Wunderschön, wie ich finde! Hast Du die Tülle klassisch gebreitet, umgebogen und verschweißt?
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
27. Juni 2017 um 05:56
Danke!

Gebreitet und gebogen ja, verschweißt nein.

Irgendwie ist man ja doch selbst gespannt auf das Ergebnis und wenn man die groben Fertigungsschritte einmal gemacht hat kann an sich für die kommenden Projekte noch die eine oder andere Feinheit vornehmen. Das könnte z.B. die Parierstange oder eine verschweißte Tülle sein.
28. Juni 2017 um 06:23
Sauen ließ man früher gern auf den Speer auflaufen. Damals gab es aber noch keine Präzisionsgewehre und nicht den Hauch eines Tierschutzgedankens.

Eher nicht. Saufedern wurden verwendet, um Sauen, die von den Saurüden gestellt wurden, abzufangen. Der Stich erfolgte dabei üblicherweise seitlich etwas oberhalb des Schulterblattes, da hier Herz, Lunge und Aorta liegen. Durch einen halbkreisförmigen Schnitt erfolgt die Eröffnung der Gefäße, so dass das Tier durch einen starken Blutverlust sehr schnell verendet. Für den Fall, dass die Sau den Jäger annimmt, kann der Stich auch von schräg vorn erfolgen, das ist aber schwierig und eher selten. Mit Jagdgewehren nutzt man übrigens das selbe Prinzip. Heute werden Saufedern nur noch bei der Nachsuche verwendet (Jagd mit Speer oder Pfeil und Bogen ist in D nicht zulässig), wenn das Tier waidwund geschossen wurde und daher abgefangen werden muss.  So viel zur jagdlichen Theorie. 

Zu Deiner Saufeder: Mir gefällt das grobe Damastmuster auch sehr gut!! Die Saufeder macht alles in allem einen sehr guten Eindruck. Welchen Durchmesser hat der Schaft? Wie bereits geschrieben wurde, besitzen Saufedern eine Parierstange, um beim beherzten Abfangen nicht durchzustechen, da dann der halbkreisförmige Schnitt nicht gelingt und das Tier länger leidet. Gebrauchsfähige Saufedern sollten daher auf beiden Seiten sehr scharf sein. Zudem empfiehlt sich eine Spitze mit abgerundeter Schneide, da spitze Spitzen (komischer Ausrduck) in Knochen hängen bleiben können.

EDIT: Ich bin massiv beeindruckt, wie gut der Damast durch Kaffee zeichnet. Wie hast es angestellt? Einfach nur Kaffee aufgebrüht und über Nacht ziehen lassen?
Zuletzt bearbeitet: 28. Juni 2017 um 08:12, Christian Baum
28. Juni 2017 um 09:35
Der Schaft kann zwischen 35- 40mm im Durchmesser haben, in dem Bereich bewegt sich der Durchmesser der Tülle.

Für die Kaffee- Behandlung einfach billigen Instant- Kaffee nehmen, eine "harte" Mischung machen (ca. ein 1/4 Inhalt der Dose auf 2 Liter Wasser) und das Werkstück einlegen. In diesem Fall war nach einer Stunde nicht genug zu sehen, nach ca. 8 Stunden war alles matt grau- schwarz. Habe dann nachmal mit einem Küchenschwamm alles abgewischt, neu Brühe angesetzt und für etwas über eine Stunde eingelegt, danach war die Färbung wie auf dem Foto. Allerdings muß man dazu sagen, daß ich glaube die Kaffee- "Ätzung" ist gut für einen starken Kontrast, allerdings nicht so haltbar wie eine Ätzung mit Säure. Vielleicht probiere ich nochmal eine Kombi aus beidem.

Beide Schneiden sind scharf, ob die Spitze zu spitz ist kann ich nicht sagen...
28. Juni 2017 um 10:10
Der Schaft kann zwischen 35- 40mm im Durchmesser haben, in dem Bereich bewegt sich der Durchmesser der Tülle.

Das ist auch eine gute Größe für "verwendbare" Saufedern. Gefällt mir!

Ob die Spitze zu spitz ist, wäre ja auch nur relevant, wenn du damit auch wirklich jagend willst.

So zur Info: aktuell käufliche Saufedern (wenn man sie denn noch nennen darf) bestehen aus einem Edelstahlrohr, welches schräg angeschnitten und geschärft ist. Sehr effektiv, aber eben nicht ansehnlich...
28. Juni 2017 um 10:24
Saufedern gibt es reichlich, aus Damast habe ich allerdings bis jetzt noch keine gesehen.

Von einfach bis aufwändig gearbeitet, von traditionell bis modern in der Form, mit verschiedenen Schäften ist alles dabei...rautenförmiger Querschnitt oder mit Blutrinne etc. pp. Ideen gibt es viele, ob der heute eher übersichtlichen Nutzung nur wenig Erfahrungen.

Die original Puma mit fast 2000€ bestimmt am oberen Ende der Preisspirale bis 69€ als "echte Handarbeit" auf einer Verkaufsplattform angepriesen...

Wenn ich mein nächstes Reh erlegt habe werde ich mal mit dieser durch den Brustkorb stechen und gucken wie scharf sie wirklich ist, bzw. mal gezielt auf eine Rippe stechen. Im aufgebrochenen Zustand kann man dann mal sehen wie weit die Klinge eindringt etc. pp. Ansonsten wird sie wahrscheinlich eher als Deko im Jagdzimmer stehen/ hängen.
28. Juni 2017 um 16:14
Hallo,
die Saufeder aus Damast ist wirklich schön geworden ohne Frage aber ich würde Sie trotzdem als schönes Schauobjekt in Dein Jagdzimmer hängen. Den Umgang mit der Saufeder sollte man beherrschen, es verlangt dazu sehr viel Übung und Geschick ,ansonsten richtet man an Mensch und Tier erheblichen Schaden an.  Das man die Sauen füher in die Feder laufen lies ist Quatsch, einige Größenwahnsinnige nutzten diese Art gelegentlich als Mutprobe, was dabei zum größten Teil heraus kam lasse ich mal offen. Ich kenne Keinen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, der den Umgang mit der Saufeder bei der Nachsuche anwendet und beherrscht.

Gruß aus Nordhessen

Manfred
28. Juni 2017 um 16:53
Manfred: Um "früher" zu präzisieren sei gesagt, dass es um jene düsteren Zeiten der europäischen Geschichte geht, in der ein mutiger Recke noch den Zweikampf mit der Bestie zu suchen hatte. Ein Jäger der Fleisch erwarb, um zu leben, wird auch damals nicht wahnsinnig genug gewesen sein, seine Haut dergestalt aus Spiel zu setzen. Da gebe ich Dir vollkommen Recht.
Grüße aus dem Oberberg

Steffen